Mehrere Mikrofone für eine Stimme auf Album?

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Hallo Leute,
vielleicht ist die Frage, die mich derzeit umtreibt, auch für andere interessant, daher mache ich mal dazu einen Thread auf.
Meine Fragestellung liest sich vermutlich erst mal ganz banal, aber desto mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Fragezeichen habe ich im Kopf.
Vielleicht habt Ihr ja etwa Rat für mich.

Es geht um den Einsatz von verschiedenen GMKs für ein und dieselbe Stimme auf einem Album. Die GMK-Mikrofone, die mir bisher vorschweben, sind vom Sound eher Charaktertypen.
Und wegen der Charaktere, finde ich die ja gerade spannend für den einen oder anderen Song. So weit so gut!

Dann denke ich mir aber auch, dass eine gewisse Homogenität auf einem Album auch gegeben sein müsste/sollte. Das würde sich ja dann wieder mit den verschiedenen Charakteren beissen.

Andererseits soll jeder Song/Track ja auch eine für sich stehende Stimmung oder auch Feeling haben. So gesehen unterstreichen die unterschiedlichen Mikrofone das vielleicht ja auch.
Und konkret werden die Songs ja auch nacheinander bearbeitet.

Und Quatsch wäre ja auch, zwar verschiedene Mikrofone zu nutzen, dann daber im Mix zu versuchen, die Unterschiede wieder zu egalisieren.

Ich könnte jetzt noch eine Weile so hin- und herschreiben, aber ich denke, Ihr wisst, worum es mir geht.

Gibt es dazu eine Empfehlung?
Wäre der Einsatz verschiedener Mikros ein Kunstfehler?

Viele Grüße
Markus
 
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Ich finde den Einsatz unterschiedlicher Mikrofone durchaus legitim. zb wird man auf einer Ballade anders singen, als auf einer Uptempo Rocknummer, da ja auch die Klangcharakteristik der Musik ist in diesem diesem Bespiel auch eine andere ist.
Die Lage und der Ausdruck des des Gesang wird anders sein, da macht das schon Sinn finde ich.

eine Gewisse Homogenität auf einem Album ist sicherlich wichtig damit es stimmig und aus einem Guss klingt, aber man sollte es auch nicht übertreiben finde ich, sondern ich würde mich immer in erster Linie für die Atmopshäre und Charakter im Song entscheiden lassen, also das einer zu starrren Homogenität zu opfern. kommt aber auch immer darauf an wieviel Freiheit der musikstil, in dem man sich bewegt, zulässt.

Anders wäre es, wenn ich jetzt mehrere aufeinanderfolgende Songs haben, die sich alle im selben Klangbild bewegen und eine Konsistenz im Sound sehr wichtig ist, nehmen wir zb mal ein typisches 08/15 Metal Album, das von vorne bis hinten meist recht ähnlich klingt, da würde ich schon ein gewähltes Setup bevorzugen und relativ wenig Spielraum zulassen damit diese Eingänigkeit erhalten bleibt.

Wo ich aber ein Fan bin, zb für Lead Vocals ein anderes Mikrofon als für die Backgroundvocals, Harmonien und Adlibs zu verwenden (ggf auch mit unterschiedlichem Preamp) um hier schon auf natürliche Art und Weise eine unterschiedliche Klangstruktur und Kontrast zu schaffen
 
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Natürlich ist jede Empfehlung geprägt vom subjektiven Geschmack. Ich meine aber, dass man/frau durchaus unterschiedliche Mikrofone verwenden darf und vielleicht auch sollte, um eine gewünschte Emotion zu befördern. Wenn es gut gemacht ist, kann das auch im selben Song geschehen. Ich glaube überdies, dass "wir" als "Pseudo-Profis" es mit der kritischen Betrachtung von Details gern mal übertreiben. Den Hörern muss der Song gefallen, das ist das Wichtigste - und außerdem ist es keineswegs so, dass ein anderes Mikrofon den Erkennungswert der Stimme zunichte macht. Das wäre zuviel der Ehre für Mikrofone. ;)
 
