Mein erstes CNC-Projekt - 11-Saiter fretless (Gitarrenbau)

NeoCat
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Guten Abend,

Mein erstes Projekt hab ich ja noch von Hand gemacht, aber kurze Zeit später hat mein Altvorderer sich ne CnC-Fräse gebastelt und das muss man natürlich ausnutzen :D und da man schon die PC-gestützten Möglichkeiten hat, baut man sich natürlich was ganz exotisches: 11 Saiten,. keine Bünde, LED-Inlays.

Wer kommt denn auf so ne bescheuerte Idee?

Keine Angst, es handelt sich nicht um ein Tischplatten-Griffbrett-Dj0nty-b0i, sondern die Saiten sind nach dem Prinzip der Oud aufgebaut, also eine tiefe Einzelsaite und ansonsten Paare von 2 Saiten in Oktaven oder Unisono. Konkret kommt die Idee nicht von mir, sondern von Karl Sanders (Nile), der eines Tages seine Godin Glissentar spielte und darauf Death Metal machen wollte. Und sich dann von KXK eine Flying-W doubleneck mit 11 Saiten oben und 6 Saiten unten hat bauen lassen:
13-KxK-DOUBLE-NECK-11-AND-6.jpg


Beides natürlich in Drop-A.

Der Prototyp

Wer schon mal irgendetwas mit CnC gemacht hat, weiß, dass bei jedem noch so ausgefuchsten Programm trotzdem ne Menge schiefgehen wird. Gerade weil das mein erstes größeres Projekt mit der Maschine ist, habe ich deshalb erstmal nen Rohling aus Spanplatte gebastelt.
IMG_20200910_111320.jpg


Und oh boy ist ne Menge schiefgegangen :D Von Werkzeug nach Wechsel nicht genullt über zuviel Tiefenzustellung bis zu Werkstück nicht stark genug eingespannt war alles dabei... RIP 4 Schaftfräser. Glücklicherweise waren das die Billigen zum lernen.

Trotzdem kam am Ende etwas heraus, was irgendwie nach Gitarre aussieht.
IMG_20200923_133208.jpg


Modelliert hab ich das ganze mit Autodesk Inventor, und dann mit Fusion 360 in CAM überführt.
Aufgrund von Platzlimitationen musste ich das ganze Ding in 4 Programme aufspalten (Body und Neck, jeweils oben und unten), was es natürlich schwierig macht, die Übergänge zu treffen. Hat aber halbwegs gut geklappt.

Die Kopfplatte ist allerdings dank unzureichender Einspannung ziemlich verrutscht:
IMG_20200923_133235.jpg


Ließ sich letztlich aber durch nen Klotz beheben, sodass es am Ende halbwegs präsentierbar aussah.

IMG_20200923_145001.jpg


Als Pickup ein Bareknuckle Impulse, den ich auf Kleinanzeigen geschossen hab, die Bridge ist ne Gibson (ich mag die eigentlich nicht, aber vom Setup her gibt's keine günstigen Alternativen). Die Pole holes für die Bridge waren zu groß, das kommt davon, wenn man die Infos aus dem Internet nicht durch nachmessen prüft... Passt beim finalen Stück aber, ist ja schnell behoben.

Weitere Posts folgen portionsweise, bis die Maschine repariert ist :D
 
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Das Holz

Wie man am Prototypen sehen kann, handelt es sich um eine neck-through. Der Halsteil ist ein 5-piece aus Zuckerahorn und Teak (weil ich das grade da hatte), wobei das Ganze etwas breiter als normal ist - ich wo0llte den Look so haben, dass der Pickup komplett im Ahorn sitzt. Die Flügel sind aus Limba (weil ich das gerade da hatte :D ). Für das Griffbrett hab ich nen Rohling aus Bocote besorgt.
IMG-20191202-WA0000.jpeg


Da ich die Möglichkeit dazu hatte, hab ich mein Gebastel erstmal mit FEM (finite Elemente Methode) nachgerechnet, ob das auch alles hält und nicht krumm wie n Flitzebogen wird. Dazu hab ich mir die Kräfte durch die Saiten ausrechnen lassen und die dann in der Software eingefügt.
Verformung.JPG


Theoretisch sollte die Skalierung 1:1 sein, aber bei 0,27mm Verschiebung glaub ich das nicht :ugly: Soll heißen, Klmapfe ist stabil, passt alles. Im Nachhinein ist das Griffbrett sogar noch dicker geworden.

Die Grobzuschnitte hab ich noch zuhause machen können. Tipp: Für Hartholz immer scharfe Sägeblätter benutzen, dann riechts nicht nach Lagerfeuer beim Sägen. Ratet, für welchen Schnitt wir dann das scharfe Sägeblatt hatten :D
IMG_20200720_142505.jpg


Um alles auf Maß zu hobeln, fehlte mir aber das passende Equipment, sodass ich das von ner Tischlerei machen lassen musste. War sogar gar nicht mal so einfach, eine zu finden, die so was noch macht. Ergebnis war dann aber auch tiptop (wenngleich ich beim grobzuschneiden n bisschen geizig war) und zuerst wurden die Halsteile verleimt.
IMG_20201021_191337.jpg


Anschließend dann die Limbateile noch dran.
IMG_20201029_135641_907.jpg


Stärke war 59mm, weil ich unbedingt nen angled headstock haben wollte (kann aber auch nachvollziehen, dass man das bei ner Neck-trough anders machen würde :ugly: ) Dicke des Bodys am Ende 41mm, dementsprechend lange braucht die Fräse - gut Ding will Weile haben. Insgesamt liegt die Fräszeit bei gut 10 Stunden (und knapp die Hälfte davon hab ich Stand jetzt noch vor mir)...
 
