Mikrofone und Insekten

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Klavieranfänger
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Hi zusammen :)

Mir kam beim Nachdenken über Sample-Libraries der amüsante Gedanke: was ist eigentlich, wenn bei einem dieser zigtausend Samples eine Wespe direkt am Mikrofon vorbeigeflogen wäre? Erstens würde man das gar nicht festellen können, denn niemand hört sich wohl zigtausend Samples nachträglich über Kopfhörer ab und zweitens würde man dieses eine Sample u.U. gar nicht so einfach wiederholen können, wenn die Session längst gelaufen ist. Tonstudios sind wohl eher insektenfrei, aber es werden auch Kirchenorgeln gesampelt und öffentliche Konzerte werden aufgezeichnet. Slebst eine leise Stechmücke kann an einem Mikrofon wie eine Kreissäge klingen und wenn sich eine Hummel auf die Kapsel setzt, fliegen einem wahrscheinlich die Subwoofer um die Ohren. :D
Gibts da spezielle Insektennetze für Mikrofone oder verschwenden Aufnahmeprofis gar keinen Gedanken an sowas (bis es dann mal passiert...)?
 
Eigenschaft
 
Auf die Membran (das Diaphragma) setzt sich kaum ein Insekt, da ist im Regelfall ein Korb drüber.
Mikrofonschema.gif
images


Ich hab erst wieder eine Kirchenorgel aufgenommen - wenn da eine Mücke im Abstand von 2 cm am Mikrofonkorb vorbeifliegt (Voraussetzung: richtig gepegelt) hört man da gar nichts. Der durch die Mücke erzeugte Schalldruck ist um Potenzen kleiner als der durch die Orgel erzeugte.
Es passiert sicher, dass da Insekten vorbeifliegen - nur ist die Auswirkung im Verhältnis zum eigentlich aufgenommenen Schallereignis extrem gering bis nicht spürbar.
 
Na gut, der Korb bietet vielleicht 10 mm Sicherheit bis zur Kapsel, eine Stechmücke höre ich aber auch schon 30 cm neben dem Ohr. Von Wespen, Schmeißfliegen und Hummeln reden wir gar nicht erst. Bei einer Kirchenorgel ist jedes Sample laut, bei einem Flügel wirds in der Ausklingphase ganz leise. Wer Orgeln sampelt, wird wahrscheinlich auch ein Lied vom Straßenlärm singen können und von Uhrzeiten, an denen das gar nicht geht. Schulkinder, Knattermofas, Mähdrescher.
Zum Thema Insekten aber schaue man sich jedes beliebige Youtube-Video an, dass im Sommer draußen aufgenommen wurde und länger als 5 Minuten dauert. Die Wahrscheinlichkeit einer Hummel, die da 1 cm am Camcorder/ Smartphone vorbeifliegt, ist da einfach gegeben. Und hörbar.
 
OK - nochmal:
Strassenlärm von draussen - in einer Kirche in der die Orgel steht - erreicht vielleicht einen Schalldruckpegel von 50dB; eine Kirchenorgel in 5m Abstand aber mit Sicherheit 100dB.
Ein Mikrofon mit Preamp, dass für die 100dB einer Kirchenorgel gepegelt ist, nimmt den Lärm von draussen mit -40 dB zum Nutzsignal auf - das ist auf der Aufnahme nur noch sehr rudimentär (wenn überhaupt) hörbar.
Im Gegensatz zu vernünftigem Aufnahmeequipment nimmt ein Consumer-Camcorder/Smartphone mit einer Pegelautomatik auf, die bei entsprechend leisem Eingangssignal die Verstärkung des Preamps solange hochfährt, bis daraus ein verwertbarer Nutzpegel entsteht (so wie unser Ohr das auch macht) - deshalb "übersteuern" solche Geräte auch, wenn plötzlich etwas "lautes" passiert und brauchen nach einer lauten Darbietung einen Moment, bis sich die Empfindlichkeit wieder auf die "normale" Umgebung angepasst hat.

