Mein Klavierspiel nach Noten ist eigentlich nur das Auswendiglernen von Fingerbewegungen O_O

  • Ersteller CamelV8
  • Erstellt am
CamelV8
CamelV8
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.10.24
Registriert
05.08.06
Beiträge
85
Kekse
1.891
Kann ich überhaupt ansatzweise ein bischen Klavier spielen? - Mittlerweile kann ich mir diese Frage nicht mehr beantworten...
Ich "spiele" jetzt regelmäßig und häufig (ca. 1,5 Std/Tag), habe aber sehr spät, mit Ende 30 vor genau 5 Jahren angefangen. <- sollte gesagt sein!

Da hat es sich so bei mir eingestellt, dass ich lese welche Noten auf dem Blatt stehen für rechte und linke hand und dann immer in kleinen Takt-Happen diesen Ablauf in das Fingergedächtnis eintrainiere und wiederhole, wiederhole, wiederhole bis ich es spielen kann.
Dabei ist es aber so, vorallem wenn ich es dann automatisch von den Fingerbewegung schneller spielen kann, die Noten am Blatt mehr und mehr zum Hindernis werden.
Anstatt dass ich die Noten am Blatt sehe und dann eine Brücke geschlagen wird, was meine Hände/Finger spielen sollen, habe ich die meisten Problem damit, dass meine Augen am Blatt folgen können was ich gerade spiele...
Dann sehe ich nur einen Cluster an Noten und habe wirklich Probleme zu wissen wo genau ich jetzt gerade spiele...
Beispiel: Ich höre beim Spielen apprupt auf, dann weiß ich am Blatt ungefähr wo ich war, aber nicht genau an welcher Stelle...oder ob die gespielte Note nicht da ist wo meine Augen gerade sind, weil die Noten dann nur zu einem Brei an schwarzen Punkten auf Linien werden die alle gleich aussehen...

Was die Sache mehr erschwehrt ist dann natürlich dass es ja 2 Hände gibt... Ich habe keine Ahung auf welcher Zeile ich mit den Augen folgen soll, besonders wenn die Begleithand rechts sowas wie eine Gegenmelodie spielt....da ich ja schon Probleme habe dem mit den Augen zu folgen was eine Hand allein macht...

Je mehr ich ein Stück kann, desto mehr lenkt mich das Notenblatt ab da ich dann eh nicht mehr lesen kann, geschweige denn zu wissen wo jetzt gerade diese Note unter mir am Klavier am besten zu finden ist...
Es passiert mir dann auch manchmal, dass ich ein Stück spiele und dann merke dass ich komplett auf einer falschen Seite oder Zeile bin auf die ich gerade schaue...

Rein "vom Blatt spielen" versuche ich von Zeit zu Zeit mit ganz einfachen Kinderliedern wo so gut wie nichts passiert mal...
Aber das ist für meinen Kopf eine Qual. Ich kenne nichts was ansatzweise so komplex ist...
"Gleichzeitig eine, zwei oder mehrere Noten am Blatt lesen - sofort anhand der Zeilen wissen welche Note(n) das sind (Buchstabe) - sofort dann zu wissen unter welchen Fingern welche Tasten liegen - > Wie eine Gehirnexplosion für mich.
Und wenn ich dann mal eine Note gelesen, gefunden und spielen könnte, das dann mit der anderen Hand mache, dann weiß ich schon gar nicht mehr wo und was die Hand zuvor machen wollte - gleichzeitig? Keine Chance.
Allein schon 2 Zeilen gleichzeit zu fokusiern und zu lesen,verstehen,umsetzen... wie kann sowas menschenmöglich sein?

... also so wich ich die letzten 5 Jahre jetzt Stücke gelernt habe, finde ich es aber nicht wirklich gut.
Sobald das Fingergedächtnis weg ist, ist das Stück weg und ich bin wieder komplett bei Null.

