Lauter als Rauschen

Katz23
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Ein Experiment.
Meine Tochter (3) hat mir gestern vorm schlafengehen erzählt was alles los war, ohne Punkt und Komma und ohne das Wort "und".
Mit der vereinfachten Grammatik (hab, bin...) hatte das einen faszinierenden Flow, sodass ich danach gleich versucht hab das in einen eigenen Text umzusetzten. Dabei bin ich dann selber noch eingeschlafen und hab das heute früh weitergesponnen, deshalb auch "wenn ich schlafe träume ich weiter"
Ist wahrscheinlich eher eine Spielerei mit "Kleinkindsprech", aber in dem Fall mit erwachsenem Inhalt. Die 2. Strophe ist ein Recyclingprodukt der 1.
Da bräuchte es eine sehr offenen Form, um das musikalisch umzusetzen, vielleicht noch was mit Rauschen?
Was meint ihr? Trash?

Lauter als Rauschen

Hast mich angerufen
Mir gesagt es hat sich erledigt
Brauch nicht mehr kommen
Hast aufgelegt
Nicht gewartet
was ich sage
Ist mir sowieso nix eingefallen
Hab gehört wie mein Herz schlägt
Über den Hals zu den Ohren
Von dir nichts mehr
Seit dem nur Rauschen
Ist in meinem Kopf

wenn ich schlafe
Träume ich weiter
wenn ich schlafe
Träume ich weiter
wenn ich schlafe
Träume ich weiter
wenn ich schlafe
Träume ich weiter

Hast mich erledigt
Brauche nicht anrufen
Hast gemeint kommst nicht
Wartest was dein Herz sagt
willst mich
nicht am Hals
Zu viel um die Ohren
Alle beide
schlecht aufgelegt
Hab sowieso nichts gehört
Im Kopf was eingefallen
Lauter als Rauschen

wenn ich schlafe
Träume ich weiter...
 
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Hallo,

ich finde den Text großartig und würde daran kein bisschen ändern. Besonders das lyrische Spiel mit den Körperteilen Herz - Hals - Ohren hat es mir angetan. Und zwar so sehr, dass es mich den winzigen, stechenden Schmerz über "brauchen" ohne "zu" vergessen lässt. Und das will bei mir was heißen!

Liebe Grüße

Holger
 
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"brauchen" ohne "zu"
Stand erst da, hab's gekürzt. Weiß nicht, ob man das machen darf? Aber da kann ich auch wieder zurückrudern, wenn das den Leser/Hörer nur ins Zweifeln bringt.
Aber DANKE für dein Tollerieren meiner veränderten Grammatik :engel:
 
so sehr, dass es mich den winzigen, stechenden Schmerz über "brauchen" ohne "zu" vergessen lässt.
Stand erst da, hab's gekürzt. Weiß nicht, ob man das machen darf?
Jedes mal, wenn man brauchen ohne zu gebraucht, stirbt irgendwo ein Deutschlehrer. Muss man also selbst entscheiden, was einem lieber ist ...

Kann mir schon vorstellen, dass das umzusetzen ist, beispielsweise als Sprechgesang über eine Art Kinderlied oder so ne Art Spieluhr - weiß gar nicht mehr, ob es die gibt: aus Blech und wenn man die aufzieht, dann ertönt eine Melodie - da werden so Metallzapfen durch vorstehende Punkte auf einer Walze angeschlagen - klingt so ähnlich wie eine Glockenspiel, nur natürlich nicht so voluminös ...

x-Riff
 
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Jedes mal, wenn man brauchen ohne zu gebraucht, stirbt irgendwo ein Deutschlehrer. Muss man also selbst entscheiden, was einem lieber ist ...
Ja, Deutschunterricht, ich erinnere mich: zu viele Regeln mit zu vielen Ausnahmen. Deshalb bin ich in die Mundart abgedriftet, da sind Fehler dann einfach Kunst ;)

Das "zu" ist nun wieder an Bord und das Lied schon in der Endphase des Recordings. Ich versuch nachher mal noch den Bass einzuspielen...
Ist jetzt ne Art jazziges Schlaflied :gruebel:
 
Hallo Katz23

Gefällt mir sehr gut dein Text, er strotz gerade so von Sehnsucht und unterdrückten Gefühlen. Man kann den Schmerz förmlich greifen wenn man diese Zeilen liest. sehr schön, ich würde Ihn genau so lassen :great:


stirbt irgendwo ein Deutschlehrer. Muss man also selbst entscheiden, was einem lieber ist ...x-Riff

Wenn es mein früherer Deutschlehrer ist, dann.... ach lassen wir Ihn leben:rofl:
 
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Danke @Izelion.
Du hast mich dran erinnert, dass da noch was fertig zu machen ist. Die Idee ist immer schnell da, die gröbsten Sachen aufgenommen - ABER bis man dann sagen kann es ist vollendet geht nochmal viel Zeit ins Land.
Aber sch...ß auf Perfektion, ich zeig mal den aktuellen musikalischen Stand. Noch nix groß gemixed und der Bass war für den Gitarristen nicht zufriedenstellend (den slide-in hab ich nicht gerafft, muss ich noch üben)

So, mal gucken ob das hier funktioniert:
https://drive.google.com/file/d/1CWyjERF6UnSyQvyXDqOFdqLdy2t5UNiZ/view?usp=drivesdk
 
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Hi,

suuuuuper Version!

