Lyrics mit Umweltthemen

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Rythmicker
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Hallo !

Die deutsche Sprache ist eigentlich zu schade um sie nur mit Texten zum Thema Liebe zu überfüllen. Mich haben schon immer Texte mit anderen Inhalten interessiert als das Thema Liebe. Ist zwar auch schön , aber es gibt zuviel davon. Ich mach mir da lieber Gedanken um den letzten Menschen der seinen Planeten zerstört hat und nun nicht weiß wo er hin soll . Oder in einem anderen Text geht es um Vögel die ihren Lebensraum verlassen müssen , weil der Mensch ihn zu einer Müllhalde umfunktionieren muss . Schade eigentlich das wir zwar auf der Erde leben aber nicht mit Ihr. Hat jemand von Euch auch Texte mit solchen Themen ? :)
 
Eigenschaft
 
Hallo Rythmicker!
Ja, es gibt hier hin und wieder solche Texte zu lesen.
Vielleicht stellst du mal einen von deinen rein, damit wir dich besser verstehen können.
Grüße
willy
 
Okay hier der Text zu dem Song "der letzte Mensch"

Vers 1

wenn sau'rer Regen fällt auf uns're Welt
wenn kein Licht den Tag erhellt , wenn alles zerfällt
wenn das Hochwasser fließt , sich überall ergießt
wenn große Wirbelstürme sich aufbauen wie Türme
dann ist es soweit

Refrain

der letzte Mensch auf dem Planeten wird die letzte Fahrt antreten
doch wohin soll die Reise gehen ? wird er je lernen um zu verstehen ?
der Mensch hat's geschafft zu zerstören
dachte die Erde würde ihm gehören
was für ein fataler Irrtum
die Natur rächt sich , wie dumm

Vers 2

wenn der Treibhauseffekt die Atmosphäre verdreckt
wenn dann die tosende See tief versinkt im Schnee
wenn man mit letzten Mitteln versucht die Lage zu kitten
doch Asteroiden und Erdbeben vernichten fast jedes Leben
dann ist es geschehen

Refrain

der letzte Mensch ...

Bridge

wenn die Blumen nicht mehr blühen , wenn die Wälder nicht mehr grün
wenn nirgendwo ein Vogel singt , wenn nur einem die Flucht gelingt
dann ist es passiert

Refrain

der letzte Mensch auf dem Planeten wird die letzte Fahrt antreten
doch wohin soll die Reise gehen ? wird er je lernen um zu verstehen ?
der Mensch hat's geschafft zu zerstören
dachte die Erde würde ihm gehören was für ein fataler Irrtum
die Natur rächt sich wie dumm

Das ist der komplette Text.Von der Musik ist es ein Rocksong , der stellenweise auch etwas sentimental klingt aber das ist ja Absicht. Musik soll ja die Aussage vom Text hervor heben. Das mit dem letzten Menschen auch symbolisch die gesamte Menschheit gemeint ist ist ja klar. Aber ich finde das nicht mal so aus der Luft gegriffen diese Thematik. Vielleicht sagt jetzt der eine oder andere ja der hat zu viele Katastrophenfilme gesehen wie "The Day after Tomorrow" oder so aber ich beziehe meine Texte grundsätzlich nur nach meinen Vorstellungen. Okay wenn Ihr mir ein Feedback geben könntet zum Text dann wär das super. :)
 
Rein formal/sprachlich finde ich nix dran auszusetzen. Vom Inhalt her... du hast vielleicht keine Überdosis "The Day After Tomorrow" etc. geguckt, aber ne Band, die sowas singt und ernst meint, würde ich so oder so nicht ernst nehmen. Für Gesellschaftskritik ist's mMn viel zu dick aufgetragen...
Maßlose Übertreibung (das ist der Text mMn) funktioniert wenigstens für mich nur mit einer starken Prise Ironie. Der Text klingt eher nach dem berüchtigten Zeigefinger...
 
