Der Faital ist laut dem Frequenzschrieb im Datenblatt nicht sinnvoll bis 5 kHz nutzbar, wenn es das Ziel ist, einen möglichst verfärbungsfreien Lautsprecher zu bauen. Dafür braucht es nicht nur einen sauberen Frequenzgang auf Achse, sondern auch ein gleichmäßiges Abstrahlverhalten. Man kann dazu die Kurve bei 45° als Anhaltpunkt nehmen. Dort, wo sie 6 dB von der Kurve auf Achse entfernt ist, liegt ca. der sinnvolle Übergabebereich an einen Hochtöner. Mit einem 90° Hochtonhorn (ein üblicher Wert, meint +/- 45°) lässt sich dann ein sauberes Abstrahlverhalten erzielen.
Leider ist das Diagramm recht grob skaliert, aber das sollte bei diesem Chassis im Bereich um 1.5 kHz sein. Man sieht an der 45°-Kurve, dass das Chassis über 2 kHz zunächst wieder breiter abstrahlt und dann sehr schnell bündelt. Diesen Bereich sollte ein anderes Chassis übernehmen.
Um in diesem Bereich zu trennen, braucht es aber eine andere Art Hochtöner, als sie üblicherweise in Instrumentenboxen verwendet wird und zwar einen potenten Druckkammertreiber in der Größenordnung 1.4" Hals, 2.4-3" Membran an einem entsprechend großen Horn. Mit anderen Worten, man baut nichts anderes, als ein PA-Topteil.
Man könnte für diese Anwendung sogar noch weiter gehen und einen 2"-Treiber verwenden. Der kann im Allgemeinen noch tiefer getrennt werden, tut sich dafür oberhalb von 10 kHz schwerer. Aber dieser Bereich sollte für die Anwendung hier irrelevant sein.
Der dritte Ansatz ist, wie schon erwähnt, keinen Hochtöner zu nutzen, sondern ein kleineres Konuschassis. Dieses hat auf Grund der Dimensionen einen weiter nutzbaren Frequenzbereich. Allerdings ist das nicht so viel, wie vielleicht benötigt, insbesondere, wenn man das Chassis nicht zu klein wählt. Und das muss man machen, denn sonst ist sowohl die Empfindlichkeit, als auch der Maximalschalldruckpegel zu gering im Vergleich zum Tieftöner und eine Kombination ist nicht mehr gut möglich.
Wenn wir beispielsweise bei Faital bleiben, gibt es bei den 5"ern nur einen Kandidaten, der vom Kennschalldruckpegel her passend wäre (eine passive Trennung vorausgesetzt):
https://faitalpro.com/en/products/LF_Loudspeakers/product_details/index.php?id=101010100
Aber obwohl der bei 8 kHz angegeben ist, sehen wir, dass oberhalb von 2 kHz die Abstrahlung unter Winkel nicht mehr gleichmäßig ist.
Wenn wir auf 6" gehen, wäre dieser hier einen Blick wert:
https://faitalpro.com/en/products/LF_Loudspeakers/product_details/index.php?id=101020120
Auch hier geht es über 2 kHz abwärts.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch immer der Blickt auf die Impedanzkurve. Zacken sind gleichbedeutend mit Resonanzen, die einer unverfärbten Wiedergabe nicht zuträglich sind. Man sieht, dass diese Treiber nur so weit hoch spielen (auf Achse), indem sie eifrig Resonanzen ausbilden.
Ich habe mich mit dem Thema "wie sieht der ideale Lautsprecher für die Wiedergabe von E-Bass & E-Gitarre mit Modelling" lange auseinandergesetzt. Mein Fazit ist, dass man zwar "spezielle" Anforderungen dafür formulieren kann, z.B. ein Frequenzgang, der flat von 50 Hz bis 10 kHz sein soll, aber die technischen Lösungen schlussendlich so nahe an einem herkömmlichen PA-Lautsprecher sind, dass sich eine spezielle Entwicklung nicht lohnt. Eine potente, qualitativ hochwertige PA-Box oder ein Monitor kann alles, was dafür gefordert ist und mehr. Das geht auch im Selbstbau, es gibt einiges an fertig entwickelten und dokumentierten Plänen.
Wobei ich mir aber sicher bin, ist, dass es nicht geht, indem man sich ein Chassis aus dem Katalog aussucht und dann den üblichen Mini-Hochtöner dranflanscht, womöglich noch mit einer Universalfrequenzweiche. Wir reden hier von Lautsprecherentwicklung zur Klangreproduktion, nicht zur Klangerzeugung. Da reicht es nicht aus, Frequenzgangsdiagramme zu lesen und vielleicht ein bisschen TSP-Simulation zu machen. Ohne entsprechende Entwicklungsumgebung wird das nichts. Damit ist die Messung ohne Reflexionen (Messraum oder Freifeld) gemeint, Dinge wie Drehteller, Messsysteme mit Überwachung von Temperatur und Membranauslenkung, Klippel-Systeme usw. Eben das, was in der modernen Lautsprecherentwicklung Stand der Technik ist.
das heist , der hat eine verhältnissmäsig schwere Membran mit extrem starkem Antrieb!
Relativ zu was? Zu Chassis mit 60er-Jahre-Technik sicher, aber in Relation zu den modernen Antriebsmonstern ist der noch recht schwach aufgestellt. Ein BL von 11.8 ist wenig im Vergleich mit einem B&C 12NW76 (25.5) oder einem 18S 12ND930 (21.2).
(OT : Transistoren sind bösartig, clippen hart und töten damit Lautsprecher)
Den Windmühlenkampf werde ich wohl ewig führen. Das ist falsch, so pauschal wie es da steht.
Und insbesondere moderne ClassD-Endstufen nach dem Stand der Technik mit DSP sind so gebaut, das Clipping quasi ausgeschlossen ist, zumindest über eine relevanten Zeitraum. Ob das nun auf die günstigen Varianten im Musiker-Bereich immer zutrifft, vermag ich nicht zu sagen. Aber auch deswegen habe ich ja eine ordentliche Lösung empfohlen.