Langsam ich - erster eigener Textversuch

a-n-i
a-n-i
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.09.16
Registriert
11.03.10
Beiträge
90
Kekse
25
Ort
Hessen
Hi!
Ich versuche mich gerade an meinem ersten eigenen Text. Er ist noch nicht fertig, wollte aber trotzdem eure Meinungen hören. Ich spiele leider kein Instrument, singe aber gerne.
Ich wollte wissen ob es sich lohnt weiter zu machen?

Langsam ich

Strophe 1:

Kühl, still, geheimnisvoll
Alles nur Fassade
eingebildet, arrogant,
gar keine Frage.
Du glaubst ein Blick genügt
zu wissen wer ich bin
und was ich fühl
das die Wahrheit sehr viel tiefer liegt
und nur die Angst sich
an diese Maske schmiegt
das weißt du nicht
du weißt es nicht.

Bridge

Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
doch das bin nicht ich

Refrain

Und ich brech aus
will mich nicht länger nur verstecken
ich will hier raus
werd mein wahres Ich entdecken
breit die Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon



Jetzt bastel ich an der zweiten Strophe. Was haltet ihr davon?
Wenn ich den Text fertig habe wollte ich schauen ob es hier im Board Jemanden gibt, der mir um die a capella Version ein bisschen Musik bauen könnte. Gibt es für sowas auch ein Forum?

Gruß
Anika
 
Eigenschaft
 
Ich glaube am Flohmarkt kann man nach anderen Musikern suchen, die einem Musik für den eigenen Text schreiben könnten...

Dafür, dass er dein Erstling ist, finde ich es schon ganz gut gelungen. Es tritt ein Effekt auf, der, wenn er beabsichtigt ist, sehr genial wirkt: ich sehe das LI (lyrische Ich) vor einem Spiegel stehen, und das alles sagen, es ist ein Kampf mit sich selbst - ein altes Thema, insofern jedoch toll gebracht, weil das Wort "Spiegel" oder "Reflektion" so nicht direkt vorkommt.

Du verwendest schon nette Bilder ansonsten, ja, nur eine Frage: inwiefern schmiegt sich die Angst an die Maske? Dass sie diese hält bzw. in irgendeiner Art und Weise verantwortlich dafür ist, DASS sie da ist, das verstehe ich, aber so wirkt es so, als wenn die Angst von der Maske angelockt worden wäre, somit die Kausalität umgekehrt wäre und man sich fragt: warum ist dann die Maske auf?

Das letzte Bild ist für mich auch noch nicht ganz stimmig: zwei Aspekte werden hier genannt, sich dem Problem, und sich zu befreien. Jedoch wird Zweiteres zuerst genannt, welches von der Reihenfolge her nicht stimmt. Zuerst muss man stehen bleiben, dem Problem ins Auge schauen, meistens dann noch damit ringen bis man endlich lernt, Flügel wachsen zu lassen und zu fliegen.
So wie es bei dir grad steht wirkt es konfus, als wenn du ein großes Gefühl in dir mit Schlagwörtern beschreiben möchtest, wo du zwar weißt, was gemeint ist - und vom Kopf her weiß ich es auch, aber im Gegensatz zum Rest deines Textes hab ich kein "Aha!" des Herzens. :)

Ansonsten lohnt es sich immer dran zu bleiben - natürlich ist Unsicherheit dabei, aber wichtig ist, DASS man überhaupt was Kreatives schafft.
 
Ich habe den Text einmal überflogen und mir dann den Beitrag von Mondluchs durchgelesen.
Ganz ehrlich: Ich war zuerst verwirrt, als ich las, dass du die Worte "Spiegel" oder "Reflektion" nicht benutzt hast. Ich war mir sicher, das Wort "Spiegelbild" gelesen zu haben und siehe da: Es war verschwunden!
Insofern ist es dir wirklich gelungen, mir ein Bild in den Kopf zu texten, ohne dass du es beschrieben hast. Ob ich die Ausnahme bin, weiß ich nicht. ;)

Jetzt nur mal ein Arrangement, welches ich für sinnvoll halte:
Verse 1 - Bridge - Refrain (Instrumental!) - Verse 2 (beschreibt inhaltlich einen Übergang vom Zustand in Verse 1 zum dem im Refrain) - Bridge - Refrain (mit Gesang) usw...

Natürlich will ich dir hier jetzt nichts vorschreiben. ;)
 
Liebe a-n-i,

nach dem Lesen Deines Textes musste ich kurz vom PC weg und das ganze sacken lassen.

