Moderne Sets eher wieder kleine Kessel - warum?

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Hallo Zusammen

Bin zwar Gitarrist aber mir brennt schon seit längerem eine Frage....

In den 80ern hatten die Drummer meiner Bands immer diese Sets mit diesen Riesentoms und Bassdrums. Bei den Bassdrums 24" mindestens eher 26" und die Toms sahen grössenmässig meist aus wie heute Standtoms. Also diese verlängerten Kessel. Gerade die Sonor Phonics waren ja Riesensets.

Komischerweise sieht man die heute gar nicht mehr. Gab es da mal einen "Knick" im Geschmack der Drummer oder warum ist das so? Die heutigen Sets muten mir doch eher wieder an wie in den Sixties? Oder liege ich da falsch? Bietet überhaupt ein Hersteller noch Sets mit überlangen Kesseln an?

Grüssle
Jürgen
 
Eigenschaft
 
weiß nicht wie alt Du bist, aber vermutlich wirst Du das noch erleben, daß das alles wiederkommt - eine Mode jagt die andere, alles behaupten, sie hätten was neues - in Wirklichkeit wird in aller schönster Regelmäßigkeit der alte Bestand wiedergekaut.

Nix weiter denken, das ist einfach eine Marketing-Geschichte, auf die vor allem die jungen Kollegen reinfallen bzw. ständig hinterherhecheln.

Das beste ist einfach, das bewährte behalten sich zurücklehnen und zusehen wie die Dinge ständig kommen und gehen. Was wirklich neues ist ziemlich selten!
 
Ach William, mitunter hast Du eine leicht verschrobene Art, die Dinge darzustellen. Die Frage des threadstellers wurde jedenfalls nicht wirklich beantwortet!

In der Tat geht der Trend heute (und schon seit einigen Jahren) verstärkt in Richtung kürzerer Kesseldimensionen. Viele Hersteller (das wollte WIlliam damit wohl ausdrücken) haben diesen trend befeuert - wenn nicht hervorgerufen - indem sie alternative Kessel zu jahrelang erfolgreichen Modellen designten. Ganz vorne dabei war und ist z. B. Tama, die seinerzeit die Superstar Serie optional als "Hyperdrive" anboten. Nachdem dies offenbar zu hohen Verkaufszahlen führte, sind viele andere Hersteller aufgesprungen, um Ihrerseits entsprechende sets anzubieten.
Abseits vom Marketing muss aber auch festgestellt werden, dass diese Hyperdrive´s Ihren Reiz haben, denn abgesehen von einer Vereinfachung im setaufbau (weniger Volumen = mehr Platz = niedrigerer und kompakter Aufbau), sind die Dinger auch klanglich sehr interessant. Alleine hier im board gibt es sehr viele, die entsprechende sets spielen. Es gibt sogar geniale Bastler hier, die solche sets bauen! Daher kann man diesen Trend nicht einfach nur als Marketingmasche abtun, da steckt schon ein wenig mehr dahinter.
Ich würde heute ganz sicher kein set mehr mit quadratischen oder gar noch größeren Dimensionen spielen wollen, die knackigen percussiven sounds, die heute "in" sind, wollte ich nicht gegen die bassigen und häufig genug mumpfigen sounds der 80er eintauschen wollen. Ausserdem setzen sich Kessel mit höherfrequentigen sounds häufig viel besser gegen Marshall-Wände durch, als man vielleicht meinen würde.

...Achja... ich spiele kein Hyperdrive Set - aber eben auch kein old-school-dicke-Toms-set!
 
ich hoffe doch sehr, daß Du jetzt nicht behauptest, die flachen Toms hätten wir noch nicht gehabt... - ein kleiner Blick in die 50iger/60iger des letzten Jahrhunderts genügt, dünn waren die Kessel auch.

Und das hat nichts daran geändert, daß in den 80igern Signature/PhonicPlus und Klone kamen, und die Hyperdrive´s werden auch nix dran ändern, daß wir irgendwann superneue nie dagewesene quadratische superschwere Kessel haben werden.

Ich bin da sehr zuversichtlich!
 
Es stimmt aber schon, dass Trends kommen und gehen.

Der heute gerne verwendete Minimalaufbau mit je einer Hänge- und Standtom und Ride über der Bassdrum gab es in den 50ern und 60ern auch schon.

In den 70ern und 80ern waren Ballerburgen en vogue und wer weiss was demnächst noch kommt.

