thomas.h
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Ich möchte heute meine Hauptgitarre vorstellen, eine "Discount"-Customgitarre von MGH/der trashcontainer.
Vorgeschichte:
Ich spiele seit ca 10 Jahren Gitarre und mache seit 16 Jahren Musik. Ich bin relativ schnell zu Metal und gitarrenlastiger, sololastiger Musik gekommen, beschäftige mich schon länger auch mit etwas technischer, trotzdem ausdrucksstarker Leadgitarre. Um beides zu kombinieren, spiele ich seit 6 Jahren 7-saitige Gitarren.
Nie 100% zufrieden mit meinen Gitarren machte ich mich auf die Suche nach Gitarren in der Preislage 1000 bis 1500. Ich zahle sicher keine 3500 für eine Seriengitarre, nur damit das Petruccigütesiegel am Griffbrett strahlt. Oder 1700 für eine Vaigitarre, die immer nach leerem Plastikkanister klingt... Die Wahl grenzte sich dann auf die Marcel Coenen Signature (relativ schlechte Optik, Floyd Rose), Carvin (günstig, Floyd mit Graphtechsattel) oder auf eine Customgitarre ein.
Meinungsbildend für den Wunsch nach einer Customgitarre war, dass ich einige Spinnereien hatte, die es so nicht zu kaufen gibt. Nennt mich einfältig, verblendet, dümmlich oder mädchenhaft, aber ich fand die Handhabung von Floyds nie ansprechend. Ich verwende nie extreme Floydmisshandlungen, sondern nutze das Vibrato nur für Akkordvibrati, leichte Phrasierungen oder Fluttereffekte. Dafür reicht ein normales schwebendes Vibrato ohne klobiger Floydoptik oder Klemmsättel - ich brauche kein Werkzeug, um eine Saite zu wechseln, das ist doch schließlich keine Reparatur! Dies und "naja, wenn schon nicht wenig zahlen, dann möcht ichs doch so, wie ich es für richtig halte!", sowie die kleiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiine Bedeutung des Preises zog mich dann zu MGH-Custom.
Wer ist MGH?
MGH ist eine deutsche Firma, die vor allem für ihre Tonabnehmer bekannt ist. Sie wickeln sehr gute Saitenelektrifizierer in Kleinserie oder auf Wunsch. Neben einem -sagen wir es mal dreist - Gitarren- und Gitarrenteilrammschladen konzentriert sich das Geschäft nun vermehrt auch auf Gitarren, die von Matze selbst hergestellt werden. Weil das Customshop erst im Entstehen ist, sind die Preise noch sehr bezahlbar. Eine Gitarre beim "richtigen" Gitarrenbauer wäre mir zu teuer für meine Ambitionen gewesen. Inzwischen fertigt Matze auch eigene Gitarren in Kleinserie für vorwiegend Ebayverkäufe an.
...und warum die?
Wie gesagt: Neben dem günstigen Preis sprach für MGH, dass sie sehr hochwertige Tonabnehmer speziell für die Gitarre anwickeln, auch im härteren Bereich angesiedelt sind und schon einen kleinen Fokus auf die 7. Saite gelegt haben.
Bestellung und Bau
Kommunikation erfolgte per Hand und Fuß, öhm per Schrift und Bild, per Email. Baubeginn nach Anzahlung, nach jedem Schritt wurden mir Bilder per Mail zugestellt. Erschwerend waren sicher, dass ich kein Freund von alteingesessenen Dogmen bin und für jeden kleinen Scheiß einen Spezialwunsch hatte. Man muss wirklich sagen, dass er davon auch nicht alles umgesetzt hat. Der Bau selbst ging schneller als angekündigt, als ich mit dem fertigen Modell (einige wichtige Sachen wurden nicht umgesetzt) nicht zufrieden war, baute er sofort wieder eine neue Gitarre. Emailkontakt sehr problemlos und schnell, Versand erfolgte gut verpackt und zügig.
Features
An der Gitarre entlang spannen sich 7 Saiten vom conklinartigen Kopf zum conklinartigen Korpus, dem nichtconklinartigen 5 teiligen Ahorn-Mahagoniehals und seinem Cocobologriffbrett, grüßen nett die Perlmutt Diamondinlays und das MGH Logo am 12., impulsen noch schnell die beiden splitbaren Humbucker im edlen Holzgehäuse, ehe sie sich im Hipshottremolo (ähnlich einem Wilkinson) vertschüssen. Zusammengehalten wird das ganze von einem Eschenkorpus, braunorange gebeizt, und etwas Leim, aber ohne jegliche Schrauben.
