Lötzinn mit Silber statt Blei - höhere Temperatur!!

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Hallo, an alle Bastler!

Ich habe kürzlich von eimem Händler (Bühnen- und Studiotechnik Tryboll) einen Newsletter erhalten, in dem folgender Beitrag steht (gekürzt):

"Aktuell trifft die "Bleifrei-Welle" die Elektrobranche: Das zum Löten verwendete Zinn enthält zu 40% Blei. Ab Juli 2006 ist dieser Bleizusatz beib Neuanschaffung von Lötzinn nicht mehr gestattet. Deshalb weichen viele Hersteller schon jetzt auf Lötzinn mit einem hohen Silberanteil aus. Silber hat aber einen deutlich höheren Schmelzpunkt als Blei. Daher muß die Temperatur beim Löten höher sein: Rund 400° sind nun nötig, bis das Lötzinn verarbeitet werden kann.
Beachten Sie daher bei empfindlichen Bauteilen die höhere Temperatur, bevor diese Schaden nehmen."

Habt Ihr davon schon gehört? Stimmt das oder ist das eine Ente, um die Preise bei Reparaturen hochzutreiben?
Ich habe mir jedenfalls gestern schnell noch eine 1kg-Rolle Blei-Zinn geholt, die sollte eine Weile reichen....wird ja auch nicht schlecht....;)
 
Eigenschaft
 
Um das Ganze kurz zu machen:
TS2 schrieb:
Habt Ihr davon schon gehört? Stimmt das oder ist das eine Ente...
Nicht nur davon gehört, sondern bereits umgesetzt.

Es geht um folgendes. Laut einem Beschluss der EU dürfen ab dem 01.07.2006 keine gefährlichen Stoffe mehr in der Industrie verwendet werden. Neben der Elektronik ist auch die normale Werkstofftechnik davon betroffen (Bsp. versch. ALU / Messing Legierungen und Beschichtungsverfahren, Schutzsubstanzen Bsp. 6wertiges Brom etc.). Das Ganze findest Du unter dem Begriff RoHS (Restriction of Hazadous Substances). In Kurzform auch Bleifreiverordnung genannt, was aber nicht vollkommen richtig ist.

Wichtig zu wissen:
Diese Verordnung gilt ausschliesslich für Produkte, die ab diesem Datum die erste Inverkehrssetzung hinter sich bringen! Für Reparaturen und Service ist in diesem Fall das verbleite Lot nach wie vor Regelkonform, da auf bestehende Leiterplatten nicht mit RoHS konformen Lot gelötet werden kann, umgekehrt geht es jedoch.

Die Verordnung gilt ausschliesslich für Produkte, die im EU/EFTA Raum in Verkehr gebracht werden. Der Rest der Welt akzeptiert zZt. auch noch die herkömmlichen Werkstoffe. Japan hat zwar schon beinahe komplett umgestellt (und das seit Jahren!), die Chinesen arbeiten an einer noch wesentlich restriktiveren Verordnung und in den USA hat v.a. California eine Vorreiterrolle übernommen.

Es ist richtig, dass die neuen RoHS konformen Weichlote aus Silber-Kupfer Legierungen bestehen und sich die Löttemoeratur um ca. 30K erhöht, aber von den 400°C ist man noch weit entfernt, angestrebt sind Temperaturen zwischen 330 - 360°C!

Das einzigste Problem bei der Umstellung ist die Verfügbarkeit von entsprechenden Bauteilen, die die neuen Anforderungen auch einhalten.

NB: Die RoHS Verordnung hat auch einige Ausnahmen bereit, bei der nach wie vor auf bleihaltige Lote zurückgegriffen werden darf. Dies betrifft den ganzen MIL Bereich sowie Systeme eine hohe Verfügbarkeit haben müssen, Bsp. Sicherheitssysteme in Kraftwerken sowie die ganze Humanmedizin.

NB2: RoHS konforme Lote sind derzeit ca. um den Faktor zehn teurer als bleihltige, dies aufgrund von Patenten die auf den neune Loten sind....
 
lemursh schrieb:
NB: Die RoHS Verordnung hat auch einige Ausnahmen bereit, bei der nach wie vor auf bleihaltige Lote zurückgegriffen werden darf. Dies betrifft den ganzen MIL Bereich sowie Systeme eine hohe Verfügbarkeit haben müssen, Bsp. Sicherheitssysteme in Kraftwerken sowie die ganze Humanmedizin.