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Mal ganz grundsätzlich denke ich, dass der Albumcharakter (so schön und nachvollziehbar der für uns ältere Musikjunkies ist) mittlerweile größtenteils irrelevant ist.
Wer hört denn heut noch ganze Alben am Stück. Sicher, ich habe auch ein paar Favoriten, von deren Releases ich mir grundsätzlich die Vinyl-Version kaufe.
Wenn ich ehrlich mir gegenüber bin, ist das aber aus nostalgischen Gründen so. Ich habe/nehme mir selten die Zeit, mich eine knappe Stunde hinzusetzen und Schallplatte zu hören.
Deswegen bin ich froh, dass es dazu normalerweise auch immer die Downloads gibt und ich wenigstens im Auto mich trackweise dem Album nähern kann.
Von daher...nimm das Mikro, was zum Song und zur Stimmung passt.

außerdem ist es keineswegs so, dass ein anderes Mikrofon den Erkennungswert der Stimme zunichte macht. Das wäre zuviel der Ehre für Mikrofone
:great:
 
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Es geht um den Einsatz von verschiedenen GMKs für ein und dieselbe Stimme auf einem Album. Die GMK-Mikrofone, die mir bisher vorschweben, sind vom Sound eher Charaktertypen.
Und wegen der Charaktere, finde ich die ja gerade spannend für den einen oder anderen Song. So weit so gut!

Warum nicht? Der Instrumentalist wechselt ja auch das Instrument. Z.B. von der E-Gitarre zur Akustik-Gitarre. Oder es singt ein ganz anderer in einem anderen Song.

Wenn die Variation, dem Ziel entspricht warum nicht. Ich kann mir sogar eine Doppelung (Overdup) der Stimme mit einem anderen Mikrofon vorstellen. Wenns passt ist ok, wenn nicht muss es nicht am Mikrofon liegen.


-----------------------------
Ot.:

Ich glaube überdies, dass "wir" als "Pseudo-Profis" es mit der kritischen Betrachtung von Details gern mal übertreiben.

Der Aussage von @rbschu möchte ich mich anschließen.
 
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Hallo, Markus,

...ganz grundsätzlich ist erlaubt, was klingt und gefällt ;) ... ketzerisch könnte ich sagen, was soll's, der durchschnittliche Musikkonsument hört soweiso meist mit unterirdischen Ohrsteckern oder über Smartphone-Lautsprecherchen ab, da ist das eh alles für die Katz' :D ...der wird also gar nicht wahrnehmen, was Du mit geschultem Ohr wahrnimmst. Ist zwar schwarzweiß überzeichnet, aber na ja...

Ich habe mich selbst bislang immer auf ein Vocal-Mic für ein Projekt beschränkt und bin damit gut gefahren, aber warum nicht auch mal experimentieren, wenn man Zeit hat? Wobei, da stimme ich rbschu zu, der Erkennungswert einer Stimme ja nicht an ein Mic gekoppelt ist. Ich würde das sogar noch erweitern wollen - wenn die Performance vor dem Mic insgesamt nicht gut ist, dann hilft auch kein Mikrofontausch ;)
Kleine Anekdote am Rande... ich hatte damals gerade das Audio Technica AT4081 neu im Fuhrpark und habe es rein für mich zu Testzwecken bei Aufnahmen mit einem Sopran (klassisch geschulte Stimme mit leicht "metallischen" Höhen) neben dem ansonsten sehr schön passenden Equitek E2b mitlaufen lassen. Wir hatten gerade einen Take abgehört, sie war schon wieder halb auf dem Weg in den Aufnahmeraum, da habe ich schnell mal auf die Spur mit dem AT umgeschaltet. Zurückzucken, hinhören und kommentieren "Was ist das denn? Genau DEN Sound will ich..." war bei ihr eins ;) Fazit: Mic gefunden, alle Aufnahmen neu gemacht. Hat sich gelohnt...