Zwei Ideen:

- Lautstärke und Hallanteil der weiblichen Stimme dürften dem der männlichen etwas mehr angepasst sein (oder umgekehrt)

- In dem Teil, in dem beide Stimmen gegenläufig singen (so ab 1:20), würde ich die Rollen tauschen: Die männliche Stimme bekommt den eingestreuten Sprechgesang, die weibliche die getragenen Passagen. Reines Bauchgefühl! Ich vermute, das könnte einen Tick besser passen.

- Ein Keyboard mit einem piepsigen Vintage-DDR-Vermona-Transistorsound muss her!

- Das waren gar nicht zwei Ideen, sondern ... ähh ... zählen müsste man können!

Sehr schön: der letzte Akkord!

Jedenfalls können alle Deutschlehrer jetzt wieder ruhig schlafen und brauchen nicht mehr traurig sein. :)
Mathelehrer hingegen: Aufgepasst! Alarmstufe Rot!

Liebe Grüße

Holger
 
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Danke Holger.
Gemixed muss noch werden ;-)
Ich dachte auch dass bissel dezent Klimbim mit rein könnte, wie der Vorschlag von @x-Riff mit der Kinderliedspieluhr oder so... Ne alte DDR-Triola hätte ich noch (aber nur C-Dur) :gruebel:
 
Schöner Text,

ich finde das "brauchen" ohne "zu" sehr stimmig mit der Sprache im restlichen Text, wäre dann also poetische Freiheit...
Träume ich weiter

Schöner Chorus (als kurz auf den Punkt gebrachte Steigerung auf einer ganz anderen Ebene), aber das "weiter" vermittelt mir, dass die "Strophe " auch schon ein Traum (z.B. Tagtraum o.ä. ?) war und im Chorus halt weitergeträumt wird....
Ist das inhaltlich tatsächlich so gemeint ?

Lauter als Rauschen
Als auch etwas "technik-affiner" Leser / Zuhörer bedeutet für mich das Bild des Rauschens halt ein diffuser, für uns Menschen undifferenzierbarer Informationshintergrund.
Auf den Text bezogen halt ein Informations- (bzw. Reiz-) Overflow, aus dem sich keine wesentliche Information extrahieren lässt.
Zumindest auf diesen Kontext bezogen ist die Beschreibung als "lauter" für mich schlichtweg inhaltsleer, weil das Rauschen an sich keinen Lautstärkebezug hat.
Ich würde mir da eine andere Beschreibung wünschen, hab allerdings gerade kein Beispiel parat, müsste dann wohl eher ein poetischer Ausdruck sein....
 
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aber das "weiter" vermittelt mir, dass die "Strophe " auch schon ein Traum (z.B. Tagtraum o.ä. ?) war und im Chorus halt weitergeträumt wird....
Gut aufgepasst, so in etwa war das gedacht ;-)

Und vielleicht entwickelt sich auch das "lauter als Rauschen" daraus. Ich kann's schlecht erklären, aber mit dem "diffusen Informationshindergrund" bist du schon nah dran an der emotionalen Verfassung des Protagonisten. Das Rauschen im 2. Vers ist ein Recylingprodukt des Telefonrauschens aus dem ersten Vers. Und wenn etwas die augenscheinliche Zurückweisung am anderen Ende der Leitung übertönt, dann ist es ne Art Selbstlüge... aber es geht auch noch in eine andere, diffusere Richtung :gruebel:
 
... aber es geht auch noch in eine andere, diffusere Richtung :gruebel:
Hm, ich weiß micht genau, ob du verstanden hast, was ich bzgl. des "Rauschens" genau meinte:
Das "lauter" zum Schluß versucht ja zumindest aus textlicher Sicht einen Gegensatz / Kontrast zum Anfang herzustellen, wo es ja nur "Rauschen" war.
Allerdings ist "lauter" eben inhaltlich kein Gegensatz, ein Rauschen kann schlichtweg alle Lautstärken annehmen, es bleibt aber immer ein Rauschen.
Wenn es zum Schluß immernoch diffus und trotzdem anders sein soll, würde ich eher ganz einfach vorschlagen: "Anders als Rauschen"
Das "Anders" bleibt in diesem Fall immernoch sehr unspezifisch diffus, eben weil es sich auf ein diffuses Rauschen bezieht und ist trotzdem anders - wie auch immer...
Und als Titel dann vielleicht eher:
"Traum-Rausch..." bzw. "Rausch-Traum..." ;)
 
