Sweeping
Die Dicke eines Plektrums lässt keinen Rückschluss über die "Tauglichkeit" für Sweeping zu, das ist eine absolut individuelle Geschmacksfrage. "Technisch" gesehen sind zu dünne Plektren im Prinzip suboptimal, weil sie beim Spielen, wenn auch nur leicht, nachgeben und man dadurch etwas Zeit liegen lässt. Steife Plektren sind "direkter" und man ist damit rechnerisch schneller. Halte ich aber eher für Theorie und ich spiele mit Weichei-mäßigen sehr dünnen Plektren, die aber dafür sehr spitz auslaufen und mir mehr Spielkontrolle erlauben. Gerade beim Sweepen will man doch tendenziell Kontrolle. Spitze Plektren sind schneller über die Saite hinweg bzw. lassen den Ton präziser klingen und reißen ihn in kürzerer Zeit an, die typischen verrundeten Formen kratzen eher, von meinem Gehör her.
Die typischen Hauptprobleme beim Sweeping sind wohl 1) die klangliche Abgrenzung der Töne mit der Greifhand (also kein Ineinanderklingen - Dämpfen geht aber auch/zusätzlich mit der Anschlaghand bzw. dem Handballen) und 2) eine möglichst gleichmäßige Rhythmik, wofür eher die rechte/Anschlagshand verantwortlich ist. Beide Probleme sind schon für sich anspruchsvoll genug, treten aber bei dem ein oder anderen Gitarristen auch gerne in Kombination auf ;-)
Ich finde, dass schnelles Sweep-Spiel nicht unbedingt schwerer ist als langsames. Beim langsamen Sweepen kommen rhythmische Schwankungen stärker zum Tragen. Unbedingt mit Metronom einstudieren, bis es möglichst flüssig klappt. An den "Wendepunkten" (typischerweise hohe e-Saite oder "untenrum" A5) wird der Anschlagsfluss ebenfalls durchbrochen - hier muss man auch aufpassen. Aber das Ganze klingt jetzt vielleicht philosophisch, dabei ist der Bewegungsablauf kinderleicht - prinzipiell. Trotzdem ist nicht jeder Malmsteen.
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Tapping
Nur so zur Info: Tapping lässt sich mit den Fingern oder auch mit der Plektrumkante umsetzen. Der eine macht's lieber so, der andere eher anders. Manche können beides (oder auch die 4. Kombination: weder-noch ;-). Sweeping mit Tapping-Extensions zu kombinieren, ist eigentlich gar nicht so schwer. Es kommt wieder darauf an, die getappten Töne rhythmisch zu integrieren und weder zu "hetzen" noch "hinterher zu spielen". Wenn beim Sweeping noch getappt werden soll, ist auch dies mit Pick oder z.B. dem Zeige- oder Mittelfinger möglich. Je nachdem wird das Plektrum (für die Sweep-Bewegungen) eben mit den noch zur Verfügung stehenden Fingern gegriffen. Klingt blöd... In irgendeinem Lehrbuch von Dave Celentano wird beschrieben, das Plektrum mit Daumen und Mittelfinger zu halten, um den permanent gestreckten rechten Zeigefinger immer für die Taps zur Verfügung zu haben - komme ich persönlich nicht mit zurecht. Ich nehme dann für die Tap-Extensions den rechten Mittelfinger, kann so das Plektrum normal halten. Aber ich tappe die Extensions auch gerne mit dem Plektrum, dann braucht man überhaupt an gar nix zu denken bzw. sich nicht umzustellen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es, Sweep-Arpeggien in etwas tieferen Lagen zu spielen. Da fühlt es sich einfach anders an und aufgrund der tieferen Sweep-Anschlagsposition (man kann ja nicht ständig am Steg-PU anschlagen und dann mit der rechten Hand runterflitzen, um dort gerade mal 1 Ton zu tappen und dann wieder blitzartig hoch in die oberen Register) klingt es dann auch etwas anders, etwas weicher und bassiger. Ach ja, wenn man fürs Tapping das Plektrum nimmt (siehe Satriani, für superschnelle Triller), nutzen sich die Kanten natürlich ab. Meine Lieblingsplektren sind dünn und weich, daher habe ich einen entsprechenden Verschleiß.
Beispiel für (furiose) Sweeping & Tapping-Extensions quer übers Griffbrett:
Apocrypha - "Terrors Holding On To You" (auf dem Album "Area 54", Intro-Sektion). Gitarrist: Tony Fredianelli
So Leute wie Rusty Cooley (überhaupt ein brutaler Techniker/Shredder) setzen rechts auch gerne mehrere Finger zum Tapping ein. Wenn das Plektrum normal gehalten wird, stehen ja noch 2-3 Finger zur Verfügung. Viel Spaß beim Üben.
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Eigentlich gibt es überhaupt fast keine Metal-Spieltechniken, da auch in der klassischen Gitarrenliteratur das Allermeiste bereits bekannt ist bzw. zum Einsatz kam. Das Tapping wurde auch schon in den 40ern/50ern von Jazzern erfunden und die Flying-V- und Explorer-Korpusdesigns bekanntlich auch. Wow, die Leute waren ihrer Zeit voraus! Was im Metal vielleicht besonders heraussticht, sind alle Nebengeräusche oder Effekte, die erst durch die intensive Verstärkung per Pickups möglich werden, z.B. Flageolet-Gerassel (links hämmern, rechts mit dem Handballen oder wie auch immer leicht die Saite abdämpfen und die Lage verändern) oder, weil Klassikgitarristen keine Vibratosysteme verwenden, z.B. Dive-Bombs. Aber so viele Tricks sind das eigentlich nicht.