wolbai
R.I.P.
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1. Einleitung / Vorgeschichte
Ich spiele in einer Classic Rock Cover Band Gitarre. Als einziger Gitarrist in der Band muss ich unterschiedliche Stilrichtungen und Gitarren-Sounds (elektrisch/akustisch) abdecken.
Aus diversen Gründen habe ich meinen alten Gitarren-Amp (Line6 DT50-Head) durch den JVM410 Head ersetzt. Diesen betreibe ich seit 2 Monaten nunmehr zusammen mit einem POD HD500, der mir seit ca. 4 Jahren verlässlich gute Dienste leistet.
Bei diesem Review gehe ich weniger auf die einzelnen Features des JVM410 bzw. POD HD500 ein. Der Schwerpunkt des Reviews liegt vielmehr im Zusammenspiel beider Komponenten und den damit verbundenen speziellen Anforderungen in einem Band-Umfeld.
Obwohl es sich beim POD HD500 um die Vorgänger-Version des POD HD500X handelt, ergeben sich nach meinem Kenntnisstand, in der Parameter- bzw. Schaltereinstellungen, der Verkabelung und in der Bedienung keine Änderungen zum POD HD500X.
Neben dem JVM410H und dem POD HD500 stelle ich auch meine Boxen und verwendeten Gitarren kurz vor, um dem Leser ein Gesamtbild meines Gitarren-Equipments zu vermitteln.
Ich habe ca. 6 Wochen benötigt, um den JVM410 zu testen und ihn in mein bestehendes Equipment (vor allem mit dem POD HD500) so zu integrieren, dass ich damit bühnenreif bin. Zwischenzeitlich habe ich auch zwei Auftritte mit dem neuen
Setup gespielt und verfüge mit diesem Equipment damit über ca. zwei Monate an konkreter Praxiserfahrung.
Das vorliegende Review stellt meine subjektiven Erfahrungen dar, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben: anderer Kopf, andere Finger, anderes Umfeld … und schon sieht alles ganz anders aus
2. Übersicht Gitarren-Equipment
Ich setze den JVM410H mit zwei 2x12 Boxen ein. Beide Boxen sind Lautsprecher-Mischbestückungen und unterstützen m.E. klanglich sehr gut die Soundvielfalt des Amps.
Die Marshall JVMC212-Box (open back) ist das Erweiterungskabinett der JVM410 Combo-Version mit einem Celestion Vintage 30 und G12-65 Heritage Lautsprecher. Ich setze diese Box im Live-Betrieb sehr gerne bei kleinen Lokationen ein.
Die Palmer-Box (closed back) habe ich leer gekauft und aus meiner DT50-212 Combo die Celestion V30 und G12H-90 Heritage (entspricht nach meiner Recherche dem G12-K100) Lautsprecher eingebaut. Die Palmer-Box hat mit dieser Lautsprecherbestückung ein wuchtiges und gleichzeitig straffes Bassfundament und erzeugt mehr Druck als die offene Marshall-Box.
Je nach Lokation setze ich eine von beiden, gelegentlich auch beide ein.
Den POD HD500 setze ich im Normalfall als Multi-FX Einheit und zur Midi-Steuerung des JVM410 (Kanäle, FX-Loop, MV-1, MV-2, Reverb) ein.
Der, im Vergleich zu anderen Amps, sehr gute JVM410-Footswitch ist für mich überflüssig. Ich habe ihn aber als Backup-Teil immer dabei.
Da ich auch Akustiksounds mit einer James Tyler Variax (JTV69) spiele, schalte ich die Akustiksounds in der Signalkette mit einem Little Lehle A/B-Switch zwischen JVM410 und dem PA-Mixer um. Der A/B-Switch hängt zwischen FX-Send des POD HD500 (Stereokabel) und dem JVM410 Amp-Eingang. Der Little Lehle ist brumm- und knackfrei beim Umschalten.
Ich mikrofoniere im Live-Betrieb nicht, sondern nutze eine sogenannte Amp DI-Box von Radial. Diese verfügt über eine hochwertige 4x12 Boxensimulation. Die Radial JDX DI-Box wird direkt vor dem Speaker – also unter Berücksichtigung der beiden Amp-Mastervolumen – abgenommen. Sind zwar auch ein paar Kabel mehr, die Lösung ist aber klanglich gut und deshalb zu empfehlen.
3. Verkabelung JVM410 / POD HD500
Der POD HD500 ist über die 4 Kabelmethode (4CM, Standard Gitarrenkabel) mit dem JVM410 verbunden. Zusätzlich kommt noch ein Midi-Kabel zur Steuerung des JVM410 hinzu (insgesamt also 5 Kabel):
1. Kabel: FX Send Buchse POD HD500 à Input Amp (Frontseite)
2. Kabel: FX Send Buchse Parallel FX Loop Amp (Rückseite) à FX Return POD HD500 L/Mono
3. Kabel: ¼“ Out L/MONO POD HD500 à FX Return Parallel FX Loop Amp (Rückseite)
4. Kabel: Midi Out/Thru POD HD500 (Midi-Kabel) à Midi In Amp (Rückseite)
5. Kabel: Guitar-IN POD HD500 (Klinken Kabel Gitarre) à Gitarre
Kabel 1-4 habe ich an den Enden jeweils farblich mit einem Klebeband markiert und in Abständen von ca. 50 cm mit Kabelbinder zusammengebunden. Damit vermeide ich Kabelsalat auf der Bühne und stelle eine schnelle und korrekte Verkabelung beim Aufbau sicher. Als Kabellänge verwende ich 6m, was für meine Live-Einsätze ausreichend ist.
4. Parametereinstellungen JVM410 / POD HD500
Die folgenden Parameter- / Schaltereinstellungen habe ich 1:1 von „jimsreynolds“ (Moderator im englischen JVM-Forum) übernommen. Er erläutert dort auch im Detail, weshalb er diese Einstellungen gewählt hat. Die Erläuterungen beziehen sich im Wesentlichen auf die unterschiedlichen Pegel vom Amp bzw. POD HD und wie man diese bei der 4CM so einstellen kann, dass es zu keiner Verfälschung des ursprünglichen Ampsounds kommt.
Für interessierte Leser mit weiterem Detailbedarf: http://jvmforum.com/phpBB3/viewtopic.php?f=9&t=5333
Die verwendete FX-Loop ist die Seriell/Parallel FX Loop im JVM410 (mit Drehknopf auf 100% = WET). Die FX Loop (Taste an der Vorderseite des Amps leuchtet) habe ich grundsätzlich immer an.
Den seriellen Loop habe ich nicht getestet, da ich nach Test der Seriell/Parallel FX Loop keine Notwendigkeit hierfür mehr gesehen habe.
