Les Pauls mit einteiliger Decke - Wieso so selten?

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rübchen
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Hallo werte Musiker-Board Kollegen,

beim Stöbern durch das Netz bin ich neulich über diese wunderschöne Heritage Les Paul mit, allem Anschein nach, einteiliger Decke gestolpert:

http://www.rocketmusic.net/cgi-bin/commerce.cgi?preadd=action&key=5349

Hammer!

In diesem Zuge stellte sich mir die Frage, wieso einteilige Decken bei Les Pauls so höchst selten sind. Klar, die klassische Les Paul hat immer eine zweiteilige Decke. Wieso wurde diese Entscheidung bei der Konstruktion der Les Paul damals getroffen?

Hat das konstruktionstechnische/werkstoffwissenschaftliche Gründe? Ich habe hier und da schon mal gelesen, dass einteilige Bodies in Sachen Verzuggefahr problematischer seien als mehrteilige Exemplare. Bei der Decke vielleicht die selbe Geschichte?

Oder wird/wurde es schlichtweg als schöner empfunden, eine Decke aus zwei Teilen zusammenzufügen? Sieht so verkehrt ja auch nicht aus. Aber einteilig ist optisch schon ne feine Sache.


Mit der Bitte um Erleuchtung und herbstlichen Grüßen


rübchen
 
Eigenschaft
 
Ich meine, es ist eine zweiteilige Decke.
Wieso einteilige so selten sind, kann ich dir leider nicht sagen...
 
Diese Frage können vielleicht @hoss und @Pekri59 beantworten. Beide sind Gibsonexperten.
 
Du kannst davon ausgehen, das hat wirtschaftliche Gründe. 2teilig gespiegelt sieht eigentlich immer gut aus und du brauchst nicht so ein breites Holzbrett, welches sicher einiges teurer ist.
Customshop kann so etwas, denke ich.
 
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Um eine Decke zu bekommen, welche über die komplette Breite gleichmäßige Maserung hat, ist ein sehr breiter Stamm nötig. (Kaum noch zu bekommen!) Im anderen Fall (aus einem schmaleren Stamm) würden die Riegel von einer zur anderen Seite schmaler werden oder die Richtung ändern. Wenn eine Decke aus einem unregelmäßig und wild gemaserten Holz ist, sieht es recht gut aus. Bei Riegel o.ä. nicht! Und die angezeigte Paula des TE ist auch zweiteilig, aber SEHR gut verleimt. Die Decken werden aus einem dickeren Stük angefertigt. In der Mitte aufgesägt und auseinander geklappt (bookmatched). Bei einer guten Auswahl kann schon einmal so ein guter Übergang ohne Versatz entstehen. Kostet extra!
 
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Hi, sieht für mich 2 teilig aus, aber schön gematched. Die oberen Grainringe hören hinter dem Stoptail genau bei der Naht auf, daran sieht man die Zweiteiligkeit.

EDIT: Wobei, am 2. Bild sieht es wirklich einteilig aus. Gut, bei Heritage kenne ich mich nicht aus.
 
Ich glaube, die Decke ist einteilig - bei meiner Heri ist sie auch einteilig.
 
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Hallo Leute,

das klingt alles schonmal durchaus einleuchtend. Bei der oben verlinkten Gitarre kann ich noch so genau hinschauen, ich erkenne keine "Naht". Für eine zweiteilige Decke spricht aber auch, dass in den Specs keine Rede von einer einteiligen Decke ist. Aber naja, von bookmatched Top steht da auch nichts, insofern... Wäre ja beides ein Feature, was es durchaus wert wäre, angegeben zu werden. Wie auch immer, es ist ne Mordsdecke!

Meine Frage ist somit beantwortet, vielen Dank!

Gruß
 
Ich bekomme auch Zweifel. Und müsste sie näher selber sehen. Wenn es eine einteilige ist, dann war sie teuer!
 
Hmm, ich bleibe dabei: 2-teilig :)

Stimmt. Für eine Heritage ist sie relativ teuer. Aber wenn ich mir die Preisentwicklung momentan anschaue...
 
Sorry, bin in den Thread geholt worden, weil ich als "Gibson Spezialist" markiert wurde. Die verlinkte Gitarre ist aber keine Gibson, kann dazu also leider nichts sagen.
 
