Meisterstück Holzflöte fis zu flach

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Ich habe seit kurzem eine wunderbare französische Holzquerflöte der Martell Freres a Mantes von ca. 1900. Das Stück ist aus Palisander und bis auf die etwas hellere Birne an allen Teilen gestempelt und original. (D Stimmung, C Fuss, 8 Klappen) Sie ist wirklich raffiniert und hochwertig verarbeitet, elfenschlank und hat sogar Metallhülsen an den Kopfenden der Rohre. Die Stimmung ist 435 Hz. Nun ist das fis aber im unteren und mittleren Register zu tief wenn ich xxx xoo greife. Wie kann das sein? Die F Klappen dazu bringen nichts und xxx oxx ist viel zu hoch. G,g,g` (xxx ooo, xox ooo) ist auch ein bisschen tief, geht aber noch. Soll ich das Fis Tonloch aufbohren oder unterschneiden lassen? Die Martell Klarinetten hatten alle unterschnittene Tonlöcher, sind darum sehr teuer und berühmt. Bei der Flöte ist kein Tonloch unterschnitten. Vielleicht war sie einfach nicht fertig. Stimmkorken hab ich nach der Methode von Shibboleth justiert und die Flöte spielt ansonsten sauber. Ich mag das hohe Register und hab darum den Stimmkorken etwas näher am Kamin (Merenge) das hat aber keinen Einfluss auf das flache fis. Irgendwie gruselt mir davor, das gute Stück bohren zu lassen. Hat jemand eine bessere Idee?

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Hat jemand eine bessere Idee?

Ja. Beschäftige Dich mit dem Ansatz. Mich wundert ja, dass nur das fis hängt. Ich kenne zwar die Holzflöten nicht so gut, aber normale Böhmflöten kann man über den Ansatz bei allen Tönen locker um einen halben Ton ziehen und man muss auch verschiedene Töne von Haus aus ausgleichen. Wenn die (schon recht genau gefertigten) Böhmflöten schon die Einzeltöne unterschiedlich genau produzieren, würde es mich doch sehr wundern, wenn bei einer Holzflöte nicht korrigiert werden müsste.
 
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Vielen Dank Moniaqua für Deine liebe und schnelle Antwort. Dass man den Ansatz korrigieren kann, weiß ich auch und hab es schon versucht. So extrem wie bei dem Ding kann man nicht gegenkorrigieren. Man müsste das Rohr weit herausdrehen und sehr flach blasen. Der Ton ist dann zwar höher aber ruiniert, leise und verraschelt. Es wäre echt Akrobatik und nicht zu vergleichen mit dem normalen Korrigieren einer Skala bei Böhmflöten. Hier fällt die Korrektur nur bei größeren Intervallen wirklich auf. Ich habe eigentlich den Ansatz bei Harold Jones gelernt, der aus der französischen Schule kommt. Er ist einer der Schüler von Marcel Moyse. Die blasen wie auch Gallaway es in seiner Meiserklasse auf Youtube empfiehlt in die Flöte hinein und nicht flach darüber. Bei meiner Martell müsste ich vom e zum fis und vom g zum Fiss das Rohr um 45 grad drehen. Das ist jenseits von Gut und Böse. Nur wenn ich beide F Klappen zusätzlich öffne geht die Ansatzkorrektur in der mittleren Oktave ziemlich gut, in der tiefel Lage hat das aber gar keinen Effekt. Außerdem ist das für schnelle Passagen sehr unbequem und kaum möglich. Wenn ich mein Stimmgerät richtig lese, dann ist der Ton bei dem für die benachbarten Töne richtigen Ansatz ohne die beiden Klappen 70 cent zu tief. Auch bei einer Holzflöte sollte es eine harmonische und gleichmäßige Skala sein, die nicht so extreme Sprünge macht. Bei meiner Irish Flute, die fast die selben Proportinen hat (Ich glaube beide sind nach Denners Barocktraversen proportioniert) ist das Fis Loch fast doppelt so groß. Die hat das Problem nicht. Weiß jemand, ob man mit Unterschneiden der Tonlöcher auch die Tonhöhe korrigiert? Bei großen Tonlöchern sind nämlich die Gabelgriffe nicht mehr möglich und die dritte Oktave (Merengue Griffe) werden unsauber.
 
Dass man mit den F-Klappen bei kleinlöchrigen französischen und deutschen Flöten das F# nachkorrigieren muss ist leider normal - ein Kompromiss den man eingehen muss wenn man (mehr oder weniger) funktionierende Gabelgriffe will. Dass das bei deiner Flöte trotzdem nichts zu bringen scheint ist dagegen recht ungewöhnlich. Wie groß sind die drei Löcher der unteren Hand?

Unterschneiden würde vermutlich schon was bringen, dafür ist das in erster Linie auch da und nicht für Performanceverbesserung des Instruments. Ob dann die Gabelgriffe noch gehen weiß ich nicht - kann sein, muss nicht.

Als Randnotiz: eine "Irish Flute" nach Denner wäre was sehr, sehr ungewöhnliches.