Dir ist da etwas sehr persönliches, berührendes gelungen!!!

Du hast echt das Talent, mit "normalen" Worten GROSSES zu sagen!

Das Du tolle Bilder in die Köpfe malst, haben Dir ja schon andere gesagt:)

AUF JEDEN FALL WEITER MACHEN!!!


Zu dem von MOndluchs angesprochenen Logikfehler oder Chronologiefehler:
Den kannst Du ganz einfach umgehen::cool:

werd mein wahres Ich entdecken
breite dann die Flügel aus
ODER
breit dann meine Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon


Welche Musikrichtung schwebt Dir denn dazu vor?

So nen tollen Text würde ich natürlich gerne (mit-)vertonen!
Wobei ich die Idee von PEDO schon echt gut finde!:great:

Beindruckten Gruß

vom Horst
 
Erstmal vielen Dank für eure positive Kritik! Ich bin echt froh das es so gut ankommt!
Die Bilder mit dem Spiegel hatte ich beim Schreiben auch vor Augen.
Mit den Worten "und nur die Angst sich an diese Maske schmiegt", ist gemeint, dass die Angst die Eigenschaften wie Kühlheit oder die arrogante Art als Maske benutzt, das wahre Ich vor Verletzung oder Ablehnung zu schützen. (Man ist das schwierig zu erklären.... ;)), so in etwa.
Was den zweiten Punkt angeht, den du ansprichst Mondluchs, verstehe ich noch nicht genau welche Stelle du meinst. Vielleicht kannst du mir nochmal genau die Textpassage sagen. Bin manchmal ein bisschen schwer von Begriff... :rolleyes:

Pedo, deine Idee für das Arragement finde ich echt gut! Ich war schon die ganze Zeit am Überlegen was ich mit der zweiten Strophe machen soll, nach dem Text im Refrain..... aber wenn der erste Refrain instrumental gespielt wird, kann ich dann super in der zweiten Strophe, so zu sagen, die Geschichte weiter erzählen, bevor ich dann im Refrain ausbreche..... :)

An Horst: Ich hatte beim texten natürlich eine Melodie im Kopf und habe da auch "meine Flügel" ausprobiert, es hatte alles nicht so optimal gepasst, aber vielleicht ist die Melodie ja auch noch nicht so das Wahre. Ich bin mir da nicht sicher....
Was das vertonen an geht, melde ich mich bei dir wenn es fertig ist. ;)

Von der Musikrichtung her soll es Pop/Rock werden, ich denke da an z.B. Revolverheld.

Gruß
Anika
 
Noch mal kurz zur Maske:

Ich finde GERADE das Bild mit dem anschmiegen schön und sehr gelungen,
da so die Symbiose, die Angst und Maske eingehen gut herauskommt.
Quasi der Punkt, an dem man nicht mehr weiß, was nun was bedingt.
Denn Die Angst braucht (liebt?) die Maske, und die Maske wäre ohne die Angst unnötig.

Freue mich schon auf den nächsten Schritt des Textes!

Gruß Horst
 
Hallo Ani,

Erfreulich viel Zustimmung... warmer Regen für das Dichterherz.;)
Meine Reaktion fällt verhaltender aus.

Langsam ich

Strophe 1:

Kühl, still, geheimnisvoll
"geheimnisvoll" ... ist eine arg zusammenfassende und nichtssagende Wertung,
angenehmer wäre mir, Du fändest noch eine dritte singuläre Eigenschaft

Alles nur Fassade
wieso eigentlich "nur" ... die Fassade ist mMn so wichtig wie das, was darunter liegt
und Dein "nur" liest sich für mich etwas abwertend
.
eingebildet, arrogant,
Dopplung.. hier wäre theoretisch Platz für eine Erweiterung der Aussage
gar keine Frage.
:gruebel: Gehört die Fraglosigkeit nun noch zu arrogant oder schon zum folgenden Urteil?....:gruebel:
Diese Unklarheit macht mich beim Lesen nervös und gespannt zugleich:great:
Du glaubst ein Blick genügt
Wer glaubt DAS schon wirklich....Eine Frage ginge auch: Glaubst Du ein Blick genügt?