Schaubild von„jimsreynolds“ aus dem JVM-Forum:
Darüber hinaus sollten im POD HD500 weitere Setup-Parameter wie folgt eingestellt werden (diese Einstellungen sind eigentlich nicht JVM410 bzw. 4CM spezifisch; ich habe diese auch in Verbindung mit meinem Line6 DT50 head verwendet):
- Input 1 source: Guitar
- Input 2 source: Variax
Standardmässig ist Input 2 source auf „same“ eingestellt: das erhöht den POD HD500 Signalpegel und kann zu unliebsamen Clippingeffekten innerhalb der Signalkette führen.
- Guitar-In Z: 1M
Standardmässig steht dieser Parameter auf AUTO. Die Eingangsimpedanz des Gitarrenanschlusses wird bei AUTO allerdings automatisch auf die Impedanz des 1. Effektes in der Signalkette angepasst.
- Output Mode: STACK PWR AMP
Habe auch mit dem Output Mode „Studio Direct“ getestet und keinen wirklichen Unterschied festgestellt.
Anmerkung: Die oben genannten Schalter- und Parametereinstellungen sollten nach Aussage von „jimsreynolds“ auch mit POD HD500 Pre Amp Modellen funktionieren, was ich aber selbst noch nicht ausprobiert habe.
5. Aufbau Signalkette mit POD HD500-Preset
Nachdem der POD HD500 wie beschrieben mit dem JVM410 verkabelt ist und die oben genannten Parameter- und Schaltereinstellungen im POD HD500 bzw. JVM410 vorgenommen wurden, können jetzt spezielle POD HD500-Presets zur Steuerung erstellt werden. Zum Aufbau einer Signalkette benutzt man hierzu am besten einen neuen (leeren) POD HD500-Preset. Der grundsätzliche Aufbau sieht wie folgt aus:
Den Reverb-Effekt nutze ich vom JVM410. Ich spare mir dadurch einen FX-Slot in der POD HD500 Signalkette (maximal 8), die aufgrund von notwendigen Effekten (StudioEQ, FX Loop, Noise Gates) wegen der verwendeten 4CM bereits fix benötigt werden. Der digitale Amp-Reverb ist m.E. für den Live-Betrieb brauchbar. Darüber hinaus habe ich damit eine schnelle globale Kontrolle meines Reverb-Anteils am Gitarrensound, der je nach Lokation variieren kann. Im Extremfall drehe ich den Reverb an allen Amp-Kanälen komplett ab.
Umgang mit Amp-Rückkoppelung / Brummen / Rauschen
Der JVM410H ist aufgrund seines enormen Gainpotenzials einer der Amps, bei denen man ab einem gewissen Gainlevel mit Noise Gates arbeiten muss, um die damit verbundenen Nebengeräusche in Grenzen zu halten. Die Notwendigkeit für den Einsatz von Noise Gates ergibt sich aus dem gewählten Kanal bzw. Mode, den EQ-Settings des Kanals und auch durch die Pickups der Gitarre. (Rückkoppelungen und Rauschen wird insbesondere bei Lautstärken auf Bandniveau zum Problem, da das Kanal- und Mastervolumen das Rauschen der jeweiligen Gainstufe vervielfacht.)
Auf Basis meiner Hauptgitarre (H-S-H mit Suhr (High Output) Doug Aldrich Humbucker / Coil Splitting), den verwendeten Kanälen und EQ-Einstellungen, benötige ich bei diesem Amp im Crunch-Kanal Red Mode, OD1 und OD2-Kanal Orange und Red Mode, je zwei Noise Gates.
Das erste Noise Gate sorgt für Unterdrückung der Amp-Rückkoppelung und einem eventuellen Brummen der Pickups, beim Coil Splitting. Es ist der erste Effekt in der Signalkette. Bei mir ist die Rückkoppelung schon ein Problem, weil wir teilweise in kleinen Kneipen spielen und ich sehr dicht am Amp stehe.
Das zweite Noise Gate sitzt im Amp Loop direkt hinter dem Pre Amp und kümmert sich um die Rauschunterdrückung, die durch die Vorstufe verursacht wird.
Die im Schaubild angegebenen Parameterwerte funktionieren bei meinem Equipment gut. Damit bekomme ich Brummen / Rauschen / Rückkoppelungen des Amp ohne nennenswerte Sustain- / Klangverluste gut in der Griff. Diese Werte können aber von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein. Hierzu muss man etwas experimentieren.
Das Standard Noise Gate im POD HD500 ist m.E. für diese Zwecke sehr gut geeignet.
StudioEQ
Über den Gain-Parameter dieses POD HD-Effektes können klangneutrale Lautstärkeveränderungen in der Signalkette vorgenommen werden.
Der Gainparameter des StudioEQ-Effekts sollte vor dem FX Loop bei allen verwendeten POD HD-Presets auf +12db gesetzt werden. Damit wird das FX Sendsignal des POD HDs auf ein für den JCM410H passendes Niveau angehoben.
Für einen Solo-Boost in der Lautstärke gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Viele nutzen einen der MVs dafür. Diese benötige ich allerdings beide, zusammen mit den Kanalvolumen, zur volumenmäßigen Anpassung der Kanäle untereinander und zur Steuerung der Gesamtlautstärke insgesamt.
Für einen klangneutralen Volumen Boost für Solos verwende ich daher den StudioEQ-Effekt am Ende meiner Signalkette. Hierzu lege ich den Solo-Boost auf einen FS-Schalter (in meinem Falle FS 4). Die Anhebung um ca. +6db im Gain ist für mich passend. Dieser Wert wird vermutlich aber von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein und muss ggf. durch ausprobieren individuell eingestellt werden.
Einen Solo-Boost mit den POD HD-internen Möglichkeiten auszulösen, bietet sich vor allem dann an, wenn man mit dem POD HD-Fußschalter auch noch weitere Effekte wie z.B. ein Delay aktiviert. Das spart Stepptanzschritte.
Amp Block – No Amp
Standardmäßig nutze ich keine Pre Amp- / Boxen-Modelle des POD HD500, sondern ich spiele ausschließlich die Kanäle / Modes des JVM410. Daher ist der Ampblock auf „NO Amp“ geschaltet.
Mixer
Der Mixer ist das letzte Element in der Signalkette. Zur volumenmäßigen Angleichung des POD HD500-Pegels und des Amp-Pegel ist der Mixer im Kanal A auf -9db („jimsreynolds“ empfiehlt -8db) eingestellt und der Kanal B komplett gemutet.
Zur finalen Überprüfung des Klangs und der Volumenverhältnisse mit und ohne POD HD500, kann man die FX Loop-Taste an der Vorderseite des Amps ein- und ausschalten. Sowohl der Klang als auch die Volumenverhältnisse sollten mit den beschriebenen Schalter- und Parametereinstellungen nunmehr identisch sein. Sollte das Volumenverhältnis nicht identisch sein, muss man nach Gehör den Parameterwert im Mixer passend machen.
