Modeling eines Smooth Jazz Sound (Hardware: Katana 100 MKII, iRig HD-2, iPAD)?

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Uwi4711
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Hallo Zusammen,

Hat jemand eine Idee wie ich einen soften Smooth Jazz Sound erhalte?

Hätte gerne einen ähnlichen Sound wie Mitch Fountain auf "ultimate guitar" im Stück Breezin von George Benson.
https://www.ultimate-guitar.com/shot/mitchfountain/363293962

Meine Hardware ist:
- Gitarre: Patrick Eggle Berlin Stage (https://www.worthpoint.com/worthopedia/1994-patrick-eggle-berlin-stage-489040653)
- Amp: Boss Katana 100 MKII
- iRig 2 HD
- iPad

Hab mal den ToneBridge Sound von Breezin ausprobiert, der ist aber gerade bei den tiefen Tönen nicht so schön und rund.

Über Tipps wäre ich dankbar.

Viele Grüße
Uwe
 
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Hallo und Willkommen im Board!

Deine Frage muss man sozusagen auf mehreren Ebenen beantworten.

Die schlechte Nachricht zuerst: so einen Sound kann man nicht einfach am Modeller programmieren und fertig. Er wird nämlich im Zusammenspiel von ein paar weiteren Faktoren erzeugt.

Die gute Nachricht ist, dass Dein Amp seinen Teil ohne weiteres leisten kann. Im Grunde brauchst Du nur einen cleanen Standard-Sound, ohne extreme EQ-Einstellungen. Dazu würde ich das Plate Reverb mit etwa 1,8 - 2,0 s Halldauer und etwas Pre Delay nehmen. Das Spring Reverb liegt in der Theorie näher (weil in vielen klassischen Amps eingebaut), hat mir aber bei Boss noch nie so gefallen. Ich habs jetzt nicht beim Katana im Ohr, aber meistens ist da etwas viel Schepper-Anteil dabei, der für Surfsounds passen mag, für Jazz eher nicht so. Nicht zuletzt wurde damals bei Aufnahmen natürlich eher die edle, 2 Meter große Hall-Platte verwendet. Das Spring Reverb war eigentlich nur der transportable und erschwingliche Ersatz für die Bühne.

Die größte Baustelle dürfte Deine Gitarre sein. Schon rein physikalisch kann der HalsHB (und den brauchen wir hier) in der Position unter dem 24. Bund nie so rund klingen wie bei einer klassischen Gibson mit 22 Bünden. Mal ganz zu schweigen von vielen Jazzgitarren mit nur 20 Bünden, wo er noch wuchtiger klingt. Falls Du also eine andere Gitarre mit 22 Bünde und einem HalsHB hast, probier die mal aus.

Das nächste ist der Umstand, dass der Kollege hier eine Halbakustik spielt, und das hört man auch. Allerdings kannst Du am Katana über die "Boss Tone Studio"-App weitere Effekte einstellen, hier aus der Gruppe "Mod/Fx" den "Guitar Sim". Ich habe keinen Katana, aber schon bei meinem alten GT-Pro kann man bei diesem Effekt auch sowas wie HB->Hollow Body einstellen, und das lässt zB meine Les Paul schon wesentlich mehr nach ES-335 klingen.

Zu guter Letzt gilt es mit den Potis zu arbeiten, um so einen runden Ton zu bekommen. Ein kleines Problem dürfte die Verkabelung Deiner Eggle sein. Wir haben ja hier keinen ganz dumpfen "Handschuh-Ton", sondern einen abgerundeten, aber sehr wohl noch offenen und definierten Sound. Also HalsPU einschlaten und Volume etwas zurücknehmen. Hat Deine Eggle einen Treble Bleed, bleibt der Ton dabei aber zu höhenreich, dann hat das wenig Sinn. In dem Fall Volume weit bis ganz auf und nur Tone an der Gitarre zurückregeln.

Findest Du hier nichts zwischen "zu hell" und "zu dumpf", wäre zu überlegen, das Tonpoti auf das sog. 50s Wiring umzulöten (bzw. löten zu lassen, ist ne Sache von wenigen Minuten). Mit dieser klassischen Verdrahtung reagieren die Potis anders, und genau diesen Sound bekommt man so am besten. Ton und Volume beide ein wenig zurückdrehen, soll es noch wärmer klingen, eher Tone zudrehen, soll es klarer werden, eher Volume. Beide treten bei dieser Verdrahtung in Wechselwirkung, und man muss ein bisschen rumprobieren, um den richtigen Punkt zu finden - der ist bei jeder Gitarre ein bisschen woanders, schon weil die Potis nie exakte Werte haben und die PUs sich unterscheiden.