zu wissen wer ich bin
und was ich fühl
das die Wahrheit sehr viel tiefer liegt
Was ist die "Wahrheit" - Du tust so, als würdest du sie kennen...
und nur die Angst sich
Wessen Angst? "Meine".... "Deine"... "Unsere"?
an diese Maske schmiegt
das weißt du nicht
du weißt es nicht.
aus "das" mach "Du" ...schlüssige Inversion:great:

Bridge

Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
Meinst du "entdecke, erkennen" - "sehen" kann man mMn nicht langsam, oder?
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
Nochmal: Was ist die "Wahrheit"
Meinst Du vielleicht etwas anderes: " Deine Worte zu verstehen ist nicht schwer" ?
doch das bin nicht ich


Refrain

Und ich brech aus
Warum?!
will mich nicht länger nur verstecken
Warum hast Du Dich vorher versteckt?
Wenn Du aus Deinem Versteck kommst, gibst Du dem anderen "DU" doch im Prinzip Recht...
ich will hier raus
werd mein wahres Ich entdecken
Ist die Fassade denn kein "Ich"?
Wäre nicht "werde mein Ich selber entdecken" glaubwürdiger
?
breit die Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon
worauf bezieht sich "Denn"?
Lass es am Besten weg
Fazit: Wenig Worte:immer gut. ;)

Problematisch finde ich aber, dass:

1. die Meinung des Antagonisten unklar dargestellt ist
2. das LI dem Antagonisten zwar EINERSEITS widerspricht.... doch ANDERERSEITS (offensichtlich im Zusammenhang mit dessen Kritik) unmotiviert das Versteck verlassen will
3. In diesem Zusammenhang das Versteck behandelt wird, als wäre es ein Makel.

Ist es aber nicht. Wir alle brauchen unsere Verstecke, um die nackte Seele zu beschützen.
Ich glaube übrigens auch nicht, dass man sein ICH erkennen kann. Dazu hat jeder zu viele ICHs. Na, gut...:D

Ok. Viel Weinrot. Take it or leave it;)

Edit: Eben erst habe ich dein Statement #5 gelesen.

(Man ist das schwierig zu erklären.... ;)), so in etwa.
"So in etwa" ist so in etwa das Gegenteil der (Ver-)DICHTung. Nicht böse gemeint!
Andererseits musst Du es ja auch nicht DEFINIEREN!
Lass stimmige, ambivalente Bilder für Deine Sicht sprechen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Jongleur, für deine ehrliche Meinung.
Vielleicht muss ich den Text auseinander nehmen um zu vermitteln was ich meine.

Strophe 1:

Kühl, still, geheimnisvoll
sind Dinge die mir schon nachgesagt wurden
Alles nur Fassade
diese Dinge sind eben nur oberflächlich und entsprechen eigentlich nicht meiner Art, Sie gehören zur Maske
eingebildet, arrogant,
gar keine Frage.
so empfinden Einen vielleicht andere Menschen, auf Grund der Maske und Viele machen sich auch gar nicht die Mühe hinter den Schleier zu schauen. Man wird schnell abgestempelt.
Du glaubst ein Blick genügt
"Glaubst Du ein Blick genügt?", gefällt mir wirklich gut dein Vorschlag! Das "Du" steht hier stellvertretend für Alle die schnell oberflächlich urteilen.

zu wissen wer ich bin
und was ich fühl
das die Wahrheit sehr viel tiefer liegt
mit der Wahrheit meine ich, die Art wie ich wirklich bin, so wie ich sie empfinde.
und nur die Angst sich
meine Angst ist gemeint. Die Angst davor was Andere über mich denken könnten, wenn ich einfach bin wie ich bin. Nach dem Motto, bevor ich was Falsches sagen könnte, halte ich lieber den Mund.
an diese Maske schmiegt
und da kommt wieder die Maske ins Spiel, die ich mir aus Angst vor Verletzung oder Ablehnung aufsetze aus Selbstschutz.
Aber hier liegt das Entscheidende. Die Maske hat ein zu großes Eigenleben entwickelt. Sie engt mich ein. Ich ziehe mich so weit in mich selbst zurück, dass jeder Kontakt nach Außen schwer fällt. Aber bis hier hin habe ich das volle Ausmaß noch nicht erkannt.
das weißt du nicht
du weißt es nicht.


Bridge

Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
Langsam beginne ich mich aus der Sicht der "Anderen" zu sehen, mit "seh ich mich" ist gemeint Das zu erkennen
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
diesmal meine ich die "andere" Wahrheit, sich einzugestehen das man sich einigelt mit seinem Verhalten
doch das bin nicht ich
und nun die Erkenntnis und das Eingestehen, dass man so (Maske) nicht wahrgenommen werden möchte und endlich beginnt die ganzen Selbstzweifel abzuwerfen, die Maske abzuwerfen. Zu sich selbst zu stehen.