Sorry - ich mag es auch nicht aus den gleichen Gründen.

Das hat für mich zu viel von diesem "Erst wenn der letzte Baum gerodet usw .. dann werdet ihr merken, dass man usw" ...

Wenn schon so ein Betroffenheitstext schreibt, dann muss der einfach richtig unter die Haut gehen oder Witz haben - je nachdem, wie man veranlagtist ... ein Beipiel hab ich leider auch nicht parat... Der Text erzeugt keinerlei Stimmung oder Atmospshäre.. Es ist die in den 80er Jahren noch sehr verbreitete und altbekannte Aufzählung von möglichen Naturkatastrophen und die übliche Schuldzuweisung . Das ist zwar ein Statement, reicht mir aber nicht als Songtext.

...
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay , danke für Eure Kritik. Diesen Text hat auch noch keine Band gespielt. Ob der Text nun wie im Stil der Achtziger ist oder nicht es ist ja jedem überlassen wie er seine Texte macht. Sorry ich mag die Achtziger.:D
 
Tut mir leid, auch ich muss mich den Meinungen von antipasti (schon wieder!) und delnan anschließen.
Deine Absichten sind ja in Ordnung.
Du hast ja auch nichts Falsches aufgeschrieben.
Aber du wirst vermutlich nur Hohn und Spott ernten, wenn du diesen Text öffentlich vorsingst.
Deshalb nimm ihn als Basis und versuche zum Beispiel Nomen und Adjektive mit Gegensätzen zu ersetzen.
Nur als Experiment gedacht.

wenn saures Sonnenlicht fällt auf uns're Welt
wenn das Dunkel den Tag erhellt , wenn alles zerfällt
wenn die Ebbe erst fließt , sich überall ergießt
wenn ein kleiner Hauch sich aufbaut, wie eine Wand
dann ist es soweit.

Grüße
willy
 
Okay willypanic . Danke für Deine Textänderungen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen falls dieser Song mit diesem Text öffentlich vorgetragen wird das es dann Hohn uns Spott gibt aber egal. Vielleicht werd ich ja als Spinner oder Weltuntergangsfanatiker hingestellt aber ich will an diesem Text nichts ändern. Mir gefällt er so. Jetzt erklär mir mal was saures Sonnenlicht ist, hab noch nie davon gehört.:(
 
Ob der Text nun wie im Stil der Achtziger ist oder nicht es ist ja jedem überlassen wie er seine Texte macht.

Da hast Du völlig recht. Und genauso ist es dem Leser der Texte überlassen, das zu mögen oder nicht. Wenn Du hier nach Feedback fragst, dann bekommst Du in der Regel persönliche, subjektive Meinungen als Antwort bzw Verbesserungsvprschläge. Das ist der Sinn dieses Forums. Du kannst diese Meinungen (egal ob positiv oder negativ) ignorieren oder als Trend annehmen.

aber ich will an diesem Text nichts ändern. Mir gefällt er so.

Wenn dir jegliche Kritik aber sowieso egal ist und du an deinem Text eh nichts ändern willst und er dir gefällt, wie er ist - dann hat es im Prinzip auch keinen Sinn, hier was zu posten. Dann hast Du den Sinn dieses Forums nicht verstanden.

Danke für Deine Textänderungen. J

...

etzt erklär mir mal was saures Sonnenlicht ist, hab noch nie davon gehört.

Willys Text war keine Änderung, sondern nur ein Vorschlag, wie man anders an die Sache rangehen könnte - . ... ich finde das Wortspiel "saures Sonnenlicht" nebenbei ganz lustig. Es kombiniert gelungen die Reizbegriffe "Erderwärmung" und "saurer Regen". Das mag zwar wissenschaftlich nicht unbedingt Relevanz haben, künstlerisch aber schon. Und hier geht es nun mal zunächst um die lyrischen Aspekt und nur sekundär um Fakten.

Letztendlich beinhaltet dein Text ja ebenfalls hauptsächlich Fiktion ...

