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Label - wozu

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Hallo,

ich habe so ein bisschen folgende Verständnisfrage:

Auf Wikipedia (Plattenlabel) und in diesem sehr schönen Beitrag werden zwar die Aufgaben eines Labels dargestellt, aber es drängt sich mir nirgends auf, warum das nicht eine oder mehrere Privatpersonen machen können, sondern warum dazu eine Gesellschaft gegründet werden muss(?).

Also Vertrieb, Gema-Anmeldung und Vertragsabschlüsse kann ich doch im Zweifel auch privat, allein und nackt (;)) durchführen - wozu gibt es also Labels?

Beste Grüße
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Hallo,

ich habe so ein bisschen folgende Verständnisfrage:

Auf Wikipedia (Plattenlabel) und in diesem sehr schönen Beitrag werden zwar die Aufgaben eines Labels dargestellt, aber es drängt sich mir nirgends auf, warum das nicht eine oder mehrere Privatpersonen machen können, sondern warum dazu eine Gesellschaft gegründet werden muss(?).

Also Vertrieb, Gema-Anmeldung und Vertragsabschlüsse kann ich doch im Zweifel auch privat, allein und nackt (;)) durchführen - wozu gibt es also Labels?

Beste Grüße
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Natürlich kann man das auch "privat" und/oder als Einzelkämpfer machen. Es gibt genügend "hippe" und in der jeweiligen Szene bekannte Indie-Labels, die eigentlich genau so funktionieren und meist mehr oder weniger auf Null kommen. Klar, so wie ich Omas Marmelade, die sie aus Obst aus ihrem eigenen Garten macht, auf dem lokalen Wochenmarkt oder übers Internet verkaufen kann, kann ich natürlich auch Tonträger oder selbstgestrickte Socken auf diesem Level vermarkten. Ich brauche allenfalls eine Gewerbeanmeldung, für 20 EUR oder so. Die große Frage ist nur: Wirft das auch Gewinn ab?

Die Fragestellung, was nun der Sinn eines Labels in Zeiten des Internets ist, taucht immer wieder auf. Nach eben dem Motto: "Kann man doch alles selbst machen." Natürlich. Aber oft wird dabei völlig naiv ausser acht gelassen, dass trotzdem einfachste Wirtschaftsmechanismen gelten. In ein Unternehmen muss man für gewöhnlich jede Menge Geld und Zeit investieren. Man benötigt umfangreiches Know-How und braucht gute Geschäftskontakte. Warum sollte das ausgerechnet in der Musikbranche anders sein?

Wenn es z.B. immer heisst "Vertrieb" kann doch heute jeder selbst machen über's Netz. Klar. Nur Vertrieb ist nicht gleich Vertrieb. Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob Omas Marmelade auf dem lokalen Wochenmarkt und über einen Mini-Webshop präsentiert und verkauft wird oder deutschlandweit im Regal der großen Supermarkt-Ketten steht? Das Musik als virtuelles Produkt verkauft werden kann ändert daran überhaupt nichts, denn letztlich geht es um die Aufmerksamkeit des Kunden und die stellt sich nicht einfach so ein, wenn ich einer von Trilliarden anderer Künstler bei iTunes & Co. bin.

Lange Rede, kurzer Sinn: In letzter Konsequenz ist ein richtiges Label in erster Linie nichts anderes als ein GELDGEBER. Es investiert in den Künstler, es übernimmt das wirtschaftliche Risiko. Das ist der große Knackpunkt. Alle anderen Leistungen sind eigentlich zweitrangig und könnten (und das wird auch teilweise gemacht) von aussen eingekauft werden. Natürlich hat ein Label im Normalfall auch noch jede Menge Know-How, Kontakte, Vertriebsstruktur, etc. aber das ist eigentlich nicht entscheidend. Wer das Kapital hat kann sich all diese Ressourcen einkaufen. Aber von Nix, kommt eben Nix.
 
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Hallo,

das Problem (mein Verständnisproblem) bleibt aber offenbar bestehen: Du schreibst, ein Label sei Geldgeber und für eine größere Quantität an Investition, Marketing etc. gut.
Aber wenn ein Millionärssohn wie ich (kleiner Scherz :D) das gleiche auch so erreichen kann, ohne "ein Label zu gründen", was ist dann daran anders?

Oder deutlicher gefragt: Gibt es einen Unterschied (rechtlich o.ä.) ob ein "LABEL" 10.000 Euro in einen Künstler investiert, oder ob ein "Privatmann mit Gewerbeschein" 10.000 Euro in den Künstler investiert?
Gibt es auf dem Musikmarkt irgendeinen rechtlichen Zwang, eine Gesellschaft namens LABEL zu gründen? Vielleicht für den Labelcode? Ist der Pflicht?
Tschuldige, doch 100 Fragen auf einmal...

Beste Grüße
 
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Eigentlich ist das kein Unterschied. Es ist wie in jeder anderen Branche auch. Es ist doch egal, welchen Namen ich dem Kind gebe. "Label" ist doch nur ein Wort (dem häufig offensichtlich irgendwie was Magisches angedichtet wird). Entweder ich stelle Tonträger her und verkaufe die oder eben nicht. Es gibt da nichts "Offizielles" in der Musikbranche. Rechtlich-formal ist eine Labelgründung mit der Gewerbeanmeldung abgeschlossen.