Refrain

Und ich brech aus
deshalb auch das "und", jetzt hab ich es erkannt und für mich beschlossen etwas zu ändern
will mich nicht länger nur verstecken
ich will hier raus
werd mein wahres Ich entdecken
den Satz muss ich noch mal überdenken…..
[FONT=&quot]breit die Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon


[/FONT]
Ich stimme dir zu, dass es wichtig ist Verstecke zu haben um die Seele zu schützen aber sich von der Außenwelt vollkommen abzuschirmen ist auch keine Lösung!
 
Zuletzt bearbeitet:
Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
doch das bin (nicht) ich

HAlt was is denn hier schief gegangen. Ist die Wahrheit nicht eigenlich zu erkennen, das man selbst dumm und eingebildet ist. Das man vergessen muss was man weis oder glaubt zu wissen, besonders über sich selbst. Die Selbsterkenntnis. Zu erkennen das man es immer wieder schafft sich selbst zu belügen. Zu erkennen das das eigene Ich der größte Feind ist den man hat. Durch dieses "NICHT" hast du es aber wieder geschafft dich selbst zu verleugnen. Ich würde es besser finden wenn man dazu steh: Das sind meine schlechten Seiten, das ist meine Maske..... ich werde dagegen ankämpfen

So kommt mir das jedenfalls vor. :D
 
a-n-i schrieb:
diese Dinge sind eben nur oberflächlich und entsprechen eigentlich nicht meiner Art, Sie gehören zur Maske
Es bleibt die Frage: Wieso behauptest Du, Deine Maske gehöre NICHT zu Deiner Art? Wieso gehört Deine Oberfläche nicht zu Dir?

a-n-i schrieb:
mit der Wahrheit meine ich, die Art wie ich wirklich bin, so wie ich sie empfinde.
Ich nehme an, Du willst sagen: wie ich AUCH sein kann? Oder gar: wie ich mich gern sehen würde...?

Wenn Dir ...

... ähm... ich empfehle übrigens, wir reden nicht konkret von DIR, sondern allgemein vom lyrische Ich (LI) des Gedichtes...ok?

also wenn "man" dem LI Arroganz nachgesagt wird, dann hat DAS sicher auch einen Grund. -
Schließlich gibt es auch viele Frauen, die nicht als arrogant und eingebildet gelten (ohne deshalb gleich männlich zu wirken).
Aber natürlich kenne ich ne Menge Frauen, die ihre Unsicherheit hinter Kühle verstecken - die ihre heißen Gefühle nur Auserwählten zeigen wollen. Das ist der Lauf der Welt - völlig normal.

Frage: Will sich nun Dein LI künftig jedem Lüstling und Egoisten öffnen :confused:
Das halte ich für sehr sehr schwierig;) Das glaub ich nicht!

An wen richtet sich also Dein Text? An einen besonderen Menschen?
Erzählt der Text von den Schwierigkeiten des LIs, diesem Menschen mehr als nur die Oberfläche zu zeigen?
Ist das LI einfach noch nicht geübt darin, sich wehrlos zu präsentieren?
(Noch einmal: statt den Gegenspieler des LI anzugreifen, sucht das LI scheinbar den "Fehler" bei sich....)

Oder ist der Gegenspieler nur zu blöd zu erkennen, dass sich das LI mehr und mehr "nackt" präsentiert...
Für diesen Fall empfiehlt es sich, langsam mal drüber nachzudenken, ob sich für den inneren Frieden das Mantra "Nimm mich so, wie ich bin", nicht besser eignet.

Solche Fragen vor Augen, sollten Dir das Schreiben der anderen Strophen leichter fallen...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Problem mit der Maske liegt wohl darin, dass bis dahin das LI durchgehend passiv dargestellt wird. Es steht da, Fassade, wird angeblickt, die Wahrheit liegt, alles sehr immobile Verben - auf einmal was Aktives reißt mich raus, und dann an eher nebensächlicher Stelle (also nicht als Überleitung oder Höhepunkt).