Die Elektrik kommt ohne Toggleswitch aus, dafür gibt es einen Blendpoti, der die beiden Tonabnehmer mischen lässt. Für schnellen Wechsel zum BridgePU sorgt die Pushpushfunktion am Volumepoti, der Tonepoti splittet auf ziehen die Humbucker zu Singlecoils.
Wichtig war mir der Halsübergang. Ich wollte ihn relativ nahe am Neckthroughübergang (wie uns die MC Modelle von Boel vorleben) haben, Matze setzte es eher herkömmlich um.
Optik
Die Gitarre trifft optisch meinen Geschmack wie ein Holländer den ersten Gang im Auto: Perfekt. Die Form, das Holz, die Farbe, die Inlays, wunderschön. Die Gitarre kommt trotz ihrem vielseitigen und modernen Fokus bewusst schlicht und edel herüber. Ihr kennt das Gefühl, wenn einem die Hebamme deine Erstgeburt aus der Wiege entgegenhält und man die Augen vor Wonne nicht mehr zu bekommt? So ähnlich erging es mir, als ich die Gitarre auspackte - mit dem Unterschied, dass sie nicht der Vatergefühlen wegen, sondern aufgrund der Optik schön ist! Nun ja, der Fairness halber sei gesagt, dass ich die Gitarre ja selbst ausgesucht habe, sie nicht 9 Monate in Flüssigkeit eingelegt war und auch kein Interesse zeigte, wieder da hin zurückzuschlüpfen, wo sie hergekommen war.
Hinten hängt noch ein Bild an, Detailfotos habe ich im Moment nicht am Laptop, liefere die aber in den nächsten Tagen nach.
Klang
Die Gitarre klingt wirklich so, wie ich ihm das beschrieben habe! Kein steriles EMG-Brett, sondern sehr dynamisch, akzentuiert und genau. Powerchords drücken schön rund, Mehrklänge schön differenziert. Kein Bassmulm, kein Gesäge, einfach rund! Der Leadklang ist sehr schön voll, keine Spur von dünnen Ibanezleads, Sustain (gibt es etwas überbewerteteres als Sustain?) ist halt, wie ein Sustain auf einer modernen Egitarre ist. Kein Banjo-pflopp und Alphornfüüüüt... Ich beeinflusse das Sustain immer noch mit Fingern und Amp und nicht mit nepalesischen Gebirgswurzelhölzern, die die Fähigkeit einer 0,2% Sustainverbesserung besitzen.
Durch die ausgefuchste Klangregelung ist der Klang sehr variabel, die PU-Mix-Funktion versüßt einem das Leben wohl mehr, als das kastrierte Murmeltier, das bei Vollmond mit Honig von männlichen Bienen Gibsongitarren klanglich veredelt oder das Lautsprechersystem, das für Unsummen die Gitarre "einschwingt". Aber jeder wie er will... Der Wechsel zwischen BridgePU-Brett und variabler Soundgestaltung erfolgt so schnell wie nie durch tippen auf den Volumepoti. Das Leben kann so einfach sein.
Wenn man die Gitarre auf einen Amp übertragen möchte, würde ich ihr den Mesatyp anstelle des Marshalltyps bescheinigen. Nicht harsch klirrend schreiend, sondern rund, harmonisch mit präzisen Bässen.
Verarbeitung
An der Verarbeitung gibts großteils nichts zu meckern. Bünde sauber abgerichtet und stehen natürlich nicht über, sauber lackiert (nur an einer Stelle zu weit in den Hals hinein), sauber geleimt, sauber gefräst, stimmiges Gesamtbild. Qualitative Hardware, Potis laufen leicht. Der Sattel leider unregelmäßig gekerbt, Setup perfekt eingestellt? Jein. Dazu mehr im folgenden Kapitel.
Wurden meine Wünsche umgesetzt?
Ja. Alle? Nein.
Ich musste an der Gitarre, so wie sie kam, einige Sachen verändern. War aufgrund des Preises vielleicht damit zu rechnen, trotzdem ärgerlich. Die Hauptprobleme waren die Klemmmechaniken (bzw dass es keine waren), der Halsübergang und das Halsshaping, die Feinabstimmung der Elektrik, das Verhältnis Halshöhe-Tremolohöhe und die Korpusrundung (die ich zwar anders wollte, aber mir so auch gut gefällt).