Ich stelle mir das so vor dass ich nicht lesen. Mir anhand der Buchstaben durch endlose Wiederholen den Text auswendig lernen bis ich ihn irgendwann aufsagen kann. Dann beim Aufsagen ich keine Ahnung habe wo ich im Buch genau bin, weil ich mir das Wort "Baum" auswendig gerlernt habe ich aber in dem Redefluß nicht sehe wie "Baum" im Text aussieht. -> Man könnte mir einen fremden Text hinlegen und ich würde den anderen Text aufsagen ohne zu merken dass vor mir ganz anderer Wörter liegen.
Nur wenn ich es wieder mühsam zerlegen würde... "Das ist ein H...das ist ein A....U...und das ist S......Moment, da steht ja gar nicht Baum sondern Haus!"

Weiß da einer vielleicht wie und warum mein Kopf so funktioniert, was ich falsch mache oder wo der Trick dabei ist?
 
Kannst denn Du die Notenwerte und die Entsprechung beim Klavier tippen? So wie beim Schreibmaschinentippen: Das X ist da und das F ist da wo der kleine Knubbel ist. Kannst Du das unabhängig von einer Melodie, zufällige Noten für eine Hand innerhalb von 2 Oktaven? Das C' ist da und das Fis ist hier. Das E'' ist hier oben. Kann ja sein, dass es da etwas hapert und das nie so geübt worden ist, weil es auch etwas stupide ist. Bei Gitarristen fehlt es da häufig und dann muss man das einfach auch nochmal nachlernen. Beim Klavier habe ich das aber auch über die Anfangsübungen gelernt.

Und dann würde ich mir weniger Gedanken machen. Das ist das Schwerste: sich Gedanken machen, wie man sich weniger Gedanken macht. Aber Du scheinst da zu fokussiert und festgefahren zu sein und da haben sich Selbstzweifel aufgebaut. Da würde ich mich jetzt nicht fragen, was in meinem Kopf nicht stimmt (wahrscheinlich stimmt nämlich alles) und mich jetzt relativ wertfrei betrachten und mir etwas Lockerheit und Nachsicht gönnen.
 
Mir geht es auch so.

Tipp: Bleib bei deiner Art zu spielen und bau das aus mit einem Lehrer, der Spiel nach Akkorden / Lead Sheet unterrichtet :)
 
Ich würde erstmal keinen Tipp geben wollen, solange ich nicht weiß, was du vorhast. Welche Musik du spielen können willst, zu welchem Anlass du spielen können willst. Darauf wird es ankommen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit den 88 Tasten umzugehen. Ich habe mit Mitte 30 angefangen umzuschulen von Spiel nach Noten auf Spiel nach Akkorden. Das finde ich auch schwierig - je weiter ich komme, desto weniger Lust habe ich auf die klassischen, voll ausgeschriebenen Stücke. Es kommt mir so vor, als wäre es ganz schön kompliziert, beides können zu wollen. Auch in meinem Umkreis kenne ich Leute, die eher a) auswendig lernen, b) vom ausformulierten Blatt spielen oder c) improvisieren - selten aber alles gut können.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Viele Kirchenmusiker können beides gut
Einige leider auch weder das eine, noch das andere 😉 Zumindest läuft es mir schon das ein oder andere Mal kalt den Rücken runter, wenn ich dann schon mal zum Gottesdienst gehe.
Aber BTT, @CamelV8 , ich übe als „Anfängergitarrist“ auch nicht anders als Du am Klavier, solange kleine/große/ganze Stücke bis die Finger alles „automatisch“ machen und dann so lange, bis es auf „ewig“ in die Muskeln eingebrannt ist.
Noten/Tabs sind dann für mich auch eher „störend“, wozu bräuchte ich sie dann auch noch?
Auch in meinem Umkreis kenne ich Leute, die eher a) auswendig lernen, b) vom ausformulierten Blatt spielen oder c) improvisieren - selten aber alles gut können.
Ich auch, für mich sind a) und c) das Ziel und zu beidem gehören die Grundlagen, also üben, üben, üben.
Mach Dir nicht zu sehr den Kopf, was Du alles nicht kannst, nutze das, was Du kannst und bau darauf auf.
Du schaffst das und ich hoffentlich auch 😉
 