Anmerkung: Zur Überprüfung des Klangs und der Volumenverhältnisse mit und ohne POD HD500 muss der Mastervolumenregel des POD HD500 auf maximal eingestellt sein.
6. Midi-Steuerung / Organisation POD HD500-Presets
Die Steuerung des JVM410H per Midi ist einfach, weißt hat aber gewisse Limitierungen auf. Der JVM410 kann MIDI ‘Program Change’ Messages (inclusive der Patch Nummer) verarbeiten. Der POD HD500 sendet hierzu über den Midi Out Thru Midibefehle an den JVM410H. Folgende Parameter des JVM410H können damit per POD HD500-Fußtaste angesteuert werden:
- Ampkanal mit entsprechendem Mode (Green, Orange, Red)
- MV 1 / MV 2
- Kanal-Reverb On/Off
- FX Loop On/Off
Zur Abspeicherung dieser Amp-Einstellungen zusammen mit einem bestimmten POD HD500-Preset geht man wie folgt vor:
- Einstellungen am Amp vornehmen (z.B. Kanal Clean-Green auswählen, Reverb On, FX Loop On, Mastervolumen 2).
- Footswitch / MIDI-Programm-Taste am JVM410H zweimal kurz drücken. Die Leuchtdiode beginnt zu blinken.
- Den gewünschten POD HD500-Preset (z.B. 1A) mit entsprechenden Effekten / Einstellungen aufrufen.
- Die Leuchtdiode der Footswitch/Midi-Programm-Taste des JVM410H hört auf zu blinken. Der POD HD500-Preset mit dessen Effekteinstellungen ist nun den spezifischen Midi-Patch Einstellungen zugeordnet.
- Bei jedem erneuten Aufruf dieses POD HD500-Presets (z.B. 1A) werden fortan gleichzeitig auch immer per Midi-Steuerung die damit zugeordneten Amp-Einstellungen aufgerufen.
Was beim JVM410H nicht per Midi steuerbar ist, sind spezifische Kanal-EQ Einstellungen. Diese können nur manuell am Amp verändert werden.
Anmerkung: der JVM410HJS kann zusätzlich zu Programm Change Messages auch noch sogenannte „Control Change“ Messages verarbeiten. Dies erlaubt die gezielte Ansteuerung von Einzel-Parametern wie z.B. das Mastervolumen (On/Off).
Organisation POD HD500-Presets
Der JVM410H kann 128 Programm Change Befehle verarbeiten. Da der POD HD500 seine Presets allerdings in 8 verschiedene Setlisten verwaltet, mit jeweils 64 Speicherplätzen, reduziert sich die maximale Anzahl leider von 128 Programm Change Befehlen auf 64. Ab dem 65.Preset (Beginn der zweiten Setliste) werden dann die Amp-Einstellungen des 1.Presets wieder aktiviert.
Ich habe mit dem neuen Amp nunmehr auch meine POD HD500 Preset-Organisation komplett umgestellt (bzw. umstellen müssen) und komme mit 64 Speicherplätzen (entspricht einer Setliste) sehr gut zurecht. Die Presets sind jetzt mehr wie ein traditionelles Pedalboard angeordnet.
Im Prinzip kann ich die 64 Speicherplätze auch noch erweitern, wenn ich mich in der zweiten Setliste an die Reihenfolge der Ampeinstellungen der ersten Setliste halte was mit etwas Struktur durchaus möglich ist.
Dennoch sollte man sich aufgrund der beschriebenen Einschränkungen in der Midisteuerung vorher konkret überlegen, wie man seine POD HD Presets organisieren möchte, bevor man mit der Abspeicherung von Amp-Kanaleinstellungen per Midi loslegt.
7. Ausgewählte Amp-Kanäle / EQ-Settings im Live-Betrieb
Insgesamt neigt der JVM410H m.E. dazu, höhenlastig zu klingen. Ich habe daher, mit Ausnahme des Clean Kanals, Treble in den Kanälen auf 3-4/10 reduziert.
Ich bin aktuell noch nicht an einem Punkt, wo ich durch Austausch von Röhren bzw. Durchführung entsprechender Mods etwas Grundlegendes am JVM410 -Sound ändern möchte. Bis dato glaube ich, mit den verfügbaren Amp-Einstellungen zurecht zu kommen.
Ich benutze in meiner Band insgesamt 8 von 12 Kanäle:
- Clean: Green, Orange
- Crunch: Green, Orange, Red
- OD-1: Green, Orange
- OD-2: Red
Nachfolgend hierzu meine EQ-Settings für den Clean und Crunch Kanal:
Nachfolgend hierzu meine EQ-Settings für den OD1 und OD2-Kanal:
8. Lautstärkenanpassung AMP-Kanäle und bei Auftritten
Für einen Live-Einsatz ist eine gute Balancemöglichkeit der Kanallautstärken ganz wesentlich, da ansonsten der Bandmix aus dem Ruder läuft. Und das ist m.E. ein Schwachpunkt des JVM410H: innerhalb der Kanal Modes (Green, Orange, Red) eines Kanals und zwischen den Kanälen selbst, gibt es merkliche Volumenunterschiede. Diese sind durch die unterschiedlichen Gainstufen hervorgerufen.
Das Problem sind weniger die Volumenunterschiede zwischen den Kanälen als vielmehr innerhalb eines Kanals. Die Volumenunterschiede der Modes können nur mit erheblicher Tüftelei zufriedenstellend angeglichen werden. Das Problem wird umso größer, je mehr Modes man insgesamt nutzt. Darüber hinaus muss ich bei Auftritten die Gesamtlautstärke schnell auf die lokale Gegebenheit anpassen können.
Für beide Arten der Lautstärkenanpassung habe ich eine funktionierende Lösung gefunden:
- Clean Green Kanal mit Gain auf 4/10 ist die Referenzlautstärke an dem sich die anderen Kanäle orientieren (den leisesten Kanal als Referenz zu benutzen, ist die übliche Vorgehensweise bei der Volumenanpassung von Kanälen)
- MV2 ist allen Green Modes der von mir genutzten Kanäle zugeordnet (MV2 ist fix auf 7/10 eingestellt), weil die Green Modes der einzelnen Kanäle ein niedrigeres Volumenlevel aufweisen als die Orange und Red Modes.
- MV1 ist allen Orange und Red Modes der von mir genutzten Kanäle zugeordnet (MV1 ist fix auf 4,5/10 eingestellt), weil die Orange und Red Modes der einzelnen Kanäle ein höheres Volumenlevel aufweisen als die Green Modes.
- Mit dem Kanalvolumenregler passe ich die Lautstärken zwischen den Kanälen soweit wie es möglich an.
- Nachdem alle Kanäle/Modes volumenmäßig ausbalanciert sind, lege ich die endgültige Gesamtlautstärke - je nach Lokation - mit dem Master Volumen-Regler des POD HD500 fest (ab FW-Version2.20, November 2013 möglich).