Natürlich hat jede Branche ihre Besonderheiten, klar. Wie der Landwirt vielleicht wissen sollte, welche EU-Subventionen es gibt und wie er ran kommt, muss natürlich auch eine Plattenfirma gewisse Dinge wissen. Und hier kommen wir wohl zum Kern deiner Frage: Ja, als Label kann und sollte ich mich bei der GVL anmelden, denn dann bekomme ich Geld, wenn meine Tonträger in Rundfunk und TV gespielt werden (und schaffe damit auch erst gewisse quasi-rechtliche Voraussetzungen, dass sie überhaupt dort gespielt werden können). Die GVL sehen viele quasi als die offizielle Label-Registrierungs-Stelle, was aber so nicht richtig ist. Natürlich gibt es auch Branchenverbände, wo man Mitglied werden kann, um z.B. Vergünstigungen bei der GEMA zu bekommen. Jede Menge solcher branchenspezifischen Dinge gibt es zu berücksichtigen, klar. Aber das ist in jeder anderen Branche genauso.

Ansonsten ist dieser Markt nicht etwa irgendwie reguliert. Nicht jeder der Lust hat kann und darf Menschen operieren oder sich als Handwerker selbstständig machen, aber jeder der Lust hat kann Tonträger produzieren und verkaufen (auch wenn er es eigentlich nicht kann ;)). Wenn ich mein Unternehmen als Plattenfirma bezeichnen will, kann ich das tun. "Privatmann mit Gewerbeschein" ist ein Widerspruch in sich. Entweder ich mache irgendetwas privat oder eben als Gewerbe mit Gewinnerzielungsabsicht, dann bin ich eben Unternehmer. Das kann man sich auch nur bedingt selbst aussuchen, sowas entscheidet letztlich das Finanzamt, wenn es rückwirkend irgendwelche Forderungen erhebt. Gleiches gilt auch für die Künstlersozialkasse (wieder so eine branchenspezifische Sache), die evtl. nach ein paar Jahren kommt und rückwirkend Künstlersozialabgabe einfordert, wenn sie dich als gewerbliche Plattenfirma einstuft. Denen ist auch egal, ob Du dein Unternehmen als "Label" siehst oder nicht und ob Du dich als Privatmann siehst oder nicht.
 
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Ok, danke, das bringt mich weiter.
Viele Leute sprechen immer davon, ein Label gründen zu wollen, und ich habe nie verstanden, was für eine Art rechtlicher Schritt das eigentlich ist.
Die praktischen und organisatorischen Aspekte sind natürlich dann ein anderer Hut.

Danke erstmal.

Viele Grüße
Caps
 
Viele Leute sprechen immer davon, ein Label gründen zu wollen, und ich habe nie verstanden, was für eine Art rechtlicher Schritt das eigentlich ist.

Ja, davon sprechen Viele und tun dabei so und glauben das auch irgendwie, als sei das, wie eine Einweihung in eine Geheimloge die heimlich bestimmt, wer wieviele Tonträger verkauft und in die Charts geht. "Jetzt haben wir unser eigenes Label!" Hört sich gaaanz toll an, heisst aber erstmal überhaupt nichts. Man könnte sagen: Label gründen ist nicht schwer, Label sein dagegen sehr.
 
Sehr gut ;-).

Ich habe ja schon mit den ganzen vertraglichen Zusammenhängen bei einer simplen Veranstaltung zu rudern...
 
jede dorfband, die ihre eigenen cds verkauft, ist quasi ihr eigenes label. und richtig oberprofi-mäßig kommt das dann noch rüber, wenn man bei der GVL kostenlos einen label-code beantragt und dann fett "dorfband records" auf die cds schreiben kann ;-)
 
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Labelcode beantragen, ISRC-Code vergeben, Musik auf Sendung bringen, Kasse klingeln lassen ;-)

Aus Wikipedia apropos Labelcode:
"Tonträger, die unter einem solchen Label erscheinen, tragen den entsprechenden Code als Aufdruck. Im Falle der Verwendung bei einer Hörfunk- oder Fernsehsendung kann die Sendeanstalt anhand des Labelcodes mit dem Label über die GVL abrechnen."
http://de.wikipedia.org/wiki/Labelcode

Ditto zum ISRC-Code:
http://de.wikipedia.org/wiki/International_Standard_Recording_Code

Grundsätzlich: Geld verdienen und "privat" beisst sich semantisch, wie UranusEXP schon richtig ausgeführt hat.
 
Zitat: "Geld verdienen und "privat" beisst sich semantisch, wie UranusEXP schon richtig ausgeführt hat."

Naja, klar, wenn "die großen Abnehmer" z.B. einen Labelcode verlangen, einfach weil es ihr Workflow nicht anders hergibt, dann ist schon klar, warum ich sowas machen muss (um an das "große Geld" zu kommen);
wenn ich - dann allein durch diesen simplen Schritt - mir schon das Label "Label" anheften kann, dann ist es eine syntaktische Spielerei, weiter nichts. Aber schon recht, ein Anwalt auf diesem Gebiet kann mir wahrscheinlich einfach mal einen Überblick über das Business geben, und dann erscheinen die ganzen Begriffe nicht mehr so rätselhaft.

Andererseits würde ich einen Sticky-Thread begrüßen, der (wie schon in Ansätzen vorhanden), eine solche Begriffs- und Beziehungsklärung versucht, auch mit solchen Hinweisen wie "Warum sollte ich ein Label gründen? Müsste ich mir vorher nicht erstmal klar darüber werden, was ein Label überhaupt ist, und für welchen meiner Zwecke ich ein Label dann wirklich BRAUCHE und nicht nur gern hätte weil's cool klingt, obwohl ich selbst total ahnungslos in der Welt herumtapse?".

Herzliche Grüße
 

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