@CamelV8 mir fehlt noch eine Information: lernst du autodidaktisch oder mit Lehrer? Falls mit Lehrer, rede mit ihm/ihr über dieses Problem. Wenn autodidaktisch (was ich vermute), geh viel langsamer vor.
Im Prinzip ist das Fingergedächtnis trainieren nichts Schlimmes. Aber das Problem ist, wenn du einmal aus dem Stück "raus" bist, z.B. wenn du dich vergreifst, dann musst du eigentlich von vorne anfangen, um wieder reinzukommen. Einen Fehler zu überspielen und weiterzumachen wird sehr schwierig. Deshalb solltest du lernen, zu wissen, wo auf dem Blatt du gerade spielst. Ich würde dir raten, in deiner Lernliteratur ganz an den Anfang zurückzugehen. Und dann trainiere nicht dein Fingergedächtnis, sondern mache dir bewusst, was du gerade spielst. Also schau in die Noten (rechte Hand) und denke (oder noch besser, sage laut) "eine Viertel C, eine Viertel D, eine Viertel E, eine Viertel F und dann zwei Halbe G". Und dann schau in die Noten, die gleichen zwei Takte, sage das Gleiche nochmal und spiele es dazu. Und zwar so langsam, dass deine Finger deine Gedanken nicht überholen. Ruhig ein paar Mal wiederholen, aber nicht so oft, dass die Finger das machen, ohne dass du ihnen den Befehl dazu gibst. Also genau nicht das Fingergedächtnis trainieren, sondern eine Verbindung Noten - Augen - Gehirn - Finger - Taste herstellen. Und nicht vergessen, dabei auch die Ohren aufzusperren und dir zuzuhören. Auch das Ohr als Kontrollinstanz dazunehmen: hört sich richtig an, was ich spiele?
Momentan trainierst du die Verbindung Noten - Augen - Finger - Taste und lässt das Gehirn außen vor. Und um weiterzukommen, um Musik machen zu können und nicht nur eintrainierte Bewegungsabläufe wiederzugeben, ist das Gehirn zwingend notwendig.

Nachtrag: das gilt natürlich dann, wenn du ausnotierte Stücke nach Noten spielen können möchtest. Wenn dein Ziel ist, auswendig spielen zu können, ist es zwar auch wichtig, zu wissen wo im Stück du bist, aber natürlich nicht, wo auf dem Blatt das gerade steht. Und wenn du improvisieren möchtest, dann gelten nochmal andere Dinge. Da ich von Noten abhängig bin, kann ich nur davon reden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich finde das super interessant und sehr treffend, wie Du das Notenlesen beschreibst.
Dabei ist es aber so, vor allem wenn ich es dann automatisch von den Fingerbewegung schneller spielen kann, die Noten am Blatt mehr und mehr zum Hindernis werden.
Du kannst schneller spielen, als Du Noten lesen kannst. Das Einzige, was Abhilfe schaffen kann, ist zu lernen, wie man schneller Noten liest. Der Vergleich mit der normalen Schrift its passend: Wenn Du ein Wort liest, liest Du nicht wie ein ABC-Schütze jeden Buchstaben einzeln, sondern erfasst mit einem Blick das ganze Wort auf einmal: Arbeiterunfallversicherungsgesetz.

Um da hin zu kommen, können mehrere Faktoren hilfreich sein.

1. Erfahrung
... also so wich ich die letzten 5 Jahre jetzt Stücke gelernt habe,
Es kann sein, daß das länger als 5 Jahre dauert. Das ist bei jedem anders, bei dem einen geht es schneller, beim anderen leider nicht. Wahrscheinlich wird es nicht leichter, je älter man wird. :redface:

2. Wie funktioniert eigentlich die Notenschrift?
Hilfreich ist es z.B., immer wieder Noten selbst zu schreiben.
Du könntest versuchen, den Umweg über die Notennamen/Buchstaben auszulassen. Dazu habe ich in diesem Thread, der ein ähnliches Thema behandelt, mal diese Grafik gepostet:

1714304332008.png

3. Zusammenhänge erkennen
Dazu ist es nützlich, ein bisschen in die "Grammatik" der Musiksprache einzutauchen (lesend, schreibend und spielend): Tonarten und Tonleitern kennen (Quintenzirkel), Akkorde lernen (mit Umkehrungen, Septimen, etc.). Wie hängen die Tonleitern und Akkorde zusammen? Welches sind typische Akkordverbindungen (Kadenzen, Sequenzen. u.a.)? Wie ist die "Orthographie" der Notenschrift (z.B.: Warum enthält ein D-Dur-Akkord kein Ges?)? Wie werden Rhythmen geschrieben (unsichtbarer Taktstrich in der Taktmitte, siehe hier: https://www.musiker-board.de/threads/unterschiedliche-notation-bei-notenwerten.581407/post-7069433) und zwei Posts darunter)?