Ich muss Jongleur (wie so oft) Recht geben, will jedoch hinzufügen: das ist auch ein extrem starker Selbstfindungsprozess, vor allem wenn du dich so bewusst mit dem LI identifizierst. Für mich ist es verständlich, wenn du diese Ratschläge nicht so annehmen kannst - Jongleur geht, meinem Empfinden nach, echt an die Substanz. ;-)

Ich würde versuchen den Song zu beenden, finde [PEDO]s Vorschlag (zum jetzigen Zeitpunkt) durchaus geeignet als Schema. Wenn du so weit bist und irgendwie... fühlt sich da etwas noch nicht richtig an, kannst du ja schauen, ob Jongleurs Ratschläge dir weiterhelfen. ;-)

Ich meinte die beiden letzten Zeilen deines Textes übrigens - sich seinen Problemen zu stellen (also "also nicht mehr davon zu laufen") kommt vor der Befreiung ("die Flügel auszubreiten"). Ersteres ist ein gewaltiger Schritt, der für mich zuerst genannt werden muss.*
 
Liebe a-n-i

Dein Text und deren Diskussion hat mich grad sehr angesprochen. Zum einen mag ich Texte mit wenigen Worten, zum andern die Thematik.

Mir stellt sich die Frage, zu wem das LI da spricht.

- Ein Partner, der sie nicht so nimmt, wie sie ist, oder gewisse Seiten an ihr übersieht/ignoriert oder nicht mag
- Mutter/Vater,...

Ich kann den Konflikt herausriechen aber er ist mir nicht ganz klar, somit kann ich den "Ernst" der Lage, in der sich das LI empfinden nicht ganz nachvollziehen :gruebel:

Jedenfalls scheint sich das LI bei dieser Person, der sie scheinbar sehr nahe steht, nicht wirklich wohl zu fühlen :gruebel:, was ich gut nachvollziehen kann anhand der Zeilen:

Du glaubst ein Blick genügt
zu wissen wer ich bin
und was ich fühl

Als hätte diese Person das LI in seiner Hand...

Und interessant wird jetzt natürlich die Reaktion des LI darauf ;)

die Wahrheit zu erkenn ist schwer
doch das bin nicht ich

Hm, hier muss ich ganz Jongleur zustimmen:

Ist es aber nicht. Wir alle brauchen unsere Verstecke, um die nackte Seele zu beschützen.
Ich glaube übrigens auch nicht, dass man sein ICH erkennen kann. Dazu hat jeder zu viele ICHs. Na, gut...

Wer sich nämlich andern gegenüber öffnet (Maske ablegt), wird verletzlich, und es sollte gut überlegt sein, wem man sich zeigt, das setzt Vertrauen vorraus, welches man nicht erzwingen kann....

Ebenso hat man ja verschiedene Rollen in seinem Leben zu "spielen", also man gibt sich bewusst oder unbewusst anders, je nach Situation (man ist, Freund, Partner, Arbeitskollege, Vater, Tochter, Bürger, Nachbar, Musiker, Forenmitglied....), wobei man immer sich selber ist, die Frage ist mehr, wie es einem dabei geht.... und nicht alle müssen alles von einem wissen...
Hier darf/soll das LI seine unguten Gefühle schon ernst nehmen, sie verständlich ausdrücken und dann je nach Reaktion die Konsequenzen ziehen.


Und aus dem Text geht bis jetzt vielleicht genau dieses Erzwingenwollen hervor:

Und ich brech aus
will mich nicht länger nur verstecken
ich will hier raus
werd mein wahres Ich entdecken
breit die Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon


hm, Jongleur hat das bereits so schön beschrieben :)

An wen richtet sich also Dein Text? An einen besonderen Menschen?
Erzählt der Text von den Schwierigkeiten des LIs, diesem Menschen mehr als nur die Oberfläche zu zeigen?
Ist das LI einfach noch nicht geübt darin, sich wehrlos zu präsentieren?
(Noch einmal: statt den Gegenspieler des LI anzugreifen, sucht das LI scheinbar den "Fehler" bei sich....)

Oder ist der Gegenspieler nur zu blöd zu erkennen, dass sich das LI mehr und mehr "nackt" präsentiert...
Für diesen Fall empfiehlt es sich, langsam mal drüber nachzudenken, ob sich für den inneren Frieden das Mantra "Nimm mich so, wie ich bin", nicht besser eignet.

Nun ja, wie reagiert jetzt das LI in der (den) nächsten Strophen :gruebel: hier würd sich zeigen ob ich mich hinter den Text und das LI als Helden stellen könnte :)


noch kurz zu:

werd mein wahres Ich entdecken
breit die Flügel aus
denn ich lauf nicht mehr davon

das find ich hochinteressant und widersprüchlich?

