Ed
Gesperrter Benutzer
Liebe Freunde,
als die Meldungen über die neuen PRS-Pickups durch die Medien gingen waren wir vermutlich alle zumindest mal neugierig. Interessieren tut es wohl am meisten, welchen Einfluss es hat, wenn man Draht aus dem Jahre 1957 mit Materialien von heute kombiniert, um Pickups zu bauen.
Als es die Pickups auch ohne Gitarre zu kaufen gab, war mein Entschluss relativ schnell gefasst, einen Satz der - zugegeben etwas gehypten, ohne etwas vorweg nehmen zu wollen - 57/08 PUs zu kaufen und auszuprobieren.
Nun war es gestern soweit: Die Pickups lagen schon mehrere Tage auf meinem Tisch und ich hatte die Sportschau "geopfert", um die neuen Aggregate in eine meiner Gitarren - z.B. die alte PRS Singlecut - einzubauen. Zum "Glück" hate Hertha ja mal wieder verloren also war es ja egal...
Die PRS Singlecut finde so wie sie ist vollkommen in Ordnung; die eingebauten Pickups passen einfach sehr gut zu ihr also entschied ich mich doch dafür, die Kortmann mal wieder zum Testobjekt zu machen. Das hatte zwei Gründe. Zunächst war die verbaute Hardware von RS Guitarworks (Premium Modern Electronics Upgrade Kit-Long Shaft), ergänzt um die Jensen Oil Caps (RS GuitarCap by Jensen). Hier sind die Bauteile aufeinander abgestimmt und von einer gewissen Qualität - ich will jetzt nicht sagen super toll sonstwas aber doch letztlich ausgesucht und kein Zufallsprodukt der Produktion von der Stange. Also eine gewisse Testumgebung, die auf sich aufbauen lässt. Die Gitarre an sich (die Kortmann) finde ich wirklich ganz ordentlich. Nach einigen angespielten Gitarren in meinem Leben - z.B. auf diversen Guitarshows in den Staaten - muss ich sagen, dass sie wirklich schwer in Ordnung ist und eine überdurchschnittliche Paula darstellt. Der Singlecut oder der 513 steht sie in ihrem Charme und Spiel- und Resonanzeigenschaften für mich in nichts nach. Ich bin mir sicher, dass es auch womöglich viel bessere Gitarren gibt aber es ist halt "meine" Paula.
Der zweite Grund, warum ich die Kortmann als Testobjekt nahm, war die Tatsache, dass darin die Pickups von Tyler Henderson verbaut waren. Nach langer Suche war ich der Meinung, dass diese Pickups meinen Geschmack vollauf treffen. Süßer, schmatziger und fetter Ton war das Ergebnis der Kombination Kortmann + RS Guitarworks + Tyler Henderson. Doch hörte ich von anderen Kollegen, dass sie diese Pickups überhaupt nicht so toll fanden wie ich also wollte ich letztenendes schauen, ob mich andere "Töchter" auch so vereinnahmen, wie die von Tyler.
Vielleicht fange ich mal mit dem Äußeren. Die Aufmachung der Pickups ist die gewohnte PRS "Anfasshaptik". Es glänzt nicht aber hat Stil. Die Pickups sind nicht besonders massiv oder tief sondern eher schlank und schnittig. Das gebürstete Alu ist sehr angenehm, Fingerabdrücke sieht man schon aber nicht schlimm, wie bei den Chrom-Kappen. Die Pickups sind offenbar mit Wachs vergossen, denn die Wachsspuren sind klar zu erkennen. Auf der Rückseite sieht man eine Menge Aufkleber; ROHS, Typbezeichnung, Entsorgungshinweise... . In der Schachtel liegt zudem eine Tüte mit zwei Schrauben und Federn sowie die Verdrahtungsanleitung. Die Haupt-Zuleitung ist geflochten geschirmt, ein dünnes, weißes Kabel ist zu Split-Coil-Zwecken separat ausgeführt. Alles in allem nett verpackt und äußerlich wie von PRS gewohnt gestylt.