Ein gutes Mittel, um da weiter zu kommen, ist auch das von @stuckl erwähnte Spielen nach Akkordsymbolen. Das hat auch den Vorteil, daß Du weniger lesen mußt.

Ich kenne nichts was ansatzweise so komplex ist...
"Gleichzeitig eine, zwei oder mehrere Noten am Blatt lesen - sofort anhand der Zeilen wissen welche Note(n) das sind (Buchstabe) - sofort dann zu wissen unter welchen Fingern welche Tasten liegen - > Wie eine Gehirnexplosion für mich.
[...]
Allein schon 2 Zeilen gleichzeit zu fokusiern und zu lesen,verstehen,umsetzen... wie kann sowas menschenmöglich sein?
Diesen Satz kann ich nur unterstreichen und würde ihn gerne mal in alle möglichen Bläser- und vor allem Gesangsforen posten ... :evil:
Noch komplexer ist dann das Lesen von Ochesterpartituren.

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Kannst Du das unabhängig von einer Melodie, zufällige Noten für eine Hand innerhalb von 2 Oktaven? Das C' ist da und das Fis ist hier. Das E'' ist hier oben. Kann ja sein, dass es da etwas hapert und das nie so geübt worden ist,
Ich habe dafür so ganz einfach Kinderübungen bekommen in der beide Hände erstmal eine feste Lage haben. Da sind zufällige Noten ohne Melodie drauf.
Man muss beide Zeilen (gleichzeitig) lesen, verstehen und übertragen.
Linke Hand zB. F-Dur Lage... Kleiner Finger ist das F, dann G und Daumen ist C... Rechte Hand hat zB auch F Dur Lage oder C-Dur Lage (CDEFG)
Aber da raucht mir schon der Kopf unbeschreiblich... Bei mir brennt sich dann nach wirklich quälenden üben so langsam ein, dass eben Daumen C ist und so weiter...was aber nicht viel bringt
wenn sich die Fingerpositionen ändern und Daumen eben nicht mehr C.... Eben so wie bei der Schreibmaschiene...
Ich hab Maschienenschreiben gelernt und Klavierspielen nach Noten kommt mir so vor wie eine Schreibmaschine, bei der sich alle paar Sekunden das Layout der Tasten ändert.
Da wo mal das ASD war, ist nun ein SDF...
Und wenn das nun noch 2 Hände unabhäning von einander parallel tun müssen...
Ich bekomme bei den oben genannten Kinderübungen von 2 Noten gleichzeitig bei festen Lagen wirklich nach 2-3 Minuten Kopfschmerzen weil mein Hirn da scheinbar überlastet auf 200% läuft.
Ich habe ein Mathematik-bezogenes Studium abgeschlossen. Nicht mal ansatzweise habe ich mitbekommen das mein Gehirn im Leben so beansprucht wurde wie bei diesen Kinderübungen.

solange ich nicht weiß, was du vorhast. Welche Musik du spielen können willst, zu welchem Anlass du spielen können willst. Darauf wird es ankommen.
Ja das ist auch so eine Sache...
Das hat sich alles in den 5 Jahren verschoben was ich mache und machen wollte.
Spielen wollte ich nur für mich.
Ganz am Anfang wollte ich nur Stücke aus dem allgemeinen Pop Bereich am Arranger Keyboard nachspielen.
Die rechte Hand spielt eine Melodie und die Linke Hand gibt einfache Begleitakkorde an die Begleitautomatik weiter...
Entertainer-Keyboard Spielen... ("Madonna Like a Virgin on a Yamaha PSR-46...) sowas in der Qualität, mehr nicht.