Also "der Mensch wird ja am DU zum ICH", (und man fühlt sich ja bei dem DU wohl, der das ICH annimmt, wie es ist... oder eben zulässt...)jemand der die Flügel ausbreitet läuft ja davon (was manchmal ja auch nicht verwerflich ist?), möcht dann aber doch nicht davonlaufen? Also ist Kampf angesagt? :gruebel: Auf was Mondluchs schon hingewiesen hat:

sich seinen Problemen zu stellen (also "also nicht mehr davon zu laufen") kommt vor der Befreiung ("die Flügel auszubreiten"). Ersteres ist ein gewaltiger Schritt, der für mich zuerst genannt werden muss.

also ich bin gespannt auf die nächste Strophe :)

liebe Grüsse
Soleluna
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Eure Antworten! Ihr hab mir viel geschrieben, über das ich erstmal nachdenken muss.....



Wäre es passender, wenn ich die Bridge so umschreibe?

Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
doch sie ist Teil vom Ich

Das LI sieht sich jetzt aus der Sicht der Anderen, hat diese andere Seite an sich erkannt und beginnt nun etwas daran zu ändern, in der nächsten Strophe.
 
Liebe a-n-i

:gruebel:

Wäre es passender, wenn ich die Bridge so umschreibe?

Langsam, nur ganz langsam
seh ich mich
die Wahrheit zu erkenn ist schwer
doch sie ist Teil vom Ich


Ich würd die Bridge evt. dafür verwenden von der geschilderten Situation aus Strophe 1 in den "Jetzt red ich Klartext-Refrain" reinzuführen. Also ankündigen dass das LI es satt hat, über was es sich in Strophe 1 beschwert.

Spontan fällt mir hier ein Lied der "Megavier" ein "Genug ist genug" (älteres Nebenprojekt der Fanta 4), welche, so scheint mir, ein ähnliches Thema behandelt haben. Ihre Zeilen bei der Bridge lauteten:

ich wollte mit dir reden
doch das war dir egal
es geht hier um mein leben
und da hab ich die wahl

Und dann hauen sie den Refrain rein....

und ich bin frei lass mich los lass mich gehn ich sag auf wiedersehn
du willst und kannst es nicht verstehn ich werd es immer anders sehn
doch deine macht hört auf jetzt bin ich dran
wenn ich jetzt nicht leben kann wann dann usw.....

Verstehst du was ich meine? Oder lieg ich völlig daneben :rolleyes: ?

Das LI realisiert die Situation und hat sie sowas von satt und dann rebelliert (Refrain) das LI!

liebe Grüsse
Soleluna
 
Hi!
Ich hab jetzt die zweite Strophe fertig und bin schon auf eure Meinungen gespannt.
Die Bridge hab ich nach dieser Strophe etwas umgeschrieben.

Strophe 2

Kühn, stark, losgelöst
werde mich beweisen
Hab mir Fesseln
selbst angelegt
höre sie schon reißen
Ich bin es wirklich leid
mir selbst im Weg zu stehn
mich in grau zu sehn
von all den Zweifeln hab ich mich befreit
stehe zu mir
jetzt kommt meine Zeit
meine Zeit
ich bin bereit

Bridge

Langsam, nur ganz langsam
verstehe ich
mein Leben liegt in meiner Hand
ich veränder mich

Refrain

Ich brech aus.....


Ich hatte beim Schreiben auch eine Melodie im Kopf, die ich zwischendurch immer aufgenommen habe um sie nicht zu vergessen (spiele ja leider kein Instrument). Ich würde auch dazu gerne eure Meinung wissen. Kann ich den Link zur Hörprobe hier posten oder soll ich dafür ins extra Forum gehen?

Gruß
Anika
 
Liebe Anika

Also mir ist weiterhin unklar, was das LI jetzt dann grad machen wird oder möchte :gruebel:
Einfach davonlaufen? Oder auf den Tisch hauen und dieser Person mal die Meinung sagen? Oder beides?

Oder es möchte grad gänzlich ihr Leben, sich selber verändern?

Und mich verwirrt, in der 1. Strophe spricht das LI noch mit der andern Person, in der 2. plötzlich nicht mehr...

Kommt denn noch eine 3. Strophe? Könnte evt. Wirkung haben, wenn sich das LI wieder an die Person wendet.

