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MatthiasT
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In einem anderen Thread ging es darum beim Mischen die Monitore durch Kopfhörer zu ersetzen. Das taucht ja öfter auf und wird für gewöhnlich recht schnell abgebügelt.
Da ich schlicht aus dem Grund dass ich auch nicht zu jeder Tages und Nachtzeit beliebig laut sein kann ebenfalls gerne mal unter dem Kopfhörer mischen würde habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht wie man das lösen könnte. Da Interesse daran bestand will ich das mal ein wenig ausführen.
Der normale Ansatz ist hier das sog. Crossfeed das einfach einen Teil des einen Stereokanals in den anderen hinein mischt, gegebenenfalls mit einer Höhenabsenkung um die head related transfer function anzunähern. Das ist jetzt nicht das Gelbe vom Ei.
Man findet allerdings an dieser Stelle gemessene HRTFs mit einem KEMAR Kunstkopf aus allen möglichen Winkeln in einem schallarmen Raum. Das Zeug steht unter der MIT Lizenz und ist somit frei benutzbar, die Autoren (Bill Gardner und Keith Martin) wollen nur genannt werden was hiermit dann geschehen ist. Netterweise ist auch schon die Übertragungsfunktion des Lautsprechers und der Mikrofone mit denen gearbeitet wurde raus gerechnet.
Die KEMAR Kunstkopf kenne ich und die ist recht akkurat. In der Anordnung ist auch der Torso enthalten was ebenfalls gut ist da die Schulten doch einiges in der 3D Ortung ausmachen.
Um mittels Kopfhörer Monitorboxen simulieren zu können müssen wir quasi aus der normalen Stereoaufnahme eine Kunstkopfaufnahme einer Stereo-Anordnung erstellen. Eine Fake-Kunstkopfaufnahme können wir erstellen indem wir auf ein (Mono)Audiosignal die (Stereo)Impulsantwort aus dieser Sammlung falten.
Das Stereodreick ist nach Lehrbuch ein gleichseitiges Dreieck aus Boxen und Hörer. Die rechte Box ist also von einem selber aus gesehen 30 Grad rechts und auf Ohrhöhe positioniert. Die passende Impulsantwort darauf ist folglich 30 Grad horizontal und 0 Grad vertikal verschoben. Für den linken Kanal müssen die Stereokanäle der Impulsantwort invertiert werden. Eigentlich klar.
In Reaper hab ich das folgendermaßen umgesetzt: Ich habe zwei Spuren erstellen, nennen wir sie mal "Rechts" und "Links".
Spur "Recht" ist mittig gepant und bekommt als receive die Masterspur. Dieser ist Pre-Fader und komplett nach rechts gepant so dass wir auch nur die rechte Seite bekommen.
Dann kommt die Effektkette: Als erstes muss das Signal Mono werden. Dazu benutze ich Kelly Industries Stereo Tools, einfach weil ich es eben greifbar habe. Dahinter kommt das den meisten wohl bekannte SIR wo die Impulsantwort hinein kommt.
Mit der Spur links geht es dann genau so, nur dass man eben die linke Seite des Masters anzapft und hinter der Faltung die Stereokanäle noch einmal invertiert, was ich ebenfalls mit den Stereo Tools gemacht habe.
Es dürfte aber ne Menge Plugins geben die das können. In anderen DAWs läuft das Routing sicher anders und ich bin sicher dass man das in Reaper auch eleganter machen kann, aber das Prinzip sollte klar geworden sein. Und noch eine kleine Anmerkung am Rande: In SIR das Direktsiginal muten.
So, als Test habe ich dann gleich mal ein wenig Musik starken Stereoeffekten in die DAW geworfen, mittelmäßige Enttäuschung. Räumliche Abbildung ist da, aber es klingt ... naja ... beschissen. Dünn und plärrig.
