Meine erste Erfahrung mit Akkordeonwerkstätten

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Hallo zusammen,
Nach meinen ersten für mich sehr überraschenden Erlebnissen mit zwei Akkordeonwerkstätten möchte ich hier mal ganz wertfrei, und ohne die betr. Betriebe mit Namen zu nennen, berichten.

Es ging um 2 Quetschen:
Eine 40 Jahre alten Hohner Atlantic N IV d.L., die ich nur gelegentlich benutze, die zum Üben und mal so auf ner Feier wunderbar zu spielen ist, die aber einen deutlich verstimmten Ton und einen nicht ansprechenden Ton in jeweils einem Chor aufweist. Hierbei habe ich darum gebeten, diese beiden Dinge zu beheben und dabei mal zu schauen, ob sonst noch irgendwelche dringenden Dinge zu tun wären. Ich wäre aber nicht zu größeren Investitionen in dieses alte und nicht allzu wertvolle Instrument bereit.
Dann noch eine gerade erworbene 25 Jahre alte Brandoni 130, die sehr wenig gespielt und in grundsätzlich sehr gutem Zustand ist, aber einige Töne sind ganz leicht verstimmt, und vier Ventile müssten erneuert werden. Hier bat ich um Stimmung und ersetzen der betr. Ventile.

Zudem erklärte ich, dass ich nach 50jähriger Spielpause zwar gerade wieder anfange, es aber mit 63 Jahren wohl nicht mehr zur Meisterschaft bringen würde und wirklich nur noch für mich zum Spaß und als Gehirnjogging spiele, also kein konzertreifes Instrument brauche.

Betrieb 1: die Atlantic wurde geöffnet, und es wurde ganz leichter Rost an einigen Stimmzungen festgestellt. Weil einige Stimmzungen etwas schlecht ansprechen, müssten angeblich alle mit irgendeinem Mikrometermessgerät neu justiert werden. Keine Dichtigkeitsprüfung. Sonst keine Mängel.
Folgende Aussagen wurden getroffen:
- ohne eine vollständige Demontage und gründliche Reinigung der gesamten Kiste macht eine Stimmung keinen Sinn. Außerdem wird die Balgdichtung auf jeden Fall erneuert. Wie umfangreich die Stimmarbeiten dann werden, würde sich erst während der Arbeit entscheiden. Es mache aber eigentlich nur Sinn, das Instrument vollständig neu zu stimmen, weil alte Instrumente immer etwas absinken.
Zu erwartende Kosten: insgesamt 1.400 Euro , oder etwas mehr oder weniger.
Meine Nachfrage, ob es nicht auch ginge, erstmal nur die beiden betr. Töne in Ordnung zu bringen, so dass ich einfach nur einigermaßen spielen kann, ergab : nein, das macht er nicht.

Die Brandoni wurde ebenfalls gründlich inspiziert, der gute Zustand wurde bestätigt, und es wurde komplett dieselbe Behandlung wie bei der Atlantic veranschlagt. Als ich hierfür meine Zustimmung signalisierte, eher als bei der Atlantic, meinte er, in solch ein wertvolles Instrument dürfte ich ruhig mal etwas mehr Geld investieren. Ich bedankte mich mit dem Hinweis, dass über meine Investitionen wohl eher meine Frau mitentscheiden dürfe, und ich müsse das Zuhause noch mal besprechen. Antwort:
Wenn ich das Akkordeon hier lasse, könnte ich es noch im Juni zurück bekommen, ansonsten würde es August.
Als letztes bat ich ihn dann noch, ob er bitte mal in eine ebenfalls mitgebrachte sehr alte Kiste aus Klingenthal schauen könnte, da ginge ein Ton nicht. Antwort: solche Dinger mach ich erst gar nicht auf.

