Peegee
Mod Emeritus
Technische Daten
Format: Audio CD, kein Copy - Control
Label: Sanctuary Records GmbH
Homepage: http://www.megadeth.com/
Gesamtlaufzeit: 48:32
Die Musiker
Dave Mustaine - vocs,git
Chris Poland - git
Jimmie Lee Sloas - bass
Vinnie Colaiuta - drums
Tim Akers - keys
Eric Darken - percussion
Produzenten: Jeff Balding + Dave Mustaine
Tracklist
1. Blackmail The Universe
2. Die Dead Enough
3. Kick The Chair
4. The Scorpion
5. Tears In A Vial
6. I Know Jack
7. Back In The Day
8. Something I'm Not
9. Truth Be Told
10. Of Mice And Men
11. Shadow Of Deth
12. My Kingdom Come
Vorab
Megadeth gehören zu meinen Alltimefavorits und begleiten mich nun schon so lange, wie nur wenige andere Bands. Und wie kaum eine andere Band haben sie mich andauernd in einem Wechselbad der Gefühle sitzen lassen. Dave Mustaines schwere Drogen- und Alkoholprobleme, sowie seine Suizideskapaden haben so oft für Schlagzeilen gesorgt, dass man sich beinahe wundert, ihn überhaupt noch lebend zu sehen. Das Personalkarussell drehte sich häufig: Schlagzeug und Leadgitarre wechselten mehrfach. Nur Bassist David Ellefson blieb von Anfang an dabei. Doch dann erreichte uns Anfang 2002 die Nachricht, Dave Mustaine hat sich bei einem Unfall den Arm verletzt und wird wahrscheinlich nie wieder Gitarre spielen können. Megadeth wurde offiziell aufgelöst. Im Nachhinein zerstritten sich dann auch noch die Herren Ellefson und Mustaine. Damit, so dachte wohl jeder, war das Kapitel Megadeth eigentlich abgeschlossen. Aber Anfang des Jahres 2004 hörte ich auf einmal davon, Dave sei wieder im Studio und Mitte des Jahres würde es eine neue Megadethscheibe geben. Es gab sogar schon Beispiele zum Download. Aber irgendwie wollte ich es dann doch nicht glauben und war erst überzeugt, als The System Has Failed wirklich in den Regalen stand. Megadave hat es tatsächlich geschafft und sein Comeback gestartet.
Gehen wir mal ins Detail
Das Cover erinnert mich direkt an den Comic - Stil der Alben aus den Achtzigern. Eigentlich schade, denn die Artworks von z.B. Youthanasia haben mir wesentlich besser gefallen. Dann bemerke ich aber das Fehlen des Copy-Controled-Aufklebers. Das gibt Pluspunkte! Im Booklet selbst fällt mir dann die Unterteilung, wer welches Solo gespielt hat ins Auge. Auch dies eine Hommage an die alten Zeiten.
Da bis auf Mustaine kein anderes Mitglied übriggeblieben ist, mussten neue Leute ran. Da wäre der Sessionmusiker Vinnie Colaiuta an den Drums, der z.B. schon bei Frank Zappa, Sting, Herbie Hancock und John Pattituci die Knüppel geschwungen hat. Für die tiefen Töne wurde der Sessionbassist Jimmy Lee Sloas aus Nashville! gechartert, der eigentlich eher im Countrybereich zuhause ist und dort z.B. für Garth Brooks gespielt hat. Um eine Sache direkt klar zu stellen: niemand wird heraushören, dass diese Beiden nicht aus dem Metalbereich kommen. Obwohl die Rhythmustruppe eher unbekannt ist, taucht aber ein Name auf, der aufhorchen lässt. Mustaine hat es geschafft, Chris Poland ins Studio zu holen. Genau der Chris Poland, der auch schon auf den beiden ersten Megadethscheiben in die Saiten gegriffen hat.
Der Opener Blackmail To Univers zündet sofort und kommt schnell und mit viel Doublebass so richtig schön thrashig rüber. Dabei bleibt der Song doch eingängig, groovt wie Sau und man merkt sofort, dass Herr Mustaine sich wie üblich ein paar Spitzenmusiker an Land gezogen hat.
Gleich darauf wird uns mit Die Dead Enough eine mögliche Singleauskopplung serviert, die sehr melodiös und midtempo daher kommt und allein durch den hitverdächtigen Reffrain gut geeignet für einen Platz bei MTV scheint.
Mit Kick The Chair geht es dann wieder richtig zur Sache und die Herren der Saitenfraktion ziehen mal so richtig einen vom Leder. Ein Hammerriff jagt das nächste. Erst beim erneuten Hören fällt mir dann auf, wie geil das Drumming in diesem Song ist. Der Song hätte ohne weiteres von der "Rust in Peace" stammen können und wäre dabei noch einer der besten. Megadeth toppt Megadeth
Etwas ruhiger wird dann "The Scorpion" präsentiert. Sehr eingänglich, und vor allem durch Daves Gesang getragen. Ein Song mit Ohrwurmqualitäten, der sich ein wenig mit "A Tout Le Mond", oder "Familiy Tree" vergleichen lässt.
