Lange Töne "kommen lassen" / lauter werden

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Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Freund über den Gesang allgemein. Er spielt Gitarre und begleitet diese auch oftmals stimmlich dazu.
Da Ich selber vor 2 Jahren in einem Ensemble (jedoch eher Laienhaft) gesungen habe und 2 Instrumente spiele, bringe Ich eine gewisse Erfahrung mit was das musikalische angeht.

Kommen wir aber zum Punkt.

Bei seinem Gesang ist mir aufgefallen, dass er viele lange Töne leise anfängt und laut beendet - ungefähr so, wie wenn man einen Lautsprecher langsam aufdreht. Als Ich ihn darauf angesprochen habe, warum er den Ton auf diese Art "kommen lässt", meinte er, dass das normal/gängige Praxis wäre.
Um keinen Streit entstehen zu lassen, habe Ich meine Meinung für mich behalten. Es hört sich mMn einfach grottig bzw. nervig an. So, als ob man unsicher anfängt und dann versucht an Sicherheit gewinnen indem man den Ton extrem laut werden lässt.

Bis dato war mir das gänzlich unbekannt; Ich weiß zwar, dass man an bestimmten Stellen, jedoch eher klassischen Stücken, lauter wird - mehr aber nicht.

Deshalb zu meiner Frage: Stimmt das was mir mein Freund erzählt hat oder liegt es bloß an mir? Augenblicklich ist das schwer vorstellbar, weil es sich für mich komisch anhört.
 
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Das ist Geschmackssache und je nachdem, was man ausdrücken will. Lange Schlusstöne werden in Klassik und Musical zum Beispiel gerne anschwellend und dann mit Vibrato ausklingend gesungen. Aber sonst... ist alles erlaubt was gefällt. Wenn dir sein Stil nicht zusagt, dann mach es nicht so. Es gibt in der Hinsicht kein falsch und richtig.
 
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Deshalb zu meiner Frage: Stimmt das was mir mein Freund erzählt hat oder liegt es bloß an mir? Augenblicklich ist das schwer vorstellbar, weil es sich für mich komisch anhört.

Naja - hör dir doch einfach diverse Songs von verschiedenen Bands/Musikern an. Dann weiß du, ob das "gängige Praxis" an.
 
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Ich glaube zu wissen, was gemeint ist. Und beantworte die Frage mit einem glasklaren Jein :D
Ja, weil es für viele Leute tatsächlich die gängige Praxis ist. Nein, weil es durch Unvermögen hervorgerufen wird. Mit dem "unsicher anfangen und dann Sicherheit gewinnen" triffst Du den Nagel auf den Kopf. Viele Leute haben Probleme damit, einen Ton sauber anzufangen. Also fühlen sie zunächst mal vor - so, wie man erstmal mit dem Zeh austestet, ob das Wasser zu kalt ist. Wenn sie dann meinen, der Ton sei ok, lassen sie ihn lauter werden, um der Welt zu zeigen, daß sie ihn haben. Ich muß bei sowas immer an Mr. Bean in der Kirche denken. Er nuschelt in den Strophen irgendwas mit und im Refrain übertönt er alle, weil er plötzlich Text und Melodie kennt.

Das ist natürlich nicht zu verwechseln mit einem absichtlichen Anschwellen lassen des Tons als Stilmittel, aus welchen Gründen auch immer. Aber Deiner Beschreibung nach handelt es sich wohl eher um das zuerst genannte Phänomen. Also laß Dir nix erzählen, mich nervt sowas mindestens genauso und wenn meine Schüler sowas machen, breche den Song ab und prüfe erstmal nach, ob sie den Ton sauber ansingen können. In den allermeisten Fällen ist es ein Schutzmechanismus, weil man den Ton eben nicht sauber trifft oder sich zumindest nicht sicher ist.

Ob es sich lohnt, dafür einen Streit vom Zaun zu brechen, sei mal dahingestellt. Laß ihn doch einfach machen, Du mußt es ja nicht gut finden.

