Es gibt drop-in Vergleichstypen mit weniger gain als bei der ECC83/12AX7 z.B.
hier
Der Händler ist seriös - ich kaufe da seit 40 Jahren meine Röhren.
Das wäre der beste Tipp für Ersatz ... Hier soll aber wohl der Klang etwas verändert werden?
Was habe ich gefunden? Und nicht gefunden?
3300-Experten mögen meine Folgerungen bitte gegenchecken.
Also, schwer ist es, für das 3300 Modell etwas Gescheites zu finden. Ist ja neu, und Mischtechnik aus Halbleitern und einer Spur von Röhre. Selbst
https://www.captain-foldback.com/ lässt einen da im Ungewissen.
Nun denn, schaue ich einmal generell nach Preamps mit 12AX7, dann finde ich zB
View: https://de.pinterest.com/pin/365987907197765698/ ,
https://www.captain-foldback.com/Leslie_sub/Leslie_schematics/257.gif oder
https://www.captain-foldback.com/Leslie_sub/Leslie_schematics/32H_series3.gif .
Unterstelle ich einmal eine nahezu identische Beschaltung im 3300, dann kondensiert das zu:
- reine Verstärkung
- kapazitiv mit Nachfolgestufen gekoppelt
- also so gesehen keine Gefahr von Beschädigung (aber klanglich passiert da etwas)
Um die FOLGEN eines Röhrenmodellwechsels abzuschätzen, zunächst ein paar Grundzüge aus der Röhrentechnik. Die Schaltung zeigt zwei Verstärker in Reihe. Bewegen wir uns da mal durch.
ANALYSE
(1) Aus der Spannungsdifferenz und dem Widerstand sehen wir: da fließen unausgesteuert 0.5 mA.
(2) Die mittlere Steilheit S (was Du wohl Gain nanntest) ist 1,6 mA/V ... hängt vom Arbeitspunkt, also allen sich einstellenden Spannugen und Strömen ab.
(3) Formelmäßig ergibt das eine Verstärkung v=S*R ~ 400. Die zweite Stufe hat ca 1/4 das Widerstandes, macht v ~ 100. Zusammen 40 000 ... das ist kaum zu glauben, und wird in Natura kleiner sein. Aber als Indikation.
(4) Gucken wir ins Kennlinienfeld. Die rote Linie zeigt die 0.5 mA. Zusammen mit (6) 140 V Anodenspannung liegt die geschätzte Gitter-Spannung bei ca. -1.3 V. Wo kommen die her? Nun, die Elektonen treffen in geringer Zahl auf ihrem elektrisch beschleunigtem Weg von der Heizung zur Anode (POSITIV=anziehend gespannt) auf das Gitter. Es fließt ein kleiner Strom über den 1 MOhm ab (ca. 1.3 uA). // Zur Kontrolle links im Eingangsfeld landet man in etwa bei denselben Werten.
(7) Bleibt noch die Arbeitsgerade durch den 270 kOhm Widerstand. Die hat zwei Fixpunkte: (a) 0 V Anodenspannung, macht 250 V überm Widerstand, macht knapp 1 mA Strom (b) 250 V Anodenspannung, macht 0 V überm Widerstand, macht 0 mA. Schwupps, da liegt die grüne Gerade.
FOLGERUNGEN hieraus:
Dort, wo sich rot, grün und lila schneiden, liegt der Arbeitspunkt. Steuert man die Eingangsspannung um +- 0.7 V aus, stellt sich als Anodenspannung ca. 60 V bzw. ca. 160 V ein.
Also v ~ 100 V (Ausgangs-Hub) / 1.4 V (Eingang) ~ 70, mehr oder weniger symmetrisch (Unsymmetrien ergeben Verzerrungen). Nehmen wir an, dass die zweite Stufe um ca. 1/4 weniger verstärkt, haben wir ca. V ~ 70 * 15 ~ 1000 . Sprich: aus 1 mV am Input werden ca. 1 V am Output.
RÖHRENMODELL-Wechsel
Unten die Kennlineie der T7. Grün: Die Arbeitsgerade: Die ändert sich nicht.
Man sieht: WEIL sie ca. 5-mal soviel Strom liefert, sinkt der Arbeitspunkt auf ca. 80 V Anodenspannung. Ist signaltechnisch NOCH kein Problem.
Nehmen wir an, es stellt sich etwa dieselbe Gitterspannung von -1.3 V ein (blau gestrichelt). Die lila Striche zeigen dann in etwa die Aussteuerung am Eingang um +- 0.7 V an.
Man kann es eigentlich nicht gut erkennen. Mir scheint aber:
- der Ausgangs-Hub und damit die Spannungsverstärkung fast gleich zu sein
- ABER positive und negative Aussteuerungen scheinen nun sehr asymmetrisch zu sein (Verzerrungen), ca. 30 V bzw. ca. 140 V
VERMUTUNG daraus:
- wenn Du mehr Verzerrungen möchtest, nehme eine kompatible Röhre, die ETWAS mehr Strom kann (Faktor 5 ist vielleicht schon sehr krass)
- willst Du nahezu lineare (clean) Verstärkung, sollte die Ersatzröhre etwas weniger Strom liefern.
Was hier nicht betrachtet wird, ist eine Veränderung der Grenzfrequenz: Es ist zu erwarten, dass sich auch die obere Eckfrequenz etwas verändert (höher = klarer, tiefer = dumpfer).
Hoffe, das hilft Dir in Deiner Entscheidung etwas weiter.
LG, MS