Lied für meinen Großvater

[Jongleur]

Lied für meinen Großvater

Der Krieg war vorbei, ich noch Kind,
Outsider, Tagträumer und Held
auf der Gitarre: Weltenumrunder
Ein bunter Eisvogel im Sommerfeld

Als Chorente verlor ich am Ende
Jede Scheu vorm Volk im Kirchenschiff
Alle beten ergeben und schwärmen aus
In die Hölle der Kneipen oder zu Haus

Kann sein dass der Glauben ein Trick ist
Kann sein dass kein Gott uns erhört
Kann sein dass der Glauben nur Shit ist -
Neben dir, neben dir glaube ich mir.

Bin am Ende ich auch nur ein Tropfen
Neben dir, bin ich mehr, viel mehr
Neben dir bin ich Meer

Der Friede vergeht, wird wieder Zwerg,
Outsider, Tagträumer und Held
Erinnerte mich an die Geschichte
Die Großvater mir einst erzählt

Soldaten sind später Sanitäter
Jeder Offizier ein kleiner Fisch
Jeder General ein Attentäter
Jede Spur wird vom Winde verwischt

Kann sein dass der Glauben ein Trick ist
Kann sein dass kein Gott uns erhört
Kann sein dass der Glauben nur Shit ist
Neben dir, neben dir glaube ich mir.

Bin ich im Wasser auch nur ein Tropfen
Neben dir, bin ich mehr, viel mehr
Neben dir bin ich Meer…

 

[blackknighttrem]

Wunderschöner Text Touché!

 

[Jongleur]

Danke @blackknighttrem für deine liebenswürdige Zustimmung.
Dank auch an @Schnabelrock und @Tygge für ihre unterm Text!

Über meine Inhalte diskutiere ich, wie ihr vielleicht bemerkt habt, nicht sonderlich gern. Ich ringe mir (öffentlich) eine möglichst intuitive und individuelle Meinung ab. Nichts weniger - aber auch nicht mehr!

Für die Form hingegen brauchte ich in jedem einzelnen Falle Jahre und Jahrzehnte Training, bevor sie in meinem Ausdrucksspiel dann endlich authentisch mitspielen darf! Alle meine Deutschlehrer haben es versäumt, mich für Grammatik so zu begeistern, wie sie es mMn verdient!!! Auch dieser fieberhaft geschriebene Text war nur möglich, weil sich mal wieder die Tür der Syntax völlig überraschend hinreichend lange Zeit für mich geöffnet hat.

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( Leute, viele Musiker tauschen gern sich gern über ihre praktische Umsetzungen von Musiktheorie aus. Sie scheinen sich durchaus von einem entsprechenden Erfahrungsaustausch einen Gewinn zu versprechen. Bei diesem Forum begegne ich selten Fragen zum Schreibhandwerk. Vielleicht sehen sich die meisten Texter als… … jedenfalls nicht als Handwerker. Wer Lust darauf hat , kann ja mal im PF einen entsprechenden Meinungsaustausch mit mir suchen)

 

[streamingtheatre]

Kann sein dass der Glauben ein Trick ist
Kann sein dass kein Gott uns erhört
Kann sein dass der Glauben nur Shit ist
Neben dir, neben dir glaube ich mir.

Das ist wirklich ein wundervoller Vers...

 

[Jongleur]

Das ist wirklich ein wundervoller Vers...

Vielen Dank! Das freut mich sehr!

Tja, intuitives Texten bleibt mir ein Rätsel. Ich schrieb diese Anaphern blitzschnell, ohne die Hoffnung auf etwas Besonderes… und plötzlich kam der Refrain und ich dachte mit Tränen in den Augen: Das ist einfach und wundervoll!

Und das viele Nachdenken vor Jahren und Tagen über Satzbau-ten hatte sich gelohnt. Ich vermute sehr, dass DU das auch kennst!

 

[blackknighttrem]

Ich wollte hier nochmal gesagt, haben das ich das mit dem Opa nachvollziehen kann! Es gibt keinen Tag, wo ich meinen Opa nicht vermisse! Deshalb noch einmal wunderschöner Text!

 

[Jongleur]

Das freut mich wirklich mehr, als du vielleicht vermuten kannst… Danke!

 

[streamingtheatre]

Ich vermute sehr, dass DU das auch kennst!

Ich kenne das weniger in der Auseinandersetzung mit Form und Satzbau, als mehr mit dem Inhalt und ob das, was ich sagen wollte, auch gesagt ist. Das ist in der Tat (meist) ein langwieriger Prozess und ähnelt bei mir dann eher dem Schreiben eines (Theater)monologes und weniger einem lyrischen Schreiben.

Sehr wohl kenne ich aber die Überraschung und ein Staunen, wenn mir plötzlich ein Zwei- oder Vierzeiler zufliegt, der so viel in sich trägt, das es mich eine Zeit lang mit Freude und Befriedigung erfüllt.

 

[Jongleur]

Ich kenne das weniger in der Auseinandersetzung mit Form und Satzbau, als mehr mit dem Inhalt und ob das, was ich sagen wollte, auch gesagt ist. Das ist in der Tat (meist) ein langwieriger Prozess und ähnelt bei mir dann eher dem Schreiben eines (Theater)monologes und weniger einem lyrischen Schreiben.