Vielleicht werd ich ja als Spinner oder Weltuntergangsfanatiker hingestellt

Dein moralisches Anliegen und die Thematik werden hier überhaupt nicht in Frage gestellt. Vom lyrisch-künstlerischen Anspruch her ist dein Text aber einfach schlecht. Hier wird nur die Umsetzung kritisiert - nicht deine Sorge um die Umwelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh ja, Umwelt. Ist auch hier enthalten. ;)

Architekten

Verse I G'sturbenes Lachen
G'schlagen und misbraucht
G'schundene Seelen
Benutzt und verbraucht

Menschen werden in Krieg g'schickt
Kinder werden verkauft
Soviel Leut verhungern
Wann hört des auf

Refrain: Wir ham an Auftrag
Wir ham immer was zum tuan
Wir san Architekten
Wir bau'n de Welt von Morgen

Wir ham a Aufgab
Wir ham no was vur
Wir san niemals fertig
Wir bau'n de Welt von Morgen

Verse II: Verbrannte Erd'n
Abg'roded und ausg'raubt
Vergiftetes Wasser
Benutzt und verbraucht

Unser Umwelt de wird hin g'macht
Unser Planet wird ruiniert
Sovü Natur de zerstört wird für nix
Und z'wenig interessierts

Refrain
Bridge: Denk nie dasst nix tuan kannst
Denk ned du bist klan
Denk vü mit dein Herz
Denk ned du bist allan

Denk dran das mas schaffen
Denk dran ned nur für di
Denk an die Welt deiner Kinder
Denk ned nur an sie.

Refrain

Joah, alles im allen einer der song, den ich am liebsten spiele. Die Thematik gefällt dem Publikum.

Zum Text des Threaderstellers. Mir persönlich ist es a bissl zu "verkopft". Aber alles (egal welches Thema) was du so interpretieren kannst, dass deine Zuhörer sich angesprochen oder bestätigt fühlen ist als gelungen zu betrachen!
 
Oh ja, Umwelt. Ist auch hier enthalten. ;)

Nur so als Hnweis: auch wenn der Threadersteller das im Starthread angeregt hat, soll das hier eigentlich kein "MyUmweltsong"-Sammelthread werden.

Wr bleiben beim bewährten Prozedere : pro Text ein Diskussionsthread. Sonst wird es unübersichtlicht.

Aber zumindest ist dein Text ein gutes Beispiel, wie man es auch - und meiner Meinung nach besser - machen kann.
 
Eine weitere Herangehensweise an dieses schwierige Thema.


_KLIMASCHWEIN_

STROPHE
Ich ficke Mutter Erde jeden Tag, (weil ich)
unseren Planeten so gern mag
deswegen fahr ich nur noch BMW
und freu mich schon auf sommerlichen Schnee

REFRAIN
Ich bin ein Klimaschwein
so kann ich prima sein
ich mach, was mir gefällt
in meiner Welt

STROPHE
Die Welt wird für mich höchstens untergehen, (wenn meine)
Haare ohne Sprays nicht richtig stehen
FCKW hört sich doch so sehr lustig an, (wie man nur)
irgendwas dagegen haben kann?

REFRAIN
Ich bin ein Klimaschwein
so kann ich prima sein
ich mach, was mir gefällt
in meiner Welt

BRIDGE
Und wenn ich jemals sterbe, dann durch Kraftfahrzeugabgase
während ich durch irgendeinen Naturschutzgebiet rase
vollgefressen mit lauter nicht natürlich abbaubaren Stoffen
dass ich damit was hinterlasse, das will ich ja wohl hoffen!

REFRAIN
Ich bin ein Klimaschwein
so kann ich prima sein
ich mach, was mir gefällt
in meiner Welt
 
Nur so als Hnweis: auch wenn der Threadersteller das im Starthread angeregt hat, soll das hier eigentlich kein "MyUmweltsong"-Sammelthread werden.

