Lange Wege, kurzer Atem

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Jongleur
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Ein Text, der mir beim Gang über die Hamburger Hallig einfiel.

Lange Wege, kurzer Atem

Lange Wege, kurzer Atem
und die Sonne schon am Gehn.
Kein Geheimnis zu erraten
Und kein Wunder zu verstehn.

Schau nach vorn zum Horizont
Wie ungewohnt es zu mir kommt
das watteweiche graue Band
zwischen Himmelblau und Land.


Uuuhuhuhu
landaus landein
Uuuhuhuhu
geht es heim

Fremde Tränenflüsse weinen
Zeit heilt alle Wunden.
Wie ihr wollt, auch ich hab einen
Heiland gefunden


Schau nach vorn zum Horizont
Wie ungewohnt er zu mir kommt
Jede Farbe jeder Ton
Ein Erlebnis, das sich lohnt

Uuuhuhuhu
landaus landein
Uuuhuhuhu
geht es heim

Uuuhuhuhu
landaus landein
Uuuhuhuhu
geht es heim

Lange Wege, kurzer Atem
und die Sonne schon am Gehn.
Kein Geheimnis zu erraten
Und kein Wunder zu verstehen.

Musik

Uhuhuhu landaus landein
Uhuhuhu geht es heim
Uhuhuhu landaus landein
Uhuhuhu geht es heim
 
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Moin @Jongleur,ein von Meer und Küsten inspirierter Text, der für mich diese ruhige Landschaft, diese Melange von Zuversicht und Melancholie spiegelt. Prompt sind da wieder Bilder im Kopf - aber das hatten wir ja schon. Auch die Erweiterung im dritten Vers zu Verlust und Trauer passt da sehr. Nur die Suche(?) nach dem Heiland, damit tue ich mich schwer. Ebbe und Flut, Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen, Licht und Schatten - alles da. Genug?
 
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Verstörend. Ich assoziiere Selbstmord bzw. Freitod.
 
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Nur die Suche(?) nach dem Heiland, damit tue ich mich schwer. Ebbe und Flut, Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen, Licht und Schatten - alles da. Genug?
Moin @Tygge, zunächst herzlichen Dank für die angenehm mitfühlende Kritik! :)

Tja, der Heiland… ist nicht „Zeit heilt alle Wunden“ als „Heiland “ zu verstehen? Warum soll nur de Zeit hellen? Warum nicht auch der Raum?

Verstörend. Ich assoziiere Selbstmord bzw. Freitod.
Moin @x-Riff, Herzlichen Dank für deine spannende Interpretation! Manchmal kommen sich Autor und Leser in ihren Wahrnehmungen näher als gedacht… :)
 
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ist nicht „Zeit halt alle Wunden“ als „Heiland “ zu verstehen?
Wenn ich beides als Hoffnung auf die Überwindung des Schmerzes verstehe, dann ja. Aber Raum und Zeit heilen nicht per se. Allerdings kann ich mir Raum und Zeit gewähren, um durch den Schmerz zu gehen. Ob ich ihn überwinde, steht auf einem anderen Blatt.
Ich lese gerade deinen Text erneut. Da hat sich was verändert. Ah, das hört sich viel optimistischer an. Jetzt wird der Text für mich viel runder. Gefällt mir. :)
Dieser unverstellte Blick bis zum Horizont in all seinen Facetten - Balsam für die Seele.
 
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Ich lese gerade deinen Text erneut. Da hat sich was verändert. Ah, das hört sich viel optimistischer an. Jetzt wird der Text für mich viel runder. Gefällt mir. :)
Dieser unverstellte Blick bis zum Horizont in all seinen Facetten - Balsam für die Seele
Ich hoffw, du verstehst mein Anliegen sehr gut! Zwar schreibe ich immer sehr bewusst so, dass eine mehrfache Interpretation möglich wäre, aber darunter ist immer auch mein Favorit. Und wenn man dem erst nach mehrfachen Lesen näher kommt, macht mich das sehr glücklich.

———

Aber manchmal, nach Jahren, verstehe ich meinen Text plötzlich völlig anders. Dann fürchte ich, ein fremder Texter habe sich aus Versehen in mein Repertoire eingeschlichen, Einer, der leider viel besser schreiben kann als ich! :unsure:..,:ROFLMAO:

Kennt ihr das auch?
 