Betrieb 2: als erstes wurde die Brandoni gespielt, geöffnet und gründlich inspiziert.
Hier lautete die Aussage: wunschgemäß stimme ich die beiden "geraden" 4" und 8" Chöre kpl. durch, die meisten Töne stehen aber genau auf 442,5 Hz , also gleichen wir die verstimmten darauf ab. Das müsste nach seinem Eindruck völlig ausreichen. Das Bass wäre praktisch tonrein. Die defekten Ventile würde er erneuern, eine Dichtigkeitsprüfung machen und nur bei Bedarf die Balgdichtungen erneuern.
Auf meine Frage, was er denn von der Aussage "Stimmen ohne vorheriges reinigen ist sinnlos " hält, meinte er : Blödsinn, ich mache beim Stimmen sowieso alle Zungen mit Druckluft vorsichtig sauber, das ist doch selbstverständlicher Teil der Arbeit.
Der Kostenvoranschlag belief sich auf kpl. 340 Euro. Daraufhin durfte er die Brandoni schon mal behalten.
Die Atlantic wurde ebenfalls geöffnet und der Zustand als gut spielbar eingeschätzt, was ja auch meinem Eindruck entsprach. Die Nachstimmung von 2 hörbar verstimmten Tönen und die Instandsetzung des stummen Tons wurde innerhalb einer halben Stunde Wartezeit sofort erledigt und kostete 15 Euro. Nun ist die Atlantic wieder einwandfrei spielbar, alle Töne kerzengerade.
Zu der Klingenthal, die ich diesmal nicht dabei hatte sagte er mir zu, den defekten Ton bei der Abholung der Brandoni , übrigens schon Ende nächster oder Anfang übernächster Woche, sofort "zum Mitnehmen" für 28 Euro zu ersetzen.

Der auffälligste sichtbare Unterschied zwischen beiden Betrieben:
In Betrieb 1 standen alle Regale voll mit exotischen, sehr hochwertigen Instrumenten, neben einigen eher durchschnittlichen Hohners Weltmeistern usw., in Betrieb zwei eher mit ganz normalen Akkordeons, Hohner Weltmeister & Co, wie die meisten sie wohl spielen, und nur einigen sehr hochwertigen Instrumenten.

Vielleicht haben ja beide auf ihre Weise Recht mit dem, wie und was sie machen.
Ich hoffe, dass ich nichts falsch mache, wenn ich meine Kisten lieber im Betrieb 2 abgebe, denn in Betrieb 1 fühlte ich mich irgendwie nicht wie ein Kunde, sondern wie eine Kuh auf dem Melkkarussell...
 
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Ja, Frank;

Dein BEitrag macht durchaus nachdenklich! - Zum Glück gibt es in meiner Nähe ein Musikhaus in Weingarten,d as schon in zweiter Generation Akkordeon mit - als LAie gesprochen - hoher FAchkompetenz und sehr fairem Preis repariert. - Damit habe ich wohl großes Glück!!

Hans aus Achberg
 
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Ich hoffe, dass ich nichts falsch mache, wenn ich meine Kisten lieber im Betrieb 2 abgebe,
Das glaube ich nicht. Wenn du zu ihm gekommen wärst mit der Aussage: Richten Sie mir die beiden Kisten jeweils perfekt her, hätte er sicher ähnliche Preise wie Betrieb 1 genannt. So scheint es ein Händler/Betrieb zu sein, wo man smart repair beherrscht: es wird das repariert, was wirklich momentan absolut nötig ist um eine Spielbarkeit zu erreichen. Langfristig können dann schon noch andere Reparaturen anstehen (Wachs....), aber so, wie du es beschreibst klingt das wirklich seriös und fair.
 
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Vll. hat der 1. Betrieb so viel zu tun, dass er abschrecken wollte. Oder er ist einfach zu perfektionistisch. :nix:
Der 2. scheint da viel pragmatischer. :great:
 
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solche Dinger mach ich erst gar nicht auf.
Er scheint keine zusätzlichen Kunden nötig zu haben, schön für ihn. Für mich ist das, unabhängig von den anderen Umständen Arroganz er hätte sich allein durch disqualifiziert. Das Ding aufzumachen und ein Zunge zu mobilisieren dauert Minuten, falls nicht möglich weiß man wenigstens das. Das ist die billigste Art von Kundenwerbung und außerdem einfach eine nette, menschenfreundliche Geste.
 
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Ich bin selbst Handwerker, ganz sicher auch die Kategorie 2 .
Kategorie 1 scheitert ganz einfach daran sich den Erfordernissen eines Problems anzupassen .
Ich habe doch nur Probleme, wenn ich dem Kunden etwas aufdränge was er faktisch nicht braucht . Der fadenscheinige Versuch in Werkstatt 1 den Kunden über die angebliche Wartezeit zu gewinnen ist einfach nur peinlich.
 
