Lichtverschmutzung – Sag mir wo die Sterne sind

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TobiasNiedenthal
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Lichtverschmutzung gibt es genauso wie Luftverschmutzung. Sie lässt nicht nur Sterne erblassen, sie hat auch negativen Einfluss auf Mensch, Tier und Natur. Immer mehr Kritiker fordern deshalb: Macht die Nacht wieder dunkel!

Im Jahr 1846 lag die Berliner Sternwarte mitten im Herzen der Stadt. Zwischen Friedrich- und Lindenstraße wurde dort der Neptun am Sternenhimmel entdeckt. Wenn man heute an jener Stelle mit dem Teleskop in den Nachthimmel blicken würde, könnte man lange suchen, bis man den damals entdeckten Planeten findet – er wäre nicht zu sehen.

Es klingt vielleicht etwas komisch, aber die Nacht hat sich verändert. Sie ist nicht mehr so dunkel wie einst. Grund dafür ist einmal mehr der Mensch. Denn er hat die Nacht durch die künstliche Beleuchtung erhellt und das natürliche Licht dadurch verschmutzt.

Der Effekt der sogenannten Lichtverschmutzung war bereits 1913 so stark, dass die Berliner Sternwarte in dunklere Gegenden flüchten musste, um einen klaren Blick auf die Himmelskörper zu haben. Heute findet man Sternwarten fast nur noch in sehr entlegenen Gegenden. Mittlerweile hat die übertriebene nächtliche Helligkeit für viele Beobachter ein kritisches Level erreicht. Mehr und mehr Initiativen versuchen die Bevölkerung, vor allem aber die Politik zum Umdenken zu bewegen. Schließlich ist der Verlust der Sterne nur ein Aspekt von vielen.

Obwohl, oder gerade weil es so viele helle Lichtquellen gibt, verlieren Insekten und Vögel Ihre Orientierung. Mücken beispielsweise bestimmen ihre Position mit Hilfe des Mondlichts. Da können die zahlreichen Straßenlaternen schon irritieren. Für die Insekten sind die Lampen der Mond und sie fliegen oftmals solange um ihn herum, bis sie erschöpft sind und sterben.

Nun, könnte man jetzt sagen, das sind ja nur Mücken – eine naive Fehleinschätzung. Denn jeder Falter, der stupide eine Lampe umkreist, kommt seinen eigentlichen Pflichten nicht mehr nach. Er sucht keine Nahrung, bestäubt keine Blüten, pflanzt sich nicht fort. Da Insekten ganz am Anfang der Nahrungskette stehen, hat das Folgen für weitere Tierarten.

Da viele Insekten, gerade in Wassernähe auf dem Speiseplan von Fischen und Vögeln stehen, fehlen sie dort dann als Nahrungsgrundlage. Diese um Insekten „beraubte“ Landschaft wird nicht nur artenärmer, sondern auch ökologisch anfälliger, beispielsweise gegenüber der Massenvermehrung bestimmter Arten.

Wenn man davon ausgeht, dass in den Sommermonaten an jeder Straßenlaterne ca. 150 Insekten pro Nacht ihr Leben verlieren, und wir allein in Deutschland rund 7-8 Millionen Straßenlaternen zählen, kommt man in nur einer Nacht auf über 1 Milliarde „Opfer“.

Doch es sind nicht nur die Insekten, die unter der Lichtverschmutzung leiden. Auch Zugvögel werden irritiert und kommen vom Weg ab. Sie fliegen in beleuchtete Gebäude und sterben teilweise dadurch oder an Erschöpfung. Allein in den USA sterben nach Schätzungen des U.S. Fish and Wildlife Service jährlich zwischen vier und 50 Millionen Zugvögel, weil sie von beleuchteten Funktürmen angelockt werden. Schildkröten werden vom künstlichen Licht ebenfalls abgelenkt. Der Nachwuchs von Meeresschildkröten findet an zu hell erleuchteten Stränden den Weg ins Wasser nicht mehr und kann so einem Raubtier zum Opfer fallen. Auswirkungen auf weitere Tiere, etwa auf Fledermäuse oder Frösche, sind sehr wahrscheinlich. Es fehlen allerdings umfangreichere Beobachtungen.