Der Mastervolumenwert des POD HD500 variiert dabei zwischen ca. 60 bis 100 % (normalerweise habe ich ihn so bei etwa 70-75% eingestellt). Der Master Volumen-Regler des POD HDs fungiert damit quasi als „Super-Mastervolumen“ für die gesamte Signalkette.
Mit dem POD HD500 könnten, falls notwendig, noch verfeinerte Volumenpassungen über den Parameter „Mixer“ auf Kanal-Mode Ebene, durchgeführt werden.
Nachfolgend hierzu meine Einstellungen für Mastervolumen, Reverb, Resonance, Presence:
9. Backup im Live-Betrieb
Beim Ausfall des JVM410H macht es in meiner Band bzw. dem Programm das wir spielen, keinen Sinn, einfach einen anderen Verstärker mitzuschleppen. Das müsste dann schon ein zweiter JVM410H sein und das wäre für mich preislich und in Anbetracht meines Band-Levels schlicht „oversized“.
Ich habe deshalb meine aktuelle POD HD500 Setliste (mit insgesamt ca. 64 Presets) in eine BACKUP-Setliste gespiegelt. In einem solchen Falle, leite ich das POD HD 500-Signal nicht über den FX Send-Ausgang, sondern über die beiden XLR-Ausgänge direkt an den PA-Mixer und von dort zurück auf meinen Floor-Monitor.Im Setup-Menü des POD HD5000 muss hierzu noch der Output Modus auf „Studio Direct“ gestellt werden.
Die Amp- und Boxensimulationen sind aus eigener Erfahrung im POD HD500 in dieser Preisklasse unübertroffen gut. (Ich habe deshalb auch noch ein zweiten POD HD500 als Backup dabei. Allerdings ist mir in ca. 4 Jahren Live-Einsatz der POD HD500 noch nie richtig ausgefallen). Auch die Backup-Problematik spricht für ein gutes Multi-FX Gerät (als Alternative zu einzelnen Pedalen).
10. Soundbeispiele
Nachfolgend zwei Song-Aufnahmen, die wir gerade in unser Programm integrieren, die ich mit dem Emulated Line Out aufgenommen habe (für Homerecording gut zu gebrauchen). Ist noch nicht komplett rund gespielt, aber m.E. zum Anhören ganz ok. Die erste Aufnahme („Sultans Of Swing“) ist (oh Wunder) mit dem Clean-Green Kanal ausgenommen. Dieser klingt zusammen mit Single Coil Pickups einfach klasse und lässt für mich keine Wünsche offen:
http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12901328&q=hi&newref=1
Bei der zweiten Aufnahme („Sweet Child Of Mine“) verwende ich den OD1-Green für das crunchige Single Note Akkord-Picking. OD1-Orange verwende ich für die Rhythmusparts mit höherem Gainanteil und für die beiden ersten Solos. Die längeren Outro-Solos sind mit dem OD2-Red Kanal aufgenommen. Im zweiten Teil kommt auch das (viel geschmähte) WAH-Pedal des POD HD500 zum Einsatz:
http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12898988&q=hi&newref=1
11. Amp-Mods - Ja oder Nein?
Als ich das erste Mal den Mod-Katalog im englischsprachigen JVM-Forum gesehen habe, hat mich das erst einmal erschlagen. Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich bzgl. der Notwendigkeit einzelner Mods noch keine abschließende Meinung.
Einerseits bin ich aktuell der Meinung, dass ich die Sounds, die ich benötige, mit meinem Equipment (Amp, Boxen, Multi-FX, Gitarren) und den Einstellmöglichkeiten des Amps (Kanal-EQ, Resonance, Presence) ganz gut abbilden kann. Andererseits fehlen mir für eine solide Meinung hierzu vermutlich auch noch einige weitere Monate Spielpraxis im Live-Betrieb.
12. Zusammenfassung
Die in diesem Review vorgestellte Kombination des Marshall JVM410H und dem Line6 POD HD500 als Multi-FX Einheit mit Midi-Controller Funktion ist aus meiner Sicht eine ausgereifte, gut funktionierende, verlässliche und klanglich überzeugende Lösung für den Live-Betrieb. Sie ist insbesondere für Gitarristen interessant, die einen hohen Bedarf an Soundvielfalt haben und gleichzeitig Wert auf Einfachheit und Flexibilität in ihrem Gitarren-Equipment legen.
Der Einsatz eines Multi-FX Gerätes mit Midi-Controller Funktion, wie dem POD HD500, bedarf einer gewissen Unvoreingenommenheit gegenüber Modeling-Technologie, die m.E. heutzutage deutlich ausgereift ist und verlässlich, klanglich ansprechend mit analogen Röhrenamps betrieben werden kann.
In Kurzform fasse ich die Pros und Cons des JVM410H in Verbindung mit einem POD HD500 im Live-Betrieb noch einmal zusammen:
PROs:
- Einfache Konfiguration des POD HD500 als Multi-FX Einheit
- Einfache Konfiguration des POD HD500 als Midi-Controller zur Steuerung des JVM410
- Transparenter Betrieb über 4CM ohne den Originalton des JVM410 zu verfälschen
- Flexible Möglichkeiten der Pegelanpassungen zwischen JVM410 und POD HD500
- Gute Gitarren-Effekte, Amp-Modelle und Boxensimulationen zu einem attraktiven Preis
- Klangliche Harmonie der POD HD500 Effekte mit dem JVM410
- Einfacher, flexibler Aufbau von Signalketten und Bedienung im Live-Betrieb
- Erweiterte Möglichkeiten zur Anpassung der Kanal-Lautstärkenunterschiede in Verbindung mit dem POD HD500
- Einfache und schnelle Anpassung der Gesamtlautstärke an den Live-Einsatz Ort über den Mastervolumen-Regler im POD HD500
- Praktikable, preiswerte Backup-Lösung bei Ausfall des JVM410H mit Hilfe der POD HD500 Full Amp-Modelle und Boxensimulationen
CONs:
- Ausgewählte Einzelpedale i.d.R. klanglich hochwertiger als Multi-FX (Aufpreis gerechtfertigt ?)
- Begrenzung auf 64 Midi-Steuerungsbefehle aufgrund des Setlisten Designs im POD HD500
- JVM410H weißt merkliche, für den Live-Betrieb kritische Volumenunterschiede innerhalb den Kanal-Modes auf, die u.U. nicht ohne zusätzliche Hilfsmittel, wie z.B. ein Multi-FX Gerät, optimal ausbalanciert werden können
Wer jetzt diesen letzten Satz liest, hat echtes Durchhaltevermögen bewiesen – und ist vielleicht kein bisschen schlauer
Freue mich auf Eure Rückmeldungen, Hinweise, Ergänzungen, Lob und Tadel – immer her damit
Herbstliche Grüße aus Franken - wolbai
Ich spiele in einer Classic Rock Cover Band Gitarre. Als einziger Gitarrist in der Band muss ich unterschiedliche Stilrichtungen und Gitarren-Sounds (elektrisch/akustisch) abdecken.
