jaja, gibt mal ruhig wieder mal die Schuld den Mischern, die haben ja eh ihren Job in Lotto gewonnen.
Arrogante Musiker, die keinen Plan von der ganzen Technik haben gibs ja nämlich gar nicht. (und das war Sarkasmus, heutige Themen in der Sendung mit der Maus...)
Für euch ganzen Schlaumeier hier mal nen Text von JustChords.com :
"Desaster Area
oder Ich hör mich nicht!
In Douglas Adams galaktischer Romanreihe taucht mehrfach eine Band namens Desaster Area auf. Ein Haufen Wahnsinniger, deren Backline größer ist, als die Skyline von Manhatten, die aber nicht verrückt genug sind, diesen phonalen Supergau auf dem selben Planeten zu ertragen, sondern per Sender aus dem Orbit spielen. Dort soll der Sound übrigens auch am besten sein....
Satire? Übertreibung? Sicher! Aber nur, was die Größenverhältnisse angeht.
Kürzlich erzählte mir ein Kunde einen Witz, der offenbar unter Mixern kursiert und mich auf dieses Thema brachte:
Was sind die drei häufigsten Lügen eines Gitarristen?
1.In der nächsten Nummer spiele ich kein Solo
2.Mein Instrument ist gestimmt
3.Ich hör mich nicht!
Über 1+2 mag man noch schmunzeln, aber Nummer drei finde ich nicht lustig, denn hier wird Unwissen deutlich, das auf der Bühne zum nicht lösbaren Problem zwischen Gitarrist und Mixer werden kann. Hier beginnt Desaster Area.
Oft beginnt es so:
Pünktlich und einigermaßen aufgedreht ist die Band am Ort erschienen. Die ignorant, zuweilen auch arrogant wirkenden PA Kerle laufen mit uniformen, durchschwitzen T- Shirts über die Bühne und würdigen die Künstler keines Blickes. Also raufgewuchtet, das Zeug und aufgebaut, "Wo ist denn hier der Strom?".... Verkabelt - kommt nix - Scheiße. "Hat noch jemand ne Dreiersteckdose?" Stimmen, antesten, am Verstärker drehen... Alles klingt fremd!
Indes hat der PA Mensch sein erstes Stoßgebet spätestens bei der Frage nach dem Strom zum Himmel geschickt. Ist er doch nach einigem Streß auf der Autobahn und mit dem Veranstalter weit hinter dem Zeitplan und mit der Verkabelung der Bühne noch längst nicht fertig, während die Musiker da oben bereits Krawall, und damit jede verbale Kommunikation zunichte machen, was der Einhaltung des Plans keineswegs förderlich ist. Beim Soundcheck geht es aus Zeitnot oft nur noch um das korrekte Einfangen der Signale. Keine Zeit mehr, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder Musiker wohl fühlt...
Während der Mixer am Pult seine Fader sortiert, müssen sich die Musiker da oben mit einer völlig unbekannten Akustik anfreunden. Und dann gehts los:
Auf der Bühne klingt erstmal alles anders, als im Proberaum. Der Gitarrenton ist fern, dünn, diffus und der Gitarrist weiß auf die fremde Situation nicht anders zu reagieren, als den Master weiter aufzudrehen.
Wenn Mixer etwas nicht leiden können, dann ist es der Zustand, etwas nicht mixen zu können, und diese Gitarre kommt so laut von der Bühne, daß er sie über die PA nicht mehr kontrollieren kann. "Du bist zu laut", klagt der Mann an den Knöpfen. "Aber ich hör mich nicht", schallt es vom Drähtezerrer zurück.
Kopfschütteln, Unverständnis, Fader runter, Ende...
Aber was hört der Gitarrist nicht? Diese Frage haben sich beide, Mixer und Musiker offenbar nicht gestellt. Daß kaum ein Tontechniker darauf kommt, ist einfach nur traurig, aber ich schreibe hier ja nicht für Mixer, sondern für Musiker. Der Gitarrist, der sich bisher mehr mit Riffs und Licks, als mit Akustik auseinander gesetzt hat, wird auf diese Frage vermutlich auch keine Antwort geben können. Ich knüpfe hier an viele meiner bisherigen Kundenbriefe: Der musikalische Ausdruck kann vielleicht cool oder uncool, geil oder ungeil sein. Wer aber den Ton seines Instruments und den Gesamtklang auf der Bühne nicht genauer zu definieren vermag, ist kaum in der Lage, mit dem Soundteam eine Atmosphäre herzustellen, die dem gewohnten Klang im Proberaum nahe kommt. Er überläßt den Verlauf, und damit den Erfolg des Abends dem Zufall.
