Hi LtRustikal,
habe eine ähnliche Schwäche, Melodien, Töne oder ganze Orchester, die ich im Kopf habe, dann auf irgendein Instrument umzusetzen. Noten kann ich nicht und hab sie auch bislang nicht gebraucht.
Da ich von Hause aus drummer bin, hat mich das nur bedingt gestört. Irgendwann kam aber Gitarre dazu und da wurde dann die Schwäche ersichtlich - ich konnte noch nicht einmal sagen, ob nun diese gespielte Note nach der vorigen zur Melodie in meinem Kopf paßt oder die nächst höhere (oder tiefere).
Ausgeholfen und unterstützt haben befreundete Musiker beiderlei Geschlechts mit viel Geduld. Die haben auch nix anderes gemacht, als sich zusammen mit mir mein Gepfeife anzuhören und dann auf dem jeweiligen Instrument (Gitarre, Bass, Klavier etc.) mögliche Tonfolgen so lange auszuprobieren, bis es bei einer Klick gemacht hat. Ob es die ursprüngliche war, ist im Nachhinein immer schwer zu sagen - auf jeden Fall hat mich das Ergebnis befriedigt (und meistens fanden´s die aushelfenden Musiker_innen auch ganz gut).
Im weiteren Verlauf und durch viel Praxis und Ausprobieren kann ich das jetzt meist selbst. Manchmal gehts schneller, manchmal langsamer - aber in der Tendenz ist ein Fortschritt zu verzeichnen, wenngleich das innerhalb meines musikalischen Schaffens wohl immer (neben Notenlesen und Theorie) das Feld sein wird, wo ich eher untalentiert rumlaufe. Ist irgendwie ein bißchen wie Farbenblind unter Malern rumzulaufen.
Warum ich das schreibe?
1. Ein technisches Hilfsmittel wird nur in engen Grenzen hilfreich sein. Be-3 und hmmueller haben das ganz gut auf den Punkt gebracht. Es ist ja auch schon so, dass das, was Du pfeifst, nicht das ist, was Du im Kopf hast (bzw. Du den Unterschied eben nicht genau hörst - ist bei mir auch so, mittlerweile durch Praxis und Übung aber auch besser geworden).
2. Befreundete Musiker_innen können hilfreich sein, aber das was die machen, ist wirklich ein Freundschaftsdienst. Vielleicht findest Du jemand mit dem "blinden Verständnis", der oder die dann intuitiv und schnell die Melodie findet, die Dir im Kopf rumschwebt, obwohl Du sie schief vorpfeifst. Kann passieren.
3. Dein Ziel sollte aber sein, dass Du Dir das zunehmend selbst drauf schaffst, schon allein, um sich von diesen Abhängigkeiten zu befreien. Das funktioniert auch und braucht Übung - aber es funktioniert.
Als Annäherung bzw. ersten Schritt würde ich Dir, wenn Du noch kein Instrument spielst, zu einem Tasteninstrument raten - das kann ja auch das keyboard des PC zusammen mit einer DAW sein, die kostenlos ist (um mal das Geld ins Spiel zu bringen). Eine günstige, mobile Tischhupe dürfte aber auch funzen.
Warum?
Bevor Du auf einem Saiteninstrument einen vernünftigen Ton herausbekommst, musst Du schon wieder Zeit investieren, die ganz unnötig ist, sofern Du nicht wirklich Gitarre oder Bass spielen lernen willst. Außerdem muss man Gitarre und Bass eben auch erst mal stimmen.
Tischhupen sind gestimmt, Melodien kannst Du sehr einfach rausfinden: Sobald Du den Ausgangston der Melodie hast, suchst Du den nächsten Ton, der entweder gleich oder anders ist. Ist er anders, liegt er entweder über oder unter dem Ausgangston. Ab da geht es nur noch um das Intervall - also den "Abstand" vom vorigen Ton zum nächsten.
Und so weiter. Machen Deine befreundeten Musiker_innen, die Dich eventuell unterstützen auch nicht anders. Kannst Du auch selbst.
Außerdem hast Du bei einem Tasteninstrument eine sehr günstige angelegte Verbindung zwischen Gehör (Welchen Ton höre ich?) zu Sehen (Welcher Ton ist das auf der Klaviatur/Welche Taste entspricht diesem Ton?) und Noten (Welcher Note entspricht dieser Ton?) - so wird sich, Üben, Aufmerksamkeit und Bemühen vorausgesetzt, mit der Zeit automatisch ein Gespür dafür entwickeln, welche Tasten am ehesten zu welchen Tönen in Deinem Kopf passen und welchen Noten diese entsprechen.
Ne Tischhupe hat für mich auch den Vorteil, dass man verschiedene Instrumente imitieren kann - da ist manchmal beim Tönefinden einfacher - weil ich z.B. manchmal eher einen Basslauf habe als eine Melodiefolge in höherer Lage.
Die Alternative dazu ist aus meiner Sicht nur, dass Du Dich mit einem kongenialen Musiker zusammentust und ihr so eine Art singersongwriter-Duo bildet. Das kann super funzen, blod ist halt nur, dass Du solange Du den nicht gefunden hast, quasi auf dem Trockenen schwimmst und dann sind wir wieder bei den Vorschlägen weiter oben. Außerdem: Wenn Du Dich selbst etwas bemühst, in Richtung Melodiefindung aktiv zu werden, hast Du in das Duo letztlich auch mehr einzubringen und wirst natürlich für andere interessanter ...
So - das waren meine 2,175 Cent in dieser Angelegenheit.
Viel Erfolg!
x-Riff