Pickups einzubauen braucht seine Zeit und die hatte ich zum Glück. Fertig wurde ich noch vor 20:00 also ein kurzer Test ist bei meinen selbst relative lauten und geduldigen Nachbarn noch drin. Also wagte ich es dann auch.
Der HT5 von Blackstar und eine GL112 von H&K waren schnell Betriebsbereit. Das weiße Xotic RC ließ ich an, denn ich wollte ja vergleichen, wie es anstatt der Tyler Henderson PUs klingt.
Wie ihr Aufbau auch klingen die Pickups in der Kortmann clean eher schlank. Nicht nervig quietschig aber gern vordergründig und mit einer eher sopranen als mit sonoren Stimme. Ich würde sagen eher Gary Moore als Bonamassa, stark z.B. an den Tele-Sound von Robben Ford oder auch ABB at Fillmore erinnernd. Insgesamt vergleichsweise mittig und present. Viele Hochmitten und insgesamt aber sehr dynamische Ansprache. Von der Dynamik her erinnerte es mich sehr an die Kloppmanns, die vor den Hendersons drin waren. Auch vomn Klangbild her ware sehr viele Anleihen vorhanden. Das Fette, Fleischig-Samtige der Pickups von Tyler Henderson war weg. Beeindruckend fand ich die Saitenauflösung. Jeder Ton kommt raus, Fehler werden gnadenlos dargelegt und man ist versucht eher sauber zu spielen. In der Mittenposition klingelt es nicht so doll, es drückt und quitscht wieder eher.
Gewohnt an das Klangbild von Hendersons fing ich an den Bass reinzudrehen, die Mitten raus oder so 13:00 und die Präsenzen rein aber es war nicht einfach dieses Grundbild zu verschieben. Sie haben ihre Stimme und so ist das halt. Diese Kombination klingt so.
Verzerrt schiebt es dann doch sehr ordentlich. Es sind keine HighGain Pickups aber der Anschlag wird gnadenlos in Pegel umgesetzt weshalb es ein Leichtes ist gefühlvolle und Anschlaggesteuerte Linien zu spielen. Lange mochte ich nicht verzerrt spielen sondern eher etwas dazwischen; wo man nicht genau weiß, ist die Gitarre nun verzerrt oder clean.
Mein Fazit:
Insgesamt können die Pickups doch sehr überzeugen. Sie kommen IMHO der Spielweise von Jazzern und Bluesern sehr entgegen. Des Voicings, Pegels und der Dynamik wegen. Die härtere Fraktion hat ihre bewährten Lösungen, hier sind die neuen-alten 57/08 Pickups von PRS eher im falschen Film.
Sind sie der heilige Gral? Nein! Ganz klar existieren mittlerweile Unmengen an Pickups auf dem Markt, die ähnlich gut sind. Sicherlich gehört Kloppmann dazu und für mich auch unbedingt Tyler Henderson. Es kommt eben auch sehr stark auf die Basis an, die Gitarre, die Hardware, die Saiten (btw. im Test Pyramid Classic Pure Nickel), die Pickups, ... usw. an. Wo die PRS-Pickups ihre Stärken haben - das dürfte ihnen eine gewisse Enmaligkeit bescheren - ist die mikroskopartige Saitenauflösung. Analytisch ist jede noch so kleine Nuance da. Unheimlich und zugleich fantastisch!
Für mich ist das Ergebnis nicht gute/schlechte Pickups sondern die Erkenntnis, dass es keinen 50 Jahre alten Draht oder andere Materialien braucht, um gute Pickups zu bauen. Allein deswegen diese Pickups zu kaufen wäre ein großer Fehler. Wo ich die Pickups sehe sind typische Sounds wie eben Greeny- oder Duane Allman-Sounds, die mit diesen Pickups in einer entsprechenden Gitarre authentisch getroffen werden können.
Habt bitte Verständnis, dass Soundfiles zu produzieren keinen Sinn macht, denn ein spektakuläres Ergebnis habe ich heute nicht zu vermelden...
Einen schönen 1ten Advent und einen schönen Sonntag Euch allen!