Was wollen die auch neu erfinden? Die letzte grosse Innovation war das RIM-Syxtem und das ist jetzt auch schon 20 Jahre her. Seit den 50ern haben sich die Drumsets im Prinzip nicht viel verändert.

Es gab dann mal wieder kurze Intermezzi mit Concert-Toms und abgefahrene Sachen wie Stakkato oder North.
So schnell wie sie auftauchten, waren sie allerdings auch wieder weg.
Es bleibt alles beim alten. Ist ja bei den Gitarristen auch nicht anders. Eine Strat und eine Paula sehen noch genauso aus wie vor 50 Jahren und das ist auch gut so.
 
Ich finde die "Ballerburgen" wie Du sie nennst schon irgendwie geil. Denke da an Rush oder Van Halen.... das hatte schon was. Unser Drummer hatte damals (um die 1983) ein Sonor Signature Set in Klavierweiss, der Sound war einfach sensationell und das ohne Miking. Er spielte PinStripes als Schlag- und BlackDots als Resonanzfell. Kam saugut.
 
Er spielte PinStripes als Schlag- und BlackDots als Resonanzfell. Kam saugut.
... wo wir gleich beim nächsten Trend gelandet sind ;) Wo heute alles nach Freischwinge-Aufhängung und Sustain schreit und User gesteinigt werden, die ein Moongel oder ein ein kleines Dämpfungspad auf nem Fell haben, werden in 15 Jahren wohl wieder Tschentücher und doppellagige Felle kommen.


Alles Liebe,

Limerick
 
Hi,

die wahl der instrumente wird doch auch von dem musikstil beeinflußt. wenn ich keine power drums brauche spiele ich auch keine. viele drummer finden ihren aufbau und bleiben dabei andere sind ihr ganzes leben. neil peart ist doch ein gutes beispiel, sein set ist jetzt grösser als damals nur anders aufgebaut da fällt es nicht so auf. 2 bassdrums stehen nicht immer für monstersets. manche spielen nur ein bis 2 toms.

ich denke man sollte da nach seinem eignen geschmack gehen und sich nicht nach irgendwelchen märkten richten.
simon phillips spielt diesen aufbau schon seit 20 jahren egal ob er rockt oder swingt der spielt immer das gleiche set.
es geht also alles.

Lg

DT
 
Es heisst zwar hier immer "es gibt keine Metal-Drumsets", aber dieser Musikstil beeinflusst(e) die Konfiguration schon.

In manchen Stilen werden oft schnelle Tomläufe gespielt. Da sind kurze, attackbetonte Kessel sinnvoll um jeden Schlag sauber zu hören.
Eigentlich bräuchte man dann auch eher kleine und flache Bassdrums damit man die schnellen Schläge auch sauber trennen kann. Da dann aber meist Trigger verwendet werden, ist das wohl vernachlässigbar.

@Limerick

Im Live-Betrieb wird dann doch wieder zugeklebt, weil sonst der Mann am Mischpult die Krise bekommt. Mit einer Floortom die eine halbe Minute nachhallt kann keiner was anfangen. ;)
 
Im Live-Betrieb wird dann doch wieder zugeklebt, weil sonst der Mann am Mischpult die Krise bekommt. Mit einer Floortom die eine halbe Minute nachhallt kann keiner was anfangen. ;)

Wobei ich mich dann wiederum frage, ob der Mann am Mischpult sein Handwerk auch versteht. Prinzipiell müsste es ja auch ohne Klebetechnik gehen.
 
Wobei ich mich dann wiederum frage, ob der Mann am Mischpult sein Handwerk auch versteht. Prinzipiell müsste es ja auch ohne Klebetechnik gehen.

Fragt sich halt wie Aufwand und Nutzen im Verhältnis stehen. Eine hallige Floortom ist in Sekunden abgeklebt und ich brauche keine weiteren technischen Hilfsmittel.
Sicher könnte man das auch mit Noisegates in den Griff bekommen, ist aber manchmal zu aufwändig.
 
Mit 'nem vernünftigen Kessel, auf den Musikstil abgestimmten Fellen und etwas Stimmkunst, kann man eigentlich schon so stimmen, dass man als Tonmann damit keine Probleme damit hat (spreche da aus eigener Erfahrung) gerade beim Close-Miking hört sich vieles oft schlimmer an, als es im Gesamtkontext hinterher klingt.
Was Trends angeht, die kommen und gehen, genauso wie die heutige Chartmusik (erschreckenderweise) wieder wie 90er Techno oder 80er Clubmusik klingt, wird auch der Trend sich 'ne 26" Bassdrum vor die Knie zu stellen, je nach Musikrichtung die gerade en voque sind, wiederkommen, genau wie manche anderen, die es immer mal wieder gab. ;)
Gruß, Jan
 
Die Geschichte des Trommelbaus ist eine Geschichte voller Missverständnisse.
Ich hab da mal ein schönes Buch drüber gelesen.