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Der 2. Betrieb kommt mir sehr bekannt vor :)
Immer mal wieder fahre ich mit Akkordeonkolleginnen dorthin, die meistens nur Kleinigkeiten an ihren Instrumenten zu reparieren haben.
Währenddessen genießen wir einen Kaffee oder ein Eis in der Innenstadt und nehmen anschließend unsere Instrumente wieder mit.
Wir genießen jedes Mal den Besuch bei unserem Haus- und Hofinstrumentenmachermeister und sind glücklich, wenn wir unsere Instrumente nach kleiner Reparatur wieder mit nach Hause nehmen können.
Ist nur etwa 40km von uns entfernt.
 
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Jetzt im 1x1 Vergleich schneidet der erste Anbieter natürlich schlecht ab .
Für jedes Instrument, was keinen überzogenen Ansprüchen genügen müsste, würde ich mir auch eine Werkstatt, wie Deinen 2. Anbieter wünschen.
Ein Auto würde ich auch immer nur zu Anbieter Typ zwei bringen ,
außer der einwandfreien Funktion sicherheitsrelevanten Komponenten erwarte ich aber auch nichts
von meinem Volvo , so alt, wie Deine Borsini , er fährt ...

Trotzdem habe ich mein teures Konzertakkordeon genau bei einer Werkstatt (wie Anbieter 1 nur mit kundenfreundlichem Ton ) zur Überholung gegeben.
Der Preis war (mit Cassotto und Converter) im Verhältnis etwas günstiger , ich habe ungefähr das gleiche bezahlt, was hier für die Atlantic veranschlagt war.
Ich musste allerdings nicht monatelang warten, bis es fertig war , bekam aber erst ein Zeitfenster 8 Wochen nach meiner Anfrage.
Das Ergebnis ist grandios und ich bin mir sicher, daß es auch noch eine Zeitlang so bleibt !

Allerdings ist klar, daß bei einem 25 Jahre alten Instrument, wie Deiner Borsini; nicht mal eber 4 Ventile kaputt gehen, da werden nach und nach auch andere schlapp machen...
Mein Akkordeon war beim Kauf noch älter , fast ungespielt , man hätte es so benutzen können ... doch ich wollte es perfekt haben.
Mit kleinen Frickelarbeiten , alle paar Monate , hier ein Ventil und dort ein Schnarren hätte ich keinen Spass daran gehabt.
Es gibt auch einen Anspruch der Werkstätten an ihre Arbeit , das kann im besten Falle ( wie bei meiner ) Perfektion sein.
Die gibt es aber nur bei einer Komplettüberholung , alle Stimmen runter , neue Ventile , neuer Wachs , usw.
Nur so gibt es ein Ergebniss , das dauerhaft für beide Seiten erfüllend ist.

Noch ein fachfremdes Beispiel : meine Frau ist Designerin und Schneiderin.
Hosen kürzen und Reisverschluss flicken macht ihr keinen Spass , Hosen nähen dagegen schon !
 
Vielleicht haben ja beide auf ihre Weise Recht mit dem, wie und was sie machen.
Ich hoffe, dass ich nichts falsch mache, wenn ich meine Kisten lieber im Betrieb 2 abgebe, denn in Betrieb 1 fühlte ich mich irgendwie nicht wie ein Kunde, sondern wie eine Kuh auf dem Melkkarussell...
es muss beides passen:

Die zurückerhaltene Qualität entsprechend dem Anspruch des Kunden und es muss auch die Wellenlänge der Kommunikation passen, sonst endet es meist nur in Missverständnissen.

Mein erstes allererstes Erlebnis mit Akkordeonwerkstätten war schon etliche Jahre her und gehört eigentlich mittlerweile in eine andere Zeitepoche:

Die Fachwerkstätte meiner früheren (Jugend-)Heimat war gleichzeitig auch der regionale Stützpunkthändler - weil Süddeutschland natürlich - für Hohner. Man hat sein altes gebrauchtes zum ihm hingebracht , in Zahlung gegeben und als Jugendlicher die nächst größere Ausführung (natürlich auch gebraucht) dort gekauft. Und jedes Akkordeon das seine Werkstatt verließ war zuerst wieder sorgfältig hergerichtet worden. Er hat das mit viel Akribie und Werkerehre gemacht - so dass man gar nicht auf die Idee gekommen ist, irgendwo anders hingegehen zu wollen. Und deshalb war auch ganz klar, welche Marke man spielte : Der Fachmann vertrieb Hohner, also war s Hohner. Er hat seinen Job gut gemacht, so gut, dass ich viele Jahre gebraucht habe, bis ich erkannte, dass es auch andere Firmen außer Hohner gab...Aber es gab auch nichts zu klagen, denn die Instrumente die man von ihm bekam, waren gut.