Wr bleiben beim bewährten Prozedere : pro Text ein Diskussionsthread. Sonst wird es unübersichtlicht.

Aber zumindest ist dein Text ein gutes Beispiel, wie man es auch - und meiner Meinung nach besser - machen kann.
Stimmt schon - eigentlich ist die gute und bewährte Regel: 1 Text = 1 thread.
Da geht es dann um die Auseinandersetzung mit dem konkreten song.

Vielleicht macht es aber auch mal Sinn, einen themenzentrierten thread (=diesen hier) stehen und sich entwickeln zu lassen, bei dem es nicht darum geht, einen einzelnen Text zu analysieren/feedbacken/verbessern etc., sondern die vielen Möglichkeiten aufzuzeigen, sich diesem Thema zu nähern. Sicher haben da auch Kommentare zu einzelnen songtexten Platz - eigentlich geht es aber dann um die Frage, wie man ein Thema umsetzen kann. Das macht dann vor allem Sinn, wenn man über Ziele, Botschaften und beabsichtigte Wirkungen auf ein (welches?) Publikum spicht, die jeweils bezweckt sind.

Denn gerade bei dem Thema Umwelt (wie anderen Themen wie etwa Krieg, Kritik am "Establishment" etc.) sind die Fallstricke unvermeidlich und vielfältig: von den ewig bekannten Metaphern über den allseits bekannten Zeigefinger, der Aufteilung zwischen den Guten und Bösen, den Dummen und den Klugen, den Mutigen und den Angsthasen, den Konventionsbolzen und den kritisch Aufrechten bis hin zu dem mainstream, der ehemals kritisches nun als Kitsch dem breiten Publikum allseits kompatibel zurückgibt (Mein Freund der Baum) ... und natürlich dem irrsinnigen Gefälle zwischen Anspruch und Umsetzung - was aufgrund der Ernsthaftigkeit und Größe der Themen (es geht um alles: das Leben oder der Tod, die Zukunft oder die Vernichtung, der Anfang oder das Ende) eben viel leichter ist als bei anderen Themen.

Mein Votum wäre, diesen thread offen zu lassen und als Kernfrage zu diskutieren, wie man sich dem Thema Umwelt nähern kann, welche Erfahrungen man damit gemacht hat, was man selbst beabsichtigt und was man vermeiden möchte und welchen eigenen songtext dazu man hier als Beispiel (für was) einbringen/posten möchte.

Bei mir persönlich sind songs, die ich ganz diesen Themen gewidmet habe, zu lange her, um sie zu posten. Wenn so etwas auftaucht, dann eher als eine kurze Beschreibung, ein Bild, das zu einem größeren Szenario gehört - als Kennzeichnung einer bestimmten Art mit dem Leben, mit sich und der Zukunft umzugehen. Zudem hege ich aus unterschiedlichen Gründen eine Skepsis gegen "Protest"-Songs und gehe da eher satirisch/sarkastisch ran (wie bei dem song Wolke acht) - wenn überhaupt.

Was ich am Eingangspost spannend fand (neben dem überaus sympathischen Anliegen), war die Art, wie der Blickpunkt beschrieben wurde, aus dem heraus das Thema angegangen werden sollte - das viel stärker in den Vordergrund zu nehmen, sich ein richtiges Szenarium zu überlegen, bei dem sich nur jeweils stück für stück erschließt, was zur Katastrophe geführt hat etc. - das hätte ich extrem spannend gefunden - und habe es leider dann in dem geposteten text nur ansatzweise wiedergefunden. Mit einem guten plot, einer guten Handlung, einem Spannungsbogen und unterschiedlichen Perspektiven kann meines Erachtens so ein Thema am ehesten angegangen werden. Die satirische Behandlung ist ja in sich bereits eine "Brechung" der thematischen Durchführung - meiner Meinung nach.

x-Riff
 


Mein Votum wäre, diesen thread offen zu lassen und als Kernfrage zu diskutieren, wie man sich dem Thema Umwelt nähern kann,


Na, was meinst du wohl, warum ich die neuen Texte dennoch habe stehen lassen ;) ...