Hab dann gleich Unterreicht genommen und dann wurden irgendwann aus den Begleitakkorden gebrochene Akkorde, quasi eine echte Klavierbegleitung.
Aus dem Keyboard wurde ein E Piano mit Hammergewichteten Tasten und es ging fließend immer mehr in die Klavier Richtung.
Am Anfang war das ja nicht meine Absicht, es hat sich mit der Zeit so ergeben und jetzt befürchte ich an einem Punkt angekommen zu sein, an dem ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt habe und etwas versuche
zu machen oder lernen, was über meinen Kapazitäten liegt.
Die Stücke wurden natürlich komplexer und bis jetzt hat es zum Teil viele Monate gebraucht, bis ich ein Stück auswending drin hatte und gut spielen konnte.

Wenn man einen Akkord für die Begleitautomatik greift, ist das einfacher. Es muss nur der Akkord ausgeschrieben da stehen... Dm zB. Dann brauch ich mir nur gemerkt zu haben wie das "Griffbild" von D Moll in Grundstellung und beiden Umkehrungen ist, aber ich muss keine Noten in 2 Zeilen lesen und kann mich auf die Melodie in der rechten Hand konzentrieren.
Was anderes wollte ich am Anfang auch nicht machen, hab dann nur irgendwie gefallen am Klavier an sich gefunden und das sich so ein Klaviersound mit echter gespielter Begleitung schon anders anhört als so eine Stück mit Auto Arranger Begleitung am Casio Keyboard von 1990.


bis es auf „ewig“ in die Muskeln eingebrannt ist.
Wenn ich ein Stück, welches ich durch eine Auswendige Fingerfolge über Wochen oder Monate gelernet habe, eine Zeit lang nicht spiele dann ist irgendwann alles wieder weg und ich muss das Stück wieder bei Null anfangen, so als wenn es mein erster Tag am Klavier wäre.
Würde ich jetzt 2 Monate nichts machen, dann wäre ich da wo ich vor 5 Jahren war und könnte wirklich Null am Klavier vortragen weil alles aus dem Fingergedächtnis weg wäre.
Klavier spielen oder lernen ist das jetzt für ich auch nicht.
 
Ich bekomme bei den oben genannten Kinderübungen von 2 Noten gleichzeitig bei festen Lagen wirklich nach 2-3 Minuten Kopfschmerzen weil mein Hirn da scheinbar überlastet auf 200% läuft.
Dann musst du - meiner Meinung nach - jede Hand für sich üben. Und zwar so lange, bis dein Hirn damit deutlich unter 100%-Last läuft. Und erst dann die beiden Hände kombinieren.

Redest du mit deinem Lehrer über dieses Problem? Was sagt er/sie dazu? Bzw. sagt er/sie überhaupt etwas dazu oder macht er/sie einfach weiter "mit dem Text" in seiner/ihrer Geschwindigkeit? Dann halte ich einen Lehrerwechsel für angebracht!

Hab dann gleich Unterreicht genommen und dann wurden irgendwann ...
Am Anfang war das ja nicht meine Absicht, es hat sich mit der Zeit so ergeben ...
War es dein Wunsch, weiterzugehen (z.B. weil du im Lauf des Unterrichts gemerkt hast, dass es mehr gibt als du ursprünglich dachtest) oder Wunsch des Lehrers?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich leihe mir oft neue Notenbücher von der Bibliothek und spiele dann direkt mit beiden Händen vom Blatt. Ich schaffe es dann aber nicht wirklich, im Rhythmus zu spielen, da ich beim Lesen von Dreiklängen mit Vorzeichen schon manchmal eine kurze Pause brauche. Meistens genehmige ich mir dann auch noch einen Kontrollblick auf die Tastatur. Und dann entsteht natürlich eine wahrnehmbare Verzögerung.

