Für Mikrofonkabel von Klotz und Cordial habe ich im Heimversuch über Studiomonitore mal die jeweilige Einsteigerklasse gegen die Mittelklasse getestet. Bei beiden Fällen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es minimale, aber dennoch hörbare Unterschiede gibt. Bei den billigen Kabeln fehlen ein paar Höhen und Obertöne, bei der Mittelklasse sind diese voll da. Zumindest von Klotz hatte ich damals noch ein Paar Oberklassekabel (35 EUR für 3m Kabel), aber dort habe ich keinen Unterschied mehr zur Mittelklasse gehört.
Nochmal zur Vedeutlichung:
- es gibt Unterschiede
- diese sind so minimal, dass man sie nur einzeln und in ruhiger Umgebung wahrnimmt
- da ich Dinge gerne prinzipiell richtig mache, kaufe ich seitdem nur noch XLR-Mittelklassekabel
Bei Gitarrenkabeln habe ich ähnliche Tests gemacht, und da sind die Unterschiede für mich noch etwas größer ausgefallen, und das sowohl bei einer passiven Gitarre (hochohmig) als auch bei einem Aktivbass (niederohmig).
Grabbeltischkabel (so 3 EUR für 3m Kabel):
- Höhen massiv beeinträchtigt, matschiger Sound, bei Akkorden auf dem Bass "verbacken" die Töne
Klotz La Grange:
- kräftiger, leicht mittiger Sound, mag ich sehr für Gitarre
Klotz TM Stevens Signature:
- quasi das Gegenteil vom La Grange, es kommt eher leicht höhen- und bassbetont daher (also die angedeutete Badewanne), sehr durchsichtig, mag ich am Bass
Sogar bei Patchkabeln von 15 bis 18 cm Länge habe ich neulich ähnliche Unterschiede festgestellt, als ich mir vorletzten Sommer ein paar gute Bodentreter für die Gitarre gekauft habe:
Erster Test mit billigen Patchkabeln vom großen T (so 2,50 oder 2,90 EUR pro Stück):
- ein Bodentreter: alle Obertöne da
- zwei oder mehr Bodentreter: stumpfer Sound, die Frische, Höhen und Durchsichtigkeit leiden massiv
- jedes Pedal einzeln getestet: alle okay im Sound
- Pedale per Patchkabeln hintereinandergeschaltet: Muffiger Sound
Dann derselbe Test mit Klotz Joe Bonamassa Signature Patchkabeln:
- einwandfrei, der Sound ist durchsichtig und frisch, auch bei vier Pedalen, also drei Patchkabeln
- okay, da kostet ein Kabel auch mehr als vorher das ganze Viererset
Nun bin ich wegen der nicht so kräftig auftragenden Stecker auf SommerCable Spirit XS Highflex umgestiegen:
- fast so gut wie die Bonamassa Signatures, Höhenverlust am Rande der Einbildungsgrenze
Zu Lautsprecherkabeln habe ich niemals eigene Tests durchgeführt, war aber mal beim Test eines Bekannten dabei. Wobei: Es ging hier um eher dünne Leitungen für den HiFi-Homebereich. Trotzdem ist mir in Erinnerung geblieben, dass schon ein Wechsel der Stecker ein Kabel anders klingen liess. Das Problem hierbei: Ich könnte nicht sagen, woran ich diese Unterschiede festmachen sollte - kein hörbarer Verlust in irgendwelchen Bereichen. Halt nur "anders." Und dieser Eindruck war nach wenigen Sekunden auch schon wieder verflogen. Möglicherweise irgendwelche freqenzabhängigen Phasenverschiebungen. Aber das ist jetzt eine reine Mutmassung meinerseits.
Schlagt mich ruhig dafür. Ich bin Ingenieur der Elektrotechnik und kann notfalls sogar berechnen, warum wir eigentlich keinen klanglichen Unterschied zwischen verschiedenen Kabeln hören dürften, insbesondere bei niederohmigen Quellen. Fakt ist allerdings, dass ich die Unterschiede gehört habe. Ich vermute inzwischen allerdings, dass, wenn wir bei den Berechnungen lediglich das Kabel betrachten, wir andere klangbeeinflussende Beiträge vernachlässigen. In Interviews habe ich gelesen, dass Leute heraushören können, ob ein Kabel mit bleihaltigem Zinn gelötet wurde oder mit der modernen, weniger giftigen Variante. Da muss ich passen, das habe ich nie probiert (bin aber ganz froh, dass ich zur Not noch einen kleinen Vorrat an bleihaltigem Lötzinn habe). Wie gesagt und um alles ins richtige Verhältnis zu setzen, es geht eher um winzige Unterschiede im Sound (Ausnahmen: die Grabbeltischkabel und die billigen Thomann Patchkabel - das war schon krass).
Gruß,
Jo