Der Hals lag mir anfangs nicht gut in der Hand. Ich höre schon den ersten rufen "ja was lässt er sich den auch per Email eine Gitarre bauen" und das stimmt natürlich. Der Hals war etwas zu eckig, aber ich als staatlich geprüfter und anerkannter Heimwerker konnte das mit Genosse Schwingschleifer schnell ändern. Hierbei passte ich auch den unvorteilhaften Halsübergang (er war hinten zu dick) an. Nun ists perfekt, war keine große Sache, aber für Leute, die mit dem Schwingschleifer noch einige Rechnungen offen haben, könnte das schon mehr Aufwand sein.
Mehr Aufwand war das Tremolo: Die Ausfräsung war zu klein und das ganze Tremolo war zu hoch. Bzw der Hals zu tief gesetzt. Damit war nach Wechsel der Saitenstärke keine optimale Saitenlage einstellbar, die Reiter standen an. Ok, Reklamationsgrund, aber da ich schon selbst herumgedoktert hatte, lies ich meinen Gitarrenbauer das Tremolo fachmännisch tiefersetzen und bei dieser Gelegenheit gleich den unregelmäßigen Sattel gegen einen optimaler gekerbten Graphtechsattel tauschen.
Klemmmechaniken wurden keine verbaut. Ok, sehe ich ein, bei dem Preiskampf, den ich mir mit ihm geliefert habe. Bei der Gelegenheit gleich sehr hochwertige von Hipshot gekauft, eingebaut und glücklich geworden.
An der Elektrik waren nur kleinere Sachen (Potis vertauschen und 2 Drähte umlöten) zu beheben.
Wie ist die Gitarre nun jetzt aktuell?
Nach den Verbesserungen habe ich nun die Gitarre, die ich mir gewünscht habe. Ich habe nun eine Gitarre, die die Features, wirklich auch den Klang und die Optik hat, die ich mir erwartete. Inzwischen ist die Bespielbarkeit auch optimal und die Funktion wie vorgestellt. Saitenlage ala Muman Petrucci, dünner Hals, gute Erreichbarkeit der Bünde, Gefühl von Wertigkeit in der Hand, gut ausbalanciert.
Das Tremolo mit Graphtechsattel und Klemmmechaniken arbeitet in meinem Einsatz absolut zuverlässig und ist einfach im Handling. Ich kann zwar die eine oder andere Divebomb machen, mach ich das allerdings exzessiv, ist die Gitarre zwar nicht komplett verstimmt, aber durchaus nachstimmbedürftig. Ich habe auch nicht den vollen Floydspielraum, aber wozu denn die Saiten komplett entspannen? Für den normalen Gebrauch, wildere Vibrati oder Flutter sehr gut geeignet, extreme Missbräuche lehnt es konsequent ab. Interessant am Hipshot auch der steckbare Hebel: in der unteren Hälfte steckt er leicht in der Position fest, in der oberen Hälfte läuft er frei. Die Festigkeit kann per Imbus bestimmt werden.
Fazit
Wenn man konkrete Vorstellungen hat, lohnt es sich definitiv, den voll Kompromissen gesäumten Weg der Seriengitarren zu verlassen und mit etwas Mut und Risikofreudigkeit zu der Gitarre zu gelangen, an der man sich nicht ständig an Kleinigkeiten ärgert, sondern mit der man mit dem Gesamtbild zufrieden ist. Da das Auge auch mitisst, lohnt sich das doppelt.
Bei MGH bekommt man, was man bezahlt. Man bekommt keine 3000 Gitarrenbauergitarre, sondern eine preiswerte Alternative, die mit etwas Nachbearbeitung und Eigeneinsatz zu solch einer Gitarre gemacht werden kann.
Wer Wert auf spezielle Sonderwünsche (integrierten Plekhalter - auf dich warte ich noch immer!), unkonventionelle Schaltungen und eigene Ideen legt, muss damit rechnen, dass Matze nicht alles umsetzt, bzw seine eigenen Ideen miteinfließen lässt.
Insgesamt war die Gitarre trotz Umbauarbeiten noch immer ein Schnäppchen, für die jetzige Gitarre hätte ich sicher 2500 bis 3000 einplanen müssen, hätte ich sie bei meinem Gitarrenbauer in Auftrag gegeben.
