Lilypond - Orchesterpartitur erstellen

[metallissimus]

Hallo,

ich habe kürzlich angefangen mit Lilypond zu arbeiten, bisher aber nur für sehr kleine Projekte. Jetzt überlege ich, eine Orchesterpartitur in Lilypond zu übertragen, bin mir aber nicht sicher, wie man so etwas am besten angeht. Am meisten Kopfzerbrechen machen mir die vielen Taktwechsel im Stück, so etwa alle 4 Takte fast über das ganze Stück. Kann man so etwas umsetzen, ohne an der jeweiligen Stelle in jeder Stimme den Wechsel notieren zu müssen?

 

[Be-3]

Hallo metallissimus,

einerseits reicht es, wenn in einer Stimme die Taktwechsel eingetragen werden - die anderen Systeme richten sich automatisch danach.
Nachteil ist allerdings, daß eventuelle Einzelstimmenauszüge dann nichts von den Taktwechseln "wissen".

Wenn Du partout die Taktwechsel nur einmal schreiben willst, gäbe es noch die Möglichkeit, eine eigene "Stimme", die nur Taktwechsel enthält, anzulegen.

Als Minimalversion sähe das dann beispielsweise so aus ("takt" enthält nur die Taktwechsel und wird jeder Stimme hinzugefügt).

eins = \relative c'' {
  a8 a a a  a a a a
  b8 b b  b b b
  c8 c c  c c c 
  d8 d d  d d d 
}

zwei = \relative c'' {
  d8 d d d  d d d d
  c8 c c  c c c 
  b8 b b  b b b
  a8 a a  a a a
}

takt = \relative c' {
  \time 4/4
  s1 
  \time 6/8
  s2.*2
  \time 3/4
  s2.
}


\score {
  \context <<
    \context Staff=upper << \eins \takt >>
    \context Staff=lower << \zwei \takt >>
  >>
  \layout { }
}

 

[metallissimus]

Hallo Be-3,

vielen Dank für die anschaulische Erklärung! Mir scheint, da habe ich schon fast so etwas wie eine Schwäche von Lilypond erwischt... Natürlich sollten die Taktwechsel auch in den Stimmenauszügen auftauchen, und so ist deine Lösung zwar relativ einfach, aber eben auch nicht gerade komfortabel, wenn man in der "Takt"-Stimme für jede Taktart noch die Dauer in Pausen angeben muss.
Kann ich damit gleich die Balkensetzung beeinflussen? Ich habe es gerade mal ausprobiert, indem ich einen 7/8-Takt in verschiedene Pausenlängen unterteilt habe. Leider kriege ich hier aber an jedem Achtel einen einzelnen Balken...

 

[Be-3]

Hallo metallissimus,

ja, das stimmt, die Anzahl der Takte zwischen den Taktwechseln muß angegeben werden, das ist ein wenig unkomfortabel, aber immerhin läßt sich mit der *n-Schreibweise recht gut eingeben, wieviele der "unsichtbaren Pausen" gesetzt werden müssen.
Aber wie immer ist alles relativ: durch die Eingabemethode mittels Coding ist so etwas einfach systembedingt. Und wenn ich dann an das selige SCORE (von Leland Smith) denke, da mußte man generell für jede Stimme jeweils nacheinander (!) in separaten Zeilen Noten und deren Dauern eingeben.


Aber nun zu Deiner Frage: wie Du anhand des Beispiels in meinem ersten Beitrag sehen kannst, ändern sich die Balkengruppierungen in der Regel automatisch. Da für 7/8-Takt keine Standardgruppierung definiert ist, kommen eben einzelne Achtel. Aber dem (und auch den Standardeinstellungen) kann abgeholfen werden:

der Wert der Property beatGrouping, der üblicherweise mit dem \time-Befehl automatisch angepaßt wird, kann beliebig gesetzt werden:



\set beatGrouping = #'(3 2 2) 3-2-2-Gruppierung in Zeile 1
\set beatGrouping = #'(2 3 2) 2-3-2-Gruppierung in Zeile 2
\set beatGrouping = #'(4 3) 4-3-Gruppierung in Zeile 3

Viele Grüße
Torsten