Aus diversen Gründen habe ich meinen alten Gitarren-Amp (Line6 DT50-Head) durch den JVM410 Head ersetzt. Diesen betreibe ich seit 2 Monaten nunmehr zusammen mit einem POD HD500, der mir seit ca. 4 Jahren verlässlich gute Dienste leistet.
Bei diesem Review gehe ich weniger auf die einzelnen Features des JVM410 bzw. POD HD500 ein. Der Schwerpunkt des Reviews liegt vielmehr im Zusammenspiel beider Komponenten und den damit verbundenen speziellen Anforderungen in einem Band-Umfeld.
Obwohl es sich beim POD HD500 um die Vorgänger-Version des POD HD500X handelt, ergeben sich nach meinem Kenntnisstand, in der Parameter- bzw. Schaltereinstellungen, der Verkabelung und in der Bedienung keine Änderungen zum POD HD500X.
Neben dem JVM410H und dem POD HD500 stelle ich auch meine Boxen und verwendeten Gitarren kurz vor, um dem Leser ein Gesamtbild meines Gitarren-Equipments zu vermitteln.
Ich habe ca. 6 Wochen benötigt, um den JVM410 zu testen und ihn in mein bestehendes Equipment (vor allem mit dem POD HD500) so zu integrieren, dass ich damit bühnenreif bin. Zwischenzeitlich habe ich auch zwei Auftritte mit dem neuen
Setup gespielt und verfüge mit diesem Equipment damit über ca. zwei Monate an konkreter Praxiserfahrung.
Das vorliegende Review stellt meine subjektiven Erfahrungen dar, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben: anderer Kopf, andere Finger, anderes Umfeld … und schon sieht alles ganz anders aus
2. Übersicht Gitarren-Equipment
Ich setze den JVM410H mit zwei 2x12 Boxen ein. Beide Boxen sind Lautsprecher-Mischbestückungen und unterstützen m.E. klanglich sehr gut die Soundvielfalt des Amps.
Die Marshall JVMC212-Box (open back) ist das Erweiterungskabinett der JVM410 Combo-Version mit einem Celestion Vintage 30 und G12-65 Heritage Lautsprecher. Ich setze diese Box im Live-Betrieb sehr gerne bei kleinen Lokationen ein.
Die Palmer-Box (closed back) habe ich leer gekauft und aus meiner DT50-212 Combo die Celestion V30 und G12H-90 Heritage (entspricht nach meiner Recherche dem G12-K100) Lautsprecher eingebaut. Die Palmer-Box hat mit dieser Lautsprecherbestückung ein wuchtiges und gleichzeitig straffes Bassfundament und erzeugt mehr Druck als die offene Marshall-Box.
Je nach Lokation setze ich eine von beiden, gelegentlich auch beide ein.
Den POD HD500 setze ich im Normalfall als Multi-FX Einheit und zur Midi-Steuerung des JVM410 (Kanäle, FX-Loop, MV-1, MV-2, Reverb) ein.
Der, im Vergleich zu anderen Amps, sehr gute JVM410-Footswitch ist für mich überflüssig. Ich habe ihn aber als Backup-Teil immer dabei.
Da ich auch Akustiksounds mit einer James Tyler Variax (JTV69) spiele, schalte ich die Akustiksounds in der Signalkette mit einem Little Lehle A/B-Switch zwischen JVM410 und dem PA-Mixer um. Der A/B-Switch hängt zwischen FX-Send des POD HD500 (Stereokabel) und dem JVM410 Amp-Eingang. Der Little Lehle ist brumm- und knackfrei beim Umschalten.
Ich mikrofoniere im Live-Betrieb nicht, sondern nutze eine sogenannte Amp DI-Box von Radial. Diese verfügt über eine hochwertige 4x12 Boxensimulation. Die Radial JDX DI-Box wird direkt vor dem Speaker – also unter Berücksichtigung der beiden Amp-Mastervolumen – abgenommen. Sind zwar auch ein paar Kabel mehr, die Lösung ist aber klanglich gut und deshalb zu empfehlen.
3. Verkabelung JVM410 / POD HD500
Der POD HD500 ist über die 4 Kabelmethode (4CM, Standard Gitarrenkabel) mit dem JVM410 verbunden. Zusätzlich kommt noch ein Midi-Kabel zur Steuerung des JVM410 hinzu (insgesamt also 5 Kabel):
1. Kabel: FX Send Buchse POD HD500 à Input Amp (Frontseite)
2. Kabel: FX Send Buchse Parallel FX Loop Amp (Rückseite) à FX Return POD HD500 L/Mono
3. Kabel: ¼“ Out L/MONO POD HD500 à FX Return Parallel FX Loop Amp (Rückseite)
4. Kabel: Midi Out/Thru POD HD500 (Midi-Kabel) à Midi In Amp (Rückseite)
5. Kabel: Guitar-IN POD HD500 (Klinken Kabel Gitarre) à Gitarre
Kabel 1-4 habe ich an den Enden jeweils farblich mit einem Klebeband markiert und in Abständen von ca. 50 cm mit Kabelbinder zusammengebunden. Damit vermeide ich Kabelsalat auf der Bühne und stelle eine schnelle und korrekte Verkabelung beim Aufbau sicher. Als Kabellänge verwende ich 6m, was für meine Live-Einsätze ausreichend ist.
4. Parametereinstellungen JVM410 / POD HD500
Die folgenden Parameter- / Schaltereinstellungen habe ich 1:1 von „jimsreynolds“ (Moderator im englischen JVM-Forum) übernommen. Er erläutert dort auch im Detail, weshalb er diese Einstellungen gewählt hat. Die Erläuterungen beziehen sich im Wesentlichen auf die unterschiedlichen Pegel vom Amp bzw. POD HD und wie man diese bei der 4CM so einstellen kann, dass es zu keiner Verfälschung des ursprünglichen Ampsounds kommt.
Für interessierte Leser mit weiterem Detailbedarf: http://jvmforum.com/phpBB3/viewtopic.php?f=9&t=5333
Die verwendete FX-Loop ist die Seriell/Parallel FX Loop im JVM410 (mit Drehknopf auf 100% = WET). Die FX Loop (Taste an der Vorderseite des Amps leuchtet) habe ich grundsätzlich immer an.
Den seriellen Loop habe ich nicht getestet, da ich nach Test der Seriell/Parallel FX Loop keine Notwendigkeit hierfür mehr gesehen habe.
