Leslie 3300: Preamp-Röhre Wechseln

hattrick
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Hallo zusammen

Ich möchte bei meinem neuen Leslie 3300 die Pre-Amp-Röhre tauschen. Sie ist mir etwas zu heftig! Die Jon Lord Zerre mache ich - wenn nötig - mit dem Organ Grinder. Ich habe mal gelesen, dass Jim Alfredson die 12AX-7-Röhre durch eine 12 AT-7-Röhre ersetzte hat. Kann man das einfach so tun, oder kann da was kaputt gehen (sorry, ich habe keine Ahnung), da es ja ausdrücklich eine 12AX7 sein soll? Die AT hat weniger Gain, stimmt das?
 
Ok, ein paar Quellen:

12AT7 - Wiki 12AT7 - Datenblatt
12AX7 - Wiki 12AX7 - Datenblatt

Gut: Sockel scheinen kompatibel zu sein

Schlecht/Unterschied:
  • Gate-Spannung auf Anodenstrom: T7 ca. 5-mal höher als bei X7
  • umgekehrt Plate-Char: T7 liefert bei jeweils gleicher Gate- und Anodenspannung entsprechend mehr Strom
Das bedeutet, dass sich, je nach Schaltung, Arbeitspunkte (deutlich) verschieben.

Wenn Du ein Schaltbild zeigen kannst, könnte man auch klar sehen, wie sich das auswirkt, ob also es nur anders klingt oder auch etwas elektrisch zerstört werden könnte.
 
Hello again
 

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Danke erst einmal.

Nun ja, das ist so etwas wie ein Blockschaltbild, also eine vergröberte Sicht der Dinge.

Für die o.g. Fragen müsste man schon die Röhrenbeschaltung in TUBE MODE sehen. Ich forsche später mal.
 
Es gibt drop-in Vergleichstypen mit weniger gain als bei der ECC83/12AX7 z.B. hier
Der Händler ist seriös - ich kaufe da seit 40 Jahren meine Röhren.
 
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Danke erst einmal.

Nun ja, das ist so etwas wie ein Blockschaltbild, also eine vergröberte Sicht der Dinge.

Für die o.g. Fragen müsste man schon die Röhrenbeschaltung in TUBE MODE sehen. Ich forsche später mal.
Okey, alles klar... bin in diesem Bereich ziemlich hilflos... vielen Dank!
 
Es gibt drop-in Vergleichstypen mit weniger gain als bei der ECC83/12AX7 z.B. hier
Der Händler ist seriös - ich kaufe da seit 40 Jahren meine Röhren.
Das wäre der beste Tipp für Ersatz ... Hier soll aber wohl der Klang etwas verändert werden?

Ich forsche später mal.
Was habe ich gefunden? Und nicht gefunden? 3300-Experten mögen meine Folgerungen bitte gegenchecken.

Also, schwer ist es, für das 3300 Modell etwas Gescheites zu finden. Ist ja neu, und Mischtechnik aus Halbleitern und einer Spur von Röhre. Selbst https://www.captain-foldback.com/ lässt einen da im Ungewissen.

Nun denn, schaue ich einmal generell nach Preamps mit 12AX7, dann finde ich zB
View: https://de.pinterest.com/pin/365987907197765698/ , https://www.captain-foldback.com/Leslie_sub/Leslie_schematics/257.gif oder https://www.captain-foldback.com/Leslie_sub/Leslie_schematics/32H_series3.gif .

Unterstelle ich einmal eine nahezu identische Beschaltung im 3300, dann kondensiert das zu:
  • reine Verstärkung
  • kapazitiv mit Nachfolgestufen gekoppelt
  • also so gesehen keine Gefahr von Beschädigung (aber klanglich passiert da etwas)
Um die FOLGEN eines Röhrenmodellwechsels abzuschätzen, zunächst ein paar Grundzüge aus der Röhrentechnik. Die Schaltung zeigt zwei Verstärker in Reihe. Bewegen wir uns da mal durch.

ANALYSE

(1) Aus der Spannungsdifferenz und dem Widerstand sehen wir: da fließen unausgesteuert 0.5 mA.

(2) Die mittlere Steilheit S (was Du wohl Gain nanntest) ist 1,6 mA/V ... hängt vom Arbeitspunkt, also allen sich einstellenden Spannugen und Strömen ab.

(3) Formelmäßig ergibt das eine Verstärkung v=S*R ~ 400. Die zweite Stufe hat ca 1/4 das Widerstandes, macht v ~ 100. Zusammen 40 000 ... das ist kaum zu glauben, und wird in Natura kleiner sein. Aber als Indikation.

(4) Gucken wir ins Kennlinienfeld. Die rote Linie zeigt die 0.5 mA. Zusammen mit (6) 140 V Anodenspannung liegt die geschätzte Gitter-Spannung bei ca. -1.3 V. Wo kommen die her? Nun, die Elektonen treffen in geringer Zahl auf ihrem elektrisch beschleunigtem Weg von der Heizung zur Anode (POSITIV=anziehend gespannt) auf das Gitter. Es fließt ein kleiner Strom über den 1 MOhm ab (ca. 1.3 uA). // Zur Kontrolle links im Eingangsfeld landet man in etwa bei denselben Werten.

(7) Bleibt noch die Arbeitsgerade durch den 270 kOhm Widerstand. Die hat zwei Fixpunkte: (a) 0 V Anodenspannung, macht 250 V überm Widerstand, macht knapp 1 mA Strom (b) 250 V Anodenspannung, macht 0 V überm Widerstand, macht 0 mA. Schwupps, da liegt die grüne Gerade.

