Hi,
Du wirst Gründe haben, warum du über Lieber und Trennung schreibst. Zwei, die ich mir vorstellen könnte, sind Sehnsucht und Kalkül.
Sehnsucht.... nach Wärme, Geborgenheit und Abenteuer.....Kalkül... um den Jackpot zu gewinnen und danach erwartet man: Wärme, Geborgenheit, Abenteuer..... Schade, dass alle so denken.
Aber denken alle so? Denkst Du selber so?
Geh mal auf der Straße und sag plötzlich:" Stop! Standbild!" - Was springt Dir bei Deinem Standbild ins Auge? Woran denkst Du bei diesem Blickfang? Was erwartest Du? Was auf jeden Fall nicht? ... Geh weiter, möglichst mit Blick auf die Kulisse. einige Momente weiter wieder:" Stop!" - Was hat sich geändert? Was von den Erwartungen ist eingetreten? Was nicht? Was erwartest Du nun? Was garantiert nicht?
Ich war gerade einkaufen. Stop: Im U-Bahnhof... Nora Jones auf dem Ipod... Vor mir redet jemand aufgeregt auf ein sitzendes Paar ein... an einer Leine ein Dackel, der alles interessiert verfolgt und nicht vergessen Jahreswechsel...(ich merk mir:
Und der Dackel davor /
Immer Blick auf die Uhr) ... Weiter: die U-Bahn kommt... das Paar steigt ein... der Dackel auch...Der junge Mann winkt ihnen zu und bleibt zurück. (ich dichte weiter:
Sekunden, Stunden, Tage vergehen /
Jahre und ein halbes Leben /
Du bleibst zurück und stehst davor / i
mmer Blick auf die Uhr) Weiter: Der Mann schaut sich um, sein Blick fällt auf mich, er macht ein schritt auf mich zu... DA... kommt meine U-Bahn, ich flüchte mich hinein
(Und dichte:
Züge fahren tagaus und tagein / Wir kamen zusammen und kommen allein). 3 Minuten und schon ein paar Reime und ein Grundstock, aus denen ich Liebeslied, einen Protestsong oder eine Schmonzette (ganz nach Belieben, Anlass und Zeitdruck) basteln KÖNNTE. Nach zwei Stationen musste ich raus und mein Einkauf nahm all meine Sinne in Beschlag.
Also mein Intuition ist die Öffentlichkeit: das öffentliche Leben ist immer pointenreicher als die Phantasie am Schreibtisch. Je bewusster ich mir mache, wie armselig die Schreibtischbilder sind... und wie reich gefächert die öffentlichen Szenen, um so mehr Mut habe ich, alle möglichen Beobachtungen in meine Texte ein zu flechten. Einfach, weil das nur wenige Texter machen! Weil das Kunst ist? - Natürlich muss man das Thema 'Reimen' recht sicher beherrschen. Aber das ist gar nicht sooo schwer. Und kommt (bei mir) immer recht spät im Workflow.
STOP und GO. Aufnehmen und nachdenken. Wegschmeißen und Aufheben. Mehr ist am Dichten nicht dran.Wenn man die Geduld hat. Wenn man sich die Zeit nimmt. Wenn innen ein nicht definierbares Feuer brennt...! - Meine Meinung: Nicht die Wahrheit wirkt anregend! Sondern die Widersprüche, aus denen sie sich ergibt!
Guten Rutsch