Mensur und Saitenspannung

knock
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Hallo,

ich hoffe das Thema ist hier richtig...

Ich interessiere mich für 8-Saiter Gitarren und höre da immer wieder, dass eine große Mensur vorliegen sollte, damit die tiefsten Saiten nicht rumschlabbern und ein ordentlicher Sound erzeugt werden kann.

Folgende These die bitte kommentiert werden soll:

Je größer die Mensur, desto höher ist die Saitenspannung!

Allgemein gefragt: Was sind die Faktoren, welche eine hohe Saitenspannung erzeugen?

Vielen Dank,

Knock
 
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Allgemein gefragt: Was sind die Faktoren, welche eine hohe Saitenspannung erzeugen?

Vielen Dank,

Knock
Man kann sie Saitenspannung auch erhöhen, indem man dickere Saiten nimmt (macht man ja auch). Das hat aber Grenzen durch einen physikalischen Effekt: Je dicker eine Saite (in Bezug auf ihre Länge) desto höher ihre "Steifheit" bzw Abweichung vom physikalischen "Ideal" einer beliebig dünnen Saite. Und das hat zur Folge, dass die Obertonreihe (Harmonische) nach oben hin verschoben werden. also die Frequenz des 3. Obertons der Saite ist nicht 4x die Grundfrequenz sondern ein bisschen höher usw... Und dadurch werden die Töne unreiner bis irgendwann unerträglich.

Jeder kann den Effekt ausprobieren, denn das ist auch der Grund, warum zB die E-Seite eines Basses im 15 Bund dann doch eher unbefriedigend klingt.
 
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Danke dafür.

Ist meine These, dass eine höhere Mensur automatisch eine höhere Saitenspannung bedeutet nur richtig?
 
Danke dafür.

Ist meine These, dass eine höhere Mensur automatisch eine höhere Saitenspannung bedeutet nur richtig?

Ja, aber nur dann, wenn du von derselben Saitendicke und auch vom selben Material ausgehst.
 
Nein, die These ist SO nicht richtig, weil die saitenspannung nicht alleine von der mensur abhängig ist, sondern auch von Saitenstärke und vor allem auch der eingestellte Grundton.

Wenn man einen Versuchsaufbau konstruiert, der folgendermaßen aussieht:

  • Gleiche Saitenstärke
  • Kammerton A
So ist die gefühlte Saitenspannung bei der länferer Mensur höher - aber so lange wir da im cm-Bereich bleiben, ist das kaum fühlbar. Ich habe das gerade mal mit Strat 65cm und Les Paul 62,8cm probiert, ich stelle da kaum einen Unterschied fest.
 
Die Zugkraft einer Saite ist ausschließlich von drei Faktoren abhängig:

  • schwingende Saitenlänge (=Mensur)
  • Masse der schwingenden Saite
  • Frequenz (Ton auf den sie gestimmt wird)

Bei der Dicke der Saite sollte man vorsichtig sein --> eine höhere Zugkraft von dickeren Saiten ist nur dann gegeben wenn die Materialien von Saiten die verglichen werden identisch sind (dann steigt mit der Dicke der Saite auch die Masse). Es ist aber möglich, dass dickere Saiten gleiche oder geringere Zugkraft aufweisen als dünnere, wenn z.B. die Materialen bzw. die Saitenmachart unterschiedlich sind. --> z.B. eine dünnere Flatwoundsaite mit Phosphorbronze umwickelt könnte höhere Zugkräfte erzeugen als eine dickere Roundwoundsaite mit Nickelstahlumwicklung --> Phosphorbronze hat ein höheres spezifisches Gewicht als Nickelstahl und Flatwoundsaiten sind kompakter (da gibt es weniger Zwischenräume); oder Saiten mit Nylonkerndraht im Vergleich zu Saiten mit Stahlkerndraht, ect.

Die Mensur ist einer der drei Faktoren.
Wenn man die Masse einer Saite und die Frequenz als gegeben nimmt, kann man sehr leicht die Zugkrafterhöhung bzw. -erniedrigung aufgrund von unterschiedlichen Mensuren berechnen:

(Längere Mensur / Bezugsmensur)2 wäre der Faktor für eine Zugkrafterhöhung.
z.B. Bezugsmensur = 650 mm; Saitenzugkraft ist 10 kg; --> wie hoch ist die Zugkraft dieser Saite mit einer 680 mm Mensur?
(680 / 650)2 x 10 kg = 10,94 kg (der Erhöhungsfaktor ist 1,094).

(Kürzere mensur / Bezugsmensur)2 wäre der Faktor für eine Zugkrafterniedrigung.
z.B. Bezugsmensur = 650 mm; Saitenzugkraft ist 10 kg; --> wie hoch ist die Zugkraft dieser Saite mit einer 630 mm Mensur?
(630 / 650)2 x 10 kg = 9,39 kg (der Erniedrigungsfaktor ist 0,938.)

---------- Post hinzugefügt um 16:13:46 ---------- Letzter Beitrag war um 15:49:12 ----------

...Je dicker eine Saite (in Bezug auf ihre Länge) desto höher ihre "Steifheit" bzw Abweichung vom physikalischen "Ideal" einer beliebig dünnen Saite. Und das hat zur Folge, dass die Obertonreihe nach oben hin verschoben werden. also die Frequenz des 3. Obertons der Saite ist nicht 4x die Grundfrequenz sondern ein bisschen höher usw... Und dadurch werden die Töne unreiner bis irgendwann unerträglich.

Mit den Obertönen ist das so eine Sache. Die Intervalle der Obertonreihe sind immer rein.
Gitarren und Bässe mit Bünden sind gleichstufig gestimmte Instrumente --> nur die Oktaven sind rein. (siehe auch "gleichstufige Stimmung - wohltemperierte Stimmung".
Das heißt in der Obertonreihe sind auch ohne Berücksichtigung von Saitensteifigkeiten für uns inharmonische Teiltöne dabei.

Jetzt kommt noch die Steifigkeit von Saiten dazu, welche sich durchaus schon auf niedrigere Teiltöne und natürlich auch auf höhere auswirken kann --> der Grund ist der verschobene Reflexionspunkt an der Stegauflage und am Bundstäbchen oder am Sattel aufgrund der Steifigkeit von Saiten (auch hier erläutert).
 

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