Grüße, Thomas
Vorgeschichte:
Ich spiele seit ca 10 Jahren Gitarre und mache seit 16 Jahren Musik. Ich bin relativ schnell zu Metal und gitarrenlastiger, sololastiger Musik gekommen, beschäftige mich schon länger auch mit etwas technischer, trotzdem ausdrucksstarker Leadgitarre. Um beides zu kombinieren, spiele ich seit 6 Jahren 7-saitige Gitarren.
Nie 100% zufrieden mit meinen Gitarren machte ich mich auf die Suche nach Gitarren in der Preislage 1000 bis 1500. Ich zahle sicher keine 3500 für eine Seriengitarre, nur damit das Petruccigütesiegel am Griffbrett strahlt. Oder 1700 für eine Vaigitarre, die immer nach leerem Plastikkanister klingt... Die Wahl grenzte sich dann auf die Marcel Coenen Signature (relativ schlechte Optik, Floyd Rose), Carvin (günstig, Floyd mit Graphtechsattel) oder auf eine Customgitarre ein.
Meinungsbildend für den Wunsch nach einer Customgitarre war, dass ich einige Spinnereien hatte, die es so nicht zu kaufen gibt. Nennt mich einfältig, verblendet, dümmlich oder mädchenhaft, aber ich fand die Handhabung von Floyds nie ansprechend. Ich verwende nie extreme Floydmisshandlungen, sondern nutze das Vibrato nur für Akkordvibrati, leichte Phrasierungen oder Fluttereffekte. Dafür reicht ein normales schwebendes Vibrato ohne klobiger Floydoptik oder Klemmsättel - ich brauche kein Werkzeug, um eine Saite zu wechseln, das ist doch schließlich keine Reparatur! Dies und "naja, wenn schon nicht wenig zahlen, dann möcht ichs doch so, wie ich es für richtig halte!", sowie die kleiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiine Bedeutung des Preises zog mich dann zu MGH-Custom.
Wer ist MGH?
MGH ist eine deutsche Firma, die vor allem für ihre Tonabnehmer bekannt ist. Sie wickeln sehr gute Saitenelektrifizierer in Kleinserie oder auf Wunsch. Neben einem -sagen wir es mal dreist - Gitarren- und Gitarrenteilrammschladen konzentriert sich das Geschäft nun vermehrt auch auf Gitarren, die von Matze selbst hergestellt werden. Weil das Customshop erst im Entstehen ist, sind die Preise noch sehr bezahlbar. Eine Gitarre beim "richtigen" Gitarrenbauer wäre mir zu teuer für meine Ambitionen gewesen. Inzwischen fertigt Matze auch eigene Gitarren in Kleinserie für vorwiegend Ebayverkäufe an.
...und warum die?
Wie gesagt: Neben dem günstigen Preis sprach für MGH, dass sie sehr hochwertige Tonabnehmer speziell für die Gitarre anwickeln, auch im härteren Bereich angesiedelt sind und schon einen kleinen Fokus auf die 7. Saite gelegt haben.
Bestellung und Bau
Kommunikation erfolgte per Hand und Fuß, öhm per Schrift und Bild, per Email. Baubeginn nach Anzahlung, nach jedem Schritt wurden mir Bilder per Mail zugestellt. Erschwerend waren sicher, dass ich kein Freund von alteingesessenen Dogmen bin und für jeden kleinen Scheiß einen Spezialwunsch hatte. Man muss wirklich sagen, dass er davon auch nicht alles umgesetzt hat. Der Bau selbst ging schneller als angekündigt, als ich mit dem fertigen Modell (einige wichtige Sachen wurden nicht umgesetzt) nicht zufrieden war, baute er sofort wieder eine neue Gitarre. Emailkontakt sehr problemlos und schnell, Versand erfolgte gut verpackt und zügig.
Features
An der Gitarre entlang spannen sich 7 Saiten vom conklinartigen Kopf zum conklinartigen Korpus, dem nichtconklinartigen 5 teiligen Ahorn-Mahagoniehals und seinem Cocobologriffbrett, grüßen nett die Perlmutt Diamondinlays und das MGH Logo am 12., impulsen noch schnell die beiden splitbaren Humbucker im edlen Holzgehäuse, ehe sie sich im Hipshottremolo (ähnlich einem Wilkinson) vertschüssen. Zusammengehalten wird das ganze von einem Eschenkorpus, braunorange gebeizt, und etwas Leim, aber ohne jegliche Schrauben.