Dazu noch ein Tipp: lieber den Amp etwas weiter aufdrehen als gewohnt, vielleicht sogar den Booster aktivieren, und dann die Alutstärke an der Gitarre runterregeln. Denn genau so haben die Musiker der klassischen Jazz-Ära es auch auf der Bühne gemacht. Und das Resultat klingt einfach subtil anders als "Gitarre auf voll und alles am Amp regeln", wie wir es uns angewöhnt haben, seit um die frühen 80er die Amps immer mehr Knöpfe bekommen haben.

Ach ja: Die Puristen werden jetzt vielleicht aufstöhnen - "Was schreibt der denn da, das geht doch alles nur mit einer ES und einem Vintage-Röhrenamp". Mag sein, dass es damit noch authentischer geht, aber Du willst/musst ja mit dem arbeiten, was Du hast, und das Prinzip funktioniert sehr wohl auch an einem vernünftigen Modeller.

Gruß, bagotrix
 
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Die größte Baustelle dürfte Deine Gitarre sein.
das seh ich auch so, den Sound von `ner Semiakustik auf `ne Solidbody übertragen funktioniert halt so nicht, was nicht heisst, das man solche Sachen, wie das Musikbeispiel, nicht auch auf einer Solidbody spielen kann, klingt dann etwas anders und man muß sich dran gewöhnen, aber geht auch.
dass Dein Amp seinen Teil ohne weiteres leisten kann.
auch das sehe ich so, im Prinzip dürfte man mit jedem clean eingestelltem Amp solche Sachen spielen können.
 
Hallo Bagotrix,

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Hab mich heute Abend gleich mal dran gesetzt und bin mit dem Ergebnis völlig zufrieden.

Hab noch ein Clean Booster und etwas Stereo Delay eingestellt - wichtig war aber wie du beschrieben hast das Volume von der Gitarre rauszunehmen und den Amp dafür aufzudrehen.

Die Tipps habe mir auch sehr geholfen mit dem Katana auseinander zu setzen. Man kann damit sehr viel einstellen und kombinieren.

Viele Grüße
Uwe
 
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Hab doch noch zwei Fragen an der Ecke.
1. Das heißt mit einer Semiakustik Gitarre würde ich dem ganzen etwas näher kommen, richtig? Es muss ja nicht die High End Gitarre sein.
2. Will mal noch den BOSS GT 1000 in Spiel bringen. Könnte, das auch eine Möglichkeit sein um so einen Smooth Sound zu simulieren?
 
Zur ersten Frage: ja, eine Semiakustik hat vor allem in der wichtigen Einschwingphase schon einen etwas anderen Ton, ebenso macht sich der HalsPU bemerkbar, der bei 99% dieser Gitarren weiter von der Bridge entfernt platziert ist. Hast Du den Guitar Simulator inzwischen mal ausprobiert? Der macht ja schon einen guten Job und biegt es mehr in die gewünschte Richtung.

Beim GT-1000 ist der Guitar Simulator zu meiner Verwunderung nicht mehr drin, aber ein - dafür wohl besonders ausgefuchster - "Acoustic Guitar Simulator" und ein "AC Resonance"-Effekt. Ich hab das Teil noch nicht angetestet, aber mit etwas Rumspielen könnte man mit diesen Effekten vermutlich auch etwas von dieser gewissen Note einbringen, die eine Semi Hollow von einer Solidbody unterscheidet. Wie der Guitar Simulator im Katana gehört er in der FX-Kette natürlich vor die Amp-Simulation.

Von dem Amp-Sims her liegt es nahe, einen der Fender-ähnlichen Sounds oder einen simulierten JC-120 zu benutzen, vieles kann ja wie gesagt schon in der Gitarre mit den Potis bewirkt werden.

Wenn man jetzt aber unbedingt genau diesen jazzigen Ton als seinen Hauptsound haben will, dann ist eine gute Semi sicher die bessere Wahl als jede Simulation. Eine Gitarre in der Richtung ES-335 oder, etwas handlicher, ES-339, hat diesen Sound halt sozusagen schon eingebaut. Dennoch kann man mit diesen Gitarren auch ordentlich abrocken, siehe z.B. Dave Grohl. Am cleanen Amp und mit etwas Potiarbeit wirds wie gewünscht jazzig, auch wenn das wiederum nicht genauso klingt wie auf einer großen Hollowbody. Dafür sind diese Gitaren aber vielseitiger, praktischer und in den hohen Lagen auch besser bespielbar.

