Mitteleuropäische Hölzer kaufen? Gewölbter Boden?

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Maethi
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Hi, das ist mein erster Eintrag hier im Forum, also hallo ihr alle :) !

Ich möchte nämlich eine Westerngitarre bauen und habe dazu auch schon einiges herausgefunden. Nur möchte ich dazu soweit möglich mitteleuropäische Hölzer verwenden. Generell konnte ich in wiener Musikgeschäften nichts darüber herausfinden, wo man am besten Materialien wie Wirbel, Knochen für Sattel und Steg, Bünde und Halsstab und die Knubbel für den Gurt bekommt. Außerdem gibts noch spezielle Werkzeuge wie die Feilen für die Rillen im Sattel und dieses Messgerät um die Saitenabstände genau hinzukriegen usw. . Das ist also meine erste Frage, woher man dieses Zubehör bekommt.

Dann habe ich das Problem, dass ich zwar bestimmt an Holz für Zargen und Boden komme, aber möchte ich zB für den Hals Akazienholz verwenden (also Robinie), für das Griffbrett Kornelkirsche usw. und für die Bindings und Inlays vorzugsweise Ulme, weiß aber auch nicht ob das erhältlich bzw. erschwinglich ist, nachdem die Ulme ja gefährdet ist. Woher bekomme ich diese Hölzer in hinreichend lange luftgetrockneter Form, die dann auch noch von Schnitt und Qualität her zum Instrumentenbau geeignet sind?

Weiters habe ich noch eine Frage zur Bauweise. Und zwar habe ich seit einigen Jahren eine Furch 32 SM (Dreadnaught), also ein doch halbwegs wertvolles Instrument mit gutem Ruf und jetzt auf einer Reise habe ich mir eine Taylor GS Mini gekauft und bin sowohl von der Bespielbarkeit, also auch vom Volumen, der Ausgeglichenheit und vom Response fasziniert. Die Taylor hat nicht viel mehr als ein Drittel der Furch gekostet; man kann zwar eine große Dreadnaught nicht mit einer kleinen Grand Symphony vergleichen, aber ich kann einfach nicht sagen dass die Furch eindeutig besser klingt und bespielbar ist. Jedenfalls hat die Taylor einen geleimten, gewölbten Boden ohne irgendwelche Braces und statt den Kerflings (ich weiß leider das deutsche Wort nicht) einfach eine ca. 3mm dicke, 6mm hohe Leiste, innen entlang der Zarge gebogen. Was hat das für einen Grund? Ist das in der Produktion einfach billiger? Wahrscheinlich, aber was sind die Nachteile? Wenn der Boden gewölbt ist steigt die Stabilität und die Braces sind nicht notwendig, wenn der Boden dick genug ist... aber was sind die Unterschiede zwischen normalen Kerflings und einfachen Leisten und was verändert ein gewölbter Boden ohne Braces an Klang und Stabilität?

Ich bin für jeden Hinweis dankbar, liebe Grüße,
Mæthi
 
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Ich, empfehle StewMac fuer alles, was man nicht im Baumarkt bekommt, oder als Vorlage zum selber improvisieren.
Vieles kann man auch selber ableiten, die Expanderzwingen z.B. aus Seilspannern.
Die Hoelzer von StewMac sind ganz ok.
In Europa kann man allerdings Kirsche, Ahorn und Fichte - alles hervorragende Tonhoelzer - auch im heimischen Handel bekommen, meist leider nicht in der benoetigten Dicke.
 
Hey, danke für die Tipps, da sind ja schon mal ziemliche Fundgruben dabei! Jetzt muss ich nur noch Akazienholz für den Hals finden :) .
 
Du könntest Erle für den Hals nehmen. Das ist eine recht gebräuchliche, leichter zu findende Alternative zum üblichen Mahagoni oder Ahorn.
 
Maethi,
Im Instrumentenbau verwendet man bestimmte Hölzer wegen ihrer eigenschaften und Optik ist da nun mal eher zweitrangig.
Griffbrettholz muss sehr dicht, fest und widerstandsfähig sin, daher nimmt man hier liebend gerne gutes Ebenholz oder Eisenholz. Wenn das nicht geht - preislich, z.B. - dann Palisander oder Ahorn, wobei Ahorn meines Wissens nicht fuer bindlose Instrumente geläufig ist. Wie Deine Kirsche sich gegenueber Ebenholz macht, möchte ich gerne mal sehen, glaube aber daß Du Dir die potentielle Enttäuschung ersparen möchtest.
Für den Hals würde ich Ahorn nehmen, Robinie wuerde auch gehen, bei der Erle müßtest Du schon eine sehr fein gemaserte Erle finden. Der Korpus, also Boden und Zargen kann gerne aus Kirsche, Walnuss oder Ahorn gebaut werden. Wenn Du einen gewölbten Boden ohne Verstärkungen bauen willst, dann wirst Du entweder um Sperrholz (hier dann meist Ahorn) nicht herumkommen oder aber Du musst Decken und Böden schnitzen lernen - das wird Dich aber viel Zeit und Geld kosten.
Die Decke geht aus Zeder oder Fichte andere Hölzer bauen hier stark ab weggen der geringeren Längsstabilität. Die gute alte Fichte kann da nämlich durchaus mit modernsten CFK-Compositmaterialien mithalten.
 