Das blinde Spiel - vor allem bei Fingerlagewechseln - mag ich irgendwie nicht so, auch wenn der Kontrollblick Zeit kostet. Ich habe schon viele sagen gehört, lieber mal falsch spielen, aber im Rhythmus und dafür nicht stecken bleiben beziehungsweise den falschen Anschlag korrigieren. In einer Band kann ich mir das selbstverständlich nicht anders vorstellen, aber im Solospiel korrigiere ich gerne falsche Anschläge von mir. Erstens, weil ich meistens keine Lust habe die Stücke mehrere Male hintereinander zu spielen und zweitens, weil ich aufgrund des Kontrollblicks mir eigentlich keine Fehler erlauben dürfte.

Da hat es sich so bei mir eingestellt, dass ich lese welche Noten auf dem Blatt stehen für rechte und linke hand und dann immer in kleinen Takt-Happen diesen Ablauf in das Fingergedächtnis eintrainiere und wiederhole, wiederhole, wiederhole bis ich es spielen kann.
Wenn mir ein Lied sehr gut gefällt, würde ich es genauso machen. Für mich persönlich ist es (voraussichtlich noch sehr lange) nicht leistbar, fehlerfrei im Rhythmus vom Blatt zu spielen - erst recht ab Tempo 60 aufwärts. Und ich spiele schon seit einigen Jahren. Bei einem Auftritt in einer Musikschule habe ich es sehr genossen, auswendig und quasi blind zu spielen, weil ich die Reaktionen der Zuschauer und Mitmusiker beobachten konnte. Was bei mir dann einen stummen Lachanfall ausgelöst hatte, weil der Melodiespieler sich so hineingesteigert hatte, dass er mich an einen Wackeldackel erinnerte. Von den Zuschauern hatte dies keiner bemerkt, aber der Dozent konnte sich im Nachgang einen Kommentar dazu nicht verkneifen. Wobei er mir ja auch eine schwierigere Aufgabe als das Akkordspiel hätte geben können...

Zum Trainieren des schnelleren Umsetzens von Notenlesen in Tasteneingaben ist Music Fest sehr hilfreich. Einfach die Zip runterladen, entpacken und dann die .exe Datei ausführen per Doppelklick. Hat bei mir selbst mit Windows 10 noch problemslos geklappt. Das Programm zeigt Noten an, welche man dann per Mausklick auf der virtuellen Tastatur spielen kann.

Falls Du ein midi-fähiges Gerät hast, wäre Pianobooster auch eine kostenfreie Option. Dieses Programm zeigt Noten an und wartet, ob man die richtigen Tasten drückt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
.. also so wich ich die letzten 5 Jahre jetzt Stücke gelernt habe, finde ich es aber nicht wirklich gut.
Sobald das Fingergedächtnis weg ist, ist das Stück weg und ich bin wieder komplett bei Null.

Das habe ich so oder ähnlich schon ganz häufig gehört und in Foren gelesen, meist von erwachsenen Späteinsteigern.
Wenn man dann weiterliest, erfährt man, dass der Unterricht bei ihnen so abläuft wie bei Dir und sie quasi ein Stück nach dem anderen Takt für Takt auswendig lernen.

Das Problem dabei ist, dass man sich auf diesem Weg nicht die Fertigkeiten erarbeitet, die erforderlich sind, um tatsächlich "KLavierspielen" zu lernen.
Dafür benötigt man eine Vielzahl von motorischen und musikalischen Fertigkeiten, die wie ein Baukasten aufeinander aufbauen und ineinandergreifen. Ein guter Lehrer kann erkennen, ob sich alles wunschgemäß entwickelt, korrigieren und gegensteuern.
Dann sind auch visuelle Anforderungen wie Notenlesen und das schnelle Erkennen und Umsetzen von mehrern Noten gleichzeitig kein Problem mehr.

Es braucht aber einiges an Zeit und Geduld bis man sich den Grundbaukasten erarbeitet, da muss man schon mit ein, zwei Jahren rechnen in denen man sich nur mit scheinbar ganz einfachen Sachen befasst.