Hab mal gehört, dass der Medizinbereich / Raumfahrt nicht mal umstellen darf... Weis nicht ob's stimmt.

lemursh schrieb:
NB2: RoHS konforme Lote sind derzeit ca. um den Faktor zehn teurer als bleihltige, dies aufgrund von Patenten die auf den neune Loten sind....

Davon hab ich noch nix gemerkt.
 
lemursh schrieb:
Das einzigste Problem bei der Umstellung ist die Verfügbarkeit von entsprechenden Bauteilen, die die neuen Anforderungen auch einhalten.
Wir wurden kürzlich noch mit einem weiteren Problem konfrontiert: Angeblich entstehen Lieferengpässe, weil die Lötstraßen in der Fertigung nicht rechtzeitig umgestellt werden konnten (in diesem Fall Netzwerktechnik).

lemursh schrieb:
NB: Die RoHS Verordnung hat auch einige Ausnahmen bereit, bei der nach wie vor auf bleihaltige Lote zurückgegriffen werden darf. Dies betrifft den ganzen MIL Bereich sowie Systeme eine hohe Verfügbarkeit haben müssen, Bsp. Sicherheitssysteme in Kraftwerken sowie die ganze Humanmedizin.
Übergangsweise auch davon befreit: Schmelzpunktabhängige Sicherungselemente.

lemursh schrieb:
NB2: RoHS konforme Lote sind derzeit ca. um den Faktor zehn teurer als bleihaltige, dies aufgrund von Patenten die auf den neune Loten sind....
Faktor 10, also das Zehnfache? Alle Achtung, das ist aber ne Menge!
 
Carl schrieb:
Hab mal gehört, dass der Medizinbereich / Raumfahrt nicht mal umstellen darf... Weis nicht ob's stimmt.
Die Sache ist einwenig Tricky... Wenn der hersteller den Nachweis erbringt, dass er das bisherige Qualitätsniveau halten kann, darf/soll er umstellen. In die Med.Technik gilt folgendes: Humanmedizin muss nicht umgestellt werde, darf jedoch. Die Vet.Medizin muss umgestellt werden!
Davon hab ich noch nix gemerkt.
Solange Du nicht selbst Lötstrassen betreibst wirst Du auch nix davon merken. Zum Glück. Aber ich bin sicher, dass die Preise in kurzer Zeit sich auf dem Niveau von sehr guten herkömmlichen Weichloten einpendeln wird.
500/1 schrieb:
Wir wurden kürzlich noch mit einem weiteren Problem konfrontiert: Angeblich entstehen Lieferengpässe, weil die Lötstraßen in der Fertigung nicht rechtzeitig umgestellt werden konnten
Das ist in der Tat je nach Bestücker ein Problem, versprochene Liefertermine werden mal kurz um einige Wochen verschoben etc.

Aber um die ganze Thematik wird sowieso ein viel zu grosser Wirbel gemacht. Bsp. wurden die passiven Bauteile schon längst beinahe komplett (bis auf wenige Spezialitäten) umgestellt, teilweise bereits vor Jahren! Aktive Bauteile sind hingegen ein grösseres Problem, insbesondere wenn man sich auf langjährig verbaute und bewährte Komponenten verlassen hat. Da kann`s dann mit den Lieferanten/Herstellern beinahe schonmal im Stundetakt gehen nach dem Motto: Abgekündigt, doch nicht, vielleicht doch, definitiv weg, wird doch umgestellt etc.. :confused:

Das wissen oftmals die Distrubutoren sowie die Hersteller nicht, was jetzt genau wo in den Lagern liegt... :screwy: :eek:
 
500/1 schrieb:
Wir wurden kürzlich noch mit einem weiteren Problem konfrontiert: Angeblich entstehen Lieferengpässe, weil die Lötstraßen in der Fertigung nicht rechtzeitig umgestellt werden konnten (in diesem Fall Netzwerktechnik).