Was auch recht klar ist wenn man nur einen Moment das Ding zwischen den Ohren anwirft, was ich in der Folge dann auch gemacht habe. Auf dem Weg von Lautsprecher ins Ohr (egal ob künstlich oder echt) wird das Signal nicht nur in den Laufzeiten links/rechts sondern auch im Spektrum ordentlich verbogen. Dem tragen Kopfhörer schon Rechnung indem sie diffusfeldentzerrt sind, sprich diese Eigenschaften im Frequenzgang berücksichtigen damit es sich realistischer anhört. Der akademisch korrekte Weg wäre es diese Übertragungsfunktion des Kopfhörers rauszurechnen... nun, praktisch muss dann eher die Impulsantwort dran glauben. Quick n dirty einfach das Spektrum der Impulsantwort genommen, invertiert und entsprechend gerade dengeln lassen.
Damit ist das Ergebnis für eine halbe Stunde rumbasteln schon erstaunlich gut. Zumindest habe ich es besser empfunden als die Plugins für diesen Zweck ich früher mal probiert hatte und die alle recht untauglich waren.
Was simuliert wird ist die Situation dass man mit Nahfeldmonitoren im Schallarmen Raum sitzt, also ist es immer noch direkter als im Zimmer vor den Monitoren. Ich glaube aber nicht dass das wirklich nachteilig ist.
Ich habe mal die EQte Impulsantwort angehängt, es darf also jeder gerne mal probieren. Mich würde wirklich interessieren wie andere das wahr nehmen.
Ich denke da steckt noch eine Menge Potential drin. Den Bassbereich könnte man zum Beispiel aus der ganzen Rechnung heraus nehmen und "ideal" übertragen denn er ist a.) eh nicht ortbar und b.) ist auch der schallarme Raum hier nicht mehr schallarm. Das Ziel ist ja eher die Stereo-Ortung der von Monitoren anzupassen, nicht die Raumprobleme im Bass in die Kopfhörerwelt zu importieren.
Das geht sicher alles noch besser, das ist jetzt alles sehr gepfuscht und schnell gemacht. Aber eure Meinung dazu würde mich interessieren. Ich denke das könnte für einige ja durchaus interessant sein, sei es weil man sich teure Monitore nicht leisten kann oder sei es dass man einfach aus Lautstärkegründen öfter mal gezwungen ist mit dem Kopfhörer zu arbeiten.
So, viel Spaß damit, ich werde auf jeden Fall am Thema dran bleiben.
Da ich schlicht aus dem Grund dass ich auch nicht zu jeder Tages und Nachtzeit beliebig laut sein kann ebenfalls gerne mal unter dem Kopfhörer mischen würde habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht wie man das lösen könnte. Da Interesse daran bestand will ich das mal ein wenig ausführen.
Der normale Ansatz ist hier das sog. Crossfeed das einfach einen Teil des einen Stereokanals in den anderen hinein mischt, gegebenenfalls mit einer Höhenabsenkung um die head related transfer function anzunähern. Das ist jetzt nicht das Gelbe vom Ei.
Man findet allerdings an dieser Stelle gemessene HRTFs mit einem KEMAR Kunstkopf aus allen möglichen Winkeln in einem schallarmen Raum. Das Zeug steht unter der MIT Lizenz und ist somit frei benutzbar, die Autoren (Bill Gardner und Keith Martin) wollen nur genannt werden was hiermit dann geschehen ist. Netterweise ist auch schon die Übertragungsfunktion des Lautsprechers und der Mikrofone mit denen gearbeitet wurde raus gerechnet.
Die KEMAR Kunstkopf kenne ich und die ist recht akkurat. In der Anordnung ist auch der Torso enthalten was ebenfalls gut ist da die Schulten doch einiges in der 3D Ortung ausmachen.
Um mittels Kopfhörer Monitorboxen simulieren zu können müssen wir quasi aus der normalen Stereoaufnahme eine Kunstkopfaufnahme einer Stereo-Anordnung erstellen. Eine Fake-Kunstkopfaufnahme können wir erstellen indem wir auf ein (Mono)Audiosignal die (Stereo)Impulsantwort aus dieser Sammlung falten.
Das Stereodreick ist nach Lehrbuch ein gleichseitiges Dreieck aus Boxen und Hörer. Die rechte Box ist also von einem selber aus gesehen 30 Grad rechts und auf Ohrhöhe positioniert. Die passende Impulsantwort darauf ist folglich 30 Grad horizontal und 0 Grad vertikal verschoben. Für den linken Kanal müssen die Stereokanäle der Impulsantwort invertiert werden. Eigentlich klar.