Wenn Du ernsthaft mit dem Gedanken an eine neue Gitarre spielst, kannst Du ja mal einen neuen Thread im Kaufberatungs-Bereich aufmachen. Es gibt inzwischen schon im Bereich bis 500 € wirklich interessante Modelle, D'Angelico, Ibanez, Epiphone, Gretsch... Man muss da halt etwas Rosinenpicken, sprich wegen der Streuung in dieser Preisklasse etwas genauer hinsehen, aber ich vermisse zB an meiner Electromatic wirklich nichts.

In der Mittelklasse (oben genannte, aber auch Eastman oder Stanford) findest Du schon ganz hervorragende Teile, nach oben wie immer offen ;).

Gruß, bagotrix
 
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Ja. Guitar Simulator hab ich wie von Dir vorgeschlagen ausprobiert - das klingt auch richtig gut.

Das mit dem Poti umlöten schau ich mir mal an - würde ich aber beim Musikgeschäft meines Vertrauens machen lassen, da ich mit Löten nicht viel am Hut habe.

Da aber Weihnachten nicht mehr weit ist :) wollte ich mir in ein Bild machen in welche Richtung ich gehen will. Glaube aber, dass ich zur Semi tendiere. Der Boss Katana MK2 hat auch wahrscheinlich schon viel vom GT1000 im Bauch hat. Sehe den GT1000 so als großer Bruder. Lieg ich da richtig?

Viele Grüße
 
Ist was dran, aber man muss sich natürlich immer fragen, ob man das alles auch wirklich braucht. Im Katana ist ja schon ne Menge drin, auf das man erst über die App Zugriff hat, und bis man das alles ausgereizt hat...

Es lohnt sich dann, wenn Du wirklich viele Effekte und auch wilde Kombinationen verwenden willst, intelligente Pitch Shifter, mehrere ModulationsFX zugleich, Delays mit eingefadeten Modulationen, Ducking, Monophone Synthiesounds und ähnliches. Für "Brot und Butter-Sounds" ist sowas ein Overkill, und ob die Amp Sims wirklich hörbar besser sind als die des Katana, ist noch die Frage und auch Geschmackssache.

Dazu kommt noch, dass Du ja auch am PC noch jede Menge Möglichkeiten zur weiteren Bearbeitung hast. Wenn also der eine Clip relativ typisch für Deinen Geschmack ist, wirst Du von einer Semi dieser Preisklasse vermutlich mehr haben als von einem weiteren Gerät. Und selbst wenn Du in Sachen Hardware ein Stück weiter gehen willst, bin ich (als langjähriger Boss-User) nicht überzeugt, dass das GT-1000 qualitativ soviel mehr bietet als das GT-100, wie es mehr kostet. Der Preis liegt halt auch daran, dass es noch ziemlich neu auf dem Markt ist. Schon das GT-100 kann aber mehr, als man in einem Leben ausreizen kann. Immerhin bekommt man für den Preis eines GT-1000 ein GT-100 und eine gute Gitarre.

Solltest Du tatsächlich in der Preisklasse in einen Modeller/MultiFX investieren wollen, würde ich mir immer auch das Helix LT im direkten Vergleich anhören. Die Amp-Simulationen gefallen sehr vielen Usern besser, und die Bedienung ist ein ganzes Stück intuitiver. Ich habe das GT-1000 wie gesagt noch nicht gespielt, aber das Helix ist schon extrem gut. Hier sollte vor allem der persönliche Geschmack entscheiden.

Gruß, bagotrix
 
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Wenn also der eine Clip relativ typisch für Deinen Geschmack ist, wirst Du von einer Semi dieser Preisklasse vermutlich mehr haben als von einem weiteren Gerät.

Ja. Das denke ich auch. Außerdem möchte ich mehr in Bereich Jazz/Ska machen - da passt das sicherlich besser.

Modeller/Multi FX werde ich mir zu einem späteren Zeitpunkt mal anschauen. Den GT-100 bekommt man gebraucht ja auch recht günstig.

Vielen Dank.
 

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