Etliche Hersteller bzw. Dienstleister
(Fujitsu Siemens, BMK....) haben schon seit 1998 oder so Fertigungsstrassen zur Probe auf Bleifrei umgestellt. Wenn jetzt einer daherkommt und meint, das wäre ein Problem, dann hat der aber reichlich lang geschlafen...:rolleyes:
Probleme haben eher bald die, die nach wie vor Blei brauchen, denn wer hält für die paar Ausnahmen noch eine Strasse mit Blei bereit?
 
lemursh schrieb:
Die Sache ist einwenig Tricky... Wenn der hersteller den Nachweis erbringt, dass er das bisherige Qualitätsniveau halten kann, darf/soll er umstellen. In die Med.Technik gilt folgendes: Humanmedizin muss nicht umgestellt werde, darf jedoch. Die Vet.Medizin muss umgestellt werden!

Ich kenn einen Leiterplattenfertiger der eben von Kunden aus der Medizin und Raumfahrttechnik gebeten wurde, nach wie vor Hotairverzinnung mit Blei anzubieten. Der muss sich jetzt wohl ne zweite Maschine hinstellen.
 
Für die Medizin kann ich Dir versichern, dass ausnahmslos ALLE Majorcompanies nach wie vor verbleit löten / löten lassen. Dies wird sich so schnell auch nicht ändern, da hierfür erheblicher Aufwand bzgl. des ganzen Productlifecyclemanagement/Nachentwicklungsphase getrieben werden müsste! Bei Neuentwicklung wird möglicherweise der neue Prozess beachtung finden, resp. einige wenige Produkte werden umgestellt, resp. sind umgestellt worden, falls diese im Human- und Vet.Bereich eingesetz werden, da der Vet.bereich ja umgestellt werden muss.

Carl schrieb:
Der muss sich jetzt wohl ne zweite Maschine hinstellen.
Nein, müssen sie nicht. Gemäss Abklärungen mit unseren Lieferanten stellt dies kein Problem dar.

Etliche Hersteller bzw. Dienstleister
(Fujitsu Siemens, BMK....) haben schon seit 1998 oder so Fertigungsstrassen zur Probe auf Bleifrei umgestellt. Wenn jetzt einer daherkommt und meint, das wäre ein Problem, dann hat der aber reichlich lang geschlafen...
Ist aber leider so, da nämlich die gesamte Industrie den Wechsel so lange wie möglich hinauszögern möchte. Dies begründet sich damit, dass bisher keine oder nur wenig Erfahrung mit dem neuen Prozess vorhanden ist. Bsp. gibt es erst seit rund einem Jahr verlässliche Informationen mit Schleifspuranalyse aus der Grundlagenforschung der Uni`s. Zudem ist dies ja "nur" eine europäische Verordnung. Und hier sitzen nunmahl nicht soviele Firmen, die eine Grundlagenforschung betreiben können und wollen. Gerade mit den Kollegen aus Nordamerika hat man seine Not und Mühe diese Verordnung denen beizubringen. Denn für viele ist Europa, was den Absatz an Halbzeug betrifft, eine zu kleine Nummer um sich damit ernsthaft auseinandersetzen zu wollen. Leider!
 
lemursh schrieb:
Gerade mit den Kollegen aus Nordamerika hat man seine Not und Mühe diese Verordnung denen beizubringen. Denn für viele ist Europa, was den Absatz an Halbzeug betrifft, eine zu kleine Nummer um sich damit ernsthaft auseinandersetzen zu wollen. Leider!
Genau das trifft auch in diesem Falle zu, aktuell bestätigt hat das Problem Allied Telesyn und Cisco, beides Hersteller, die den europäischen Markt nicht wirklich ernst nehmen, wenn sie ihn auch zu bedeutend finden, um ihn völlig zu ignorieren.
 
naja, brauch eh bald nen neuen. mein alter ersa schafft die 400° definitiv nicht. hab ja jetzt schon probleme...

blöde EU. alles muss geregeltsein: krümmung der banane, länge der gurke
 
Um nochmals den Zusammenhang aufzuzeigen, lohnt es sich die beiden in direktem Zusammhang stehen Direktiven mal abzuschauen.
Infos unter:

http://europa.eu.int/comm/environment/waste/weee_index.htm

Es geht hierbei um die Directive 2002/95/EC --> gemeinhin als Bleifreiverordnung bekannt, tritt am 01.07.2006 in Kraft und der Directive 2002/96/EC die WEEE (on Waste Electrical and Electronic Equipment) Verordnung über das Abfallmanagement/Recycling von Elektroschrott, die bereits seit dem 15.08.2005 in Kraft gesetzt wurde.
 