"Tears In A Vail" wirkt dann etwas zu sehr mainstream orientiert. Und nach ca. dreieinhalb Minuten bekommen wir dann eines der schlechtesten Gitarrensoli zu hören, die ich mir bei Megadeth vorstellen kann. Doch als wollte uns Dave den gestreckten Mittelfinger zeigen, geht der Song im direkten Anschluss dann richtig geil los. Aber zwei von sechs Minuten reichen halt nicht.
In der Mitte des Albums gibt es dann mit "I Know Jack" Gitarren Instrumental Intermezzo. Ist schon okay.
"Das hört sich ja an wie Maiden!" habe nicht nur ich gerufen, als "Back In The Day" zum ersten Mal aus den Boxen tönte. Sogar die typischen "Aaahhaaaa OOhhoohh´s" sind zu hören. Aber geil ist er schon, dieser Megamaiden-Song mit leichter NWOBHM-Schlagseite.
Bei "Something I´m Not" wird uns beeindruckend unter Beweis gestellt, wie geil man im midtempo grooven kann. Dazu ein sehr passender Gesang, bei dem Dave so richtig schön "sick of it all" klingt. Schicke Soli.
"Truth To Be Told" fängt bombastisch an, um dann gleich wieder in´s sehr ruhige Gegenteil umzuschwenken. Aber das täuscht, denn schon brettert es wieder mit typischem Megadethriffing los. Sehr 80`s lastig, aber auch sehr abwechslungsreich; mit gnadenlosen Breaks; guten Soli und zum Ende dann einer Gitarrenwand, die von der Doublebass so richtig nach vorne gebracht wird. Schlichtweg geil!
Die nächste Singleauskopplung müsste eigentlich "Of Mice And Men" sein. Etwas getragener, aber trotzdem rockig. Recht harmonisch, aber nicht anbiedernd. Herr Mustaine weiß, wie man gute Songs schreibt. Ob sich der Titel an das gleichnamige Buch von John Steinbeck anlehnt, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Als Appetithappen für das große Finale wird uns dann "Shadow Of Deth" gereicht. Etwas wirr und mit einer Erzählerstimme, die uns Zeilen aus den Psalmen vorhält beginnend, endet der Song dann doch in einer hübschen Gitarrenlinie.
Aber auch das Hors d´oeuvre kann den letzten Song nicht mehr retten. "My Kingdom Come" ist ziemlich konzeptlos und es entwickelt sich kein Song, der in den Gehörgängen kleben bleibt. Eigentlich drückt man lieber die Stoptaste und fängt noch einmal von vorne an.
Der Sound ist wirklich hervorragend. Eine absolute Spitzenproduktion, wie man es von Megadeth seit den 90ern eigentlich gewohnt ist. Nicht dieser extreme "In die Fresse Sound" wie er ja momentan modern ist, sondern sehr sauber, differenziert und trotzdem fett.
Fazit
Was für ein Comeback David Musatine da hingelegt hat, ist mir erst nach mehrmaligen Hören klargeworden. Die Skepsis und meine Erwartungshaltung waren groß und so habe ich mir das Album bestimmt zehnmal angehört, bevor ich zu einem Urteil kam: Die beste Megadethscheibe seit Youthanasia. Dave hat zurückgeschaut und sich von allem was gut war, das Beste genommen. Drive und Speed kommen aus den frühen Jahren und werden dabei von den klasse Melodien und Harmonien der späteren Alben in ein neues Licht gerückt. Dave singt dabei (technisch gesehen) so locker und entspannt wie noch nie. Es bekommt seinem Gesang sehr gut, wenn er seine Stimme nicht so stark drückt. Trotzdem: Für die ganz große Nummer fehlt es leider an den kleinen Feinheiten, die man nicht wirklich benennen kann. Vielleicht ist es für ein Album doch nicht so toll, mit Sessionmusikern zu arbeiten, die genau das tun, was man ihnen sagt. Irgendwie klingt das alles etwas zu glatt und aus einer Hand. Hier und da mal ein paar Spielereien auf dem Bass, oder auch mal ein etwas eigenwilliges Drumming hätten den Songs möglicherweise genau das gegeben, was ihnen ein wenig fehlt. Über die Gitarrensoli kann man sich streiten. Aber ich für meinen Teil finde sie trotz hohem technischen Können nicht so überragend, wie dies zu Martys Zeiten der Fall war. Viel besser gefallen mir da die Megadeth - typischen zweistimmigen Gitarrenlicks, die bei mir schon immer einen hohen Gänsehautfaktor hatten. Um es mal klar zu stellen: ich meckere auf hohem Niveau. Trotz allem eine klasse Scheibe!
8/10 Punkten
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