In Reaper hab ich das folgendermaßen umgesetzt: Ich habe zwei Spuren erstellen, nennen wir sie mal "Rechts" und "Links".
Spur "Recht" ist mittig gepant und bekommt als receive die Masterspur. Dieser ist Pre-Fader und komplett nach rechts gepant so dass wir auch nur die rechte Seite bekommen.
Dann kommt die Effektkette: Als erstes muss das Signal Mono werden. Dazu benutze ich Kelly Industries Stereo Tools, einfach weil ich es eben greifbar habe. Dahinter kommt das den meisten wohl bekannte SIR wo die Impulsantwort hinein kommt.
Mit der Spur links geht es dann genau so, nur dass man eben die linke Seite des Masters anzapft und hinter der Faltung die Stereokanäle noch einmal invertiert, was ich ebenfalls mit den Stereo Tools gemacht habe.
Es dürfte aber ne Menge Plugins geben die das können. In anderen DAWs läuft das Routing sicher anders und ich bin sicher dass man das in Reaper auch eleganter machen kann, aber das Prinzip sollte klar geworden sein. Und noch eine kleine Anmerkung am Rande: In SIR das Direktsiginal muten.
So, als Test habe ich dann gleich mal ein wenig Musik starken Stereoeffekten in die DAW geworfen, mittelmäßige Enttäuschung. Räumliche Abbildung ist da, aber es klingt ... naja ... beschissen. Dünn und plärrig.
Was auch recht klar ist wenn man nur einen Moment das Ding zwischen den Ohren anwirft, was ich in der Folge dann auch gemacht habe. Auf dem Weg von Lautsprecher ins Ohr (egal ob künstlich oder echt) wird das Signal nicht nur in den Laufzeiten links/rechts sondern auch im Spektrum ordentlich verbogen. Dem tragen Kopfhörer schon Rechnung indem sie diffusfeldentzerrt sind, sprich diese Eigenschaften im Frequenzgang berücksichtigen damit es sich realistischer anhört. Der akademisch korrekte Weg wäre es diese Übertragungsfunktion des Kopfhörers rauszurechnen... nun, praktisch muss dann eher die Impulsantwort dran glauben. Quick n dirty einfach das Spektrum der Impulsantwort genommen, invertiert und entsprechend gerade dengeln lassen.
Damit ist das Ergebnis für eine halbe Stunde rumbasteln schon erstaunlich gut. Zumindest habe ich es besser empfunden als die Plugins für diesen Zweck ich früher mal probiert hatte und die alle recht untauglich waren.
Was simuliert wird ist die Situation dass man mit Nahfeldmonitoren im Schallarmen Raum sitzt, also ist es immer noch direkter als im Zimmer vor den Monitoren. Ich glaube aber nicht dass das wirklich nachteilig ist.
Ich habe mal die EQte Impulsantwort angehängt, es darf also jeder gerne mal probieren. Mich würde wirklich interessieren wie andere das wahr nehmen.
Ich denke da steckt noch eine Menge Potential drin. Den Bassbereich könnte man zum Beispiel aus der ganzen Rechnung heraus nehmen und "ideal" übertragen denn er ist a.) eh nicht ortbar und b.) ist auch der schallarme Raum hier nicht mehr schallarm. Das Ziel ist ja eher die Stereo-Ortung der von Monitoren anzupassen, nicht die Raumprobleme im Bass in die Kopfhörerwelt zu importieren.
Das geht sicher alles noch besser, das ist jetzt alles sehr gepfuscht und schnell gemacht. Aber eure Meinung dazu würde mich interessieren. Ich denke das könnte für einige ja durchaus interessant sein, sei es weil man sich teure Monitore nicht leisten kann oder sei es dass man einfach aus Lautstärkegründen öfter mal gezwungen ist mit dem Kopfhörer zu arbeiten.
So, viel Spaß damit, ich werde auf jeden Fall am Thema dran bleiben.
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