tja.... da gibts keine regel!
man KANN überdimensionieren, man MUSS nicht!
Hier im Forum hat sich imho eine sehr "riskante" und im grunde irgendwie unzureichende allgemeinmeinung gebildet, die, wie du bereits sagtest von "überdimensionierung sollte man unbedingt machen" ausgeht.
knackpunkt, warum die meinungen auseinander gehen ist der folgende:
Das Messverfahren zur ermittelung der RMS belastbarkeit!
dazu wird ein breitbandrauschen genommen, welches auf 6db crestfaktor (crestfaktor beschreibt die differenz zwischen maximaler amplitude und effektivwert des signals) limiterit ist.
mit diesem signal wird nun eine box gefüttert die natürlich irgendwann anfängt zu übersteuern/verzerren/zu brennen.
Über dieses verfahren hat man dann die leistungsgrenze gefunden.
es gibt weiter 2 "belastbarkeitsarten" von boxen, das ist einmal die thermische belastbarkeit und die mechanische belastbarkeit!
Thermische belastbarkeit beschreibt die belastbarkeit, bei der die schwingspule sowie weichenteile beginnen, zu überlasten und schaden zu nehmen
Mechanische Belastbarkeit beschreibt die belastbarkeit, bei der die membran bspw. aus der sicke reißt oder die schwingspule hinten an der polplatte anschlägt
überschreitet man eine der beiden grenzen ist die box hinüber.
Das RMS messverfahren bezieht sich PRIMÄR (nicht ausschließlich, weils ohnehin zusammenhängt) auf die thermische belastbarkeit!
dazu muss man sagen: je geringer der crest-faktor des signal, desto mehr wird die box bei gleichem maximalpegel belastet. ist glaub ich ganz gut vorstellbar oder?
heißt: je größer der effektivwert, desto heißer wird die schwingspule.
wie schon gesagt geht man bei RMS messverfahren zumeist von 6db crest aus.
jetzt geben wir natürlich kein testsignal dieser art auf unsere boxen, sondern eben musik.
Das musiksignal hat, selbst bei starker kompression und absolut totgemasterten geschichten, immernoch einen crestfaktor von mindestens 8db oder sogar mehr (mittelfeld dürfte so bei knappen 10 liegen)
wir sehen also:
der effektivwert des testsignals ist bei gleicher maximalen amplitufe größer, als der des musiksignals.
heißt im umkehrschluss:
wir können den maximalpegel (und somit auf den effektivwert) des musiksignals erhöhen.
Limitiereder Faktor ist der Effektivwert des signals.
ACHTUNG: ICH SCHIEBE DAS GANZE HIER JETZT AUS "ENDSTUFENSICHT" ein und führe die argumentation unten wieder zusammen:
Endstufe:
Die leistung einer Endstufe wird auf ähnliche weise gemessen, wie die belastbarkeit einer box.
Während der limitierende faktor bei der box aber eben die genannte schwingspulentemperatur und der membranhub ist, ist der limitierende faktor bei einer endstufe (in vielen fällen bzw. hauptsächlich) die maximale spannung die die endstufe zur verfügung stellen kann (oftmals auch der strom, aber das ja primär nur bei unterlastbetrieb, schließe ich für die "wissenden" hier also aus, nur dass ihr bescheid wisst
).
Die Maximale Spannung gibt an, wie hoch die maximale amplitude des ausgangssignal sein kann, bevor der amp clipt.
Nehme ich nun wieder das testsignal der RMS messung so erhalte ich bei maximaler ausgangsspannung eben wieder meienn 6db geringeren effektivwert.
Gebe ich allerdings mein musiksignal mit (nun mal bspw. 9db crest) drauf, so erhalte ich bei gleicher maximaler ausgangsspannung ein signal was einen 3db geringeren effektivwert hat.
Das signal kann ich allerdings nicht mal eben lauter machen, da eben der begrenzende faktor die maximale ausgangsspannung der endstufe ist.
Zusammenführung:
Box: Leistung begrenzt durch effektivwert des signals
Endstufe: Leistung begrenzt durch maximalpegel des signals.
Haben wir also eine Endstufe mit 500 Watt und eine Box mit 500 Watt (jeweils RMS messverfahren) und geben auf dieses system das RMS testsignal, so ist die Box optimal ausgelastet (bzw. eben an der grenze)
Geben wir allerdings (wie in der realität) ein musiksignal drauf, so ist:
Die Endstufe vollausgelastet
die Box hat aber eben (9db crest vorrausgesetzt) noch 3db "luft".
in dem falle könnten wir THEORETISCH also sogar eine doppelt so starke endstufe verwenden, denn: +3db = Doppelte leistung.
heißt im Fazit: man kann (THERMISCH) also die endstufe gut und gern mind. 50% überdimensionieren und hat keinerlei probleme! und das unterschreibe ich auch so!
ABER:
Eine Box hat auch eine Mechanische belastbarkeitsgrenze.
Da diese aber zu nahezu 80% (willkürliche prozentzahl zur verdeutlichung
) von der spektralen verteilung des signals abhängt, ist diese kaum in einer wattangabe zu bescchreiben.
Je mehr bass, desto schneller ist die box am ende.
Je mehr höhen desto schneller ist der HT am ende
Je mehr mitten im signal desto unspektakuläreri ists von rein mechanischer seite.
will sagen:
"Boom-Xss" musik bringt eine box schneller ans limit als tiefmittenrock....
Welche These hier aber gern vertreten wird, die ich bis heute EINFACH NICHT SO STEHEN LASSEN WILL
ist die folgende:
"Um ein sicheres arbeiten mit der anlage zu gewährleisten, sollte man die endstufe überdimensionieren, damit es nicht clippt"
Das ist imho zu einseitig:
Unterdimensioiere ich meine endstufe und lasse sie nicht clippen, ist das genauso unschädlich.
unterdimensioniere ich meine endstufe und lasse sie leicht clippen ist das deutlich ungefährlicher als wenn meine überdimensioierte endstufe clippt....
und man sollte sich immer vor augen halten: die hochtönerschwingspule (die ja primär von clipping betroffen ist) denkt NICHT logarithmisch. Für die sind 70% mehr leistung nicht mal eben 2dbchen mehr sondern das heißt eben fast 70% mehr hitze!
daher halte ich überdimensionieren für relativ riskant! zumindest wenn man eben nicht weiß was man tut!
Hab ich dir geholfen? ich hoffe schoN!