Als ich viele Jahre später mal eine Akkordenwerkstatt suchte um mein altes Akkordeon - meine Tango IIIM - mal wieder in Schuß bringen zu lassen, fiel natürlich meine erste Wahl auf meinen früheren Fachmann.

Ich fuhr bei ihm vor und er schaute zufällig aus dem Laden und sah mich das Akkordeon ausladen ... aus dem Kofferraum ... Noch bevor ich durch die Ladentür war bekam ich schon den ersten Anschiss : "Ein Akkordeon transportiert man nicht im Kofferraum! Ein Akkordeon gehört hinter den Fahrersitz und zwar so hingestellt wie man´s trägt! höchsten noch hinter den Beifahrersitz - aber auf keinen Fall in den Kofferraum!"

Damit war klar, dass es kein Pardon für schlechte Instrumentenpflege gab!

Die Überraschung kam, als ich den Koffer öffnete:

Kam postwendend von ihm die Antwort: "Das Instrument kenn ich , das war schon mal bei mir, das hab ich schon mal gerichtet.. iss aber schon einige Jahre her!" .. Hammer! .. Stimmte absolut- war ja sogar bei ihm gekauft worden... war aber schon deutlich mehr als 20 Jahre her... und das bei einer damals schon gebraucht gekauften Tango IIIM das ja nun wirklich kein besonderes Instrument ist!!!

Beim Begutachten des Instruments war er dann aber richtig fürsorglich und hat alles angeschaut, was, wie in welchem Zustand war und hat aufgezählt was nicht mehr gut war und was eventuell noch ginge und was gerichtet gehört. Auf meine bescheidene Anmerkung, dass ich eigentlich nur (aus meiner damaligen Laiensicht) ein paar verstimmte Töne gestimmt haben wollte, sah er mich nachdenklich und ernst an und meinte mit allergrößter Bestimmtheit: "Wenn das Akkordeon wieder da aus meinem Laden rausgeht (und zeigte auf die Türe) dann steht da hinterher mein Name auf dem Stimmstock (viele Stimmer verewigen sich mit Kürzel im Instrument um aufzuzeigen, dass es in ihrer Werkstatt war). Und wo mein Name drinsteht , will ich auch dass das Instrument in einem Zustand ist, den ich für meine Arbeit würdig halte!"

ok - das saß! - zweiter Anschiss!:D

Zu dem Zeitpunkt habe ich dann bereits mitsamt Hut unter den Schemel gepasst...und traute mich grad noch zu fragen, was das denn kosten würde...Und bekam wiederum mit äußerster Bestimmtheit die Antwort: "Das kann ich dir nicht sagen, das weiß ich erst, wenn ich fertig bin! "

Gut, ich wusste noch, was ich damals für das Instrument bezahlt habe... und da war ja zuvor noch eine Stimmung und eventuelle weitere Reparaturen im Preis enthalten und konnte so ungefähr hochschätzen in welcher Region das Ganze liegen würde...Es war dann doch mehr als ich schätzte, weil das Instrument eben davor ca. 20 Jahre nicht benutzt wurde und das den Zustand nicht förderte. Aber für die ganzen Arbeiten wars dann wiederum sogar recht günstig.

Und ich bekam eine ordentliche Rechnung, bei der sämtliche Arbeiten und Ersatzteile sowie weiteres Material ordentlichst aufgeführt waren... Neben einer akuraten Angabe wieviel Arbeitsstunden er aufgewendet hat, waren bis hin zur letzten Klappenfeder die er tauschen musste alles aber wirklich alles aufgelistet!!! Und die Arbeit die er mir ablieferte war auch nicht im geringsten zu beanstanden. Er hat meine Tango mit der selben Sorgfalt hergerichtet wie er es auch bei einer Morino gemacht hätte. Das ging sogar soweit, dass er die Ansprache der Töne abgeglichen hat , so dass wirklich alle Töne die man miteinander spielt, gleich gut ansprachen und kein Ton verspätet ansprach!