1741971455677.png


FOLGERUNGEN hieraus:

Dort, wo sich rot, grün und lila schneiden, liegt der Arbeitspunkt. Steuert man die Eingangsspannung um +- 0.7 V aus, stellt sich als Anodenspannung ca. 60 V bzw. ca. 160 V ein.

Also v ~ 100 V (Ausgangs-Hub) / 1.4 V (Eingang) ~ 70, mehr oder weniger symmetrisch (Unsymmetrien ergeben Verzerrungen). Nehmen wir an, dass die zweite Stufe um ca. 1/4 weniger verstärkt, haben wir ca. V ~ 70 * 15 ~ 1000 . Sprich: aus 1 mV am Input werden ca. 1 V am Output.

RÖHRENMODELL-Wechsel

Unten die Kennlineie der T7. Grün: Die Arbeitsgerade: Die ändert sich nicht.

Man sieht: WEIL sie ca. 5-mal soviel Strom liefert, sinkt der Arbeitspunkt auf ca. 80 V Anodenspannung. Ist signaltechnisch NOCH kein Problem.

Nehmen wir an, es stellt sich etwa dieselbe Gitterspannung von -1.3 V ein (blau gestrichelt). Die lila Striche zeigen dann in etwa die Aussteuerung am Eingang um +- 0.7 V an.

Man kann es eigentlich nicht gut erkennen. Mir scheint aber:
  • der Ausgangs-Hub und damit die Spannungsverstärkung fast gleich zu sein
  • ABER positive und negative Aussteuerungen scheinen nun sehr asymmetrisch zu sein (Verzerrungen), ca. 30 V bzw. ca. 140 V
1741972420271.png

VERMUTUNG daraus:
  • wenn Du mehr Verzerrungen möchtest, nehme eine kompatible Röhre, die ETWAS mehr Strom kann (Faktor 5 ist vielleicht schon sehr krass)
  • willst Du nahezu lineare (clean) Verstärkung, sollte die Ersatzröhre etwas weniger Strom liefern.
Was hier nicht betrachtet wird, ist eine Veränderung der Grenzfrequenz: Es ist zu erwarten, dass sich auch die obere Eckfrequenz etwas verändert (höher = klarer, tiefer = dumpfer).

Hoffe, das hilft Dir in Deiner Entscheidung etwas weiter.
LG, MS
 
Der angesagte Röhrenguru ChatGPT sagt das dazu :p

Der Austausch einer 12AX7-Röhre durch eine 12AT7-Röhre in einem Röhren-Preamp hat mehrere klangliche und technische Auswirkungen:

1. Verstärkung (Gain)


• Die 12AX7 hat eine Verstärkung (Gain-Faktor) von 100.

• Die 12AT7 hat eine Verstärkung von 60.

• Das bedeutet, dass der Verstärkungsgrad im Vorverstärker deutlich sinkt, was zu einer geringeren Gesamtlautstärke und weniger Verzerrung führt.

2. Klangcharakter

• Die 12AT7 ist transparenter und weniger komprimiert als die 12AX7.

• Die Höhen sind oft etwas klarer, aber die Röhre kann in manchen Schaltungen etwas “härter” oder “steriler” klingen.

• Insgesamt kann das Signal offener und sauberer wirken, mit weniger Overdrive.

3. Ansteuerung der Endstufe

• Falls die Röhre in der Phasenumkehrstufe eines Verstärkers eingesetzt wird, könnte die 12AT7 zu einer etwas anderen Dynamik führen, da sie eine geringere Ausgangsimpedanz hat und die Endstufenröhren etwas anders ansteuert.

4. Arbeitsstrom & Belastung

• Die 12AT7 zieht mehr Anodenstrom als die 12AX7.

• In den meisten Fällen ist das unproblematisch, aber es kann die Lebensdauer anderer Bauteile beeinflussen, wenn die Schaltung nicht dafür ausgelegt ist.

5. Feedback und Rauschverhalten

• Die 12AT7 hat eine geringere Innenwiderstand (Ra) und arbeitet mit mehr Strom, was zu einem niedrigeren Rauschpegel führen kann.

• Sie hat zudem eine höhere Bandbreite, was zu einem etwas erweiterten Frequenzgang führen kann.


Wann macht der Austausch Sinn?

• Wenn du den Verstärker cleaner und dynamischer machen möchtest.

• Wenn du die Verzerrung in einem High-Gain-Verstärker reduzieren möchtest.

• Wenn du den Amp offener und weniger komprimiert klingen lassen möchtest.

Wann sollte man es vermeiden?

• Wenn du viel sättigende Röhrenverzerrung aus dem Preamp möchtest.

• Falls der Verstärker exakt auf die 12AX7 abgestimmt ist (z. B. einige Vintage-Amps oder empfindliche Boutique-Modelle).
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, besten Dank für eure kompetenten Antworten!!!
Es ist tatsächlich so, dass ich eine etwas weniger brachiale Verzerrung im Preamp selber möchte. Ich schalte als "Jon-Lord-Verzerrer" den Organ Grinder vor mit dem Vorteil, dass ich den (wie eine Gitarren-Tretmine") jederzeit nach Bedarf ein und ausschalten bzw. sogar verstellen kann. Der Preamp des 3300er ist selbstverständlich auch ein- und ausschaltbar und hat ein Poti für das Gain, aber das ist am Leslie selber und natürlich während des Spielens nicht zu bedienen.
Ich denke, das 3300 ist solide gebaut, aber trotzdem bleiben kleine Restzweifel, ob ich tatsächlich eine 12AT7 probieren soll oder doch lieber eine 12AX7 mit etwas weniger Gain...

Liebe Grüße
Patrik
 
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Ich machs ganz kurz, da ich das seinerzeit machte:
AX7 raus, AT7 rein, fertig.
Weniger Gain, etwas weicher im Klang.
:m_key:
 
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