Viele Grüße
Klaus
 
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Hallo Ihr,
wirklich super, dass Ihr Eure Einschätzungen teilt :great: So ein wenig schält sich für mich aber auch heraus, dass es ein "so muss es sein" nicht gibt. Eher vielleicht ein "mach' Dir nicht so einen Kopf" :D

Den Vergleich mit der Gitarre von @GuywithBass finde ich sehr treffend einerseits. Ich weiß ja nicht, wie Ihr das so handhabt, aber mittlerweile weiß ich schon lange bevor ich die erste Aufnahme mache, welchen Sound ich mit welcher Gitarre an welchem Amp mit welchem Speaker und mit welchem Mikro davor an welchem Preamp ich haben will. Und wenn ich zB einen bestimmten Amp nicht habe, dann muss der halt beschafft werden.
Und als ich so die Stimmung der Songs im Kopf durchgegangen bin, hatte ich im Grunde fast zu jedem ein bestimmtes Gesangsmikro vor Augen. Und dann kam halt die Frage, ob das nicht ein Fehler sein kann.
Denn mMn bekommt die Stimme in Pop/Rock-Song die meiste Aufmerksamkeit.
Ich behaupte mal frech, dass die Stimme 40% des (Hör-) Empfindens eines durchschnittlichen Konsumenten ausmacht - wenn nicht mehr, dann noch 40% für Drums und der Rest muss sich mit den verbliebenen 20% zufrieden geben (so ungefähr jedenfalls).
Was ich damit sagen will: Die Stimme macht einfach den Hauptanteil eines Pop/Rock-Songs bei den Konsumenten aus und von daher verdient die Stimme auch viel Aufmerksamkeit und bekommt die auch. Und wir alle sind ja auch sehr gut geeicht im erkennen von Stimmen. Fluch und Segen irgendwie.
Und da kann die Gitarre glaube ich nicht mithalten (Gitarristen sehen das naturgemäß total anders :D )
Aber stimmt schon: Wenn es nicht passt, muss es nicht am Mikro liegen.

in erster Linie für die Atmopshäre und Charakter im Song entscheiden lassen, also das einer zu starrren Homogenität zu opfern
Vielen Dank. Das finde ich gut auf den Punkt gebracht. Um nur mal ein Beispiel zu nehmen: ein sehr ruhiges Stück, fast nur Stimme, ein ganz klein wenig Gitarre und minimal Klavier - da kommt mir - in meinem Fall - sofort so etwas wie ein C12 oder auch UM57 in den Sinn. Ich könnte es jetzt gar nicht richtig begründen, warum. Vom "Gefühl" ist mir das irgendwie völlig klar: irgendwas mit Röhre :)

Wer hört denn heut noch ganze Alben am Stück.
Ich :) Aber mir ist schon klar, wie Du das meinst. Aus Konsumentensicht stimme ich Dir 100% zu. Aus Künstlersicht will ich doch mit dem "Gesamtwerk" etwas ausdrücken. So ist doch alleine schon die Reihenfolge der Songs ja kein Zufall, bildet vielleicht so etwas wie einen erzählerischen oder dramaturgischen Bogen, auch wenn im Endeffekt dann nur ein Track daraus gehört wird. Oder bin ich da zu idealistisch?

ist es keineswegs so, dass ein anderes Mikrofon den Erkennungswert der Stimme zunichte macht
Darüber muss ich noch mal nachdenken. Ich habe schon den Eindruck, dass ein Mkrofon je nach Entfernung, Stimmung des Songs auch meine Stimme verändert - oder vielleicht singe ich auch einfach anders. Letztlich kann ich das bei mir aber gar nicht mehr richtig beurteilen.
dass "wir" als "Pseudo-Profis" es mit der kritischen Betrachtung von Details gern mal übertreiben
Da hast Du wohl einfach nur recht :great:

Genau DEN Sound will ich..."
Und genau das ist doch das merkwürdige, oder? Es gibt genau den Sound :)

Und dann schrieb @whitealbum mal sinngemäß, das Mikro wäre bei mir sowieso nur zweitrangig von Bedeutung.
Ich bin total verwirrt. Jetzt erst mal einen Schoppen :D
Ganz lieben Dank Euch und Viele Grüße
Markus
 