Ich fand dann, dass die weiteren Texte - auch dem Threadersteller - ganz gut verdeutlichen, was wir in unseren ersten Reaktionen zu kritisieren versucht haben. Bzw wie es aben auch anders geht. Leider habe ich die Befürchtung, dass ihn das nicht mehr besonders interessiert. Was auch nicht weiter schlimm ist, denn so ist es halt doch ein Sammel-Thread ohne Fokus auf einen bestimmten Text geworden..

Mir liegt die leicht sarkastischere Sichtweise auf das Thema auch mehr - was mit Sicherheit auch an meinem Alter und meiner Sozialisation liegen wird. Aber mit einer ergreifenden, sehr nahegehenden Story oder auch einem Einzelschicksal könnte ich mir das auch gut vorstellen. Konstantin Wecker kann sowas ganz gut.

Mit einer sehr bildhaften Endzeit-Beschreibung kann ich mir das auch vorstellen. Nur eben bitte nicht dieses: Wenn Du - böser Mensch (auch gern in dem Zusammenhang einfach nur als "der Mensch" bezeichnet) - nicht sofort damit aufhörtst, dann kriegst du schon deine gerechte Strafe.

...

..
 
Mir liegt die leicht sarkastischere Sichtweise auf das Thema auch mehr - was mit Sicherheit auch an meinem Alter und meiner Sozialisation liegen wird.

..

Das kapier' ich nicht.
Was hat das mit deinem Alter zu tun? ( das kann ich einschätzen, deine Sozialisation weniger!)

Warum ist das Thema besser zu ertragen, wenn man voll cool darstellt, wie krass die ganze Scheiße den Berg fett runtergeht.
Man sich dabei auch gerne an die eigene Papp- Nase fasst aber bitte nicht mit dem Zeige-, sondern dem Mittelfinger.

Bedenkenträgerschaft hat auf deutsch ja eine erschreckend bedeutsame Historie, und vielleicht sollten wir alle mehr feiern.

Aber solche Comedy- Texte sind mMn halbgare und zynische Vergewaltigungen der Gedenkminutenidee.
Betroffenheitskarrikaturen eben.

Vielleicht kannst du -antipasti- mir deine Präferenzen bezüglich dieses Themas aber auch anders erklären.
Das fände ich sehr spannend.
Grüße
willy
 
Was hat das mit deinem Alter zu tun? ( das kann ich einschätzen, deine Sozialisation weniger!)

Oha, da muss ich aber weit ausholen. Ich hatte oben im ersten Post schon angemerkt, was ich meine. Das heisst: dass ich jetzt als Erwachsener, maßgebliche Einflüsse aus meiner eigenen Jugend natürlich distanzerter und von mehrerern Seiten beleuchtet sehe.

In den 80er Jahren gab es in den westlichen Nationen viele alternativen Bewegungen: Feminusmus, Umwelt, die Grünen kamen in den Búndestag. Man war gegen Reagan, Atomenergie, Raketen, Tierversuche usw ....

Ich habe diese Bewegungen natürlich auch angenommen. Und natürlich geht meine Grundtendenz auch immer noch in diese Richtung.

Was mich schon immer gestört hat und immer noch stört, sind mit einem poltischen Bewusstsein verbundene Klischees und eine gewisse Humorlosigkeit, fast schon "Spaßverachtung". Und dazu gehört eben auch diese "Betroffenheitslyrik" - die ich immer als irgendwie unecht empfunden habe.

Das heisst: die Bewegung wurde zunehmend zu einem Klischee. Und Klischees werden mit der Zeit unvermeidbar auch zur Satire: der schlecht gekleidete, bärtige Protest-Öko, der in einer Kommune wohnt, im 49 Semester Philosophie studiert und jede Menge Theorien zur Rettung Welt kennt, aber noch nicht einen Pfennig (für jüngere=0,5 cent) Steuern gezahlt hat ....