Der menschliche Organismus bleibt ebenfalls nicht unberührt vom dauerhaft beleuchteten Nachthimmel. Er reagiert zunehmend allergisch. Dabei ist Schlaflosigkeit noch das weitaus kleinere Übel. Es werden Stimmen laut, die vermuten lassen, dass der Verlust der Dunkelheit gar Krebserkrankungen begünstigt

Doch bislang bleiben Deutschlands Städte relativ unbeeindruckt und setzen nur sehr selten auf neue Konzepte (Lampen mit engerem Abstrahlwinkel, anderen Technologien oder das Dimmen der Leuchtmittel). Im Gegenteil. Die Lichtverschmutzung allein in Deutschland wird jedes Jahr um mehrere Prozent schlimmer. Immer mehr Plätze, Gebäude und Parks werden beleuchtet – und dass nicht nur in den Metropolen. So unerfreulich es auch ist, dass große Teile Deutschlands unter sogenannten Lichtglocken liegen und viele Leute die Milchstraße noch nie gesehen haben, welche Menge an künstlichem Licht gerade für den Menschen eigentlich gefährlich ist, das können die Wissenschaftler noch nicht präzise sagen – sicherlich ein willkommener Vorwand für viele Verantwortliche, um nicht agieren zu müssen.

Weil manchen Politikern die bislang aufgestellten Fakten bereits genügen, handeln Sie schon jetzt. In Deutschland hat wohl die Stadt Augsburg mit seinen 280 000 Einwohnern das umweltfreundlichste Lichtkonzept. Die innerstädtische Straßenbeleuchtung wurde vollständig auf Natriumdampflampen umgerüstet und mit Dimmern versehen. Das Ergebnis ist nicht nur gut für die unmittelbar Betroffenen, sondern auch für die Stadtkasse. Schließlich jonnten seitdem der Stromverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden – das entspricht einer Ersparnis von immerhin 250 000 Euro. Im Ausland könnte Slowenien ein Beispiel sein. Hier gibt es vorgeschriebene, maximale Beleuchtungsstärken oder ein Verbot für Skybeamer. Außerdem dürfen Lampen im Außenbereich nicht nach oben (das tun sie hierzulande sehr häufig) abstrahlen.

Im restlichen Europa wird sich spätestens in einem Jahr etwas tun: Von 2011 an sind die alten, ineffizienten, Insekten anziehenden Quecksilberdampflampen verboten. Viele Lichtschützer wünschen sich den Einsatz von LEDs, die sich perfekt ausrichten und problemlos dimmen lassen – ganz abgesehen davon, dass der Stromverbrauch drastisch sinken würde. Ob es allerdings wirklich so weit kommt, steht noch in den Sternen – denn lustiger Weise vermuten Wissenschaftler, dass weiße LEDs den menschlichen Melatoninhaushalt stören könnten, mit Schlafstörungen als unmittelbarer Folge. Diese Wissenschaftler!

Doch selbst wenn alle Städte mit LEDs beleuchten würden, um die Sterne richtig zu betrachten, muss man es auch weiterhin den Sternenwarten gleichtun und das Licht der Städte weit hinter sich lassen. Vielleicht kommen ja die schon einmal angedachten Himmelparks, in denen die Aussicht auf die Sterne durch nichts gestört wird solange das Wetter mitspielt.

Eine gewichtige Initiative gegen die zu starke Beleuchtung nennt sich „Verlust der Nacht“. Das ist ein Verbund von Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, von Universitäten und von Dark Sky Germany (eine Untergruppe der Vereinigung der Sternenfreunde e.V.). Das Prospekt zu Initiative finden Sie hier.

Quelle:
http://blog.steinigke.de/blog/wissenswertes/lichtverschmutzung-–-sag-mir-wo-die-sterne-sind/
 
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Sehr interessant, Danke für diesen Artikel!

Nur - was können wir, wir einfachen Musiker, dagegen machen?
 
Das Problem ist da, und sollte ernst genommen werden. Insofern danke dafür.

Aber auch von mit die Frage: Dürfen Lichttechniker jetzt keine OpenAirs mehr beleuchten?
Und ist die geringe Anzahl von SkyBeamern hier in Deutschland nicht eigentlich verhältnismäßig unproblematisch?
 
Der Artikel hat natürlich nur indirekt mit unserer Branche zu tun. Es lag meinem Kollgen sehr am Herzen, darüber zu schreiben und wenn der Text etwas zum Denken anregt, dann hat er seinen Zweck bereits erfüllt. :)


Gruß aus Würzburg
 
Dem ist so :)
 

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