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Ich liebe Analogien. Wenn Du zum Beispiel ein Omelette machst (zum erwähnten Schoppen :love:), nimmst Du doch auch nicht nur einfach "Ei", oder? Dann kommt noch ein bißchen Salz dran, vielleicht Kräuter der Provence oder Basilikum oder einen Schlag dieser italienischen Gewürzcremes mit Paprika, Chilli und so. Vielleicht auch ein bißchen Petersilie drauf, etc. - Na hungrig geworden? :gruebel:

Was ich damit sagen will: Ei wirst Du immer darin wiedererkennen, aber mit den Gewürzen veränderst Du den Geschmack so, wonach es Dich gerade gelüstet. Genauso ist das mit der Stimme und den würzenden Eigenheiten der diversen Mikros. Klar, das klingt anders, aber das Ei ist immer noch das Ei.

(Komm schon, Du darfst jetzt nochmal an den Kühlschrank gehen.) :juhuu:
 
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Na dann Mahlzeit, Kollegen :)

Oder bin ich da zu idealistisch?
Keinesfalls. Du musst aber schon bedenken, dass sich die meisten von uns hier in einem Kokon bewegen und auch so urteilen.
Die Welt außerhalb interessiert das nicht.

Für mich ist es auch ein Zeichen, dass du dein Mikrofon noch nicht endgültig gefunden hast. Ich meine die Situation, wo du in jedem Fall zuerst und fast immer ausschließlich nur zu diesem Mikrofon greifen wirst.
Denke, das sollte das langfristige Ziel sein.
Bis dahin...nimm halt was du hast und was dir gerade passend erscheint.

Wenn ich mich selbst als Musikhörer und -liebhaber betrachte, dann interessiert es mich bei meinen Lieblingstracks nur aus Neugierde und am Rande, welches Mikro zum Einsatz kam.
 
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Unterschiedliche Mikros bei Songs, ja unbedingt :)

In den meisten Fällen nehme ich mein UM92.1s für Lead Vocals, das M990 kommt aber immer mehr zum Einsatz.
Hätte ich noch andere MIkros in der Klasse, kämen die wohl auch noch an die Reihe.

Es kommt auch auf die Zielklangvorstellung an, auch bei ein und derselben Stimme.
Es gibt Songs die verlangen nach einer etwas anderen Farbe, dann macht man das.

Was ich nur empfehlen kann, ist bei Backing Vocals unterschiedliche Mikros zu verwenden.
Da kommt bei mir alles an die Reihe, die eine entsprechende Farbe haben, AT4060, CAD Trion 8000, CAD E-350 uvm. Oft mache ich das nur auf Verdacht, einfach anderes Mikro, und dann beim Mix hören, was da so kommt.
Da gab es die eine oder andere Überraschung, die dann dazu geführt hat, da sich einen Teil der Backing Vocals komplett mit dem Trion 8000 gemacht habe.

Die unterschiedlichen Soundtupfer machen eine feinen Reiz.

Es stimmt, bei Deiner charaktervollen Stimme ist es fast egal, der Hörer nimmt solche Stimmen über den eigentlichen Charakter wahr --> David Bowie, Peter Gabriel, John Lennon oder Frank Sinatra.

Während leichtere Stimmen mit weniger Charakter Barlow, Robbie Williams und Co. sehr von der Aufnahmetechnik leben.
Siehe Patience das Barlow singt, sehr nahe Mikrofonierung, sehr viel Kompressor und weiteres Gedöns.

Es ist nachvollziehbar, das man diese Gedanken zu den Nuancen auch als etwas nerdig sehen kann.
Ist es wohl auch, But guess what?

Allerdings ist die Frage, warum Top-Performer und Top-Engineers immer zum Besten greifen wollen?
ELAM 251, M49, U47, ...wie Neve 1073, API, und Co.

Ja, weil die Nuancen für die Performance und das zu erzielende Ergebnis eben ausschlaggebend sind.
Da fällt mir spontan "For No One" Beatles Paul McCartney 1966 ein.