Schaubild von„jimsreynolds“ aus dem JVM-Forum:
Darüber hinaus sollten im POD HD500 weitere Setup-Parameter wie folgt eingestellt werden (diese Einstellungen sind eigentlich nicht JVM410 bzw. 4CM spezifisch; ich habe diese auch in Verbindung mit meinem Line6 DT50 head verwendet):
- Input 1 source: Guitar
- Input 2 source: Variax
Standardmässig ist Input 2 source auf „same“ eingestellt: das erhöht den POD HD500 Signalpegel und kann zu unliebsamen Clippingeffekten innerhalb der Signalkette führen.
- Guitar-In Z: 1M
Standardmässig steht dieser Parameter auf AUTO. Die Eingangsimpedanz des Gitarrenanschlusses wird bei AUTO allerdings automatisch auf die Impedanz des 1. Effektes in der Signalkette angepasst.
- Output Mode: STACK PWR AMP
Habe auch mit dem Output Mode „Studio Direct“ getestet und keinen wirklichen Unterschied festgestellt.
Anmerkung: Die oben genannten Schalter- und Parametereinstellungen sollten nach Aussage von „jimsreynolds“ auch mit POD HD500 Pre Amp Modellen funktionieren, was ich aber selbst noch nicht ausprobiert habe.
5. Aufbau Signalkette mit POD HD500-Preset
Nachdem der POD HD500 wie beschrieben mit dem JVM410 verkabelt ist und die oben genannten Parameter- und Schaltereinstellungen im POD HD500 bzw. JVM410 vorgenommen wurden, können jetzt spezielle POD HD500-Presets zur Steuerung erstellt werden. Zum Aufbau einer Signalkette benutzt man hierzu am besten einen neuen (leeren) POD HD500-Preset. Der grundsätzliche Aufbau sieht wie folgt aus:
Den Reverb-Effekt nutze ich vom JVM410. Ich spare mir dadurch einen FX-Slot in der POD HD500 Signalkette (maximal 8), die aufgrund von notwendigen Effekten (StudioEQ, FX Loop, Noise Gates) wegen der verwendeten 4CM bereits fix benötigt werden. Der digitale Amp-Reverb ist m.E. für den Live-Betrieb brauchbar. Darüber hinaus habe ich damit eine schnelle globale Kontrolle meines Reverb-Anteils am Gitarrensound, der je nach Lokation variieren kann. Im Extremfall drehe ich den Reverb an allen Amp-Kanälen komplett ab.
Umgang mit Amp-Rückkoppelung / Brummen / Rauschen
Der JVM410H ist aufgrund seines enormen Gainpotenzials einer der Amps, bei denen man ab einem gewissen Gainlevel mit Noise Gates arbeiten muss, um die damit verbundenen Nebengeräusche in Grenzen zu halten. Die Notwendigkeit für den Einsatz von Noise Gates ergibt sich aus dem gewählten Kanal bzw. Mode, den EQ-Settings des Kanals und auch durch die Pickups der Gitarre. (Rückkoppelungen und Rauschen wird insbesondere bei Lautstärken auf Bandniveau zum Problem, da das Kanal- und Mastervolumen das Rauschen der jeweiligen Gainstufe vervielfacht.)
Auf Basis meiner Hauptgitarre (H-S-H mit Suhr (High Output) Doug Aldrich Humbucker / Coil Splitting), den verwendeten Kanälen und EQ-Einstellungen, benötige ich bei diesem Amp im Crunch-Kanal Red Mode, OD1 und OD2-Kanal Orange und Red Mode, je zwei Noise Gates.
Das erste Noise Gate sorgt für Unterdrückung der Amp-Rückkoppelung und einem eventuellen Brummen der Pickups, beim Coil Splitting. Es ist der erste Effekt in der Signalkette. Bei mir ist die Rückkoppelung schon ein Problem, weil wir teilweise in kleinen Kneipen spielen und ich sehr dicht am Amp stehe.
Das zweite Noise Gate sitzt im Amp Loop direkt hinter dem Pre Amp und kümmert sich um die Rauschunterdrückung, die durch die Vorstufe verursacht wird.
Die im Schaubild angegebenen Parameterwerte funktionieren bei meinem Equipment gut. Damit bekomme ich Brummen / Rauschen / Rückkoppelungen des Amp ohne nennenswerte Sustain- / Klangverluste gut in der Griff. Diese Werte können aber von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein. Hierzu muss man etwas experimentieren.
Das Standard Noise Gate im POD HD500 ist m.E. für diese Zwecke sehr gut geeignet.
StudioEQ
Über den Gain-Parameter dieses POD HD-Effektes können klangneutrale Lautstärkeveränderungen in der Signalkette vorgenommen werden.
Der Gainparameter des StudioEQ-Effekts sollte vor dem FX Loop bei allen verwendeten POD HD-Presets auf +12db gesetzt werden. Damit wird das FX Sendsignal des POD HDs auf ein für den JCM410H passendes Niveau angehoben.
Für einen Solo-Boost in der Lautstärke gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Viele nutzen einen der MVs dafür. Diese benötige ich allerdings beide, zusammen mit den Kanalvolumen, zur volumenmäßigen Anpassung der Kanäle untereinander und zur Steuerung der Gesamtlautstärke insgesamt.
Für einen klangneutralen Volumen Boost für Solos verwende ich daher den StudioEQ-Effekt am Ende meiner Signalkette. Hierzu lege ich den Solo-Boost auf einen FS-Schalter (in meinem Falle FS 4). Die Anhebung um ca. +6db im Gain ist für mich passend. Dieser Wert wird vermutlich aber von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein und muss ggf. durch ausprobieren individuell eingestellt werden.
Einen Solo-Boost mit den POD HD-internen Möglichkeiten auszulösen, bietet sich vor allem dann an, wenn man mit dem POD HD-Fußschalter auch noch weitere Effekte wie z.B. ein Delay aktiviert. Das spart Stepptanzschritte.
Amp Block – No Amp
Standardmäßig nutze ich keine Pre Amp- / Boxen-Modelle des POD HD500, sondern ich spiele ausschließlich die Kanäle / Modes des JVM410. Daher ist der Ampblock auf „NO Amp“ geschaltet.
Mixer
Der Mixer ist das letzte Element in der Signalkette. Zur volumenmäßigen Angleichung des POD HD500-Pegels und des Amp-Pegel ist der Mixer im Kanal A auf -9db („jimsreynolds“ empfiehlt -8db) eingestellt und der Kanal B komplett gemutet.
Zur finalen Überprüfung des Klangs und der Volumenverhältnisse mit und ohne POD HD500, kann man die FX Loop-Taste an der Vorderseite des Amps ein- und ausschalten. Sowohl der Klang als auch die Volumenverhältnisse sollten mit den beschriebenen Schalter- und Parametereinstellungen nunmehr identisch sein. Sollte das Volumenverhältnis nicht identisch sein, muss man nach Gehör den Parameterwert im Mixer passend machen.