Und auf dem Kofferaum des (natürlich uralten und alles andere als umweltfreundlichen) Automobils klebte dieser unvermeidbare Aufkleber mit der "Weissagung der Cree" - gleich neben "Atomkraft - Nej Tak".

http://de.wikipedia.org/wiki/Weissagung_der_Cree

Und Klischees sind eben nicht mein Ding. Und der oben gepostete Text entspricht einem in meinem Jugend aus meinem sozialen Umfeld entstandenen Klischee. Ich will auch nicht, dass eine Gruppe wie "Godewind" mit dem Lied "Karl der Käfer" zum Sprachrohr meiner umweltpolitischen Auseinandersetzung wird. Daher die Erwähnung meines Alters und der Sozialisation. Zu dieser Zeit hatten Texte dieser Art eben Hochkonjunktur.
Jeder 14, 15-jährige hat ein Protestlied geschieben (ich natürlich auch).
Aber mit 16 war das bei mir eben auch vorbei.

Warum ist das Thema besser zu ertragen, wenn man voll cool darstellt, wie krass die ganze Scheiße den Berg fett runtergeht.
Man sich dabei auch gerne an die eigene Papp- Nase fasst aber bitte nicht mit dem Zeige-, sondern dem Mittelfinger.

Also den Text hätte ich jetztgenauso abgelehnt ;) ... da hast du mich wohl mißverstanden. Von "voll cool" hab ich wohl auch nichts erwähnt.

Ich sag es mal anders : wenn einem die künstlerische Begabung fehlt, eine ergreifende, bildhafte Story oder Szenerie um so ein Thema zu bauen, dann sollte der Text wenigenstens eine Prise Humor haben oder mit etwas Distanz und tiefergehender Aufeinandersetzung auf eine Meta-Ebene laufen. Und mit Humor meine ich nicht "Vergewaltung auf der Comedyschiene", wie du es formuliert hast. Es gibt ja durchaus auch subtilere Formen von Humor.

Ich brauche keinen Bedenkenträger (schön gesagt), der mir die Welt erklärt. DAvon gab es in meiner Jugend halt schon genug.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann vielleicht aus meiner Sicht auch was dazu sagen.

So ähnlich wie antipasti bin ich auch mit Kritik und dementsprechenden Bewegungen groß geworden. Kritisch bin ich immer noch und ich denke weiterhin, dass es etliches gibt, das sowohl kritik- als auch veränderungswürdig ist.

Insgesamt geht es mir dabei um Haltungen. Und einen gewissen Blick. Beispielsweise war ich immer schon skeptisch - und diese Skepsis ist noch im Laufe der Zeit gewachsen - wenn der Blick ein schwarz-weißer ist, wenn der grobe Klotz auf den groben Keil "Welt und Zustände" kommt, wenn die Probleme und Lösungen die einfachen sind, wenn es nur ein "die" und ein "wir" gibt etc. Dies fördert meines Erachtens kein kritisches Denken sondern eher eine Art Vereinnahmung, inclusive gegenseitigem Schulterklopfen bzw. Selbstversicherungen als die Guten. Ein zweites Kriterium ist für mich Pathos. Je mehr es bemüht wird, desto mehr gehe ich auf Distanz. Denn Pathos wird gerade da oft bemüht, wo den wirklichen Gefühlen und Beobachtungen nicht mehr vertraut wird. Pathos und Kitsch gehen dabei nicht selten eine enge Verbindung ein. Drittens ist es das Bemühen von Endzeitstimmungen, vom letzten Gefecht, von der allerletzten Chance, vom Bösen das endgültig siegen könnte, von der Pflicht und dem Ernst und dem Kampf und der Entschiedenheit ...

