Ich bin auch mit den HX Geräten unterwegs, daher bleib ich mal dem Threadersteller entsprechend im selben "Ökosystem":
Ich hab beides schon gemacht, sowohl hinter dem Input:
- [Input+Gate] -> [Volume] -> [Compressor] -> [Hi/Low Cut] -> [OD] -> [Amp+Cab] -> [Rest]
Als auch hinter der Zerre:
- [Input] -> [Rest] -> [Amp+Cab] -> [Modulationen] ->[Hi/Low Cut] -> Reverbs [mit eigenen Hi/Low Cuts]
Mit der Gitarre fahre ich momentan mit dem zweiten ganz gut. Aber einen gewaltigen Unterschied kann ich nicht feststellen.
Früher habe ich mit dem [Hi/Low Cut] vom Helix gearbeitet, hab das aber auf den Shelf-Block umgestellt. Bei ähnlichen Frequenzen und starkem, negativen Gain für die Shelfs kommt fast das gleiche bei raus. Ich kann mir vorstellen, dass Shelf EQ deutlich weniger künstlich klingt. Aber funktionieren tut beides. Ich bin nur beim Shelf EQ geblieben, falls ich in Zukunft was anpassen möchte.
Low-Cut & Low-Shelf
Für Live und Proberaum drehe ich den Low Cut / Low Freq vom Shelf so ein, dass alles knapp unter der tiefsten Grundfrequenz der tiefsten Saite wegfällt. Das macht keinen Schaden, denn alles tiefer als der Grundton meines Instruments muss Fragmente sein (Schwebung, Brummen, dumpfes Mulmen). Es ist sehr unwahrscheinlich, dass deine Palm-Mutes da unten was wichtiges verlieren, da diese genauso wie die "cleanen" Töne hauptsächlich in den Mitten leben.
Für meine Instrumente nutze ich die folgenden Low-Cuts/-Shelfs:
- 72 Hz für Drop-D / Standard D
- 80 Hz für Standard E
- 30 Hz für BEADG Bass
- 39 Hz für EADG Bass
Wobei du beim Shelf etwas testen musst, da der "Schnitt" da nicht sauber an der Frequenz startet. Da könnte man experimentieren.
High-Cut & High Shelf
Hier liegt es etwas im Auge (Ohr) des Betrachters. Es macht bei der Gitarre und dem Bass schon Sinn, extrem hohe Töne raus zu schneiden. Der Typ von diesem Video hier (
Link) sagt, er würde live sogar bis 7 kHz runter gehen. Meine Hi-Gain Sounds sind da schon seeehr matschig.
Jason Sadites spielt hier mit 11 kHz rum (
Link), überlässt es aber dem Zuschauer, ob man das so mag.
Wichtig zu bemerken ist, dass es beim High-Cut/-Shelf nicht so sehr darum geht, dass sich Instrumente in ihrer Frequency Range "im Weg sind". Hier geht es darum, dass man versucht den gesamt-Klang etwas aufzuräumen. Das macht insbesondere beim Recording Sinn, kann aber dort auch im Nachhinein gemacht werden.
Vorteil, wenn die Instrumente gut "eingepackt" zwischen einem High und einem Low stecken: Der Tontechniker kann die Gitarre mit etwas weniger Gefahr hochdrehen, ohne dass ein schriller Anteil allzu stark mit hochkommt.
Der High-Cut kann aber auch den Mix sehr dumpf machen. Aber das lässt sich 1. nicht pauschalisieren und 2. kann der High-Cut auch sehr konservativ eingestellt werden. Ich fahre da eher vorsichtig:
- Bass live bei 10 kHz
- Das könnte beim Bass tiefer liegen, aber ich nutze viele Sounds wo Modulationen auf dem "schimmernden Teil" liegen. Ausserdem haben wir in der Band keinen Rythmusgitarristen.
- Gitarre live bei 12 kHz (hauptsächlich Rythmusgitarre)
- Hier spiele ich kaum Lead. Daher kann ich nicht für alle Situationen sprechen. Und es ist High-Gain. Aber ich glaube, ich könnte sogar noch weiter runtergehen. Das Fehlen von Live-Auftritten in den letzten zwei Jahren hat das etwas schwer testbar gemacht. Im Proberaum passt das aber. Ist sogar manchmal etwas schrill. Aber das soll der Cut ja auch gar nicht regeln, dazu ist Amp, Overdrive und da Cab da.
Zusammenfassung
Low Cut oder Shelf nehmen dir unterhalb deiner tiefsten Saite nichts weg, das nicht eh schon von Bass + Kickdrum belegt ist. Es macht alles aufgeräumter und tut nicht weh, wenn du das Gerät dafür eh schon hast.
High Cut oder Shelf nehmen dir
vermutlich nichts weg, was eh nur stört und kann stark auf deinen Sound, Wünsche und Bandkontext angepasst werden.
Position vom Cut/Shelf ist kein großer Deal. Fürs "komplette Aufräumen deines Outputs in den Raum" macht es am Ende der Kette Sinn. Hast du die Vermutung, dass das nicht passt oder dir was vom Amp fehlt, probiere es mal vorm Amp/Dist/etc aus.
Ob Shelf oder Cut ist ne Frage, wie's klingt. Der Unterschied wird gering sein, aber der Cut ist vermutlich etwas schneller eingestellt. Ich höre da nach vielem Testen aber wenig Unterschied.
Pass bei solchen Grafiken wie die oben auf, das sind meist gute Übersichten. Aber am Ende hängt es an dem Bandkontext, deiner eigenen Vorliebe und der Kombination von Gitarre, Amp und Cab.
Ansonsten: Live-Sounds haben es auch Jahrzehnte ohne solche EQ-Spielereien geschafft. Aaaaber es schadet auch nicht, sie einzubauen wenn es funktioniert. Wenn dir die ganze Geschichte keine Freude macht oder du nicht genügend Blöcke im Effektpfad frei hast, wirst du auch ohne zurechtkommen.
Bonus-Tipps fürs HX Effects:
1. Die EQ-Blocks kosten fast keine Prozessorleistung im Helix. Probier doch mal rum.
- Leg zwei identische Hi/Low Cuts in die Effektkette.
- Einen auf Bypass (hinter dem Input-Block)
- der andere aktiviert (vor dem Output-Block).
- Lege beide auf den selben Fußschalter.
- Wechsel im A/B Vergleich bei ner Probe hin und her.
- Machts einen Unterschied? Wenn ja, dann nimm das bessere. Sonst ist es egal.)
2. Die Reverbs und Delays haben eigene Hi- und Low-Cuts. Die lassen sich in ähnlicher Manier nutzen, um den eigenen Frequenzbereich etwas sauberer zu halten!
GROßER EDIT:
Vergiss die Fletcher-Munson Kurve nicht:
(Quelle)
Warum? Live und im Proberaum spielt ihr laut, keine Frage. Das bedeutet, dass alles über 1 kHz
deutlich lauter wird im vergleich zu den Mitten.
Ergebnis: Laute Instrumente wummern mehr und werden schriller/drahtiger.
Wozu ist das wichtig? Stelle High-Cuts und High-Shelfs bei Proberaum- und Live-Lautstärke ein. Genauso wie alle EQs, die am "Endergebnis" beteiligt sind.
Was sagt uns das noch? Es könnte Sinn ergeben (muss aber nicht da nur Vermutung), für die Höhen eher mit nem Shelf zu arbeiten um der gehörrichtigen Lautstärke besser entgegen zu arbeiten. Das Shelf läuft ja etwas "organischer" ab als der scharfe Cut.