Da gab es einen Grammy für die beste Vocal Performance 1966
Hört Euch den Song, der 51 Jahre auf dem Buckel hat, einmal an, da ist nicht nur die Performance perfekt, auch die Aufnahme ist perfekt (bei einigen Aufnahmen der Beatles auch später,
ist die technische Aufnahme nicht immer so gut)
 
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Ja, weil die Nuancen für die Performance und das zu erzielende Ergebnis eben ausschlaggebend sind.
Die Frage ist, ob die Mikro-/Preampwahl tatsächlich kalkulierte Entscheidungen sind oder ob da nicht häufig auch der Zufall eine Rolle spielt?
Anderenfalls müssten ja die meisten Titel Volltreffer sein, was die Mikro-/Preampkombination betrifft. Ausreichende Studios mit Vollausstattung stehen ja zur Verfügung.
Eine weitere Frage wäre dann die Daseinsberechtigung von so vielen verschiedenen Mikrofonmodellen.
Und warum sollte jemand auf die Idee kommen, z.B. ein SM7B im Studio zu verwenden?
Das hat ja nun doch einige Schwächen gegenüber den allgegenwärtigen Platzhirschen (die im Normalfall im gleichen Studio ebenfalls zur Verfügung stehen).

Ich lese immer mal Studio- und Albumdokumentationen, daher mein Eindruck, dass vieles einfach Probieren ist. Ein, zwei Kombinationen vorbereitet aufgrund von Vermutungen, Erfahrungen und Vorüberlegungen und dann wird getrackt.
Kann mir vorstellen, dass die Zeit und Bereitschaft für lange Versuchsreihen normal nicht reicht.
Und der Performance ist es ja auch nicht unbedingt zuträglich, x Anläufe zu nehmen.

Interessant ist das schon, wenn man Stimmen, die einem sehr vertraut sind, über Jahre rein vom Mikrofonaspekt her betrachtet und vergleicht.
Ich habe heute mal wieder Wilco in Dauerschleife gehört, über alle Alben geshuffelt. Ziemlich krass, wie stark die Vocalaufnahmen aus Mikrofonsicht variieren. Da ist beileibe nicht alles ein Glücksgriff bzw. die beste anzunehmende Kombination. Leider findet man nicht immer umfassende Informationen, was jeweils zum Einsatz kam.
 
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Also wenn ich die Eingangsfrage provokant auf die Spitze treibe, könnte ich auch fragen: Wozu eigentlich ein Song noch abmischen?

Wenn jeder Song auf einem Album wie aus einem Guss klingen soll, wärs doch das Einfachste alle Einstellungen vom letzten Song zu übernehmen?
Wenn ich beim Mischen auf jeden Track einzeln eingehe, driften sie ja klanglich automatisch auseinander. Wenn ich das nicht möchte, brauch ich bei jedem Track die genau gleichen Lautstärkenverhältnisse, die selben Hallräume, die selben EQ/Kompressoreinstellungen etc...

Für mich liegt da aber der Hund begraben.
Nur weil die Klangfarbe verschieden ist, muss es nicht zwingend bedeuden, dass es nicht wie aus einem Guss klingt. Manchmal sogar im Gegenteil.

Mal ein Vergleich zu einem Fotoalbum:
Da gibts als Beispiel meist hellere und dunklere Bilder.
Nun muss ich doch entscheiden, ob einfach das Bild zu dunkel ist, oder war vielleicht Nacht bei der Aufnahme? Wenn Nacht war, dann muss das Bild zwingend dunkler sein als die anderen Fotos die bei Tag gemacht wurden, sonst wirkt das Fotoalbum eben nicht wie aus einem Guss, obwohl alle Bilder die gleiche Helligkeit aufweisen. Die Stimmung der Dunkelheit, muss ja im Bild erhalten bleiben, sonst kommt beim Betrachter eine falsche Stimmung auf, die nicht zum Bild passt.