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Wie die anderen bin ich gleich davon berührt. hast gut gemacht, ohne zu schwer zu werden.
Korr. da bei der Strophe bin ich noch nicht ganz im Reinen, sonst aber top.
Fremde Tränenflüsse weinen
Zeit heilt alle Wunden.
Wie ihr wollt, auch ich hab einen
Heiland gefunden

kann aber auch musikalisch begründet sein.
 
Grund: Korrektur
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Wie die anderen bin ich gleich davon berührt. hast gut gemacht, ohne zu schwer zu werden.
Herzlichen Dank für diese positive Kritik! :)

Korr. da bei der Strophe bin ich noch nicht ganz im Reinen, sonst aber top.
Fremde Tränenflüsse weinen
Zeit heilt alle Wunden.
Wie ihr wollt, auch ich hab einen
Heiland gefunden

kann aber auch musikalisch begründet sein.
Was irritiert dich denn konkret an dieser Aussage?
 
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So, ich habe einige Tage auf einer fast menschenleeren Nordsee Hallig tief in mich gelauscht. In den Lüften nichts außer dem täglichen Überlebenskampf zwischen tausenden Fluchtgänsen und zwei Seeadlern.

Zurück in Berlin, mit leicht fiebriger Erkältung sehe ich mir seit Stunden Dokumentatione über das Leben und Sterben unsere Galaxien an und bewundere ein ums andere Mal die Phantasie von Einstein!

Was soll ich sagen? Für mich passt jeglicher Heiland in jedes Bild der Vergänglichkeit und zwischen alle Worte der Welt, egal ob als alles klärender Clou oder nur als Konjunktion… :unsure:
Fremde Tränenflüsse weinen
Zeit heilt alle Wunden.
Wie ihr wollt, auch ich hab einen
Heiland gefunden

lg
 
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Dir gefällt es und es drückt deine Gedanken und Gefühle aus - das ist doch das Entscheidende.
Und zur Erinnerung an deine meditative Zeit auf der Hallig schicke ich dir jetzt doch noch das Halligbild, das mir beim Lesen deines Textes in den Kopf kam und seit dem dort hartnäckig herumschwirrt. :)
Hallig.jpg
 
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Was soll ich sagen? Für mich passt jeglicher Heiland in jedes Bild der Vergänglichkeit und zwischen alle Worte der Welt, egal ob als alles klärender Clou oder nur als Konjunktion… :unsure:
OK. Singen kann man Alles und Einstein glaubte auch an Gott. Für mich geht das Ganze auch ohne Clou auf. Obwohl es mir als gelernter Gläubiger doch schwer fällt, betrachte ich Religion aber schon als eine Art Opium. Ob -für das oder -des Volkes ist da egal.
Wie ihr wollt, auch ich hab einen
Heiland gefunden
-Bestimmung- wäre m.E. nach aber sowohl ethisch als auch poetisch angebrachter. Trotzdem bleibt es ein schöner Song.
 
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Der Text hat den Reiz eines traurigen Selbstgesprächs. Dafür führt man, in traurigen Zeiten, ein persönliches Tagebuch. Lesenswert das Buch:"Der Weg des Künstlers", Autorin vergessen, es geht da um das Prinzip der sogenannten Morgenseiten, die man ohne Nachdenken schreibt.
Als Berufsehre eines Songschreibers, also eines Künstlers, der viele Wege kennt, empfehle ich aber das Tagesmotto: "Welche Lüge erzähle ich heute?".
Dann noch virtuos über einen geilen Amp spielen, und schon darf die Sonne scheinen.
Bist Du selbstverliebt in Depressionen? Die Farben sind etwas fett aufgetragen. Vielleicht ist es ja sogar toll, wenn man keine Morgenseiten mehr schreiben muss. Witze statt Songtexte schreiben. Ein guter Lügner werden im Alter.😀
 
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Ich bedanke mich bis hierher für die wohltuend sachliche Diskussion!