Die Bauweise hat tatsächlich mit der generellen Technischen und Musikalischen Entwicklung zu tun.
Ganz früher (also <60) hat man Schlagzeuge damit gebaut, was man hatte und was man konnte. Das waren meistens dünne Bretter, die dann irgendwie rund gebogen wurden.
Damit das dann auch rund blieb, hat man sie mit Ringen verstärkt. Damals wurde alles rein akustisch gespielt und meist so, daß man sich in der 2. Reihe normal unterhalten konnte.
Da wurde ja auch noch paarweise getanzt.

Irgendwann kamen dann die Marshall-Amps und das Schlagzeug war nicht mehr das lauteste Instrument in der Band.
Da hiess es: "Lautstärke produzieren" wie es klang, war egal. Ergo: Dicke und tiefe Kessel. Die Technik erlaubte da auch schon Multiply-Kessel.

Dann kam die Mikrofonierung mit ins Spiel.
Problem: Die Kessel waren nun wieder viel zu laut und durch die fehlenden Gates e.t.c. klangen sie auch viel zu lange nach, produzierten dadurch Feedbacks undsoweiter...
Also wurden die Felle mit Tüchern bedeckt, Resonanzfelle abgenommen oder gleich beim Hersteller schon weggelassen.
Beim spielen mit Mikros waren lange Kessel auch wieder hilfreich, da sie das Sustain verringern bzw. abkürzen.
Die Zeit der Pinstripes...

In den letzten Jahren ging dann glücklicherweise wieder der Trend zum gut klingenden Instrument.
Nicht mehr die äusseren Umstände bestimmten die Bauweise der Trommeln, sondern wieder der Klang.
Denn heutzutage ist man technisch in der Lage, den akustischen Klang einer Trommel mit Mikrofonen, Mischpulten, Zusatzgeräten wie z.B. Gates relativ gut live zu verstärken.
Von daher ist der Trend momentan: Kurze resonante Toms (kurze Kessel) und eine relativ kurz und Attackreich klingende Bassdrum (tiefer Kessel).

So in etwa frei von mir aus der Erinnerung kurz zusammengefasst...
 
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... und wer weiss vielleicht ist es in 20 oder 50 Jahren total egal, welche Kessel man hat, da der Sound künstlich generiert wird.
Damit kann man alle erdenklichen Kesselgrössen in sämtlichen Umgebungen simulieren.
Und selbst Profis hören keinen Unterschied zu einem normalen Akustikset. Da wird diese Trennung wohl gar nicht mehr gemacht werden.

Vergleicht man ein Simmons aus den 80ern mit dem neuen Roland TD30 sind das schon Welten. Und es entwickelt sich immer schneller.
 
Ich sehe das genauso, wie meine beiden Vorredner. Die Trends werden größtenteils von der technischen Machbarkeit gesetzt. Wer weiß, was noch alles in der Zukunft möglich sein wird. Vielleicht trommeln ohne Stöckchen, nur mit der Kraft unserer Gedanken? Dann erübrigt sich allerdings auch das Abkleben ... und der Aufbau wäre auch superkompakt! :D
 
Was aber noch unbedingt erfunden werden müsste, wäre ein Set, das man im Aktenkoffer tragen kann, auf der Bühne aber ein komplettes Set mit allen drum und dran wäre.
Die Schlepperei geht einem echt auf die Dauer so auf den Senkel. Ich nehm schon immer weniger mit. Am Ende aber ist doch das Auto und ein kleiner Anhänger voll.
 
Die Bauweise hat tatsächlich mit der generellen Technischen und Musikalischen Entwicklung zu tun.
Halte ich auch für plausibler als "Alles nur Mode, hatten wir früher eh schon alles und kommt alles wieder"

Ich denke in Zukunft wird es gerade was härtere Musik angeht ziemlich Richtung E-Set gehen. Der gewünschte Sound ist akustisch ja kaum noch zu erreichen und gerade die jüngere Generation hat ja nicht ganz so arge Berühungsangst mit Technik wie sie Musikern sonst meistens anhaftet.


Wohin sich die Klangästhetik verändert bleibt hingegen abzuwarten.
 

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