Ed
als die Meldungen über die neuen PRS-Pickups durch die Medien gingen waren wir vermutlich alle zumindest mal neugierig. Interessieren tut es wohl am meisten, welchen Einfluss es hat, wenn man Draht aus dem Jahre 1957 mit Materialien von heute kombiniert, um Pickups zu bauen.
Als es die Pickups auch ohne Gitarre zu kaufen gab, war mein Entschluss relativ schnell gefasst, einen Satz der - zugegeben etwas gehypten, ohne etwas vorweg nehmen zu wollen - 57/08 PUs zu kaufen und auszuprobieren.
Nun war es gestern soweit: Die Pickups lagen schon mehrere Tage auf meinem Tisch und ich hatte die Sportschau "geopfert", um die neuen Aggregate in eine meiner Gitarren - z.B. die alte PRS Singlecut - einzubauen. Zum "Glück" hate Hertha ja mal wieder verloren also war es ja egal...
Die PRS Singlecut finde so wie sie ist vollkommen in Ordnung; die eingebauten Pickups passen einfach sehr gut zu ihr also entschied ich mich doch dafür, die Kortmann mal wieder zum Testobjekt zu machen. Das hatte zwei Gründe. Zunächst war die verbaute Hardware von RS Guitarworks (Premium Modern Electronics Upgrade Kit-Long Shaft), ergänzt um die Jensen Oil Caps (RS GuitarCap by Jensen). Hier sind die Bauteile aufeinander abgestimmt und von einer gewissen Qualität - ich will jetzt nicht sagen super toll sonstwas aber doch letztlich ausgesucht und kein Zufallsprodukt der Produktion von der Stange. Also eine gewisse Testumgebung, die auf sich aufbauen lässt. Die Gitarre an sich (die Kortmann) finde ich wirklich ganz ordentlich. Nach einigen angespielten Gitarren in meinem Leben - z.B. auf diversen Guitarshows in den Staaten - muss ich sagen, dass sie wirklich schwer in Ordnung ist und eine überdurchschnittliche Paula darstellt. Der Singlecut oder der 513 steht sie in ihrem Charme und Spiel- und Resonanzeigenschaften für mich in nichts nach. Ich bin mir sicher, dass es auch womöglich viel bessere Gitarren gibt aber es ist halt "meine" Paula.
Der zweite Grund, warum ich die Kortmann als Testobjekt nahm, war die Tatsache, dass darin die Pickups von Tyler Henderson verbaut waren. Nach langer Suche war ich der Meinung, dass diese Pickups meinen Geschmack vollauf treffen. Süßer, schmatziger und fetter Ton war das Ergebnis der Kombination Kortmann + RS Guitarworks + Tyler Henderson. Doch hörte ich von anderen Kollegen, dass sie diese Pickups überhaupt nicht so toll fanden wie ich also wollte ich letztenendes schauen, ob mich andere "Töchter" auch so vereinnahmen, wie die von Tyler.
Vielleicht fange ich mal mit dem Äußeren. Die Aufmachung der Pickups ist die gewohnte PRS "Anfasshaptik". Es glänzt nicht aber hat Stil. Die Pickups sind nicht besonders massiv oder tief sondern eher schlank und schnittig. Das gebürstete Alu ist sehr angenehm, Fingerabdrücke sieht man schon aber nicht schlimm, wie bei den Chrom-Kappen. Die Pickups sind offenbar mit Wachs vergossen, denn die Wachsspuren sind klar zu erkennen. Auf der Rückseite sieht man eine Menge Aufkleber; ROHS, Typbezeichnung, Entsorgungshinweise... . In der Schachtel liegt zudem eine Tüte mit zwei Schrauben und Federn sowie die Verdrahtungsanleitung. Die Haupt-Zuleitung ist geflochten geschirmt, ein dünnes, weißes Kabel ist zu Split-Coil-Zwecken separat ausgeführt. Alles in allem nett verpackt und äußerlich wie von PRS gewohnt gestylt.
