Ich glaube auch nicht, dass man zum Thema Qualität bei diesen beiden Marken wirklich eine sinnvolle Aussage treffen kann. Ich finde, sie schenken sich nichts, bin allerdings auch kein Erbsenzähler, wenn an einem Binding der Lack mal etwas ungenau weggeschabt wurde. Sowas fällt bei mir dann unter "da sieht man wenigstens, dass es Handwerk ist".
Weil das anderen wohl nicht ganz so geht, scheinen mir die Firmen (einschließlich Gibson) inzwischen mehr Wert auf diese Dinge zu legen als noch vor 10, 15 Jahren.
Rein von Klang und Bespielbarkeit bieten ebenfalls beide Marken tolle LP-Varianten, aber meine Sympathe gilt ehrlich gesagt erst mal der Heritage. Maybach kann noch so viel abschrabbeln, agen und auf Vintage machen: obwohl die Korpusform bei Heritage nicht 100% wie bei Gibson ist, haben sie (für mich) einfach viel eher das Flair eines Originals. Kein Wunder, denn eigentlich sind sie sogar "originaler" als eine Gibson, wenn man den Produktionsort samt alten Maschinen bedenkt... Bei der gezeigten ist aber zu beachten, dass der Hals offensichtlich entlackt wurde. Das muss man schon mögen, und es ist natürlich auch wertmindernd. Ich persönlich mag das matte oder gar Holzgefühl eigentlich nur bei Superstrats, bin da vielleicht ein bissl spießig. Ich würde auf jeden Fall klären, ob man zumindest die Seriennummer noch lesen kann, denn auf den Fotos in der Anzeige (war nicht sooschwer zu finden
) ist das nicht der Fall. Schon genannt wurde der massive, einteilige Korpus der Heritage im Gegensatz zu den teils ausgefrästen Maybachs. Meine Les Paul Studio hat auch die "Swiss Cheese"-Löcher, klingt deswegen aber auch nicht gleich nach einer Semi. Aber der Einteiler ist halt schon die klassische Bauart, während man die gefügten Bodies meist schon deutlich sehen kann. Rein als objektivierbares Qualitätsmerkmal liegt die Heritage da vorne.
Ein kleines Detail, das vielleicht nicht jedem wichtig sein wird: Die Heritage hat "Fret Nibs" wie Gibson, also ein an den Bünden seitlich einzeln hochgezogenes Binding, während bei der Maybach die Bundenden
auf dem Binding aufliegen. Objektiv nicht schlechter, aber es gibt halt auch wieder ein leicht anderes Spielgefühl und optisch eine traditionellere Ausstrahlung, die der eine oder andere vermissen könnte.
Die Qualität der PUs ist Geschmackssache. Ich habe schon Roswells in eine Charvel gepackt, weil sie in ihr mir besser gefielen als die Duncans, die drin waren. Handelt es sich um eine 2006er, gehe ich davon aus, dass Seth Lovers in der Heritage sind, ich meine, dass die zu der Zeit bereits die SH-1 Duncans ersetzt hatten. Amber PUs sind schon ziemlich teuer und natürlich auch richtig gut, gerade unter Vintage-Fans entsprechend bekannt.
Die PUs sind für mich persönlich bei einer E-Gitarre als Entscheidungsgrundlage allerdings ziemlich nachrangig, wenn sie nicht gerade ein exotisches Format haben wie zB bei der PRS Paul's Guitar. Bei beiden sind aber durchaus geschätzte PAF-Nachbauten der traditionelleren Sorte eingebaut, die aus meiner Sicht mehr gemeinsames als Unterschiede haben - und wenn sie einem wirklich nicht zusagen, sind sie schnell getauscht. Beide sind eher niedrig im Output, haben ihre Stärke in Clean und Crunchsounds, wohl auch weil sie nicht gewachst sind. Nach allem, was man von Usern liest, sind sie idR trotzdem nur bei lautem HiGain mikrofonisch, vermutlich weil sie halt schon sehr sorgfältig mit kleinen Toleranzen gebaut werden. Sowas kann sich allerdings auch nachträglich im Lauf der Zeit ändern, und ungewachst eben deutlich leichter. In einer lauten Rockband bin ich immer lieber auf Nummer sicher gegangen...
Gruß, bagotrix