Mitgefühl ist mittlerweile (oder war es immer schon so?) eine Ressourcce, die von vielen Seiten sehr professionell und medial vermittelt angesaugt wird. Auch dagegen habe ich etwas. Ich habe aber durchaus auch etwas gegen selbsternannte Stellvertreter, die meist ungefragt das Wort im Namen anderer ergreifen, anklagen, erbitten oder einfordern. Woher haben Sie ihr Mandat?

Für mich ergeben sich daraus Leitfragen, die ich an einen kritischen Text stelle - mehr noch als an einen anderen Text vielleicht, mindestens aber genau so:
Was ist die Haltung, was ist die Botschaft? Geht es um Kritik und kritisches Denken? Um Mitgefühl, um Effekte, um Vereinnahmung? (Typisches Beispiel aus meiner Zeit: ein mitteleuropäischer Weißer singt einen Blues aus der Sicht eines Schwarzen ...) Ist der Text glaubhaft, sind die Erfahrungen authentisch, geht es um das, was das lyrische Ich tatsächlich erlebt, fühlt, denkt? Geht es um das was man vom Hören-Sagen kennt, um Gemeinplätze? (Wer ist schon gegen eine gerechtere Welt, eine Welt voller Frieden?) Werden mehrere Perspektiven gezeigt, mehrere Wahrnehmungsebenen, mehrere Aspekt, mögliche Zusammenhänge etc? Werden Fragen gestellt oder Aussagen aneinandergereiht?

Die Liste ist bestimmt nicht vollständig - aber sie deutet an, wohin für mich die Reise geht.

Ich sehe im Übrigen einen erheblichen Unterschied zwischen Satire/Parodie und Zynismus. Ersteres will aufklären und die Dinge verändern. Letzteres will nichts mehr als sich verächtlich abwenden und die Unbeteiligung legitimieren.

Wenn es hier im thread Sinn macht, kann ich ja mal schauen, welche kritischen songs ich (weiterhin) gut finde und links dazu posten. Eins fällt mir auf Anhieb ein: Ich glotz TV von Nina Hagen (ist allerdings so viel ich weiß ein cover). Ist allerdings nicht auf die Umweltproblematik bezogen. Da müßte ich noch mal schauen, das wird nicht so einfach, imho.

x-Riff
 
Hey,

schliesse mich antipasti an.

Ich habe ja einen meiner Texte der das Thema Umwelt mitbehandelt gepostet. Früher war ich nicht darauf bedacht Menschen zum Denken anzuregen sondern wollte in meinem jugendlichem Tatendrang alles umreissen. Dementsprechend klangen meine Texte oder das was ich von mir gegeben habe. Irgendwann aber hab ich erkannt, dass ich, wenn ich verstanden werden will, nicht auf dicke Hose machen oder laut schreien muss sondern auf den Zuhörer eingehen sollte.

Klein Johann mit 18 hätte wahrscheinlich gesagt "Ihr Bekloppten erkennt ihr nicht was alles den Bach runter geht und ihr/ wir seid/ sind daran schuld?" Heute sage ich "Wir san Architekten, wir bau'n de Welt von morgen".

Der Kern ist der selbe. Der geneigte Zuhörer wird aber eher etwas für sich herausholen, wenn er sich nicht gleich attackiert fühlen muss und abgemahnt wird sondern tatsächlich mit etwas arbeiten kann.

Ich habe eine Nummer auf meinem myspace account, der ebenfalls sehr sozialkritisch ist. Für diejenigen, die sich für meine Herangehensweise bei solchen Themen interessieren, das Ding heisst "Mörder von Beruf" (Link befindet sich in der Sig)

brav bleiben,

El Zacko
 
Heute sage ich "Wir san Architekten, wir bau'n de Welt von morgen".

Diesen Architekten-Vergleich finde ich ganz gelungen. Und durch den sprachlichen Lokakolorit kriegt das Ganze auch was Menschliches, ohne ins aufgesetzt Betroffene zu schlendern. Und es zeigt dazu, dass es sogar ohne Sarkasmus, Zynismus, Comedy und Zeigefinder geht.
 

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