Übrigens finde ich die Schutzbehauptung "das ist gängige Praxis" gar widerlich. Sie begegnet einem auch häufig als "das geht vom Handsatz her nicht", "das kann man nicht greifen", "so machen's die Profis" und dergleichen mehr. Bedeuten tun sie einfach: "Ich kann's nicht anders und hab' auch keinen Bock es zu probieren, weil ich viel zu festgefahren bin. Außerdem kratze gefälligst nicht an meinem schimmernd güldenen Podest!" :igitt:
 
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I
Bei seinem Gesang ist mir aufgefallen, dass er viele lange Töne leise anfängt und laut beendet - ungefähr so, wie wenn man einen Lautsprecher langsam aufdreht. Als Ich ihn darauf angesprochen habe, warum er den Ton auf diese Art "kommen lässt", meinte er, dass das normal/gängige Praxis wäre.

Ich kann Dir nur sagen, was passiert wenn ich das mache: ich werde freundlich daran erinnert, dass der Ton bittedanke sofort da zu sein habe, wenn da nicht zufällig ein cres. steht. Und in 99% der Töne steht leider kein cres. da ;) Passieren tut mir so etwas immer, wenn ich mir bei blöden Einsätzen selber nicht glaube, ein Stück neu ist und ich noch suche, ich abgespannt, unkonzentriert und total müde bin und das Stück noch nicht zu 100% sitzt etc.
 
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Ich weiß zwar, dass man an bestimmten Stellen, jedoch eher klassischen Stücken, lauter wird - mehr aber nicht.

Das kann in der Tat bei Haltetönen so gemacht, resp. vom Komponisten so vorgegeben werden. Man beginnt im p oder pp und wird allmählich lauter, ist aber schon eher Gesang für Fortgeschrittene. Weil egal wie leise du beginnst, der Ton muss natürlich vom ersten Moment an voll gestützt und intonatorisch zu 100% sauber sein, mit einem von A-Z durchgehenden regelmässigen Vibrato. Also "einschleichen" ist nicht :D.
Habe in einem aktuellen Stück gerade so eine Stelle. Sauschwierig, auch und vor allem, weil unmittelbar aus dem langen Halteton eine nicht ganz einfache Koloratur herauswächst und dieser "fliegende Wechsel" hats dann wirklich auch noch in sich!
Den langen Ton übe ich zuerst in gleichmässiger, mittlerer Lautstärke und erst, wenn er auf diese Art einigermassen vorzeigbar ist, beginnen die dynamischen Spielereien damit.
 
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Danke für eure Antworten!

sing-it: Ja, der Vergleich mit Mr. Bean ist möglicherweise passend. Natürlich würde Ich keinen Streit deswegen Anfangen, das ist es nicht Wert und wenn es ihm gefällt braucht es mich nicht zu kümmern. (Wie schon von Vali und antipasti angesprochen) :)
Meine Frage war eher aus Interesse.
 
Natürlich würde Ich keinen Streit deswegen Anfangen...
Och, so natürlich ist das nicht. Ich hab in der Vergangenheit schon unzählige Streitereien wegen solcher Dinge (oder besser: wegen der Unfähigkeit, sich auch mal zu hinterfragen und über den Tellerrand zu gucken) vom Zaun gebrochen, Bands verlassen, Leute aus Bands rausgeschmissen und ja, auch schon Bands komplett eingestampft. Naja, man war halt jünger...

...das ist es nicht Wert und wenn es ihm gefällt braucht es mich nicht zu kümmern.
Ganz genau. Man weist darauf hin und dann kann derjenige damit tun und lassen was er will. Ist außerdem die gesündere Variante... :)
 
Ja, immer diese Anschleicher. ^^ (Frag ihn mal ob er nen vll. Schadensbonus abgreifen will?!) //Insiderwitze

Aber Sing-it hats im Grunde gesagt. Anschwellen lassen nur, wenn es ein Stilmittel ist. Denn wenn es ständig vorkommt ist es kein Stilmittel sondern nur nervig.
 

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