Danke für die ausführlichen Antworten. Ich habe mich schon sehr intensiv mit Hölzern und deren physikalischen Eigenschaften beschäftigt. Auf Optik lege ich bei der Auswahl der Hölzer kaum Wert. Ich finde Holz ist generell schön, bei meiner ersten Gitarre steht das Aussehen nicht im Vordergrund. Kornelkirsche hat mit Kirsche recht wenig zu tun und ist laut Wikipedia das härteste Holz Europas.
Für die Decke möchte ich ganz unspektakulär Fichte nehmen (wobei ich mich frage, warum Tanne so unbeliebt ist). Boden und Zargen sollen Bergahorn werden. Für den Hals hätte ich wiegesagt gerne Robinie genommen, wenn das nicht geht wäre Ahorn jedenfalls interessant; Erle werde ich mir ansehen, hat mich bei meinen bisherigen Recherchen aber noch nicht überzeugt :) .
Decken und Boden schnitzen interessiert mich nicht besonders, das will ich mir nicht antun. Ich weiß, dass es möglich ist, massives Holz entsprechend zu biegen. Was mich da interessiert, sind die Gründe bzw. Vor- und Nachteile. Alle Flattopgitarren der preislichen Oberklasse, die mir bisher untergekommen sind, haben Verstrebungen auf flachem Boden. Die Taylor GS Mini klingt wirklich gut, hat aber einen gewölbten Boden und keine richtigen Kerflings (deutsch... :) ?) - also was steckt da dahinter?

LG
 
Eigentlich haben praktisch alle Westerngitarren einen gewölbten Boden. Der Radius ist bei der GS Mini im Verhältnis zur Korpusgröße nur etwas kleiner, so dass es da mehr auffällt.

Am auffälligsten ist die Wölbung natürlich in Längsrichtung, weil die Zargen am Halsansatz deutlich schmäler sind als am Fußende. Aber auch in Querrichtung ist eigentlich immer eine leichte Wölbug drin. Mit der Decke ist es ähnlich, so ganz flach sind die selten.

Im Gitarrenbau werden dafür oft gewölbte Formen benutzt, in die man Boden und Decke zum Aufleimen der Verstrebung spannt. Sind quasi sehr große, sehr flache Schüsseln: http://www.lmii.com/CartTwo/thirdpr...e=Specialty+Tools&NameProdHeader=Hollow+Forms

Natürlich werden die Leisten dann schon vorher mit dem entsprechenden Radius geschnitzt, kann man hier gut sehen:
lgixrkudav.jpg


Die gleichen Schüsseln kann man mit Schleifpapier bekleben (gibts auch schon fertig), damit man die genaue Wölbung gleich in Zargenrand und Kerfings schleifen kann. So passt hinterher alles ganz exakt zusammen.
 
Kerflings = Riemchen. Lt. Jahnel sollten durchgehende Riemchen zu einem besseren Klang verhelfen. Ob sie das tun? Keine Ahnung, habe keine Möglichkeit zum a/b-Vergleich. Theoretische Gründe kann ich nachvollziehen. Praktisch sind durchgehende Riemchen schlechter zu fertigen als eingesägte.
 
..wobei ich mich frage, warum Tanne so unbeliebt ist..

Tanne hat generell einen höheren Harz-Anteil.
Bei uns (in D) wachsen garnicht so viele Tannen und sie mögen auch kein rauhes Klima.
-> Tannen wachsen nicht in so großen Höhen und deshalb haben sie auch nicht so enge
Jahre wie Fichten (die dort oben sehr langsam wachsen). Die Feinjährige Struktur der Fichte
macht diese enorme Stabilität aus. Das schlägt kein anderer Nadelbaum.

Hohe Stabilität -> dünnere Klangdecke -> weniger Masse -> schwingfreudiger / bessere Ansprache und mehr Lauttärke.

Zum Thema Bebalkung:
Eine Gitarre ist ohne Bebalkung extrem instabil. Die Decke würde sich ohne Bebalkung in kürzester Zeit unter dem Saitenzug
deformieren und wahrschinlich auch reißen. Western brauchen eine andere Bebalkung, als eine Klassische. Auch der Boden
wird bebalkt. Dafür gibt es verschiedene Bebalkungs-Muster und Ausführungen. Z.B. Kreuzbebalkung bei Western.

Die Wölbung von Decke und Boden entsteht durch die Bebalkung. Dazu wird eine Negativ-Form gemacht, in die die Decke
gepreßt wird und die gewölbten Balken verleimt werden. Nach dem Lösen der Zwingen, bleibt diese Wölbung stehen.
Ein Gewölbe hat viel mehr Stabilität, als eine flache Decke. Eine Gewölbe trägt Last und bietet Spielraum für das
Holz, welches auch "arbeitet". Eine Flache Decke trägt keine Last - hier wirken nur Zugkräfte und das kann Holz nicht.

Im Gegensatzt zu Streichinstrumenten, werden bei Gitarren die Wölbungen (da sie sehr flach ausfallen) über eine Form und
das Verleimen ihrer Bebalkung in eine Wölbung gezwungen. Ohne Balken, keine Wölbung.


cheers, fiddle
 
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