Der Mann lebt noch, repariert aber schon seit einigen Jahren nichts mehr - sein Gehör lässt nach und das schlechte Licht in der Werkstatt hat seinen Augen auch nicht gut getan.

Tja.. und was soll ich sagen? Er hat nicht nur die Arbeit die er machte sorgfältig gemacht, er hat jedes Instrument, das er reparierte wertgeschätzt und ... und er hat auf seine ihm eigene Art, die sicher nicht jedermanns Sache war, auch seine Kunden wenigstens ein Stück weit dazugebracht seine Arbeit und das Instrument besser wertzuschätzen!

... und? ...

... und wenn ich ein Akkordeon ins Auto lade, dann kommt das bis heute selbstverständlich hinter den Fahrersitz und wenns da nicht geht hinter den Beifahrersitz! ... Jedes Akkordeon, egal welches!:redface: :cool:
 
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Gehst du davon aus , daß Werkstatt 2 das nicht kann
Nein , aber ich gehe davon aus , daß ich für eine Komplett-Überholung in Werkstatt 2 genauso viel bezahlt hätte !
Und das ich in der Summe, der vielleicht einzeln zu wechselnden Ventile und Klappertöne in einigen Jahren auch einiges bezahlt ,
dann aber , durch viele Kleineingriffe , nur ein gefrickeltes Akkordeon hätte.
 
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killnoizer
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: OffTopic
Ich denke, das Vorgehen von Betrieb 1 hat sicherlich seine Berechtigung, besonders im Hinblickauf ein perfekt überholtes Instrument. Mein Punkt, den ich auch sehr unmissverständlich klar gemacht hatte, war aber, dass ich mit 63 Jahren und mit meinem gesundheitlichen Hintergrund davon ausgehen muss, vielleicht noch 5 oder zehn Jahre spielen zu können, und dass es mir deshalb nur darum geht, dass das Akkordeon für die nächsten paar Jahre und für meine Bedürfnisse gut spielbar, also nicht hörbar verstimmt und frei von deutlichen Fehlfunktionen ist.
Eine Großrenovierung kann dann derjenige machen, dem die Kisten irgendwann mal in die Hände fallen.
Der Unterschied war wohl hauptsächlich, dass Betrieb 1 ausschließlich im Blick hatte, was für das Instrument das beste ist, Betrieb 2 aber, was für den Kunden das richtige ist.
Deshalb möchtest keinerlei Rückschlüsse auf die Qualität der Arbeit ziehen und bei beiden da nichts in Frage stellen.
Ich finde aber im Hinblick auf meine Situation , ca. 3000 Euro von mir zu verlangen und mir dafür zwei wahrscheinlich perfekt renovierte Kisten hinstellen zu wollen, die mir überhaupt nichts nützen, dazu braucht es schon ein gewisses Maß an Ignoranz.

Wenn ich 10 Jahre jünger und gesund wäre, hätte ich wahrscheinlich beide Instrumente bei Betrieb 1 in Arbeit gegeben, und Betrieb 2 gar nicht besucht.
So bin ich aber froh, dort jemanden zu haben, der sehr pragmatisch, günstig und kundenorientiert mein Instrument in gut spielbaren Zustand versetzt und wahrscheinlich auch erhält.

kasimulische Grüße
Frank
 
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Ohne Partei für eine der genannten Werkstätten/Vorgehensweisen ergreifen zu wollen, sind vielleicht noch die folgenden Aspekte bedenkenswert:
  • "Ich mache nur das nötigste mit wenig Aufwand, denn der Kunde kann sowieso nicht unterscheiden, ob die Reparatur korrekt durchgeführt wurde. Dann kann ich in einem Jahr, wenn er wiederkommt, um die nächste Kleinigkeit richten zu lassen, die man jetzt hätte mit erledigen können, das nächste Geld an ihm verdienen."
  • "Hervorragende Arbeit kostet Geld, und Professionalität spricht sich herum. Dann lieber auf einen Auftrag verzichten."
  • "Geiz ist geil, aber füllt nicht den Kühlschrank."
 