Ich finde es gut, dass dein Lehrer dir Material zum Üben gegeben hat, wahrscheinlich hat er deine Schwierigkeiten bemerkt und will mit dir an den Grundlagen arbeiten.
Also, nicht aufgeben, vielleicht den Lehrer um etwas noch Einfacheres bitten, wenn sich erst einmal die richtigen Synapsen im Gehirn umgeschaltet haben, wird es besser werden.;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Zusätzlich: Einfach mal ein paar Noten mit ins Bett nehmen und vor dem Einschlafen durchlesen. Überlegen, welche Fingersätze da passen, vielleicht auch schon eine Vorstellung vom Klang entwickeln. Das kann am Anfang gerne mal "Hänschen klein" sein. Auch das hilft.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Zusätzlich: Einfach mal ein paar Noten mit ins Bett nehmen und vor dem Einschlafen durchlesen. Überlegen, welche Fingersätze da passen, vielleicht auch schon eine Vorstellung vom Klang entwickeln. Das kann am Anfang gerne mal "Hänschen klein" sein. Auch das hilft.
Vielleicht hilft es auch festzustellen, dass eine Lage nicht unbedingt bedeutet, dass alle Finger direkt nebeneinander liegen. Eine Oktave kann man zum Beispiel mit den beiden äußersten Fingern einer Hand abdecken und die Töne dazwischen mit den restlichen Fingern. Aber als Einsteiger bitte nichts erzwingen bezüglich der Fingerspreizung; das kommt mit der Zeit von allein.

Ich denke, wenn man mindestens einen Takt ohne Lagewechsel spielen kann, hat man eine gute Lage gefunden. Wobei das bei manchen schwierigen Stücken, die in einem Takt einen höheren Intervall als eine Oktave aufweisen, schwierig werden kann und auf jeden Fall nicht erzwungen werden sollte.
 
Ich habe dafür so ganz einfach Kinderübungen bekommen in der beide Hände erstmal eine feste Lage haben. Da sind zufällige Noten ohne Melodie drauf.
Man muss beide Zeilen (gleichzeitig) lesen, verstehen und übertragen.
Linke Hand zB. F-Dur Lage... Kleiner Finger ist das F, dann G und Daumen ist C... Rechte Hand hat zB auch F Dur Lage oder C-Dur Lage (CDEFG)

Aber da raucht mir schon der Kopf unbeschreiblich... Bei mir brennt sich dann nach wirklich quälenden üben so langsam ein, dass eben Daumen C ist und so weiter...was aber nicht viel bringt
wenn sich die Fingerpositionen ändern und Daumen eben nicht mehr C.... Eben so wie bei der Schreibmaschiene...
Ich hab Maschienenschreiben gelernt und Klavierspielen nach Noten kommt mir so vor wie eine Schreibmaschine, bei der sich alle paar Sekunden das Layout der Tasten ändert.
Da wo mal das ASD war, ist nun ein SDF...
Und wenn das nun noch 2 Hände unabhäning von einander parallel tun müssen...
Ich bekomme bei den oben genannten Kinderübungen von 2 Noten gleichzeitig bei festen Lagen wirklich nach 2-3 Minuten Kopfschmerzen weil mein Hirn da scheinbar überlastet auf 200% läuft.

Ich habe ein Mathematik-bezogenes Studium abgeschlossen. Nicht mal ansatzweise habe ich mitbekommen das mein Gehirn im Leben so beansprucht wurde wie bei diesen Kinderübungen.

Danke für Deine Offenheit. Aber guck mal: Ich habe in Deinem Zitat jetzt mal das markiert, was inhaltlich neutral ist (grün) und das, was eine Bewertung darstellt (rot) und was alles ganz schlimm erscheinen lässt. Die roten Anteile überwiegen und da ist ganz viel Selbstbewertung dahinter, als wolltest Du mich überzeugen zu sagen: "Dann lass es halt, scheint Dir nicht zu liegen". Nur das Drittel grün ist halbwegs neutral. Ich wünsche Dir echt, dass Du da etwas freier und gelassener bist - scheinst ja auch nicht der einzige zu sein.

Ansonsten: Das Beispiel mit der Schreibmaschine war unpassend von mir, weil sich Deine Lage der Finger ja nicht ändert. Beim Klavier ist es halt genau andersherum, die Lage ändert sich häufig. Was ich meinte ist eher: Zu Erkennen, dass z.B. dass Du ein A im Notensystem dann auf der Klaviatur zwischen der vorletzten und letzten schwarzen Taste des 3er Blocks findest. Oder halt zwischen G und H bei den weißen Tasten. Wo liegen die Noten, wie sehen sie auf dem Papier aus? Letztenendes kommt es ja auf das Stück an, ob Du das A mit dem Daumen oder dem kleinen Finger spielst.

