Hallo DaughtryCris,
Dein Kochrezept ist viel sagend
Denk dir was Direktes --> Poliere das Direkte durch einige Stilmittel auf ( Tropen, Ironie, Klimax usw.) --> und schon hast Du einen interessanten Text.
Gut - das ist ein durchaus geeigneter Weg, um aus Versehen aus dem Gefängnis der eigenen Nutzdenkens auszubrechen.
Das sind Übungen, die ein Autor AUCH gehen sollte! darin stimme ich Dir zu.
Allerdings lese ich in dem Zitat auch... ich will es mal provokativ formulieren... ein Credo für die Anspruchslosigkeit: Bediene Dich einiger rhetorischer Tricks, einiger raffinierter Hooks, um mehr Aufmerksamkeit zu wecken - und schon wird der Text besser.
Was aber ist mit der Logik und der Moral eines Textes?
Wenn sich ein Autor in das Paradox begibt: "Ich sage Dir die Wahrheit: Kein Mensch sagt die Wahrheit" - und nicht den logischen Fehler bemerkt, dann helfen ihm auch keine stilistischen Mäntelchen mehr. - Weil die Menschen viel klüger sind, als der Autor vermutet!
Da finde ich logische Lösungen - wie zum Beispiel: Was tun, wenn man an einer Kreuzung einen Lügner nach dem richtigen Weg fragt (soll man anschließend den "falschen" nehmen?) - interessanter. Oder man fragt nach den Wirkungen der Lüge auf die Seele: Viele Songs beschäftigen sich damit, was ertappte Lügner zerstören oder welches Vertrauen erwiesene Ehrlichkeit aufbaut.
Ich glaube nicht an EINE Wahrheit. Vor allem ist mMn kein Mensch in der Lage, mit seinem eingeschränkten Sinnen absolute Wahrheiten zu erkennen. - Menschliche Wahrheiten sind für mich immer auch verständliche Schutzbehauptungen...
Aber ich glaube an menschliche Versuche, aufrichtig zu sein. Und ich glaube daran, dass es sinnvoll ist, die Lösungen der ärgsten Feinde darauf zu untersuchen, ob es bewusste Lügen sind oder nur Irrtümer, die sich diskutieren lassen.
So, damit habe ich einige Gedankenfelder angerissen, die sich mir nach spätestens 5 Minuten Selbstversenkung auftun würden...und aus dem Grund ist mir der Text zu simpel.