Hallo
habe jetzt erst entdeckt, dass es diesen Thread zum Stimmen einer Melodica gibt. Den folgenden Text habe ich in einem anderen Thread geschrieben, will ihn hier aber nochmals überarbeitet einstellen.
Ich bin erstaunt, dass sich keiner ans Stimmen von Melodicas traut. Die Mundharmonikaspieler machen das in der Regel selbst und das Prinzip ist das gleiche.
Ich habe mir Ende Januar bei ebay meine erste Suzuki-Melodica ersteigert - eigentlich nur, weil Melodicas immer bei meinen Mundharmonika-Suchen aufgetaucht sind. Die Stimmung lag irgendwo bei 446 Hz, was für mich nicht sonderlich geeignet war, da ich damit auf wikiloops mit jammen wollte.
Da ich gerade meine erste Mundharmonika - gebraucht ersteigert und ziemlich verstimmt - erfolgreich selbst gestimmt hatte, bin ich einfach hingegangen und habe mir die Melodica selbst gestimmt, was ca. 1,5 h in Anspruch genommen hat.
Dazu habe ich benutzt:
- Mein iPhone mit der Stimm-App n-Track Tuner
- (Zur Kontrolle ein Stimmgerät Korg CA-30)
- Einen Dremel
- Die Plastiklasche eines Aktendullis (Heftstreifens).
Nach dem Öffnen des Instruments kommt man sehr leicht an die Stimmzungen. Ich habe die Stimmzungen direkt auf der Stimmplatte angeblasen - d.h. Mund drüberlegen und blasen. Geht eigentlich sehr gut.
Grundsätzlich gilt - laut einem Handzuginstrumentenmeister - 5c Abweichung kann der Mensch eigentlich nicht hören.
Um die Stimmzunge zu stimmen, habe ich die Plastiklasche des Aktendullis vorsichtig unter das Ende der Stimmzunge geschoben und die Stimmzunge darauf abgelegt. Wichtig ist halt, dass man etwas Dünnen hierfür verwendet und die Stimmzungen nicht unnötig aufbiegt.
Meist habe ich gleich zwei Stimmzungen gleichzeitig bearbeitet...
Grundsätzlich gilt beim Stimmen von Stimmzungen, dass immer nur Material abgetragen wird, da es sich dabei um relativ wenig handelt und sich Stimmzungen ja auch nicht täglich verstimmen, kann man das durchaus mehrfach machen. Mein kleines Bandoneon ist von 1892 und hat auch noch die ersten Stimmzungen drin.
Der Ton wird umso tiefer, je schwerer das freie Ende der Stimmzunge in Relation zum Rest der Stimmzunge ist. Daher sind bei den tiefen Tönen die Enden der Stimmzungen verdickt.
Für die Arbeit mit dem Dremel gilt: Vorsicht!!! Gerade beim ersten Mal ganz wenig abschleifen und dann nachmessen.
Also die Stimmung auf 440 Hz runtergestimmt:
Ton zu hoch - Stimmzunge muss am Ende schwerer werden
Mit dem Dremel ganz kurz am Beginn der Stimmzunge was abgekratzt - überprüfen.
Ton zu tief - Stimmzunge muss am Ende leichter werden
Mit dem Dremel ganz kurz am Ende der Stimmzunge was abgekratzt - überprüfen.
Bei den hohen Tönen - also den Stimmzungen mit wenig Material (da kurz) - vorsichtiger hantieren, weniger wegschleifen.
Das Ergebnis hat mir gefallen. Die Überprüfung habe ich hauptsächlich mit der Smartphone-App gemacht.
Vielleicht Eure ersten Versuch nicht mit einem teuren oder seltenen Instrument durchführen...
Viele Grüße
Jörg