Hi Swen,
Dein erster Berlin-Besuch oder warste schon öfter da?
Berlin ist natürlich für drei Tage der absolute overkill und ich persönlich, gerade wenn ich mit ner anderen Person unterwegs bin, würde mich auf die diversen Atmosphären der Stadt einlasse und mich von dem leiten lassen, wonach ich/wir gerade Lust haben.
Dazu wäre mein genereller Tipp:
http://www.zitty.de/
http://www.tip-berlin.de/
Die beiden Stadtmagazine nehmen sich nicht viel, haben aber einen anderen Aufbau - dem einen sagt das mehr zu, dem anderen das andere. Ihr könnt ja vorher ein bißchen schnuppern, ansonsten gibt´s die an jedem Kiosk und jedem Cafe.
Folgt man der Wettervorherschau, ist es nicht gerade superwarm (so um die 13 Grad), nehmt Euch einen warmen Pullover und winddichtes Zeugs mit - wegen der breiten Straßen in Berlin kann der Wind da gut durchfegen, sodass es gerne mal gefühlt zwei bis drei Grad kälter ist als das Thermometer anzeigt.
Musikalisch (wie generell kulturell) bietet Berlin ja eine enorme Spannbreite, da ist ohne nähere Eingrenzung der jeweiligen Vorlieben wenig zu sagen oder zu raten. Ein paar Sachen trotzdem mal:
http://www.rickenbackers.de/
Würde ich jetzt nicht als geheimtipp handeln (ist ja ohne kenntnis der musikrichtung auch schwer möglich), spielen aber ganz gute, vorwiegend Berliner Gruppen, decken Rock, Blues, Soul ab, die Sessions sind manchmal richtig gut, ansonsten ne recht typische, leicht spelunkige große Kneipe. Schau mal ins Programm, dann biste schlauer.
Wenn Jazz was für Euch sein sollte, kannst Du da mal fündig werden:
http://www.jazz-guide-berlin.de/
Das A-Trane
http://www.a-trane.de/ ist ne Institution, gleiches gilt für das b-flat
http://b-flat-berlin.de/h/ mein Favorit (ohne dass ich ein spezieller Jazz-Fan bin) ist und bleibt der badensche Hof
http://www.badenscher-hof.de/ , in dem ich vor einigen Monaten noch Coco Schuhmann life erleben durfte, ansonsten recht kleine Kneipe, urige Atmosphäre, oft sehr geile Sessions von Berliner und internationalen Größen, lebt und atmet die Liebe zur live-Musik. Besonders angenehm: Nach dem Eingang rechts reingehen, die Musik hören und keinen Eintritt zahlen; am Tresen stehen und Musik hören und ein paar Blicke auf die Musiker mitkriegen: reduzierter Eintritt, voller Eintritt, wenn man in dem Raum ist, wo die Bühne steht. Kann man also einfach mal so vorbeigehen und schauen, wie´s einem gefällt, ohne über den Eintritt eine Entscheidung für den Abend zu treffen.
Sessions jedweder Art bekommt man eigentlich an vielen Ecken in Berlin geboten, naturgemäß recht unterschiedlicher Art, beim Rickenbeckers habe ich aber noch keine schlechte Session mitbekommen.
Essen: Ungefähr alle zwei Minuten macht irgendwo in Berlin ein Restaurant oder ein Cafe auf und eins macht zu. Tipp oder zitty haben eigentlich ganz gute Empfehlungen, finde ich, sowie ein gutes Adressverzeichnis. Da man in Berlin extrem gut international essen kann, wäre mein genereller Tipp, Euch das mal für einen Abend zu gönnen. Gibt beispielsweise eine Handvoll wirklich guter portugiesischer Restaurants - aber auch da kommt es ja auf Eure Vorlieben an.
Generell ist die Imbiß- und kurzmalwasessen-Kultur in Berlin sehr ausgeprägt - wenn man also durch Berlin stromert, wird man auch was finden, was entweder für auf die Hand, zum kurzen Aufenthalt oder für ein richtiges Abendessen geeignet ist. Da könnt Ihr ruhig Eurer Eingebung oder den Gesichtsausdrücken der Gäste folgen.