Ich glaube schon, dass man das lernen kann und - wie gesagt - Du scheinst nicht der einzige zu sein. Und schaut man Gitarristen an, sieht man, dass die das auch häufig auch nicht können. Wo liegt denn nun auf dem Griffbrett überall das C? Das wurde nicht gelernt und war auch nicht notwendig, um ein Stück aus dem Kopf zu spielen.

Viel Erfolg!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Vorläufig habe ich nur einen Punkt, der mir an deinem aktuellen Stand nicht gefällt: Es gibt keinen Grund, die Note C gedanklich mit irgend einem Finger zu verbinden. Das C ist nicht da, wo der Daumen ist, sondern es ist da, wo rechts daneben die zwei schwarzen Tasten in der Gruppe stehen (kann man darum mit verbundenen Augen finden). Wenn man mag, kann man es auch noch mit einem Klang verbinden und die Melodie erst singen, bevor man sie spielt.

Willst du vom Blatt spielen können, musst du blind spielen üben - aber wenn nicht, ist das vielleicht auch gar nicht nötig.

Wenn der Frust sich mal wieder legt, kommst du vielleicht auch wieder zum Spielen - das wird schon seinen Grund haben, wieso so viele Sprachen beim Musizieren von einem Spiel sprechen. Als Linkshänder habe ich auch so meine Schwierigkeiten mit dem Klavier und dachte, mit anderen Instrumenten weiter zu kommen - letztlich bin ich aber wieder zurückgekehrt und habe nur die Herangehensweise komplett geändert: Kein Chopin mehr, stattdessen freie Liedbegleitung. Hat mich aber auch schon einige Jahre gekostet.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Du machst Dir viel zu viele Gedanken.....

"Einfach" die Töne geniessen, die Melodie geniessen....... abschalten...... vielleicht ist Dir dein
"Mathematik-bezogenes Studium" im Weg !
;-)

Wichtig: nicht zu viel auf einmal erwarten und machen:
Erst die rechte Hand, dann die linke Hand, dann beides gemeinsam und jeweils nach und nach das
Tempo steigern......

Was auch Spass macht:
Sich von Stücken die man gerne hat ein Leadsheet besorgen (sprich "nur" die Akkordsymbole)
und zu den Stücken dann einfach mal mit klimpern, frei raus..... passende Töne finden, rum spinnen.....
Einfach Spass haben !!!!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
<OT>
Als Linkshänder habe ich auch so meine Schwierigkeiten mit dem Klavier
Als Rechtshänder habe ich an diese Herausforderung überhaupt nicht gedacht. Wenn ich mir vorstelle, das, was ich rechts "mit links" mache, mit links recht genauso machen zu wollen, würde ich Rechts links liegen lassen 🙂
Respekt!
</OT>
 
Kann ich überhaupt ansatzweise ein bischen Klavier spielen? - Mittlerweile kann ich mir diese Frage nicht mehr beantworten...
Hey, du hast da Wort für Wort einen Beitrag von mir plagiiert, den ich noch nicht mal geschrieben habe 🤪. Nur habe ich erst mit Ende 40 mit Klavier angefangen…

Ich habe daher jetzt mal in einer Band angefangen. Da ist es ganz angebracht, seinen Kram weitestgehend auswendig zu können, und Leadsheets oder ähnliches nur als Orientierung/Merkhilfe zu nutzen…

Weiter viel Spaß und Motivation,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich "spiele" jetzt regelmäßig und häufig (ca. 1,5 Std/Tag), habe aber sehr spät, mit Ende 30 vor genau 5 Jahren angefangen. <- sollte gesagt sein!
Ich tröste mich manchmal mit dem Gedanken, dass ich „anfänglich“ auch fast ein Jahr täglich mehr oder wenig 12 Stunden lang geübt und gelernt habe, zu laufen ..
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben