zurzeit nutze ich das Roland Gw8 als Masterkeyboard
Das ist, worauf Leef schon hinweist, ein gewisser Widerspruch, weil das GW-8 eben nicht als Masterkeybord konzipiert ist. Wenn du es trotzdem als solches verwenden willst, mußt du ggf. mit Unzulänglichkeiten oder Workarounds leben. Für die Anwendung, die du beschreibst, bräuchtest du wirklich ein leistungsfähiges Masterkeyboard, da ist das GW-8 eigentlich am falschen Platz. Okay, wenn du es trotzdem verwenden willst, könntest du mit
MIDIOX und MIDIYOKE die eingehenden Daten "versechzehnfachen", also aus einem Tastendruck auf einem Kanal 16 auf allen Kanälen machen. Das wäre so ein Workaround, wo du kostenlos dein Ziel erreichst und trotzdem kein anderes Gerät brauchst.
Wenn ich mit dem Roland einen bestimmten Part auf der Groovebox ansteuern will (Part1: Bass-Drum, Part2: Snare, Part3: Hihat usw.), muss ich synchron dazu auf dem Roland die entsprechenden Kanäle 1, 2, 3 usw. einstellen. Liegt diese Umständlichkeit an dem Roland oder ist das bei allen Masterkeyboards so? Technisch müsste es doch möglich sein, dass ein Masterkeyboard "an alle Kanäle "sendet
Das geht bei leistungsfähigen Masterkeyboards schon, aber praktikabel ist es nicht unbedingt. MIDI ist so angelegt, daß nur notwendige Daten übertragen werden, weil es ein relativ langsames Protokoll ist. Wenn ein Tastendruck auf allen 16 Kanälen gesendet werden soll, kann man keinen
Running Status zur Datenabkürzung verwenden, sondern es werden gesendet: 3 MIDI-Datenbytes * 10 Bit/Datenbyte * 16 Kanäle = 480 Bit. Diese 480 Bit brauchen bei der MIDI-Geschwindigkeit von 31250 bit/s eine Zeit von 0,01536s. Das ist für sensibles Timing schon extrem grenzwertig bis unbrauchbar. Daher rechnet MIDI damit, daß der Sender so wenig wie möglich sendet und der Empfänger alle Daten so verteilt und interpretiert, wie er sie braucht.
Die Belegung der Drums auf verschiedene Parts/ Tracks hat den Sinn, dass ich BD, Snare, HH usw. oft aus verschiedenen Drum-Kits wähle und ich auf die einzelnen Elemente später einen besseren Zugriff für das Abmischen/ Volumen, Effekte, Filter, Mute-Funktion usw. habe. Für diesen Luxus stelle ich dann auch gern mehrere Kanäle mit der Hand ein. Ich wollte halt nur wissen, ob diese Umständlichkeit normal ist. Scheint aber so zu sein.
Das ist eher eine umständliche Vorgehensweise bei der Aufnahme, würde ich sagen. Üblicherweise steuert man doch in Cubase eine Drummap an, wo jedes MIDI-Eingangsevent auf ein Ausgangsevent gemappt wird. Also kann das Eingabekeyboard auf Kanal 1 senden und Cubase steuert den Klangerzeuger an, der in der Drummap eingestellt ist. Zumindest lief das die letzten 15 Jahre so...
Falls du beim Einspielen alles auf eine Spur aufgenommen hast und später beim Abmischen Einzelspuren der Schlaginstrumente brauchst, gibt es doch die Funktion "Trennen nach Tonhöhen", die genau für sowas da ist.
Cubase4 geht übrigens noch einen Schritt weiter: Ungeachtet der Kanaleinstellungen im Midi-Keyboard und in den Sequenzerspuren werden in der Standardeinstellung sämtliche eingehenden Midi-Informationen stets auf alle Spuren/ Instrumente verteilt. Wenn ich also mehrere Plug-Ins auf verschiedenen Spuren und Kanälen geladen habe, muss ich dennoch die Pugins, die nicht aktiv sein sollen, auf -Mute- stellen oder die Midi-Verbindung für diese Spuren völlig unterbrechen. Das Prinzip, dass eine Midi-Information "an alle" gesendet bzw. verteilt wird, ist damit nicht völlig neu.
Dabei gilt aber nur Cubase-intern das Prinzip "Senden an mehrere Empfänger". Wenn Cubase das so realisiert (und innerhalb einer Software gelten eben andere Voraussetzungen als bei einer Hardware-MIDI-Verbindung) ist das ja schön, aber das sagt ja nichts darüber aus, wie eine sinnvolle MIDI-Sender-Empfänger-Aufgabenverteilung grundsätzlich aussehen sollte.
Kurz gesagt: deine Anwendung ist durchaus auf verschiedenen Wegen möglich und realisierbar, aber IMHO mäßig sinnvoll.
Harald