Was möchtest denn genau erzählen oder erreichen mit deinem Text :gruebel: ?


Es gibt hier irgendwo ein Unterforum, wo sich Musiker und Texter finden können... vielleicht findest da jemanden, der dir bei der Vertonung mithilft.

liebe grüsse
Soleluna
 
Nach längerer Enthaltsamkeit mal wieder meine Meinung zu einem Text und der daraus folgenden Auseinandersetzung... ;-)

Nach dem Durchlesen des Textes und der ersten Kommentare konnte ich jede Meinung verstehen.
Ja, es wirkte, als würde die Person vor einem Spiegel stehend mit sich selbst reden. (Mondluchs & PEDO)
Ja, vieles am Text könnte noch besser ausgegoren sein (Jongleur)

Doch dann kam der für mich entscheidende Beitrag:

a-n-i erklärt ihren Text selbst.

Auf einmal fand ich die Kritik affektiert (Mondluchs & PEDO) und kleinlich bzw. prinzipienreiterisch (Jongleur).
Anika hat mit der Erklärung ihres Textes (was wahrscheinlich der Kardinalsfehler in der Kunst ist, wozu man aber aus unterschiedlichsten Gründen immer wieder versucht ist!) etwas vorweggenommen, was der Text - so sehe ich das - erst nach langer Zeit selbst getan hätte: nämlich sich erklären.

Es gibt Texte, die bedürfen keiner großen Deutung oder Erklärung, sie sind meist offensichtlich.
Dann gibt es Texte, die spielen mit dem Geheimnisvollen, mit Metaphern, mit Interpretationsmöglichkeiten etc. Diesen Texten ist meist ihr Schicksal auch schon beschieden - sie werden für den Rest ihrer Existenz genau das bleiben: metaphernreich, geheimnisvoll, variabel interpretierbar.

Und dann gibt es noch Texte - und dazu zähle ich diesen von Anika - die klingen weder zu anspruchsvoll, noch zu simpel, weder zu offensichtlich, noch zu verschlüsselt; der eine mag in ihnen ein Kleinod sehen, der andere eher einen verbesserungwürdigen Versuch. Aber diese Texte umgibt eine Art Nebel, aus dem heraus sie den Hörern zurufen, was diese aber wegen des Nebels nicht orten können und daher nicht verstehen.
Diese Texte sind oft penetrant eindringlich, dabei aber nicht so auffallend, dass man ihnen ständig seine Aufmerksamkeit widmet, weil ihnen die ganz großen, offensichtlichen Worte fehlen oder weil sie bereits oft benutzte Phrasen verwenden (Flügel ausbreiten).

Ich will daraus jetzt keine Wissenschaft machen - kann ich gar nicht! - ich will nur sagen, dass es mir schon öfters so ging, dass ich gewisse Worte, Sätze in den immer wieder gleichen Zusammenhängen dutzende, hunderte - ja, vielleicht sogar tausende Male gehört habe, und dass jedes Mal hören den Nebel nur ein ganz klein wenig gelichtet hat. Bis ich dann eines Tages VERSTANDEN habe, was der Text EIGENTLICH SAGEN will, und dass es sich durchaus gar nicht um etwas so kleines handelt, wie es dem Anschein der Worte nach ist.

Diese lange, lange Nebel-lichten-Aufgabe hat Anika mir mit der Erklärung ihres Textes vorweggenommen, weshalb ich sagen muss:

der Text ist meiner Meinung nach gut. Ich würde nur wenig dran ändern. Am wichtigsten ist, dass er für Dich funktioniert, denn nur dann kannst Du überzeugend aus dem Nebel herausrufen!
Wenn Du den Text änderst, wird er nicht mehr so schön "aus dem Nebel herausrufen...", sondern entweder offensichtlicher (und damit gleich besser verständlich) oder metaphernreicher (und damit bis zum Ende einem Interpretationsspiel unterworfen sein). Ich nehme aber aus Deinen Aussagen heraus an, dass Du zumindest letzteres nicht unbedingt beabsichtigt hast, als Du ihn schriebst - allein schon, weil Du relativ oft den Begriff "Wahrheit" verwendet hast.

(N.B. Jongleur - ich finde "Wahrheit" keinen zweifelhaften Begriff; im Gegenteil! Wenn Deine Weltsicht so ist, dass Du der "Wahrheit" skeptisch gegenüber stehst - okay. Aber deshalb musst Du doch Anika da nicht mit reinreißen, oder???)