Meine Texterei besteht aus 2 Säulen. Einerseits meist intuitive Texten von 8 - etwa 14 Uhr. Und vor dem Schlafen dann die Beschäftigung mit fremden Texten und Tutorials. Da suche ich ständig nach neuen Wegen, um früh möglichst intuitiv schreiben zu können.

So beschäftige ich mich gegenwärtig abends mit Satzbau und -arten, damit ich morgens jede Zeile in möglichst vielen Varianten denken oder aufschreiben kann. Morgens denke und fühle ich quasi in Zeitlupe. Jedes Experiment verläuft total gelassen, denn ich habe ja jahrelang die Gangart abends durchdacht und trainiert! Klingt vielleicht staubtrocken, macht mir aber von Kindesbeinen an einfach riesige Freude.

Ich kenne das weniger in der Auseinandersetzung mit Form und Satzbau, als mehr mit dem Inhalt und ob das, was ich sagen wollte, auch gesagt ist.

Eigentlich sind ja die Grenzen zwischen Logik und Gefühl angeblich fließend. Aber gibt es denn überhaupt einen neutralen „Inhalt“ ? Steckt nicht bereits in meinem erster Vers „Der Krieg war vorbei, ich noch Kind,“ genügend unterschwellige Intensität? Gerade, was die Wortwahl, aber auch den unruhigen Satzbau betrifft?!?

 

[streamingtheatre]

Steckt nicht bereits in meinem erster Vers „Der Krieg war vorbei, ich noch Kind,“ genügend unterschwellige Intensität? Gerade, was die Wortwahl, aber auch den unruhigen Satzbau betrifft?!?

Möglicherweise liegt hier ein Mißverständnis vor: Ich wollte ganz sicher nicht sagen, dass deinen Texten Inhalt oder Intensität fehlt.
Da wir aber vom jahrelangen Nachdenken über Satzbau etc. sprachen, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass mein zeitintensiver Prozess der ist, ob meine Geschichte die ist, die ich erzählen wollte oder will.

Aber gibt es denn überhaupt einen neutralen „Inhalt“ ?

Neutral existiert nicht für mich.

 

[Jongleur]

Möglicherweise liegt hier ein Mißverständnis vor: Ich wollte ganz sicher nicht sagen, dass deinen Texten Inhalt oder Intensität fehlt.

Hab ich auch gar nicht so verstanden!

Da wir aber vom jahrelangen Nachdenken über Satzbau etc. sprachen, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass mein zeitintensiver Prozess der ist, ob meine Geschichte die ist, die ich erzählen wollte oder will.

So ungefähr habe ich deine Antwort verstanden! - Ich schreibe nach Möglichkeit
1. schnell und intuitiv
2. sage mir dann, Oops - so also fühlst und denkst du heute?
3. Na, dann, auch gut…!

Manchmal versuche ich mich später noch mal am gleichen Thema… und es kommt oft was anderes raus. Dann habe ich halt 2 Texte oder ich mach beide Texte zu einem.

WICHTIG ist mir nur: früher wollte ich mich erkennen – heute schreibe ich eher ein launiges Tagebuch.

 

[Frank_de_Blijen]

Das ist ein Text, der sich (bei mir) mit häufigerem Lesen in neuen Facetten zeigt. Also toll! Schn viel drin zu finden, voller Ansatzpunkte zum weitertreiben lassen mit den Gedanken. Ich glaube, das ist auch ein Text, der mit Musik stärker wirkt - und je nach Musik unterschiedlich wirken könnte. Würde mich freuen, diesen Text einmal vertont zu hören.

 

[Jongleur]

Das ist ein Text, der sich (bei mir) mit häufigerem Lesen in neuen Facetten zeigt. Also toll! Schn viel drin zu finden, voller Ansatzpunkte zum weitertreiben lassen mit den Gedanken.

Herzlichen Dank, lieber @Frank_de_Blijen für dein angedeutetes Empfinden zwischen Finden und Dahintreiben. Ich brauchte Jahrzehnte, um zu entdecken, dass gerade dieses permanente Entdecken beim Dahintreiben mich so stark an Rilke bindet!

Ich denke, das ich ihn nicht kopiere. Aber er zwingt mich ständig, alle Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache zu hinterfragen, bevor ich seine Ausdrucksform plötzlich als natürlich begreife. Am Ende dieser Sprach-Reise scheue ich mich nun meinerseits ebenfalls nicht mehr, scheinbar Kompliziertes bedenkenlos heraus zu sprudeln, wenn es mir als idealer Kompromiss zwischen Inhalt und Form erscheint!

Ich glaube, das ist auch ein Text, der mit Musik stärker wirkt - und je nach Musik unterschiedlich wirken könnte. Würde mich freuen, diesen Text einmal vertont zu hören.

Gerade dieser Text weckt momentan bei einigen Interpreten großes Interesse. Je nach dem muss ich leider bis zur Veröffentlichung warten.

 

[Teestunde]

zu Haus

Müsste es nicht "nach Haus" heißen?