Man sollte aber auch bedenken, das Geräte in denen bleihaltiges Lötzinn verwendet wurde auch nur mit bleihaltigen repariert werden dürfen.
Denn es gibt auch Verordnungen die es verbieten ein zuvor mit bleihaltigen Zinn eingelötetes Bauteil mit bleifreiem Zinn zu löten (Bauteiltausch).

Ganz abgesehen davon, dass Bleihaltige Lötstellen besseren halt sowie eine bessere Leitfähigkeit haben. Nicht ohne Grund wird in der Raum- & Luftfahrt weiterhin das bleihaltige weiterverwendet.

Ich hab mir vorsichtshalber mal einen Vorrat von 10kg bleihaltigen Zinn auf lager gelegt. Wer weiß wielange es sonst dauert bis ich die Genehmigung bekomme für Servicefälle auch bleihaltiges Zinn zu beziehen.

Grüssle...

Holger
 
Bleihaltige Lötverbindungen und Bauteile die entsprechend Vorverzinnt sind, kann man mit den neuen SnCu Loten gar nicht löten, da das Lot perlt. Daher ist es auch gestattet mit bleihaltigem Lot zu Repararieren. Umgekehrt würde es jedoch gehen (Bauteile / LP RoHS konform, Lot verbleit), ist aber verboten.
 
@ MOD´s:

Bitte diesen und den anderen "Löt"- Thread nach >Sonstiges< verschieben, danke ! :great:
 
lemursh schrieb:
Bleihaltige Lötverbindungen und Bauteile die entsprechend Vorverzinnt sind, kann man mit den neuen SnCu Loten gar nicht löten, da das Lot perlt. Daher ist es auch gestattet mit bleihaltigem Lot zu Repararieren. Umgekehrt würde es jedoch gehen (Bauteile / LP RoHS konform, Lot verbleit), ist aber verboten.

Kann man denn als normaler User erkennen, um welche Lötverbindungen es sich handelt, oder merkt man das erst beim Löten daran, daß es nicht geht / perlt? Beim Kauf des Lötzinns ist das ja einfach, steht auf der Rolle drauf, aber wenn ich den CD-Recorder aufschraube um einen Netzteil-Kondensator, der ausgelaufen ist, zu wechseln, kann ich vorher wissen, welches Lot ich benötige?

LSV Hamburg schrieb:
Bitte diesen und den anderen "Löt"- Thread nach >Sonstiges< verschieben, danke ! :great:
Sorry für's falsche Einstellen!;)
 
Am einfachsten erkennst Du es daran, dass alle Geräte die ab dem 01.07.2006 in Verkehr gebracht werden (ich spreche jetzt von normalere Elektronik, also nicht die Ausnahmen), RoHS konform aufgebaut werden müssen, also bleifrei gelötet sind. Da man aber davon ausgehen kann, dass keine Company ihre Lagerbestände auf den Müll werfen wollen dürften Geräte mit dem Produktionsdatum 01/2006 auf RoHS umgestellt sein.

Direkt am Produkt selbst wird man das wohl kaum erkennen, ausser wenn ein Hersteller dies entsprechend kennzeichnet.

Es gilt aber Grundsätzlich:
Bisherige Bauteile nur mit bleihaltigem Lot löten.
RoHS konforme Bauteile --> Grundsätzlich mit bleifreiem Lot löten (SnCu Legierungen) oder im Einzelfall (im Privatgebrauch) auch mit bleihaltigem Lot lötbar.

RoHS konforme Lötverbindungen sind deutlich matter wie Lötverbindungen mit bleihaltigem Lot. Daran kann man das erkennen, wenn auch meist eher schlecht.
 
Sorry für's falsche Einstellen!
Hi,
ist doch kein Prob, dafür gibt es doch die Verschiebe- Möglichkeit !
Es ist auch ein intressantes Thema, nur mit LS- Selbstbau hat es kaum was zu tun.
Nur daher rüht meine Bitte den Thread zu verschieben !
 

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