@ Jongleur

normalerweise finde ich Deine Herangehensweise hilfreich. Aber in diesem Falle würde ich sagen: zwinge Anika nicht Dein System auf. Wenn sie von sich sprechen will, dann mache Du nicht das LI daraus. Das funktioniert für Dich. Mir scheint aber, es würde Anika in dem speziellen Falle eher schaden als helfen. Wenn sie nämlich anfängt, alles aus der Distanz zu betrachten und zu analysieren kann auch ganz schnell eine innere Entkoppelung entstehen:
das Ich ist rational und das LI darf und muss stellvertretend leiden. Sicher ist das bei vielen Autoren ein gängiges Werkzeug, aber ob es wirklich hilft??? Ich habe einen Texter kennen gelernt, der hat seinen schon Jahre zurückliegenden Liebesschmerz wie unter einer Käseglocke mumifiziert, nährt ihn und erhält ihn. Immer, wen er ein neues Lied schreiben will, wirft er einen Blick unter die Glocke. Er wird dadurch aber leider zu einer Art Freak, zu einem "Künstler", der ewig lange und still an der gleichen Sache leidet.
Finde ich nicht gut, sowas...

Anikas Intention, sie selbst und der Text wohnen im Moment noch in einer WG. Sie lieben und sie hassen sich, wie man so schön sagt. Ich fände es schlecht, wenn sich ein Teil jetzt davon ausquartieren würde (etwa in ein Penthouse) und die verbleibenden WG-ler durchs Glas immer nur von außen betrachten soll.


Grüße,

1788

---------- Post hinzugefügt um 15:02:26 ---------- Letzter Beitrag war um 14:36:59 ----------

@ Anika,

ich wollte Dir nur noch sagen, wenn Dir danach ist, dann sprich ruhig von DIR anstatt vom LYRISCHEN ICH.

Von sich zu sprechen ist wesentlich mutiger und offener, als die Tarnung des LI zu verwenden.
Ein Grund (aber es gibt natürlich auch sinnvollere Gründe!), weshalb viele lieber den Umweg über das LI wählen - und zwar sowohl Autoren als aus Rezensenten - ist die Angst oder das Unbehagen davor, sich mit echten, realen Menschen auseinander setzen zu müssen. Das ist vielen zu nahe.
Das LI ist eine Art Code, auf den man sich in Poetik-Kreisen verständigt hat, eine Art Währungssystem:
eindeutig, variabel und im "Notfall" nicht mit realem Gegenwert gedeckt - wenn Du verstehst, was ich meine... ;-)

Ich
 
Zuletzt bearbeitet:
He 1788,

vielleicht finden wir eine andere Gelegenheit, zur interessanten und kontrovers geführten Diskussion um das "Lyrische Ich" etwas beizutragen.

Im Augenblick ist mir aber (schon wieder) danach, Dich lediglich um etwas zu bitten: Ich respektiere höflich Dein Meinungsrecht und Dich bitte ich um das Gleiche.

Falls es Dir schon aufgefallen ist, hinterfrage ich oft Meinungen, die mir unklar oder gar unangenehm sind.
Man erkennt meine Fragen übrigens leicht an den Fragezeichen. Kannst du sie sehen?

Auch in Deinem Beitrag fand ich viele Fragezeichen und die Höflichkeit gebietet es, wenigstens auf die beiden Fragen zu antworten:

N.B. Jongleur - ich finde "Wahrheit" keinen zweifelhaften Begriff; im Gegenteil! Wenn Deine Weltsicht so ist, dass Du der "Wahrheit" skeptisch gegenüber stehst - okay. Aber deshalb musst Du doch Anika da nicht mit reinreißen, oder???
Überall des Teufels Werk, aber auch die rettende Hand Gottes!:cool:

Sicher ist das [LI als Hilfemittel, sich zu distanzieren] bei vielen Autoren ein gängiges Werkzeug, aber ob es wirklich hilft???
Ich kann da nur für mich sprechen, aber mir hilft es. Gelegentlich.

Ich begegne mir als Autor gern mal in meinen Texten und beliebe dann zu scherzen:
He Du LI, mein kleines Scheißerchen - Du bist nicht allein auf der Wehelt!.... Noch nicht einmal in meinem Kohopf.... also...

NIMM DICH DOCH NICHT SO GOTTVERDAMMT WICHTIG!
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Jongleur

ja, ich ?ehe ?ie ... ;-)


1788
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben