Hallo Stefan,
ich habe mir mal Beispiel 2 aus deinem Thread angehört.
In Bezug auf deinen Gitarrensound würde ich mir nicht großartig reinreden lassen. Solche Sounds habe ich schon auf CD's gehört von Gruppen, die sich bestimmt schon länger mit dem Recording beschäftigen. Gitarrensound ist eine sehr subjektive Sache und wenn dir dieser Sound selbst zusagt, dann laß ihn so, basta! Die Wirkung entsteht erst im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten.
Das größere Problem sehe ich dann aber auch in der Abstimmung der Instrumente und da sind einige Kritiken nicht ganz unberechtigt.
Drums und Bass müßten zuerst in der Lautstärke etwas angehoben werden. Im Moment tragen sie den Druck nicht mit, den die Gitarre macht. Als nächstes mußt du mit dem entsprechenden Modul unter Cubase eine Frequenzanalyse machen. Gibt es irgendwo Überschneidungen? Gerade Bass und Bassdrum müssen voneinander getrennt werden. Für bestimmte Stile muß die Bassdrum die tiefsten Frequenzen liefern, für andere ist es umgekehrt. Einfach experimentieren.
Sobald mehrere Instrumente im Mittenbereich hinzukommen (zweite oder dritte Gitarre oder Keyboards) sollten sie verschiedene Frequenzbereiche bedienen und/oder räumlich voneinander getrennt werden.
Dann sind noch die Hallprogramme und Panoramapositionen ganz wichtig, damit du die Instrumente besser im Mix orten kannst (bei guter räumlicher Aufteilung und frequenztechnischer Trennung hast du auch mehr Spielraum bei der Lautstärke der einzelnen Instrumente). Längere Hallzeiten versetzen ein Instrument mehr in den Hintergrund und umgekehrt. Deswegen berkommen Vocals häufig wenig Hall, weil sie ja meistens im Vordergrund stehen sollen. Häufig gilt, Balladen vertragen mehr Hall als schnelle Stücke. Also probiere für jedes Instrument verschiedene Hallzeiten oder sogar verschiedene Hallprogramme aus (beim Bass natürlich sparsam damit sein). Zwischendurch immer wieder die Lautstärkeverhältnisse anpassen.
Produziere auch mal bewußt Fehler. Verstärke z.B. Frequenzen, die sich überschneiden oder übertreibe es mit dem Hall. Auch daraus kann man eine Menge lernen.
Ganz wichtig: das Ohr läßt sich sehr schnell täuschen. Mache in bestimmten Zeitabständen immer wieder eine längere Pause. Versuche eine erneute Beurteilung am nächsten Tag. Häufig klingt dann das, was man am vorherigen Tag supergeil fand, plötzlich völlig daneben.
Experimentiere mit verschiedenen Abhörsituationen (andere Boxen oder Kopfhörer). Klingt das Stück auch bei geringerer Lautstärke noch amtlich? Ich habe früher häufiger den Fehler gemacht, daß ich über Kopfhörer zu laut abgehört habe und so ein Druck vorgetäuscht wurde, der nicht vorhanden war.
Laß dich vor allem nicht entmutigen. Toningenieure haben sich ihr Können in vielen Jahren Ausbildung oder Praxis erworben. Das lernt man nicht mal einfach so in ein paar Wochen.
Viel Erfolg
Uli