Das sind natürlich auch sehr gute Punkte! Sowohl aus Sicht der Werkstatt als auch eines Kunden, der gern bereit ist, das erforderliche Geld für ein wirklich perfektes Ergebnis zu bezahlen. Was z. B. bei Berufsmusikern und Menschen mit ähnlich hohem Anspruch auch berechtigt ist.
Wenn man das nicht möchte, dann ist das aber nicht unbedingt "Geiz ist geil"-Mentalität, sondern die in unserer Generation schon als Kind erlernte Vorgehensweise, mit Augenmaß das zu reparieren oder zu ersetzen, was kaputt ist, damit das Fahrrad oder Auto wieder gut fährt, die Hose wieder zugeht, der Fernseher wieder richtig läuft, das Akkordeon wieder gut spielt.
Das fühlt sich für mich nicht geizig,
sondern eher nachhaltig an.

Das auf diese Weise eingesparte Geld kann man dann ja in die Kinder oder Enkel investieren. Das ist dann kein Geiz, aber trotzdem geil....;)
 
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Dazu kommt noch ein Faktor der hier und leider auch anderswo oft vergessen wird bzw. einfach nicht erwähnt wird: Es gibt auch Arme, die gern Akkordeon spielen!
 
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Als Reparateur möchte ich folgende Erfahrungen einbringen:

wenn man als Auftrag bekommt, nur die zwei oder drei verstimmten Töne zu stimmen, den Rest aber so zu belassen, hat man immer ein Beweisproblem. Immer sind zusätzlich zu den zwei oder drei verstimmten Tönen, die der Kunde hört, noch weitere verstimmt. Da kommst du dann schon mal auf bis zu zehn Stück, so nach dem Motto, wenn du mal anfängst, dann ... Das ist dann ein Mehraufwand, den du machst, weil du ja insgesamt eine ordentliche Arbeit liefern willst und mit deinem Namen dafür stehst (ähnlich dem Reparateur von maxito), den du aber dem Kunden schwer verrechnen kannst oder erst nach Rücksprache. Also folgende Situation: der Kunde will 2-3 Töne gestimmt haben, der Kostenvoranschlag wäre dementsprechend 60 Euro. Dann stellt sich heraus, das es 10 Töne sind, die verstimmt sind und die Kosten liegen dann gleich bei 150, also mehr als dem doppelten. Da fragt sich dann der Kunde, wie seriös die Werkstatt ist, wenn sich die Kosten dann gleich mal verdoppeln.

Weiters ist die Erfahrung, das bei 20 bis 30 Jahre alten Instrumenten das Wachs bröselig ist und die Ventile nur mehr schlecht halten. Natürlich kannst du dann nur die paar Ventile austauschen, die schon ab sind. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die nächsten Ventile bald abgehen ist relativ hoch. Warum soll der Kunde dann bei jedem weiteren Mal wieder die Werkstatt aufsuchen, bloß um anfangs Kosten zu sparen? Das ist doch ein zusätzlicher Riesenaufwand, alleine schon die Fahrerei. Da spart meines Erachtens der Kunde am falschen Platz.

Beim Stimmprozess kommt es auch immer wieder vor, dass du die Stimmplatte rausnehmen muss, weil du z.B. die innenliegende Zunge verbiegst. Wenn du dann versuchst, eine einzelne Platte rauszustechen, hast du plötzlich 3 in der Hand, weil das Wachs der danebenliegenden Platten nicht mehr richtig hält.

Deshalb kann ich den Reparateur von Werkstatt 1 auch verstehen. Außerdem kann er sich die Kunden ja wohl aussuchen, wenn er bis Juli voll ist. Da beschäftige ich mich als Reparateur auch lieber mit einem 10 Jahre alten Spitzeninstrument als mit einer ollen Hohner Atlantic. Natürlich nur, wenn ich mir es leisten kann, Aufträge abzulehnen.

Noch ein Aspekt: bei alten Instrumenten bekommst du keine Ersatzteile mehr, falls etwas bei der Reparatur kaputtgeht. Wenn man dann z.B. die Bassmechanik repariert und beim reparieren etwas abbricht, ist das gesamte Instrument nicht mehr spielbar, außer man baut mit viel Aufwand das Ersatzteil nach. Das geht dann für den Reparateur ins Geld, weshalb es sinnvoller ist, risikoreiche Reparaturen von vornherein abzulehnen.
 
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Es gibt auch Arme, die gern Akkordeon spielen!
Das ist absolut richtig. ... deswegen muss die Reaktion von Fachwerkstatt 1 trotzdem nicht falsch sein.