Auch bei nem Musikalbum möchte man bei jedem Song eine individuelle Stimmung passend zum Song rüber bringen. Je nach Genre können die Stimmungen da schon sehr unterschiedlich sein, und trotzdem tanzen die einzelnen Songs nicht aus der Reihe, grad eben weil sie sehr unterschiedlich in der Klangfarbe sind. Der Zuhörer wird während dem Hören eines kompletten Albums in verschiedene Stimmungen versetzt, und so erwartet er unbewusst auch eine andere Klangfarbe in einer anderen Stimmung.
 
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Vorweg zu meinem Beitrag muss ich erwähnen, dass ich fast ausschließlich mit ausgebildeten bzw. in der Ausbildung/ im Studium befindlichen Sängern zu tun habe (vorwiegend Klassik, aber auch Jazz und gelegentlich auch Pop).
Jeder der mir bekannten guten Sänger wird stets versuchen, bei einer geänderten Stimmung, eines geänderten Ausdrucks im Stück bzw. bei aufeinander folgenden Stücken, seinen stimmlichen Ausdruck entsprechend anzupassen, wird mit seiner Stimme sozusagen mit dem Ausdruck mitgehen um ihn musikalisch entsprechend darzustellen. Also z.B. heller/dunkler, offener/geschlossener, extrovertierter/verhaltener usw. Das ist stets eine stimmliche Herausforderung und verlangt im Einzelfall eine große Flexibilität, zeugt aber auch vom Können des Sängers.

Für den Aufnehmenden würde es in diesem Fall (in der Klassik) eher darum gehen, mit einem möglichst neutralen Mikrofon (und Signalweg und natürlich passendem Raum) eben diese Nuancen adäquat einzufangen. Dabei würde ich schätzen, dass die durch die Stimme hervorgebrachten Unterschiede und Nuancen um einige wenn nicht etliche Größenordungen über dem liegen, was verschiedene gute Mikrofone mit Eigenklang/eigener Färbung an Unterschieden zu bieten hätten. Deshalb dort die Forderung nach einem möglichst neutralen Mikrofon (üblicherweise Kleinmembraner).

Nicht auszudenken, was die beeindruckende Cathy Berberian für einen Mikrofonpark hätte vorgestellt bekommen müssen, als sie diese Aufnahme des Stückes machte: "Sequenza III, per voce femminile (1965)", komponiert von Luciano Berio mit dem sei verheiratet war. Bei den "Sequenza"-Solostücken, die es auch für verschiedene Instrumente gibt, handelt es sich quasi um ein Kompendium an Ausdrucksmöglichkeiten, die auf dem Instrument jeweils denkbar und machbar sind (hier also für Stimme, Link ).
Bei diesen Stücken wechseln der Ausdruck und die Klangebenen fast im Sekundentakt, klar, dass man da nicht alle paar Sekunden ein anderes Mikro hinstellt.

Was ich sagen will, ist, dass es meiner Meinung nach möglich ist bzw. sein sollte, mit nur einem guten Mikrofon den Sänger bei allen Tracks eines Albums adäquat einzufangen und dabei alle gestalterischen Nuancen sauber abzubilden. Für den Rest, wenn doch etwas fehlen sollte, gibt es EQ.
Wenn jemand allerdings einfach so über eine Auswahl verschieden klingender Mikros verfügt und sie möglichst passend auswählen kann und will - warum nicht.
 
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Deshalb dort die Forderung nach einem möglichst neutralen Mikrofon (üblicherweise Kleinmembraner).

Die zentrale Frage an der Stelle ist letztendlich in wie weit will ich und wo in der Siganalkette will ich den Klang formen. Was sehe ich als Teil des Instrumentes Stimme?

Neben den rein technischen Aspekten, wie Schallpegelfestigkeit, Dynamikumfang, Empfindlichkeit et al. ist die Klangfärbene und oft auch BiggerThanLive Signalveränderung durch die Mikrofone gewollt. Hier kann wieder die Analogie zum Instrument E-Gitarre gefunden werden. E-Gtarre, Effekte und Verzerrung, Verstärker, Lautsprecherbox (wand), Wahl, Anzahl und Positionierung des abnehmenden Mikrofons, werden dort als selbstverständliche Stellgrößen für die Klangformung angesehen, bevor ein EQ im Mischpult das ganze "aufmischt".
 
