Hallo Nicolas,
auch von mir ein freundliches Willkommen im Musiker-Board.
...Wenn sie noch gut spielt, würde ich sie preislich bei ca. 150-300 Euro ansetzen.
Das finde ich doch sehr optimistisch, weil es in diesem Preisrahmen bereits moderne Neuinstrumente gibt. Außerdem hat das Exemplar deutliche Schäden und beinhaltet weitere Risiken, siehe unten.
Bei solider Ausführung bieten jedenfalls heute auch Instrumente der beinahe untersten Preiskategorie ein leichteres Anblasverhalten und eine bessere Intonation als viele alte Instrumente. Es gibt aber auch bei den Oldies rühmliche Ausnahmen wie z.B. die sehr bekannten alten "Schülerinstrumente" Olds Ambassador oder Getzen Capri.
Ein ahnungsloser Verkäufer und ein gebrauchtes Blasinstrument in suboptimalem Zustand ist grundsätzlich keine günstige Ausgangssituation. So sind z.B. keine zuverlässigen Auskünfte zu den wichtigsten Eigenschaften des Instrument möglich (Ansprache, Intonation, Gängigkeit und Dichtheit von Zügen und Ventilen, Korrosion- und Blechsschäden...).
Ein gar nicht so seltenes Problem alter Blechblasinstrumente kann außerdem bei jahrelanger unsachgemäßer Lagerung eintreten: durch die wiederholten großen Temperaturschwankungen (z.B. bei unisoliertem Dachboden) leidet die musikalische Klangeigenschaft des Instruments bis zum unsichtbaren Totalschaden.
Zum abgebildeten Instrument: da fehlt der untere zweite Ventildeckel. Der ist für eine korrekte Ansprache notwendig, aber je nach Gewinde nicht unbedingt leicht zu ersetzen. Manche Werkstätten haben Kleinteile-Kisten mit Ansammlungen von ausgemusterten Trompeten, da könnte man eventuell fündig werden.
Ob sich der Aufwand lohnt, wage ich nach einem zweiten Blick auf die Bilder zu bezweifeln. Die Eindrückung der vorderen Schallstückstütze ist ein Hinweis, dass das Instrument insgesamt verzogen ist. Dieser Schaden passiert z.B. bei laienhaften Reparaturversuchen wie dem Abziehen eines festsitzenden Mundstücks ohne richtigem Abzieh-Werkzeug. Es kann aber auch durch Druck oder Verziehen von der Mundrohrseite verusacht worden sein, das bleibt genauso ungünstig.
Oder sieht das nur nach Eindrückung aus, wegen des Wechsels von lackiertem zu unlackiertem Blech?
Auf der Außenseite des Schallstücks findet sich noch ein weiterer kleiner Blechschaden.
Schließlich sieht es am Hauptstimmzug nach Korrosionsschaden (Entzinkung) aus, auch das müsste man näher prüfen.
Unterm Strich taugt das Ding für mich nicht mehr zum Spielen, denn eine Instandsetzung wäre im Verhältnis zum erwartbaren Ergebnis zu teuer.
Es gab und gibt übrigens die Fa. Roland Meinl, das ist der von tmbdan verlinkte große Vertrieb, der früher u.a. auch Trompeten herstellen ließ und labelte. Eine eigene Herstellung wurde meines Wissens nach nicht betrieben.
Etwas anders ist es bei Fa. Wenzel Meinl, die unter dem Markennamen Melton produziert.
Gruß Claus