Die Elektrik kommt ohne Toggleswitch aus, dafür gibt es einen Blendpoti, der die beiden Tonabnehmer mischen lässt. Für schnellen Wechsel zum BridgePU sorgt die Pushpushfunktion am Volumepoti, der Tonepoti splittet auf ziehen die Humbucker zu Singlecoils.
Wichtig war mir der Halsübergang. Ich wollte ihn relativ nahe am Neckthroughübergang (wie uns die MC Modelle von Boel vorleben) haben, Matze setzte es eher herkömmlich um.
Optik
Die Gitarre trifft optisch meinen Geschmack wie ein Holländer den ersten Gang im Auto: Perfekt. Die Form, das Holz, die Farbe, die Inlays, wunderschön. Die Gitarre kommt trotz ihrem vielseitigen und modernen Fokus bewusst schlicht und edel herüber. Ihr kennt das Gefühl, wenn einem die Hebamme deine Erstgeburt aus der Wiege entgegenhält und man die Augen vor Wonne nicht mehr zu bekommt? So ähnlich erging es mir, als ich die Gitarre auspackte - mit dem Unterschied, dass sie nicht der Vatergefühlen wegen, sondern aufgrund der Optik schön ist! Nun ja, der Fairness halber sei gesagt, dass ich die Gitarre ja selbst ausgesucht habe, sie nicht 9 Monate in Flüssigkeit eingelegt war und auch kein Interesse zeigte, wieder da hin zurückzuschlüpfen, wo sie hergekommen war.
Hinten hängt noch ein Bild an, Detailfotos habe ich im Moment nicht am Laptop, liefere die aber in den nächsten Tagen nach.
Klang
Die Gitarre klingt wirklich so, wie ich ihm das beschrieben habe! Kein steriles EMG-Brett, sondern sehr dynamisch, akzentuiert und genau. Powerchords drücken schön rund, Mehrklänge schön differenziert. Kein Bassmulm, kein Gesäge, einfach rund! Der Leadklang ist sehr schön voll, keine Spur von dünnen Ibanezleads, Sustain (gibt es etwas überbewerteteres als Sustain?) ist halt, wie ein Sustain auf einer modernen Egitarre ist. Kein Banjo-pflopp und Alphornfüüüüt... Ich beeinflusse das Sustain immer noch mit Fingern und Amp und nicht mit nepalesischen Gebirgswurzelhölzern, die die Fähigkeit einer 0,2% Sustainverbesserung besitzen.
Durch die ausgefuchste Klangregelung ist der Klang sehr variabel, die PU-Mix-Funktion versüßt einem das Leben wohl mehr, als das kastrierte Murmeltier, das bei Vollmond mit Honig von männlichen Bienen Gibsongitarren klanglich veredelt oder das Lautsprechersystem, das für Unsummen die Gitarre "einschwingt". Aber jeder wie er will... Der Wechsel zwischen BridgePU-Brett und variabler Soundgestaltung erfolgt so schnell wie nie durch tippen auf den Volumepoti. Das Leben kann so einfach sein.
Wenn man die Gitarre auf einen Amp übertragen möchte, würde ich ihr den Mesatyp anstelle des Marshalltyps bescheinigen. Nicht harsch klirrend schreiend, sondern rund, harmonisch mit präzisen Bässen.
Verarbeitung
An der Verarbeitung gibts großteils nichts zu meckern. Bünde sauber abgerichtet und stehen natürlich nicht über, sauber lackiert (nur an einer Stelle zu weit in den Hals hinein), sauber geleimt, sauber gefräst, stimmiges Gesamtbild. Qualitative Hardware, Potis laufen leicht. Der Sattel leider unregelmäßig gekerbt, Setup perfekt eingestellt? Jein. Dazu mehr im folgenden Kapitel.
Wurden meine Wünsche umgesetzt?
Ja. Alle? Nein.
Ich musste an der Gitarre, so wie sie kam, einige Sachen verändern. War aufgrund des Preises vielleicht damit zu rechnen, trotzdem ärgerlich. Die Hauptprobleme waren die Klemmmechaniken (bzw dass es keine waren), der Halsübergang und das Halsshaping, die Feinabstimmung der Elektrik, das Verhältnis Halshöhe-Tremolohöhe und die Korpusrundung (die ich zwar anders wollte, aber mir so auch gut gefällt).