Anmerkung: Zur Überprüfung des Klangs und der Volumenverhältnisse mit und ohne POD HD500 muss der Mastervolumenregel des POD HD500 auf maximal eingestellt sein.
6. Midi-Steuerung / Organisation POD HD500-Presets
Die Steuerung des JVM410H per Midi ist einfach, weißt hat aber gewisse Limitierungen auf. Der JVM410 kann MIDI ‘Program Change’ Messages (inclusive der Patch Nummer) verarbeiten. Der POD HD500 sendet hierzu über den Midi Out Thru Midibefehle an den JVM410H. Folgende Parameter des JVM410H können damit per POD HD500-Fußtaste angesteuert werden:
- Ampkanal mit entsprechendem Mode (Green, Orange, Red)
- MV 1 / MV 2
- Kanal-Reverb On/Off
- FX Loop On/Off
Zur Abspeicherung dieser Amp-Einstellungen zusammen mit einem bestimmten POD HD500-Preset geht man wie folgt vor:
- Einstellungen am Amp vornehmen (z.B. Kanal Clean-Green auswählen, Reverb On, FX Loop On, Mastervolumen 2).
- Footswitch / MIDI-Programm-Taste am JVM410H zweimal kurz drücken. Die Leuchtdiode beginnt zu blinken.
- Den gewünschten POD HD500-Preset (z.B. 1A) mit entsprechenden Effekten / Einstellungen aufrufen.
- Die Leuchtdiode der Footswitch/Midi-Programm-Taste des JVM410H hört auf zu blinken. Der POD HD500-Preset mit dessen Effekteinstellungen ist nun den spezifischen Midi-Patch Einstellungen zugeordnet.
- Bei jedem erneuten Aufruf dieses POD HD500-Presets (z.B. 1A) werden fortan gleichzeitig auch immer per Midi-Steuerung die damit zugeordneten Amp-Einstellungen aufgerufen.
Was beim JVM410H nicht per Midi steuerbar ist, sind spezifische Kanal-EQ Einstellungen. Diese können nur manuell am Amp verändert werden.
Anmerkung: der JVM410HJS kann zusätzlich zu Programm Change Messages auch noch sogenannte „Control Change“ Messages verarbeiten. Dies erlaubt die gezielte Ansteuerung von Einzel-Parametern wie z.B. das Mastervolumen (On/Off).
Organisation POD HD500-Presets
Der JVM410H kann 128 Programm Change Befehle verarbeiten. Da der POD HD500 seine Presets allerdings in 8 verschiedene Setlisten verwaltet, mit jeweils 64 Speicherplätzen, reduziert sich die maximale Anzahl leider von 128 Programm Change Befehlen auf 64. Ab dem 65.Preset (Beginn der zweiten Setliste) werden dann die Amp-Einstellungen des 1.Presets wieder aktiviert.
Ich habe mit dem neuen Amp nunmehr auch meine POD HD500 Preset-Organisation komplett umgestellt (bzw. umstellen müssen) und komme mit 64 Speicherplätzen (entspricht einer Setliste) sehr gut zurecht. Die Presets sind jetzt mehr wie ein traditionelles Pedalboard angeordnet.
Im Prinzip kann ich die 64 Speicherplätze auch noch erweitern, wenn ich mich in der zweiten Setliste an die Reihenfolge der Ampeinstellungen der ersten Setliste halte was mit etwas Struktur durchaus möglich ist.
Dennoch sollte man sich aufgrund der beschriebenen Einschränkungen in der Midisteuerung vorher konkret überlegen, wie man seine POD HD Presets organisieren möchte, bevor man mit der Abspeicherung von Amp-Kanaleinstellungen per Midi loslegt.
7. Ausgewählte Amp-Kanäle / EQ-Settings im Live-Betrieb
Insgesamt neigt der JVM410H m.E. dazu, höhenlastig zu klingen. Ich habe daher, mit Ausnahme des Clean Kanals, Treble in den Kanälen auf 3-4/10 reduziert.
Ich bin aktuell noch nicht an einem Punkt, wo ich durch Austausch von Röhren bzw. Durchführung entsprechender Mods etwas Grundlegendes am JVM410 -Sound ändern möchte. Bis dato glaube ich, mit den verfügbaren Amp-Einstellungen zurecht zu kommen.
Ich benutze in meiner Band insgesamt 8 von 12 Kanäle:
- Clean: Green, Orange
- Crunch: Green, Orange, Red
- OD-1: Green, Orange
- OD-2: Red
Nachfolgend hierzu meine EQ-Settings für den Clean und Crunch Kanal:
Nachfolgend hierzu meine EQ-Settings für den OD1 und OD2-Kanal:
8. Lautstärkenanpassung AMP-Kanäle und bei Auftritten
Für einen Live-Einsatz ist eine gute Balancemöglichkeit der Kanallautstärken ganz wesentlich, da ansonsten der Bandmix aus dem Ruder läuft. Und das ist m.E. ein Schwachpunkt des JVM410H: innerhalb der Kanal Modes (Green, Orange, Red) eines Kanals und zwischen den Kanälen selbst, gibt es merkliche Volumenunterschiede. Diese sind durch die unterschiedlichen Gainstufen hervorgerufen.
Das Problem sind weniger die Volumenunterschiede zwischen den Kanälen als vielmehr innerhalb eines Kanals. Die Volumenunterschiede der Modes können nur mit erheblicher Tüftelei zufriedenstellend angeglichen werden. Das Problem wird umso größer, je mehr Modes man insgesamt nutzt. Darüber hinaus muss ich bei Auftritten die Gesamtlautstärke schnell auf die lokale Gegebenheit anpassen können.
Für beide Arten der Lautstärkenanpassung habe ich eine funktionierende Lösung gefunden:
- Clean Green Kanal mit Gain auf 4/10 ist die Referenzlautstärke an dem sich die anderen Kanäle orientieren (den leisesten Kanal als Referenz zu benutzen, ist die übliche Vorgehensweise bei der Volumenanpassung von Kanälen)
- MV2 ist allen Green Modes der von mir genutzten Kanäle zugeordnet (MV2 ist fix auf 7/10 eingestellt), weil die Green Modes der einzelnen Kanäle ein niedrigeres Volumenlevel aufweisen als die Orange und Red Modes.
- MV1 ist allen Orange und Red Modes der von mir genutzten Kanäle zugeordnet (MV1 ist fix auf 4,5/10 eingestellt), weil die Orange und Red Modes der einzelnen Kanäle ein höheres Volumenlevel aufweisen als die Green Modes.
- Mit dem Kanalvolumenregler passe ich die Lautstärken zwischen den Kanälen soweit wie es möglich an.
- Nachdem alle Kanäle/Modes volumenmäßig ausbalanciert sind, lege ich die endgültige Gesamtlautstärke - je nach Lokation - mit dem Master Volumen-Regler des POD HD500 fest (ab FW-Version2.20, November 2013 möglich).