Es bedarf also einer Klanganalyse:
Ich kenne kaum einen Gitarristen aus dem Bereich Rock, der sich während der Proben freiwillig im Zentrum seiner Lautsprecher aufhalten würde. Gerade verzerrte Sounds werden meist als unangenehm empfunden, wenn man sich mit dem Ohr direkt im Abstrahlbereich der Lautsprecher befindet, da dort die Mitten und Höhen sehr scharf und laut sind. Darum stehen die meisten Gitarristen auch in der Regel ein bis zwei Meter vor ihrer Box. So strahlen die Lautsprecher dem Gitarristen quasi zwischen den Beinen hindurch. Die Höhen und Mitten dringen sehr reduziert ans Ohr, die Bässe dagegen kennen keine Richtung und kommen in den kleinen Proberäumen deutlich, während sich hohe Frequenzen in den Dämmstoffen verlieren. Was aber geschieht, wenn auf einer großen Bühne die Box viel weiter entfernt steht? Die Bässe sind weg, der Druck ist weg und es plärrt! Hier gibt es keine gewohnten Reflektionen, es werden auch keine Frequenzen verschluckt, hier hört man nur noch das, was der Lautsprecher macht. Und in dessen Zentrum steht man nun, weil die Box etliche Meter weiter entfernt ist. Das alleine wäre schon schlimm genug, aber wenn dann 6 KW Beschallungsanlage beginnen, Bassdrum und Bass nach vorne zu schleudern, klingt die Gitarre auf der Bühne nur noch wie eine Stubenfliege im Wasserglas.
Man kann diesem Umstand etwas entgegen kommen, indem man versucht, seine Box nicht weiter zu entfernen, als man es sonst tut. Die gewohnten Reflektionen stellen sich dabei zwar auch nicht ein, aber der Bass kommt etwas dicker und vor allem steht man nicht im Brennstrahl seiner Lautsprecher. Ob das Publikum in der Lage ist, das Logo auf der Box zu entziffern, sollte dabei eine untergeordnete Rolle spielen. Man kann auch, wie es viele Stars machen, statt mit 4, mit 32 Lautsprechern aufwarten, was aber hiesigen Bühnen nicht angemessen wäre, und Bandscheiben, Portmonee und Mixern böse zusetzen würde. Manche Musiker stellen auch eine Plexiglasscheibe in ca. 1m Entfernung vor ihre Box. Der Schall wird dadurch zur Bühnenrückwand reflektiert. Höhen und Richtcharakter der Lautsprecher gehen dabei verloren. Wenn nichts mehr hilft, gibt es aber auch noch eine andere Möglichkeit: Ich hatte mein großes Aha - Erlebnis vor ein paar Jahren, als ich mir unmittelbar vor einem Job die Röhren meines Verstärkers wechseln ließ: Ich hatte ihre Funktion vorher nicht geprüft und stellte erst beim Soundcheck fest, daß sie nicht taugten. 40m² Holzbühne und ein Gitarrensound, der nur zum aufschweißen eines Geldschranks taugt. Ein Fiasko! Ein ganz außergewöhnlicher Bühnenmixer fragte mich nach meinem Problem, worauf ich ihm irgendeine verworrene Auskunft gab, es fehle mir an Boden, Druck, Schub, ich weiß es nicht mehr. "Ich gebe dir mal alles bis 500 Hz auf deinen Monitor", war seine Rede und es wurde ein phantastischer Auftritt! Ich bin mir nicht sicher, ob meine Erfahrungen allgemein übertragbar sind, sicher ist jedoch, daß die beschriebenen Probleme nicht am Master zu lösen sind. Ab einer gewissen Lautstärke hört man auch die Snare nicht mehr. Dann kommt zum allgemeinen Unwohlsein auch noch rhythmische Unsicherheit. Auch der neue XY - Verstärker kann keine Probleme lösen, deren Inhalt man noch nicht verstanden hat. Oder, um mit Douglas Adams zu sprechen: Was nützt die Antwort 42, wenn man die Frage nicht kennt?! Wer aber seinen Sound kennt, kann sich durch Klangregelung des Verstärkers, Positionierung der Box und klare Ansagen an den Mixer schnell und sicher eine angenehme Bühnenatmosphäre schaffen. Also: Mit dem Ohr vor den Lautsprecher. Was höre ich hier? Was höre ich in meiner gewohnten Position? Was gefällt mir daran? Welche Frequenzen brauche ich, um mich wohl zu fühlen? Wie klingt es, wenn ich die Position wechsele? Warum klingt es anders? Wie kann ich Einfluß nehmen? Und nicht zuletzt: Können meine Mitmusiker auch damit leben?
Daß ein Musiker das Was, also den Inhalt seiner Darbietung beherrscht, wird als normal erachtet, daß er sich aber genauso mit dem Wie, nämlich mit einfachen physikalischen Umständen auskennen sollte, kratzt vielleicht am rockn roll - Ethos, es gehört aber genauso dazu.
Andres Segovias konnte es und Keith Richards kann es auch!"
© Walter Kraushaar, 2001