Der Hals lag mir anfangs nicht gut in der Hand. Ich höre schon den ersten rufen "ja was lässt er sich den auch per Email eine Gitarre bauen" und das stimmt natürlich. Der Hals war etwas zu eckig, aber ich als staatlich geprüfter und anerkannter Heimwerker konnte das mit Genosse Schwingschleifer schnell ändern. Hierbei passte ich auch den unvorteilhaften Halsübergang (er war hinten zu dick) an. Nun ists perfekt, war keine große Sache, aber für Leute, die mit dem Schwingschleifer noch einige Rechnungen offen haben, könnte das schon mehr Aufwand sein.
Mehr Aufwand war das Tremolo: Die Ausfräsung war zu klein und das ganze Tremolo war zu hoch. Bzw der Hals zu tief gesetzt. Damit war nach Wechsel der Saitenstärke keine optimale Saitenlage einstellbar, die Reiter standen an. Ok, Reklamationsgrund, aber da ich schon selbst herumgedoktert hatte, lies ich meinen Gitarrenbauer das Tremolo fachmännisch tiefersetzen und bei dieser Gelegenheit gleich den unregelmäßigen Sattel gegen einen optimaler gekerbten Graphtechsattel tauschen.
Klemmmechaniken wurden keine verbaut. Ok, sehe ich ein, bei dem Preiskampf, den ich mir mit ihm geliefert habe. Bei der Gelegenheit gleich sehr hochwertige von Hipshot gekauft, eingebaut und glücklich geworden.
An der Elektrik waren nur kleinere Sachen (Potis vertauschen und 2 Drähte umlöten) zu beheben.
Wie ist die Gitarre nun jetzt aktuell?
Nach den Verbesserungen habe ich nun die Gitarre, die ich mir gewünscht habe. Ich habe nun eine Gitarre, die die Features, wirklich auch den Klang und die Optik hat, die ich mir erwartete. Inzwischen ist die Bespielbarkeit auch optimal und die Funktion wie vorgestellt. Saitenlage ala Muman Petrucci, dünner Hals, gute Erreichbarkeit der Bünde, Gefühl von Wertigkeit in der Hand, gut ausbalanciert.
Das Tremolo mit Graphtechsattel und Klemmmechaniken arbeitet in meinem Einsatz absolut zuverlässig und ist einfach im Handling. Ich kann zwar die eine oder andere Divebomb machen, mach ich das allerdings exzessiv, ist die Gitarre zwar nicht komplett verstimmt, aber durchaus nachstimmbedürftig. Ich habe auch nicht den vollen Floydspielraum, aber wozu denn die Saiten komplett entspannen? Für den normalen Gebrauch, wildere Vibrati oder Flutter sehr gut geeignet, extreme Missbräuche lehnt es konsequent ab. Interessant am Hipshot auch der steckbare Hebel: in der unteren Hälfte steckt er leicht in der Position fest, in der oberen Hälfte läuft er frei. Die Festigkeit kann per Imbus bestimmt werden.
Fazit
Wenn man konkrete Vorstellungen hat, lohnt es sich definitiv, den voll Kompromissen gesäumten Weg der Seriengitarren zu verlassen und mit etwas Mut und Risikofreudigkeit zu der Gitarre zu gelangen, an der man sich nicht ständig an Kleinigkeiten ärgert, sondern mit der man mit dem Gesamtbild zufrieden ist. Da das Auge auch mitisst, lohnt sich das doppelt.
Bei MGH bekommt man, was man bezahlt. Man bekommt keine 3000 Gitarrenbauergitarre, sondern eine preiswerte Alternative, die mit etwas Nachbearbeitung und Eigeneinsatz zu solch einer Gitarre gemacht werden kann.
Wer Wert auf spezielle Sonderwünsche (integrierten Plekhalter - auf dich warte ich noch immer!), unkonventionelle Schaltungen und eigene Ideen legt, muss damit rechnen, dass Matze nicht alles umsetzt, bzw seine eigenen Ideen miteinfließen lässt.
Insgesamt war die Gitarre trotz Umbauarbeiten noch immer ein Schnäppchen, für die jetzige Gitarre hätte ich sicher 2500 bis 3000 einplanen müssen, hätte ich sie bei meinem Gitarrenbauer in Auftrag gegeben.
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