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Cooles Projekt und mein Respekt:great: Sowas ähnliches habe ich in ferner Zukunft auch mal vor. Ich bin z. B. kompletter Neuling was CAD betrifft und kann mir denken, dass es ziemlich aufwendig ist sämtliche Formen und Maße am PC zu designen. Mit meinem letzten Projekt, das nun wirklich nicht spektakulär war, habe ich schon einige Stunden verbracht...

Ich finde ja eine handgebaute Gitarre hat schon Charme, andererseits finde ich die Möglichkeiten, die es mittlerweile gibt, schon beeindruckend. Wäre ich Gitarrenbauer würde ich auf jeden Fall so viel wie möglich mit CNC machen, die Genauigkeit einer guten Maschine ist manuell kaum zu erreichen und eine evtl. Zeitersparnis kann man dafür in die Holzauswahl investieren. Cool finde ich übrigens auch deinen Ansatz mit FEM.

Viel Erfolg bei deinem Projekt
 
Der Hals

Wie beim Body auch hab ich erstmal ein Versuchskaninchen gefertigt. War aber deutlich unproblematischer, weil das Teil halt viel simpler ist. Also hab ich dann mit minimalen Änderungen das echte Griffbrett gefräst.
IMG-20201105-WA0000.jpeg

Dazu habe ich einen Kugelkopffräser für den Griffbrettradius benutzt. Das ganze wird, sobald das Inlay und die Fretmarker drin sind, dann noch mit nem 3D-gedruckten Radiusblock glattgeschliffen.
Für die 3 Inlays der Gitarre hab ich 3 hochwertigere LEDs in Reihe geschaltet - dann kann man die ganze Geschichte gut mit nem 9V-Block betreiben und über den Widerstand die Stromstärke einstellen. Hoffentlich halten die LEDs dann auch so lange durch, wie die Gitarre lebt, denn da kommt man hinterher natürlich ziemlich schlecht ran :ugly:

Hatte zuerst nen 10 Ohm Widerstand drin, habs extra mit nem Kollegen aus der Elektrotechnik durchgerechnet, der war dann allerdings zu hell, also bin ich auf 38 Ohm hoch (weil ich den Widerstand grade da hatte) und damit sah das tipptopp aus.
IMG_20201019_123800.jpg

Sieht man auf dem Foto leider nicht so gut, ihr müsst mir das dann einfach glauben :D Das Inlay ist in der finalen Version aus 2-farbigem 3D-Druck - weiß oben und das Muster vom Pharaohkopf unten in schwarz.

@Gitarrenstaender Tipp meinerseits: Such dir ne technische Zeichnung als Orientierung (ich hab bei meiner ersten ne JEM genommen), skalier das als Bild in CAD auf die Mensur und wurschtel dir die Form so hin, wies dir gefällt. Das ist echt alles reine Übungssache. CnC lohnt sich aber eigentlich nur bei Serienfertigung oder wenn die handwerklichen Fähigkeiten/ das Werkzeug nicht ausreicht für das, was du vorhast (wie in meinem Fall). Trotzdem kann man CAD auch super nutzen, um Schablonen zu erstellen, wenn man in A0 drucken kann.

An dieser stelle eine Frage an die professionellen Gitarrenbauer: Ich hab nen 1-way-Trussrod, und soweit ich das gelesen hab, will man bei ner Fretless ja den Hals so gerade wie möglich haben. Deswegen dachte ich, dass es sinnvoll wäre, den Trussrod "falschrum", also kopfüber einzubauen, sodass man gegen die Saitenspannung den Trussrod verstellen kann. Kann das zu Problemen führen?
 
An dieser stelle eine Frage an die professionellen Gitarrenbauer: Ich hab nen 1-way-Trussrod, und soweit ich das gelesen hab, will man bei ner Fretless ja den Hals so gerade wie möglich haben. Deswegen dachte ich, dass es sinnvoll wäre, den Trussrod "falschrum", also kopfüber einzubauen, sodass man gegen die Saitenspannung den Trussrod verstellen kann. Kann das zu Problemen führen?

Ich verstehe da den Zusammenhang nicht.

Bei Fretless-Bässen führt ein gerader Hals zu dem mehrheitlich gewünschten sound. Ob man das bei Gitarren auch will kann ich nicht beurteilen.

Was sollte die Richtung des Einbaus für eine Auswirkung auf die Funktion haben???
 
Hängt damit zusammen, dass es, wie gesagt, ein 1-way ist. Kann ihn also nur festziehen und damit die "runde" Seite spannen. Normalerweise baut man die glatte Seite nach unten, also in den Hals. Bei meiner Variante würde die flache Seite am Griffbrett hängen.
 
Normalerweise baut man die glatte Seite nach unten, also in den Hals. Bei meiner Variante würde die flache Seite am Griffbrett hängen.

Ah, jetzt weiß ich glaube ich was Du meinst.

Die Flache Seite gehört ohnehin in Richtung Griffbrett, denn der Stab soll ja der Saitenspannung entgegen wirken.
 
So, nach längerer Abstinenz mal wieder ein Update.

Der Body

Die 4 Programme zusammenzuflicken war echt nicht einfach, es passt auch nicht 1005-ig, weil die Maschine zu klein war, aber das Endergebnis kann sich denk ich trotzdem sehen lassen.
IMG_20201108_121621.jpg

20201217_193908.jpg

IMG_20201217_204227.jpg

Ich wollte (fast) alle Kanten mit nem 6mm Radius versehen, also hab ich das gute Stück erstmal im Rohteil dringelassen und die Kanten mit der Oberfräse abgefahren.

IMG_20201219_110026.jpg

Hätt ich mir im Nachhinein sparen können, weil ich noch den Versatz korrigieren musste, aber naja :D
 
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