Ein Profi, der eine Orgel aufnimmt, benutzt keine dieser Automatismen - da wird einmal mit dem lautesten Signal gepegelt - so, dass dieses lauteste Signal gerade noch nicht den Eingang übersteuert. Mit dieser Einstellung wird dann die gesamte Darbietung aufgenommen, daurch bleibt auch die Dynamik der Originaldarbietung erhalten.
Glaub mir - da ist selbst ein Vogel, der am Mikro vorbeifliegt nicht zu hören.
Zu Mofas, Mähdreschern & Co.: Man sampelt nicht, wenn Mofas durch die Kirche fahren - solche Arbeiten plant man schon so, dass alles so ruhig wie möglich ist - das ist auch keine Sache von 2 Stunden....eher Wochen.
Youtube-Videos mit Samples zu vergleichen ist schon fast Blasphemie - in Youtube kann jeder seinen Schrott einstellen. Consumer-Equipment wie Camcorder und Smartphones sollte man hier nicht mit hochwertigen Studioequipment vergleichen.
Dazu kommt auch noch, dass Geräusche die von draussen kommen mit dem richtigen Equipment und Wissen fast gänzlich eliminiert werden können, ohne das Nutzsignal zu beeinträchtigen.
 
Dazwischen liegt dann der Bereich der live-Mitschnitte in Kirchen. Und da kann ich auf einen reichen Fundus an 'ambient-samples' zurückgreifen. Angefangen von dem Geräusch, daß ein Maurer beim Reinigen seiner Betonschaufel erzeugt(Baustelle auf dem Nachbargrundstück, Tür im Seitenschiff wg. schönstem Wetter offen, rethorische Pause in der Predigt) bis zu Qietschender Straßenbahn und Flugzeug im Landeanflug. Wer eine Sammlung von Husten und runterfallenden Gehstöcken, Gesangbüchern oder Regenschirmen braucht, dem kann ich bestimmt auch helfen...
 
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Insekten fliegen nicht ziellos in der Gegend herum, sondern von ziehmlich effektiven Sensoren gesteuert.
In der Nähe einer Orgel ist nichts vorhanden, was sie reizen könnte ;)
Sollte es doch mal einen Irrflug geben, geht der meist in Richtung der hellsten Lichtquelle, also Fenster...
 
Mir knurrte mal der Magen, während ich im Stehen eine Konzertgitarre (ohne Gurt) an mich presste. Da ich in diesem Moment nichts auf der Gitarre spielte, hat das einige Menschen erheitert. :D

Gut, das hat jetzt weder mit Insenkten noch mit Mikrofonen zu tun, ist mir aber beim Lesen der Beiträge wieder eingefallen, und hier ist ja die Plauderecke. ;)
 
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Irgendwie geht's hier ja ziemlich durcheinander mit "Samples" und "richtigen Aufnahmen", aber...

Erstens würde man das gar nicht festellen können, denn niemand hört sich wohl zigtausend Samples nachträglich über Kopfhörer ab

Öhm, doch? Aufnahmen erstellen ist doch nur ein Teilschritt im Samplingprozess bzw. bei der Erstellung eines samplebasierten virtuellen Instruments. Sind die Aufnahmen im Kasten reicht ja nicht ein einziger Klick und schwupps steht die Laube.

eine Stechmücke höre ich aber auch schon 30 cm neben dem Ohr.

Wann? Kurz vorm Einschlafen oder wenn Du im Auto unterwegs bist und dabei Musik hörst?
 
Ich war kürzlich im neuen Studio der Vienna Symphony League (VSL) zu Besuch und durfte ein bisschen zusehen wie sie neue Instrumente gesamplet haben.

Alleine was da für ein Aufwand betrieben wird um das elektrische Rauschen in den Leitungen zu minimieren - sehr beeindruckend.
Da wird beim Aufnehmen auch ständig mitgehört - ein auch nur irgendwie hörbarer Insektenfurz würde sofort auffallen.
 

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