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Sieht für mich ebenfalls nach einer einteiligen Deck aus. Im Vordergrund steht aber, dass sie wunderschön ist :D.

Das bauchige und zweiteilige einer Paula Decke ist der Ansatz einer Violine ;).
 
Hmm, ich bleibe dabei: 2-teilig :)

Stimmt. Für eine Heritage ist sie relativ teuer. Aber wenn ich mir die Preisentwicklung momentan anschaue...


Im Shop steht zu dem Preis folgendes:

"Please do not be alarmed by the price shown - we are required to show the full List Price on Heritage guitars, but we can sell well below that. Please contact us for a much nicer price quote on this or any other Heritiage guitar!!"

Wenn man jetzt mal "well below" mit guten 500 Dollar abschätzen würde dürfte der Endpreis sich so in etwa in die üblichen Preisregionen der Heritages einfügen.

Sorry, bin in den Thread geholt worden, weil ich als "Gibson Spezialist" markiert wurde. Die verlinkte Gitarre ist aber keine Gibson, kann dazu also leider nichts sagen.

Macht doch nix, es ging mir ja um einteilige Decken bei Les Pauls im Allgemeinen. :)
 
Für eine zweiteilige Decke spricht aber auch, dass in den Specs keine Rede von einer einteiligen Decke ist.

Es steht auch nichts von einteiligem Body drin und trotzdem hat sie einen.
Ist ja für manch einen durchaus ein erwähnenswertes Argument.
Ich glaube, da Heritage Gitarren noch recht manufakturmässig in Customshopmanier hergestellt werden, dass dort sehr viel mehr Möglichkeiten zur
individuellen Gestaltung sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es ein Mitarbeiter in so einem Fall einfach nicht über´s Herz brachte die Decke zu zersägen.

Ich habe zufällig sogar 2 "Paulas" mit einteiligen Decken, auch wenn die optisch weit weg von der im Eingangspost sind.
Einmal bei der Heritage und einmal bei einer Vester Vintage Tradition aus den 90ern.

Heri.jpg Vester.jpg
 
Grund: Bilder
Zuletzt bearbeitet:
Eindeutig eine einteilige Decke, und was für eine! Man sieht das ganz klar, wenn man sich statt auf die Riegelung auf die eigentliche Maserung konzentriert. Deren Linien sind - quasi im Hintergrund der Flames - deutlich zu erkennen und gehen kurvig ohne Unterbrechung über die ganze Fläche durch. Das wäre bei einer zweiteiligen Decke unmöglich.

Warum meist letztere verwendet wird, wurde ja schon erklärt. Ab und zu ist die Riegelung dann aber mal über eine große Fläche so gleichmäßig, dass die Symmetrie des Instruments auch bei einteiliger Verwendung erhalten bleibt, und dann werden halt diese seltenen Einzelstücke draus.

Ich persönlich bin ja der Meinung, dass einteilige Hölzer durchaus auch Auswirkung auf den Klang haben. Je mehr Stücke verwendet werden, desto mehr gleichen sich die unterschiedlichen Eigenschaften gegenseitig aus, die ja selbst bei zwei Stücken der gleichen Sorte immer leicht abweichen. Dabei geht es nicht nur ums Verziehen, sondern auch die unterschiedlichen Resonanzeigenschaften. Bassbauer sind nicht zuletzt deshalb auf die Sandwichbauweise bei Bodies und vor allem Hälsen gekommen, weil Deadspots dabei viel seltener sind und bei Edelbässen meist ein breitbandiger, ausgeglichener HiFi-Ton angestrebt wird.

Die Gitarristen sind genau deshalb nie recht warm geworden mit Gitarren, die nach diesem Rezept gebaut sind, man denke an die hämisch als Buttercremetorten bezeichneten Gitarren aus Japan, die es Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger gab. Der Ton galt als langweilig und charakterlos, da half auch das - oft sehr gute - Sustain nichts.

Klar, bei einer Les Paul sind wir noch längst nicht in diesem Bereich, da ist schon der meist einteilige Hals vor. Auch hier mag es gewisse Unterschiede geben, aber primär liegt der Unterschied sicher in der Optik. Trotzdem finde ich es geil, dass bei meiner alten Studio noch ein einteiliger Body verbaut wurde. Dass darauf inzwischen sogar bei der Traditional und ähnlich teuren Gitarren verzichtet wird, finde ich schon ziemlich schäbig.