Das leuchtet mir ein und insofern wird man im zur Debatte stehenden Genre das Vokal-Mikro stets mehr als Teil der Stimme selber betrachten und damit auch färbende Einflüsse des Mikros nicht nur schätzen, sondern auch gezielt aussuchen.
In der "Klassik" verhält es sich meiner Erfahrung nach gänzlich anders, sowohl was Stimmen, als auch Instrumente betrifft. Da hier jeder Sänger und Instrumentalist immer an einem seiner Klangvorstellung nach optimalen Klang seines Instrumentes bzw. seiner Stimme selber feilt und arbeitet, auch was die Auswahl von Instrumenten, Mundstücken, Blättern etc. betrifft (und das nicht nur im Studium, sondern durchaus sein ganzes Musiker-Leben lang), steht bei einer Aufnahme immer der Wunsch im Vordergrund, eben diesen so sorgfältig produzierten Klang möglichst unverfälscht einzufangen.
Der Wunsch nach klanglichen Manipulationen kommt eigentlich allenfalls dann auf, wenn der Sänger z.B. am Tag der Aufnahme etwas indisponiert war (bei Live-Sachen ist das nicht immer vermeidbar). So habe ich mal bei einem Bariton, der noch bis kurz vor dem Konzert erkältet war, den dadurch bedingten etwas belegten Klang mittels EQ "befreien/öffnen" sollen, was im Ergebnis sogar gut funktionierte.
 
Hallo Leute,
ich finde es echt klasse, dass sich so viele differenziert zum Thema melden - wirklich super und interessant :great:
Vielleicht zeigt sich daran auch, wie facettenreich das Thema betrachtet werden kann.
Mittlerweile denke ich, es ist vor allem der gedankliche Spagat einerseits abwechslungsreich und einer Stimmung entsprechend wählen zu wollen, andererseits aber damit nicht über das Ziel hinaus zu schießen, welcher mich umtreibt.

weil die Nuancen für die Performance und das zu erzielende Ergebnis eben ausschlaggebend sind.
Und mMn dann ganz besonders, wenn es sehr "intim" zugehen soll wie zb in einem instrumental sehr reduzierten Stück. Im Gegenteil dann kann auch ein SM57/58 für eine Rocknummer genau das liefern, was man/frau will.
Wenn jeder Song auf einem Album wie aus einem Guss klingen soll, wärs doch das Einfachste alle Einstellungen vom letzten Song zu übernehmen?
Das ist zwar eine rhetorische Frage, dennoch: das geht in der Realität natürlich nicht.
Der Zuhörer wird während dem Hören eines kompletten Albums in verschiedene Stimmungen versetzt, und so erwartet er unbewusst auch eine andere Klangfarbe in einer anderen Stimmung.
Das finde ich einen guten Gedanken :great: - überspitzt gesagt: kundenorientiert umsetzen?
Jeder der mir bekannten guten Sänger wird stets versuchen, bei einer geänderten Stimmung, eines geänderten Ausdrucks im Stück bzw. bei aufeinander folgenden Stücken, seinen stimmlichen Ausdruck entsprechend anzupassen, wird mit seiner Stimme sozusagen mit dem Ausdruck mitgehen um ihn musikalisch entsprechend darzustellen.
Ich bin sicher kein guter Sänger, aber zumindest versuche ich das auch. Wenn dann noch die Mikrofonierung mir dabei hilft, wäre das schon schön.
Andererseits bin auch bei Dir, wenn ich zB an mein AKGC414 denke (das linearste Mikro, über das ich verfüge). Mit dem gehen auch Verbiegungen in der DAW, ohne das es schlechter wird (bis zu einem gewissen Grad).
Und es gibt ja auch die unterschiedlichsten Mikros, warum die also nicht auch nutzen?
Die zentrale Frage an der Stelle ist letztendlich in wie weit will ich und wo in der Siganalkette will ich den Klang formen. Was sehe ich als Teil des Instrumentes Stimme?
Sehr richtig - genau da liegt der Hase begraben :great:
Ich lese immer mal Studio- und Albumdokumentationen, daher mein Eindruck, dass vieles einfach Probieren ist
Wenn ich diverse Spitzenmikros zur Auswahl hätte, dann ist Probieren (und vielleicht auch Zufall) sicher das Thema. Als Hobbyist leihe ich mir die Schätze und habe halt leider nur begrenzten Zugriff. Dh ich muss mir im Vorfeld schon sehr sicher sein, sonst wird es schnell zu teuer :) Und was mir auch mittlerweile deutlich geworden ist: nach 6 Stunden oder mehr bin ich idR auch "durch" :stars:So ähnlich hast Du ja auch argumentiert.
dass sich die meisten von uns hier in einem Kokon bewegen und auch so urteilen.
Die Welt außerhalb interessiert das nicht.
Ich befürchte, da hast Du absolut recht - irgendwie deprimierend:-(
Für mich ist es auch ein Zeichen, dass du dein Mikrofon noch nicht endgültig gefunden hast
Und damit auch.
Vielleicht doch ein AT4060a?
Viele Grüße
Markus
 