Zum Bummeln oder Erkunden:
Kreuzberg und Oranienstraße mit den umliegenden Straßen oder Plätzen kann man sich auf jeden Fall antun - auch hier gibt´s jede Menge guter Imbisse und Restaurants, alternative Szene-Lokal-Institutionen wäre hier die rote Harfe
http://rote-harfe.de/ oder andere um den Dreh, anbieten würde sich eine Erweiterung um das Gebiet entland dem Paul-Linke-Ufer und vom Kottbusser Damm aus rechts parallel zum Kottbusser Damm aus gesehen und/oder wie schon angemerkt die Oranienburger Straße weiter hoch zum Görlitzer Park - auch hier findet man jede Menge mehr oder weniger szenetypischer und -untypischer Kneipen.
Der ganze Prenzelberg ist Geschmacksache, aber zum Flanieren auch gut geeignet. Etwas lebendiger und eigenständiger finde ich Friedrichshain, besondere Tipps habe ich da aber keine. Was auch - je nach Vorliebe - auf jeden Fall erlaufenswert ist, ist die Meile zwischen Brandenburger Tor und Humboldt-Uni, da erschließt sich einem die ehemalige Großzügigkeit preussischer Prunksuch - da kann man zumindest ein Gefühl dafür kriegen, warum ein Teil der Beliner unbedingt wieder das alte Schloss wiederhaben wollen, auch wenn´s ein fake ist - gefolgt von der Museums-Insel und dann kann man gleich noch den Alexanderplatz und das rote Rathaus mitnehmen. Direkt dahinter quasi ist das schon erwähnte Nikolaiviertel, wo man etwa in 15 Minuten durch ist, sofern man nicht verweilt. Es ist zum Teil original, zum Teil aus der DDR-Zeit zeittypisch nachempfundene Architektur - als solches quasi historisch und ambientemäßig interessant und angenehm, aber wer beispielsweise die Heidelberger oder sonsteine stehengebliebene Altstadt gesehen hat, wird vor Begeisterung nicht tot umfallen. Sehr gemischt, trendy und interessant das Viertel rund um das renovierte Hackesche Viertel mit dem Restauran Hackescher Hof (Ausgangspunkt S-Bahnhof Hackescher Markt) und von aus die Oranienburger Straße und die Nebenstraßen hoch und runter - gibt viel zu entdecken, schönes, skurriles Berlintypisches Gemisch.
Generell wäre meine Empfehlung ebenfalls, besonders wenn Ihr nicht mit Auto anreist aber auch dann, wenn: Autofahren ohne Ortskenntnis kann in Berlin sehr stimmungseintrübend sein, die Parkplatzsuche sowieso: kauft Euch ein Tages oder ein 3-Tages-Ticket und nehmt den öffentlichen Nahverkehr: das ist eigentlich auch eine der leichtesten Übungen, wenn man Berlin und seine diversen Bevölkerungen an sich ranlassen will.
so weit - so gut - habt Spaß und versucht nicht, alles mitzubekommen, sonst programmiert Ihr Euch durch Berlin und verpaßt das Wichtigste: die Atmosphäre - Berlin ist eine Stadt, in der man ungefähr 800 Jahre Architektur mitbekommt und zwar so, als hätte jemand die Stadt mal kurz genommen und durcheinandergeschüttelt, so daß neben einer alten Kirche ein supermodernes Gebäude steht, daneben irgendwas aus der Gründerzeit und dann ne Kebab-Bude, ein Trödelladen, eine olle Eckkneipe und drei bis achtzehn undefininerbare Gebäude mit diversesten Angeboten für diverseste Geschmäcker und Bevölkerungssegmente. Immer wieder gerne unterschätzt sind die Parks in Berlin, ob es das Gebiet ausgehend vom Zoologischen Garten, der Britzer Park (wird dann aber ein Halb-Tages-Tripp) oder der Friedrichshainer Volkspark ist oder die sehenswerten Ufer in Berlin - zum mal entspannen und die Seele baumeln lassen und speziell bei gutem Wetter allemal ein Tipp. Gleichfalls, wenn man nur etwas drauf steht: eine Bootstour durch Berlin, gibt´s von einer bis zu drei Stunden und Berlin ist halt wasserdurchzogen bis zum geht-nicht-mehr und man bekommt dabei einen ganz anderen Einblick in die Stadt.
x-Riff