Gruß, bagotrix
 
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Hi,

habe eine H-150 und war 2002 in Kalamazoo in der "Fabrik". Das Wort Fabrik ist eigentlich zu modern, für das, was die da haben. Da geht alles, was man will und zwar in Handarbeit und mit Leidenschaft. Und egal wieviel Teile Body oder Decke haben, die Heritage Gitarren klingen alle super!

Die alten Herren (und einige junge) bauen die Dinger immer noch mit den alten Gibson Werkzeugen und Maschinen. Bis Mitte der 80´er war Gibson dort ansässig. Als es nach Nashville ging, haben eine Handvoll Mitarbeiter die alten Analgen übernommen und The Heritage gegründet. Es gibt ein paar coole Yt-Videos dazu.
Das mit dem Preis stimmt. Die Auszeichnung ist der "volle" Preis aber der Ladenpreis liegt darunter. Ich hatte mir damals eine in der Fabrik ausgesucht und zusammengestellt (ein 2te Wahl Modell, dem man es nicht ansieht) und hab sie dann über einen Gitarrenladen in K´zoo gekauft, wo der Preis rund 20% niedriger war. Direktkauf bei der Fabrik geht nicht. Damals hab ich rund 1.500,- $ bezahlt - geschenkt aus heutiger Sicht.
 
Mir hat mein Gitarrenbauer bei der Auswahl des Holzes mal erklärt dass einteilige Bodies / Decken zwar gern gesehen sind aber diese abgesehen von den höheren Kosten die Gefahr des Verziehens deutlich erhöhen was unter Umständen auch eine Delaminierung zwischen Body und Decke nach sich ziehen kann. Dieses Problem kann zwar mit ordentlich abgelagertem Holz reduziert werden aber da ist halt die verfügbare Menge doch sehr überschaubar und entsprechend Kostenintensiv. Das konnte man damals machen als diese Hölzer in Relation zu den produzierten Stückzahlen relativ ausreichend zur Verfügung standen aber heutzutage bei einem Ausstoß von mehreren hundert Gitarren die Woche ist das einfach für die breite Masse nicht (mehr) machbar. Meine St. Helens hätt ich auch mit einteiligem Body/Decke haben können aber erstens gefiel mir die boomatched besser und zweitens soll das Ding halten und wenn möglich mich deutlich überleben ;)
 
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Moin!

Das mit der Decke ist eine reine Preisfrage. Daher sind die Decken, die man bei Gibson unterm Lack nicht sieht teilweise mehrteilig oder die Leimfuge ist nicht einmal mittag. Leider schon oft gesehen...

Den Argumenten des Verzugs oder Verarbeitungsschwierigkeiten kann ich nur meine DIY Klampfe hier zeigen:

Emma.png


Wie man sieht ist es zwar keine Paule, sondern eine Strat-Kopie. Aber sie hat einen einteiligen Riegel-Ahorn-Korpus, dessen Maserung sich auf den Bildern leider nicht wirklich zeigt. Da schaut jeder Winkel anders aus und nicht in jedem zeigt sich die Riegelung gleichmäßig gut. Jeder den ich dazu fragte, hat mir davon abgeraten. Sie würde viel zu schwer werden, der Body würde sich verziehen, sie kann niemals klingen, usw...

Die Gitarre habe ich 2006 gebaut und seither hat sie ein paar Modifikationen hinter sich. Aber mit einem Stahllineal konnte ich bisher keinen Verzug feststellen und sie klingt wundervoll. Ich habe sie auch nach meinen Wünschen gebaut. Da ist auch kein Wunder, wenn sie mir hinterher gefällt. Daher ist meiner Meinung nach auch einfach alles erlaubt. Egal, ob mehrteilige Sandwich-Bauweise oder eine komplett einteilige Gitarre, die man sich aus der Bohle schnitzt.

Also, wie gehabt: Reine Preisfrage. Wenn man sowas haben möchte, dann muss sich das bestellen. Ob im Custom-Shop oder beim Gitarrenbauer um die Ecke, ist dabei letztendlich egal. Nur von der Stange wird es das kaum noch geben. Höchstens, wenn Furnier im Spiel ist.

Gruß,
Etna
 
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