Ha! So ein Teil hat meine Nichte von mir zu Weihnachten geschenkt bekommen. Interessantes kleines Instrument... aber nix für Perfektionisten.
Gekauft habe ich die Variante mit gelb lackiertem Holzkorpus - direkt beim Shop vom deutschen Vertrieb der letztes Jahr zeitgleich mit dem Shop in Amiland einen Black-Friday-Sale hatte, während dem die Loogs für knapp 170,- Tacken über die Theke gingen (bis auf die Lucite-Version).
Lieferung:
super schnell, beim Auspacken hat sich dann allerdings schon so ein wenig Ernüchterung breit gemacht, vor allem was die mitgelieferten Mechaniken betrifft. Auf den Fotos sahen die Dinger ja nach Vollmetall aus - in Natura entpuppten sich jedoch die Mechanikflügel als Plastikteile mit extrem mieser Chromierung (bei allen drei Exemplaren hatte das Oberflächenfinish mehrere Risse und an diversen Stellen bröckelte es bereits), zudem sind die Teile nicht wie auf den Bildern mit der Achse verschraubt, sondern lediglich gesteckt bzw. aufgepresst und teilweise saßen sie auch ein wenig schief. Schön ist was Anderes... auch wenn hier Kunststoff zur Minimierung der Kopflastigkeit durchaus Sinn macht, aber dann hätten weiße Acrylknöpfe mehr Klasse und man könnte sich die Chromierung sparen. Auf Nachfrage teilte der Vertrieb mit, dass der von mir geschilderte Zustand leider in der aktuell auf Lager vorhandenen Produktionscharge nahezu durchgängig Usus wäre und wohl erst gegen Mitte 2017 in der nächsten Charge mit einem leichten Update bei den Mechaniken zu rechnen sei; man kam aber immerhin anstandslos meiner Bitte nach, mir drei selektierte Exemplare ohne Risse nachzuliefern, die dann auch tatsächlich allesamt in Ordnung waren.
Bei den restlichen Parts gab es dann glücklicherweise nicht mehr viel zu meckern; die Teile waren alle hinreichend sauber verarbeitet und passgenau - der Hals flutschte bei meinem Exemplar quasi saugend in die absolut exakte Halstaschenfräsung. Was ich selbst noch vor dem Verschenken erledigt habe: die Bundierung fand ich persönlich ein wenig scharfkantig und habe dann mittels Bundendenfeile für anschmiegsame Rundung gesorgt + alle Frets auf Hochglanz poliert; zudem waren alle naturbelassenen Holzteile (Brücke, Potiknopf, Griffbrett, Tailpiece) ziemlich trocken und haben sich mächtig über eine Ölung gefreut. Alles kein Hexenwerk, aber angesichts der doch recht ambitionierten Preisgestaltung könnte man hier eigentlich schon ein bisschen mehr erwarten.
Zusammenbau:
Auch wenn die Produktvideos etwas anderes suggerieren - im Handbuch und auf der Verpackung steht nicht von ungefähr "Assembly by an adult"... und die angegebenen 15 Minuten sind ebenfalls sehr optimistisch angesetzt. Gerade bei den kleinen Schrauben für Mechaniken und Gurtpins muss man höllisch aufpassen - die Löcher sind zwar alle vorgebohrt, allerdings ist das Holz recht hart und wenn man nicht mit sehr ruhiger Hand vorgeht, hat man selbst unter Verwendung passender Bits die doch eher weichen Kreuzschlitze schneller über den Jordan geschmiert, als man Obi sagen kann. Am unkritischsten ist da noch der Hals - hier sind Gewindebuchsen eingelassen, in die sich die beiden M4 Maschinenschrauben relativ problemlos versenken lassen... aber auch da muss man auf den letzten Millimetern Vorsicht walten lassen. Um den Enthusiasmus meiner Nichte (8 Jahre) nicht im Keim zu ersticken, habe ich sie dann letztlich alle Teile/ Schrauben nach Bauanleitung heraussuchen und mir zureichen bzw. an die passenden Stellen ansetzen lassen.
Wenn es an die Besaitung geht hat man dann schließlich gewissermaßen die Qual der Wahl: mitgeliefert wird ein komplettes 6-String Set und im Tuningbooklet gibt es konkrete Vorschläge für drei verschiedene Stimmungen mit jeweils unterschiedlicher Saitenauswahl:
- GBE
- DGB und
- AEA
Für jede der drei Stimmungen finden sich im Booklet dann praktischerweise auch gleich übersichtliche Griffdiagramme mit allen gängigen Dur- und Mollakkorden (bei AEA logischerweise ohne Dur/Moll Unterscheidung).