Pickups einzubauen braucht seine Zeit und die hatte ich zum Glück. Fertig wurde ich noch vor 20:00 also ein kurzer Test ist bei meinen selbst relative lauten und geduldigen Nachbarn noch drin. Also wagte ich es dann auch.
Der HT5 von Blackstar und eine GL112 von H&K waren schnell Betriebsbereit. Das weiße Xotic RC ließ ich an, denn ich wollte ja vergleichen, wie es anstatt der Tyler Henderson PUs klingt.
Wie ihr Aufbau auch klingen die Pickups in der Kortmann clean eher schlank. Nicht nervig quietschig aber gern vordergründig und mit einer eher sopranen als mit sonoren Stimme. Ich würde sagen eher Gary Moore als Bonamassa, stark z.B. an den Tele-Sound von Robben Ford oder auch ABB at Fillmore erinnernd. Insgesamt vergleichsweise mittig und present. Viele Hochmitten und insgesamt aber sehr dynamische Ansprache. Von der Dynamik her erinnerte es mich sehr an die Kloppmanns, die vor den Hendersons drin waren. Auch vomn Klangbild her ware sehr viele Anleihen vorhanden. Das Fette, Fleischig-Samtige der Pickups von Tyler Henderson war weg. Beeindruckend fand ich die Saitenauflösung. Jeder Ton kommt raus, Fehler werden gnadenlos dargelegt und man ist versucht eher sauber zu spielen. In der Mittenposition klingelt es nicht so doll, es drückt und quitscht wieder eher.
Gewohnt an das Klangbild von Hendersons fing ich an den Bass reinzudrehen, die Mitten raus oder so 13:00 und die Präsenzen rein aber es war nicht einfach dieses Grundbild zu verschieben. Sie haben ihre Stimme und so ist das halt. Diese Kombination klingt so.
Verzerrt schiebt es dann doch sehr ordentlich. Es sind keine HighGain Pickups aber der Anschlag wird gnadenlos in Pegel umgesetzt weshalb es ein Leichtes ist gefühlvolle und Anschlaggesteuerte Linien zu spielen. Lange mochte ich nicht verzerrt spielen sondern eher etwas dazwischen; wo man nicht genau weiß, ist die Gitarre nun verzerrt oder clean.
Mein Fazit:
Insgesamt können die Pickups doch sehr überzeugen. Sie kommen IMHO der Spielweise von Jazzern und Bluesern sehr entgegen. Des Voicings, Pegels und der Dynamik wegen. Die härtere Fraktion hat ihre bewährten Lösungen, hier sind die neuen-alten 57/08 Pickups von PRS eher im falschen Film.
Sind sie der heilige Gral? Nein! Ganz klar existieren mittlerweile Unmengen an Pickups auf dem Markt, die ähnlich gut sind. Sicherlich gehört Kloppmann dazu und für mich auch unbedingt Tyler Henderson. Es kommt eben auch sehr stark auf die Basis an, die Gitarre, die Hardware, die Saiten (btw. im Test Pyramid Classic Pure Nickel), die Pickups, ... usw. an. Wo die PRS-Pickups ihre Stärken haben - das dürfte ihnen eine gewisse Enmaligkeit bescheren - ist die mikroskopartige Saitenauflösung. Analytisch ist jede noch so kleine Nuance da. Unheimlich und zugleich fantastisch!
Für mich ist das Ergebnis nicht gute/schlechte Pickups sondern die Erkenntnis, dass es keinen 50 Jahre alten Draht oder andere Materialien braucht, um gute Pickups zu bauen. Allein deswegen diese Pickups zu kaufen wäre ein großer Fehler. Wo ich die Pickups sehe sind typische Sounds wie eben Greeny- oder Duane Allman-Sounds, die mit diesen Pickups in einer entsprechenden Gitarre authentisch getroffen werden können.
Habt bitte Verständnis, dass Soundfiles zu produzieren keinen Sinn macht, denn ein spektakuläres Ergebnis habe ich heute nicht zu vermelden...
Einen schönen 1ten Advent und einen schönen Sonntag Euch allen!
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