Grüße,
shib
 
Hallo Shib
Ich war heute bei meinem Flötenbauer, dem Jens Günzel in Semmichau. Der baut seine Irish Flute nach der Denner Mensur, aber mit großem Fis Loch. Die haben eine ziemlich große Bohrung und ordentlich Umpf. Er hat mir den Plan der Denner gezeigt und seine Flöte daneben gelegt. http://www.dudelsackwerkstatt.de/76-0-irish-flutes.html Natürlich hat sie keine es Klappe und ist nicht so schön barock gedrexelt. Aber die Bohrung und die Lage der Grifflöcher sind identisch.

Die Martell ist etwas schlanker und hat eine Standardbohrung für fast alle Grifflöcher. Nur das e Loch ist kleiner. Seiner Meinung nach ist das gute Stück einfach nicht sorgfältig gearbeitet worden. Das wäre wohl der Preis, den man zahlt, wenn viele Instrumente hergestellt werden. Dann sinkt die Qualität. Saubere Gabelgriffe gehen auf dem Teil nicht (hat ja auch Klappen) und ich lasse es ein wenig aufbohren, weil auch das G flach ist, sollte es mit der Chromatik gehen.

Ich hab heute nichts machen lassen, weil ich auch erst mal auf Deinen Rat warten wollte. Ich mache noch einen neuen Thread zu Holzflöten auf, weil sie bei mir gute und schlechte Tage haben. Ich glaube das hat was mit Wasser und Aufquellen zu tun. Auch will ich dort dann gern wissen, was Du von Metallhülsen im Flötenkopf und Birne und von Messing Mundlochplatten hältst.

bis denne und Danke für die Post
 
Moin,

ach, der Jens. Das erklärt natürlich alles. Ich kenne ihn nicht persönlich und habe seine Flöten auch noch nicht gespielt, nur Diverses gehört. Aus 'ner Dennerbohrung eine "irish flute" zu bauen ist dennoch ne seltsame Idee. Der Ausgangspunkt ist eigentlich 100 Jahre zu früh und hat so garnichts mit dem allgemeinen Verständnis einer irischen Querflöte zu tun (Riesenbohrung, riesige Tonlöcher (F# ca. 10.5-11mm), klingende Länge ca. 575mm, Kopfstückinnendurchmesser 19mm). Vom Volumen und der Mensur her kann da eigentlich auch nichts rauskommen, was auch nur entfernt an eine typische "irish flute" erinnert...aber naja, wie gesagt. Hab sie selber noch nicht getestet. Nur Verschiedenes gehört.

Recht hat er jedenfalls damit, dass alte Flöten nicht gleichzeitig immer qualitativ hochwertig sind. Die allermeisten "nach Meyer"-Fabrikflöten sind ähnliche Holzverschwendung wie heute die Pakistan-Ebayflöten. Von zehn Stück taugt vielleicht eine halbwegs. Originale Meyerflöten sind natürlich was anderes, die waren aber auch nicht für 5 Dollar als Import-Katalogartikel aus Dschörmänni in NYC zu haben. Da reden wir dann von 1890-1920, ich vermute mal dass deine Martell-Flöte älter ist. Kenne den Hersteller aber ehrlich gesagt nicht und kenne mich mit Franzosenflöten auch generell nicht so aus. Normalerweise sagt man, dass Godfroy und Lot das Maß der Dinge sind bei französischen Holzflöten.

Generell würde ich davon absehen, ohne das Einholen von mindestens einer weiteren Meinung an antiken Instrumenten rumzubohren. Man kann vermeintliche Fehler zwar mit entsprechendem Fachwissen leicht korrigieren, aber ebenso auch sehr flott ein ganzes Instrument versauen.

Weiteres im anderen Thread...

Grüße,
shib
 
Hi shib

Der Jens ist nicht übel, vielleicht hab ich auch was falsch verstanden, und der Dennerplan sah nur zufällig wie seine Flöte aus. Ich glaube entworfen hat er sie wohl selbst. Sein Meisterstück hat einen Klappensatz fast genau wie die von der royal dublin society in der category musical instruments gekürte von Martin Doyle. Er hat aber keine doppelte B Klappe und eine sehr schmalen kurzen F Hebel, den ich weil er schlank ist, gut finde. Darüber plaudern wir aber besser im anderen Thread weiter.

Martell a Mantes wurde 1900 gegründet und es gab sie bis 1940. Die haben vor allem Klarinetten gebaut und petite Flutes sowie ein Flageolet mit Böhmsystem. Waren also fleißig und ne richtige Fabrik. http://www.leflageoletfrancais.com/article-martel-freres-50905644.html Hör dir mal die Soundfiles vom Flageolet an!! ziemlich geil.

Mit den Nach Meier Flöten hast du natürlich Recht, ich hab leider auch son Teil, unspielbar. Ich hab aber auch eine sehr geile 12 Klappige von Berthold und Söhne aus Speyer! Wenn Du von denen mal eine findest... ich kann sie nur wärmstens empfehlen.

Wegen der Martell gehe ich noch mal zur Triole nach Dresden und frage den den Flötenmenschen dort. Aber irgendwie muss ich ja was machen. So geht sie nicht.

bis denne
 

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