Ich bin sicher kein guter Sänger, aber zumindest versuche ich das auch. Wenn dann noch die Mikrofonierung mir dabei hilft, wäre das schon schön.
Andererseits bin auch bei Dir, wenn ich zB an mein AKGC414 denke (das linearste Mikro, über das ich verfüge).
Nebenbei bemerkt verfügen auch längst nicht alle Profi-Sänger über eine gute Flexibilität, schon gar nicht in der Klassik. Denn dort wird oft jahrelang an einer - und nur einer - per Definition optimalen Klangfarbe trainiert. Und im Ergebnis ist dann jede Flexibilität futsch. Alles klingt dann gleich.
Amateure können das oft sogar besser, weil sie diesbezüglich nicht "versaut" wurden.
Für mich einer der besten Sänger, der über eine unglaubliche Flexibilität im Ausdruck verfügte, war Fritz Wunderlich. Der konnte von dramatischer Oper über leichte Operette, klassisches Lied bis zum Schlager (seiner Zeit natürlich) wirklich alles und immer mit der adäquaten Stimmfarbe und dem passenden Ausdruck.
Das C414 würde ich vorbehaltlos für jeden Track nehmen und vielleicht mehr an der Stimme arbeiten. Vielleicht wird das Ergebnis dann noch besser? (Billiger würde es in jedem Fall, wenn das C414 ohnehin schon vorhanden ist.)

Und was mir auch mittlerweile deutlich geworden ist: nach 6 Stunden oder mehr bin ich idR auch "durch"
6 Stunden - Respekt!
Bei Sängern, die sehr gut vorbereitet sind, habe ich nach 2-3 Stunden so rund 30 Minuten im Kasten, mit Pausen und Abhören. Die Session selber kann mit Aufbau Technik und Einrichtung sowie Abbau hinterher natürlich auch deutlich länger dauern, aber die Netto-Singzeit ist selten mehr als zwei Stunden. Mehr empfehle ich auch nicht, im Gegenteil.
 
Das finde ich einen guten Gedanken :great: - überspitzt gesagt: kundenorientiert umsetzen?
überspitzt gesagt, ja. Allerdings muss ich dabei sagen, dass wenn ich eine bestimmte Stimmung im Song erzeugen möchte, ich rein aus meinem Baugefühl heraus arbeite. Die Stimmung die man vermitteln möchte, finde ich etwas höchst subjektives. Ich geh halt einfach davon aus, dass im Zuhörer die selbe Stimmung auf kommt wie bei mir. Manchmal ist aber eine Stimmung an eine bestimmte Erinnerung gebunden, die halt sehr persönlich ist. Daher sehr subjektiv..
 
Hallo,

In der "Klassik" verhält es sich meiner Erfahrung nach gänzlich anders, sowohl was Stimmen, als auch Instrumente betrifft.

...in Sachen Klassik schließe ich mich da absolut an. Wenn ich mit Klassik zu tun habe, habe ich auch gerne eine möglichst neutrale Kette...

Viele Grüße
Klaus
 

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