Mich fragen auch immer wieder Leute aus dem Bekanntenkreis, wo se hingehen können mit ihrem Instrument um es wieder in Schuss bringen zu lassen. Und da unterscheide ich dann immer welches Budget haben die und welche Ansprüche ans Instrument haben die und wie pingelig sind die bei der Abnahme - sind die gegenüber minimalen "Mängeln" tolerant oder fordern die komplett akurate Arbeit bis ins letzte Detail.

Und je nachdem schicke ich die zu Werkstatt a, b oder c


Deshalb kann ich den Reparateur von Werkstatt 1 auch verstehen. Außerdem kann er sich die Kunden ja wohl aussuchen, wenn er bis Juli voll ist. Da beschäftige ich mich als Reparateur auch lieber mit einem 10 Jahre alten Spitzeninstrument als mit einer ollen Hohner Atlantic.
Diesen Fachmann kann ich auch verstehen.
Wenn dieser spezielles Know How und /oder spezielle Fähigkeiten hat um z.B. auch höchste Ansprüche bei der Stimmung umsetzen zu können und demzufolge entsprechendes Publikum mit sehr hochwertigen Instrument und hohen Ansprüchen der Kunde hat, dann stellt er seine Arbeit und Arbeitsweise auf diese Klientel ein. Und dann passt eine "geschwinde" Grobreparatur tatsächlich nicht ins Werkstattkonzept.

So gehe auch ich selber vor, wenn ich mir überlege, wo ich meine Instrumente hinbringe.

Ich weiß ja ungefähr was zu machen ist und wieviel ich will. Und weil ich eben auch mehrere Fachwerkstätten gut kenne, weiß ich auch wo deren Stärken und Schwächen liegen und gehe mit meinem Problem dann entweder zu Fachwerkstatt a) oder im anderen Fall zu b)
... Kann auch sein, dass ich mein Instrument zuerst zu b) bringe, weil der besser in mechanischen Arbeiten ist und anschließend zu a) weil der im Feinstimmen das bessere Händchen hat... Das mache ich aber dann natürlich nur bei besonders hochwertigen Instrumenten.

Wenn man natürlich auf dem Sektor noch nicht viel kennt nutzt das einem nix und man muss zuerst mal schauen wen man findet und dann schauen, wie der drauf ist, um erstmal selber für sich auszuloten, welcher dann für das eigene Problem dann die bessere Wahl ist.

Und wenn ich mich nicht entscheiden kann, würde ich erstmal ein preiswerteres Instrument zu einem bringen (im Fall von @Frank.M würd ich hier vermutlich zu Nr. 2 gehen.) Dem das Instrument geben, mit Angaben, was er zu richten hat und dann erstmal damit weiterspielen und schauen, ob das für einen selber danach auch passt.... Vermutlich würde ich dann hinterher weiterhin zum Gleichen gehen, denn es ist immer besser wenn einen der Fachmann schon kennt, dann weiß er mit der Zeit auch besser, was man eigentlich will... dann kann er sich auch eher drauf einstellen.

Drum sage ich ja :

Sowas ist immer eine Beziehungssache- man kann ein Akkordeon nicht nach Schema 0815 richten lassen - wenn der Fachmann eine besser kennt, kann er auch besser verstehen, was dem Kunden wichtiger ist und sich entsprechend drauf einstellen....Und es kan nauhc sein das man auch ma lin eienr Werkstatt landet, die auf ein ganz anderes Klientel ausgerichtet ist, die eine ganz anderen Anpruchlevel hat - dann muss man ganz einfach für sich auch zum Schluss kommen: dass die Werkstatt eben für andere Ansprüche da ist, aber für einen selber erstmal die falsche.
 
Deshalb kann ich den Reparateur von Werkstatt 1 auch verstehen.
Selbstverständlich kann ich das ebenfalls, und deine sehr begründeten Argumente haben tatsächlich dazu beigetragen, dass ich es mir vielleicht beim nächsten Mal doch anders überlegen könnte.
Aber jetzt gucke ich erstmal, was Betrieb 2 so macht, und warte mal ab, wie schnell die Kiste danach weiter auseinander fällt oder auch nicht. Vielleicht bleibt sie ja besser in Schuss als ich :p
 

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