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würde ich eher ganz einfach vorschlagen: "Anders als Rauschen"
Das "Anders" bleibt in diesem Fall immernoch sehr unspezifisch diffus, eben weil es sich auf ein diffuses Rauschen bezieht und ist trotzdem anders - wie auch immer...
Und als Titel dann vielleicht eher:"Traum-Rausch..." bzw. "Rausch-Traum..." ;)

Ich habe bisher nichts zu dem Text geschrieben, weil ich ihn so, wie er ist, sehr gelungen finde und mich da weitgehend Holgers Urteil anschließen würde. Aber zu dieser Kritik und diesem Änderungsvorschlag würde ich gern Stellung beziehen: Ich finde den Titel "Lauter als Rauschen" richtig toll, weil er bei mir sofort ein Bild im Kopf erzeugt: Ich denke da an ein dumpfes Geräusch-Kuddelmuddel, das von etwas sehr Eindringlichem übertönt wird - egal ob positiv oder negativ, aber jedenfalls klar abgegrenzt von dem zugrundeliegenden, verworrenen Klangteppich, daraus hervorstechend. Dass das so plastisch auf mich wirkt, hat vielleicht auch lautmalerische Gründe: die beiden "au"s verstärken sich irgendwie gegenseitig, das ist für mich ein sehr gelungenes Stilmittel. Das ist auf jeden Fall ein Titel, der "hängenbleibt".

Ob das jetzt rein akustisch oder technisch in Bezug auf den Begriff "Rauschen" stimmig ist, finde ich eher sekundär. Es ist ja auch kein richtiges akustisches, sondern ein emotionales Rauschen, ein dumpfes, diffuses Gefühl, das dem Protagonisten da im Kopf hängt. Deshalb ist mir der Denkansatz, dass Lautstärke kein Gegensatz zu Rauschen ist, zu verkopft und logisch, darum geht's hier meines Erachtens nicht, sondern um ein Bild. Die Alternative "Anders als Rauschen" ist im Vergleich dazu zu farb- umd leblos, sie nimmt der Aussage viel von ihrer Kraft. Das fände ich schade.

LG und gute N8 allerseits

Nicole
 
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Und als Titel dann vielleicht eher:
"Traum-Rausch..." bzw. "Rausch-Traum..."
Nein!
Ich weiß worauf du hinaus willst, ich bin kein unlogischer Mensch, aber gerade in Kunst und Liedern hat man die Möglichkeit Regeln und Logik zu durchbrechen, um etwas Tieferliegendes freizulegen. Rein intuitiv passt es für mich...

Danke @Swingaling für deine Erklärung, die auch in die Richtung geht, wie mein Ansatz :)
 
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Ich weiß worauf du hinaus willst, ich bin kein unlogischer Mensch, aber gerade in Kunst und Liedern hat man die Möglichkeit Regeln und Logik zu durchbrechen, um etwas Tieferliegendes freizulegen.
Ja ok, es war ja auch nicht meine Intention, einen logischen Fehler aufzuzeigen sondern ich wollte nur zum Audruck bringen, dass der Titel für mich schlichtweg beim ersten Lesen nicht gepasst hat und ich ihn - zumindest für mich - als unstimmig empfunden habe und er eben gar kein Bild erzeugen konnte. Neugierig hat er mich nur insofern gemacht, dass ich wissen wollte, was denn mit diesem "unstimmigen Bezug" gemeint sein könnte.
Dieses Bild habe ich dann erst versucht, mir zu erarbeiten, in dem ich mich durch das Text-Studium tiefer hineinversetze, was damit gemeint sein könnte:
Letztlich ist ja der "unlogische" Bezug und die Spannung, die ich aus und in der Überschrift wahrnehme, auch ein Bild - welches sich eben mir ergibt - für den gesamten Text.
Also passt schon.... ;)

Zugegeben, mein Änderungsvorschlag war etwas voreilig nicht wirklich passend....
 
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Letztlich ist ja der "unlogische" Bezug und die Spannung, die ich aus und in der Überschrift wahrnehme, auch ein Bild - welches sich eben mir ergibt - für den gesamten Text.
...also hat's doch irgendwie funktioniert mit Irritation ;-)

Der Text ist zugegeben eine Gradwanderung auch für mich, manche Stellen hab ich erst im Nachhinein entschlüsselt und manche verstehe ich rational selber nicht. Kann auch schief gehen. Aber das macht es ja erst interessant...
 
...also hat's doch irgendwie funktioniert mit Irritation ;-)
Durchaus, auch wenn du es mir als Leser erstmal nicht so leicht gemacht hast, wie ich es mir bequemerweise gewünscht hätte... :D
Aber das macht ja die eigentliche Kunst auch aus....
 
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