Mich persönlich hätte AEA am meisten gereizt, für meine komplett unbedarfte Nichte fand ich allerdings im Hinblick auf einen eventuellen späteren Umstieg auf konventionelle Gitarre GBE am sinnvollsten. Außerdem sind im Auslieferungszustand sowohl Sattel wie auch Stegeinlage (beides im Übrigen aus ungebleichtem Knochen gefertigt) eher für Plainstrings gekerbt - die Kerben haben auch alle das selbe Maß... funktioniert für GBE aber zufriedenstellend.
Das Saitenaufziehen selbst geht ebenfalls ohne große Schwierigkeiten über die Bühne, wenn auch die hierfür im Booklet empfohlene Methode (Saite erst zwei mal um die Achse wickeln, DANACH durch die Bohrung einfädeln und dann stimmen) ein wenig rustikal anmutet. Nach ausgiebigen Dehnübungen (auf die in der recht unterhaltsam geschriebenen Anleitung auch explizit hingewiesen wird) und stetigem Nachstimmen hält das Instrument dann irgendwann auch die Stimmung einigermaßen.
Spielpraxis:
Aus der Sicht meiner Nichte - coole Sache.
In meinen Augen - hmmpffffst...naja.
Wenn man als Mensch mit langjähriger Gitarrenerfahrung an der Loog Spaß haben will, sollte man zunächst mal alle Erwartungen, die man sonst an ein ausgewachsenes Instrument stellt, über Bord werfen. Vor allem was die Intonation/ Oktavreinheit betrifft - die Brücke steht parallel zum Sattel, ist in keiner Weise kompensiert und das merkt bzw. hört man auch. Die einzige Einstellmöglichkeit betrifft die Saitenlage, die selbst mit komplett heruntergeschraubter Brücke zumindest rein optisch eher als relativ sportlich zu bezeichnen ist. Das der zum Spielen nötige Kraftaufwand sich dennoch in erträglichen Grenzen hält, ist dann letztlich der extrem kurzen Mensur geschuldet, die für sehr niedrige Saitenspannung sorgt. Was wiederum diszipliniertes Greifen herausfordert, um nicht durch unbeabsichtigte Bendings in tonale Schräglage zu geraten. Zum Glück hat der Hersteller hier vorsorglich einen gar putzigen XXS-Vintage-Puppenstubendraht ins Palisanderboard gepresst, ansonsten hätte der euphorische Anfänger wohl eine Dauerlizenz zum Schiefliegen (nicht zu verwechseln mit Skifliegen). Was noch auffällt: der Saitenabstand untereinander ist etwas größer als bei Elektrobrettern sonst üblich, was dem ungeübten Novizen aber augenscheinlich den Spieleinstieg erleichtert.
Einen Trussrod sucht man beim Hals übrigens vergeblich, somit ist hinsichtlich der Krümmung ebenfalls keine Einstellmöglichkeit gegeben. Bei GBE-Besaitung/Tuning aber problemlos. Wie sich das mit dickeren Saiten und/oder anderer Stimmung mit höherem Zug auswirkt, habe ich nicht getestet. Eine unkomplizierte Möglichkeit zur Einflussnahme auf die Saitenlage wäre allerdings das Unterlegen eines flachen Shims in der Halstasche. Haben wohl auch schon Besitzer erfolgreich praktiziert, wenn man Rezensionen bei diversen Onlineverkaufsportalen Glauben schenken mag.
Klang:
Solide... der verbaute Lipstick-PU klingt recht ordentlich; geht - wenig überraschend - in Richtung Danelectro. Clean und Crunchsounds tönen prima, nachgeschaltete Fuzzpedale klingen auch ganz nett. Klangbeispiele gibt's ja online ausreichend und die decken sich schon ganz gut mit dem, was man dann auch tatsächlich bekommt. Slide sollte ziemlich gut mit der Loog funktionieren - die Saitenlage lässt sich jedenfalls definitiv hoch genug dafür einstellen. Ansonsten... keine übermäßig außergewöhnlichen tonalen Auffälligkeiten, die bei Max Mustergitarrist unkontrollierbares GAS auslösen würden.
Fazit:
Wer gedanklich mit den konstruktionsbedingten Unzulänglichkeiten seinen inneren Frieden geschlossen hat, gegebenenfalls ein wenig Nacharbeit an den gelieferten Einzelteilen in Kauf nimmt und mal herausfinden möchte, wie weit man mit nur drei Saiten kommt - bitteschön, nur zu. Auch und gerade für Anfänger eine prima Möglichkeit, um sich auf einfache Weise im Gitarrenspiel zu versuchen ohne dabei gleich mit sechs Saiten kämpfen zu müssen. Und die Optik hat ehrlich gesagt was - sollte ich mich irgendwann in ferner Zukunft doch noch mal dazu hinreißen lassen, dann wird's wohl die transparente Lucite-Version:
Negativ ist eigentlich nur der im Verhältnis doch recht hohe Preis.