Etwas zur unmittelbaren Vorgeschichte meines Textes: Einige Tage zuvor hatte ich an einem Nacht Gottesdienst auf der erwähnten Hallig teilgenommen. Umgeben von völliger Finsternis,, die sich erst nach einigen Minuten sukzessive durch zunehmendes Kerzenlicht auflöste. Eine Stimme aus der Dunkelheit predigte unaufhaltsam von Gott und dem Teufel - und ich fühle mich plötzlich in das Mittelalter zurückversetzt.…

Einige Tage später bei einem Spaziergang fiel mir die Redewendung „Zeit heilt die Wunden“ ein, zu der ich ein zwiespältiges Verhältnis habe. Und der Sprung von heilen zu Heiland drängte sich mir auf. Eine innere Stimme mahnte: Das ist dick aufgetragen! Eine andere erinnerte mich an den Nachtgottes-Dienst…

Plötzlich erinnerte ich mich an eines meiner Mandras: Lass die Sprache für sich sprechen!
Und so ließ ich es rollen… und bin zufrieden damit!

So konkret das mit dem Heiland. Abstrakter gesagt, wie kann man das singen.
Nach dieser Diskussion drängt sich mir, (unter anderem) eine dorischen Komposition auf. :unsure:;)
 
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Danke @Teestunde und @Frank_de_Blijen für das ⭐ unterm Text!. :)
 
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Danke @drowo für den ⭐ unter‘m Text!:):confused:
 
Mir gefällt der Text sehr gut. Breiter Raum für eigene Interpretation, das Meer auf der Zunge, ein wenig Schwermut dabei ... Klasse. Toller klang des Textes schon beim laut lesen! Das gelingt Dir ja immer ausgezeichnet, abseits des Inhalts schön klingende Texte zu schreiben!

Der Punkt, an dem ich etwas stolper, ist der kurze Atem. Ich erlebe diesen Text eher langsam, das LI rennt nicht nach Hause, sondern nutz den langen Weg zur Reflektion, Selbstreflektion. Mit einem mäßigen, konstanten Tempo, bei dem der Spaziergänger nicht außer Atem kommt. Für mich wäre ein "lange weite, weite Schritte" ... stimmiger.
 
das LI rennt nicht nach Hause, sondern nutz den langen Weg zur Reflektion
Wenn der Weg lang und der Gegenwind stark genug ist, was auf einer Hallig fast immer der Fall ist, kann man schon mal kurzatmig werden. Bei manchen zu bedenkenden Themen ebenfalls. Mir gefällt dieser Gegensatz. Er erzeugt einen kleinen Spannungsbogen.
 
Mir gefällt der Text sehr gut. Breiter Raum für eigene Interpretation, das Meer auf der Zunge, ein wenig Schwermut dabei ... Klasse.
Ich schreibe seit Jahren auf meinem jeweils ersten Gang über diese Hallig unterwegs einen neuen Text. Die Landschaft ist so schön (und das zu erwartende anschließende Menü so toll), dass dieser Hallig-Tag ein ganz besonderer ist!

Toller klang des Textes schon beim laut lesen! Das gelingt Dir ja immer ausgezeichnet, abseits des Inhalts schön klingende Texte zu schreiben!
Oh, darüber freue ich mich besonders! :love:

Ich denke ungewöhnlich intensiv über das Wesen der Phonetik nach! Aber auch darüber, wie der Text und die Musik als ein natürlich gewachsenes Geschwisterpaar überzeugen können. ich habe immer mehrere Arbeits-Melodien im Kopf. Rücke immer mehr von den viel zu starren Vers-Formen der Lyrik ab. Wichtige Passagen singe ich stundenlang in mehreren Versionen und notiere sie ggfs. auch. Oft spiele ich wie ein Schauspieler alte möglichen Stimmungen durch. Und wenn auf diese Weise eine Zeile kürzer oder länger wird als der Rest, dann muss das eben so so sein!!!!


Dabei helfen mir oft internationale Titel, wo mich oft bereits die Musik extrem neugierig auf die Übersetzung macht. Eigentlich werde ich nie enttäuscht.




Der Punkt, an dem ich etwas stolper, ist der kurze Atem. Ich erlebe diesen Text eher langsam, das LI rennt nicht nach Hause, sondern nutz den langen Weg zur Reflektion, Selbstreflektion. Mit einem mäßigen, konstanten Tempo, bei dem der Spaziergänger
Ich bin nun in dem Alter, wo ein einstündiger Spaziergang das Herz sehr vielfältig berühren kann…;)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn der Weg lang und der Gegenwind stark genug ist, was auf einer Hallig fast immer der Fall ist, kann man schon mal kurzatmig werden. Bei manchen zu bedenkenden Themen ebenfalls. Mir gefällt dieser Gegensatz. Er erzeugt einen kleinen Spannungsbogen.
Perfekt interpretiert! :)
 
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