Der Mastervolumenwert des POD HD500 variiert dabei zwischen ca. 60 bis 100 % (normalerweise habe ich ihn so bei etwa 70-75% eingestellt). Der Master Volumen-Regler des POD HDs fungiert damit quasi als „Super-Mastervolumen“ für die gesamte Signalkette.
Mit dem POD HD500 könnten, falls notwendig, noch verfeinerte Volumenpassungen über den Parameter „Mixer“ auf Kanal-Mode Ebene, durchgeführt werden.
Nachfolgend hierzu meine Einstellungen für Mastervolumen, Reverb, Resonance, Presence:
9. Backup im Live-Betrieb
Beim Ausfall des JVM410H macht es in meiner Band bzw. dem Programm das wir spielen, keinen Sinn, einfach einen anderen Verstärker mitzuschleppen. Das müsste dann schon ein zweiter JVM410H sein und das wäre für mich preislich und in Anbetracht meines Band-Levels schlicht „oversized“.
Ich habe deshalb meine aktuelle POD HD500 Setliste (mit insgesamt ca. 64 Presets) in eine BACKUP-Setliste gespiegelt. In einem solchen Falle, leite ich das POD HD 500-Signal nicht über den FX Send-Ausgang, sondern über die beiden XLR-Ausgänge direkt an den PA-Mixer und von dort zurück auf meinen Floor-Monitor.Im Setup-Menü des POD HD5000 muss hierzu noch der Output Modus auf „Studio Direct“ gestellt werden.
Die Amp- und Boxensimulationen sind aus eigener Erfahrung im POD HD500 in dieser Preisklasse unübertroffen gut. (Ich habe deshalb auch noch ein zweiten POD HD500 als Backup dabei. Allerdings ist mir in ca. 4 Jahren Live-Einsatz der POD HD500 noch nie richtig ausgefallen). Auch die Backup-Problematik spricht für ein gutes Multi-FX Gerät (als Alternative zu einzelnen Pedalen).
10. Soundbeispiele
Nachfolgend zwei Song-Aufnahmen, die wir gerade in unser Programm integrieren, die ich mit dem Emulated Line Out aufgenommen habe (für Homerecording gut zu gebrauchen). Ist noch nicht komplett rund gespielt, aber m.E. zum Anhören ganz ok. Die erste Aufnahme („Sultans Of Swing“) ist (oh Wunder) mit dem Clean-Green Kanal ausgenommen. Dieser klingt zusammen mit Single Coil Pickups einfach klasse und lässt für mich keine Wünsche offen:
http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12901328&q=hi&newref=1
Bei der zweiten Aufnahme („Sweet Child Of Mine“) verwende ich den OD1-Green für das crunchige Single Note Akkord-Picking. OD1-Orange verwende ich für die Rhythmusparts mit höherem Gainanteil und für die beiden ersten Solos. Die längeren Outro-Solos sind mit dem OD2-Red Kanal aufgenommen. Im zweiten Teil kommt auch das (viel geschmähte) WAH-Pedal des POD HD500 zum Einsatz:
http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12898988&q=hi&newref=1
11. Amp-Mods - Ja oder Nein?
Als ich das erste Mal den Mod-Katalog im englischsprachigen JVM-Forum gesehen habe, hat mich das erst einmal erschlagen. Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich bzgl. der Notwendigkeit einzelner Mods noch keine abschließende Meinung.
Einerseits bin ich aktuell der Meinung, dass ich die Sounds, die ich benötige, mit meinem Equipment (Amp, Boxen, Multi-FX, Gitarren) und den Einstellmöglichkeiten des Amps (Kanal-EQ, Resonance, Presence) ganz gut abbilden kann. Andererseits fehlen mir für eine solide Meinung hierzu vermutlich auch noch einige weitere Monate Spielpraxis im Live-Betrieb.
12. Zusammenfassung
Die in diesem Review vorgestellte Kombination des Marshall JVM410H und dem Line6 POD HD500 als Multi-FX Einheit mit Midi-Controller Funktion ist aus meiner Sicht eine ausgereifte, gut funktionierende, verlässliche und klanglich überzeugende Lösung für den Live-Betrieb. Sie ist insbesondere für Gitarristen interessant, die einen hohen Bedarf an Soundvielfalt haben und gleichzeitig Wert auf Einfachheit und Flexibilität in ihrem Gitarren-Equipment legen.
Der Einsatz eines Multi-FX Gerätes mit Midi-Controller Funktion, wie dem POD HD500, bedarf einer gewissen Unvoreingenommenheit gegenüber Modeling-Technologie, die m.E. heutzutage deutlich ausgereift ist und verlässlich, klanglich ansprechend mit analogen Röhrenamps betrieben werden kann.
In Kurzform fasse ich die Pros und Cons des JVM410H in Verbindung mit einem POD HD500 im Live-Betrieb noch einmal zusammen:
PROs:
- Einfache Konfiguration des POD HD500 als Multi-FX Einheit
- Einfache Konfiguration des POD HD500 als Midi-Controller zur Steuerung des JVM410
- Transparenter Betrieb über 4CM ohne den Originalton des JVM410 zu verfälschen
- Flexible Möglichkeiten der Pegelanpassungen zwischen JVM410 und POD HD500
- Gute Gitarren-Effekte, Amp-Modelle und Boxensimulationen zu einem attraktiven Preis
- Klangliche Harmonie der POD HD500 Effekte mit dem JVM410
- Einfacher, flexibler Aufbau von Signalketten und Bedienung im Live-Betrieb
- Erweiterte Möglichkeiten zur Anpassung der Kanal-Lautstärkenunterschiede in Verbindung mit dem POD HD500
- Einfache und schnelle Anpassung der Gesamtlautstärke an den Live-Einsatz Ort über den Mastervolumen-Regler im POD HD500
- Praktikable, preiswerte Backup-Lösung bei Ausfall des JVM410H mit Hilfe der POD HD500 Full Amp-Modelle und Boxensimulationen
CONs:
- Ausgewählte Einzelpedale i.d.R. klanglich hochwertiger als Multi-FX (Aufpreis gerechtfertigt ?)
- Begrenzung auf 64 Midi-Steuerungsbefehle aufgrund des Setlisten Designs im POD HD500
- JVM410H weißt merkliche, für den Live-Betrieb kritische Volumenunterschiede innerhalb den Kanal-Modes auf, die u.U. nicht ohne zusätzliche Hilfsmittel, wie z.B. ein Multi-FX Gerät, optimal ausbalanciert werden können
Wer jetzt diesen letzten Satz liest, hat echtes Durchhaltevermögen bewiesen – und ist vielleicht kein bisschen schlauer
Freue mich auf Eure Rückmeldungen, Hinweise, Ergänzungen, Lob und Tadel – immer her damit
Herbstliche Grüße aus Franken - wolbai
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