Absint
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Hallo!
Um meine Frage zu untermauern erzähle ich mal etwas aus meinem persönlichen Näh- und Strickkästchen:
Vor vier Jahren habe ich mein Abitur mit ohne Bravour hingelegt, mich in eine sehr entspannte Zivizeit gestürzt und im Jahr drauf mein Studium angefangen (Deutsch und Geschichte auf Lehramt, wen's interessiert).
Mit fünfzehn Jahren habe ich seinerzeit angefangen Gitarre zu spielen. Nach kaum ein paar Monaten ohne Lehrer, aber mit einem unerschöpflichen Vorrat an Tabs, habe ich auch angefangen Unterricht zu nehmen, fast fünf schöne, aber zu kurze, Jahre lang.
Ich habe einen guten Start hingelegt, mich auch nicht wenig talentiert gezeigt, so dass ich nach diesen fünf Jahren Unterricht auch garnicht mal so schlecht war.
Nach knapp einem halben Jahr mit der Gitarre habe ich meinen ersten kleinen Auftritt gehabt, keine drei Wochen später mit zwei Freunden unsere erste Band gegründet und nachdem noch ein Schlagzeuger dazugekommen war hatte ich schon einen kleinen Fundus nicht sonderlich komplexer, aber doch ganz brauchbarer Stücke geschrieben. Klassischer Powerchord- und Riffmetal für Anfänger eben.
Im Laufe der Zeit wurden die Stücke dann versierter und ich habe viel geschrieben. Um mich nebenbei zu beschäftigen habe ich mir den Laptop geschnappt und in Guitarpro (3 damals noch) angefangen zu schreiben, habe Stücke vollständig auskomponiert für alle beteiligten Instrumente, Ideen gesammelt, einzelne Passagen auskomponiert, einfache Riffs abgetippt, etc.
Also hatte ich nach knapp vier Jahren Gitarrenspiel schon einen ganz erklecklichen Fundus an einigermaßen brauchbaren Stücken, die nur noch von anderen Bandmitgliedern hätten überarbeitet werden müssen. (Schließlich schreibt ein Gitarrist eine Bass- oder Keyboardspur z.B. doch nur so, wie er sich das vorstellt und nicht, wie es sich umsetzen lässt oder wie jemand, der die anderen Instrument wirklich gelernt hat)
Aber, die schöne Schulzeit geht irgendwann vorbei, in der man sich völlig gedankenlos allen Spielereien hingeben kann und sich kaum Gedanken um die Zukunft machen muss.
Meine Freundin setzte sich nach der Schulzeit ab und verbrachte ein FSJ in Mexiko (also weit weit weg), während ich meinen Zivi ableistete. Wie das so ist, wenn man glücklich und zufrieden und einigermaßen beschäftigt ist, hatte ich in der Zeit davor kaum noch viel geschrieben. Es gab nicht genug Wut in mir für Metal-Riffs, für süße Pattern nicht genug Traurigkeit, man kennt das wahrscheinlich ja. 'Glückliche' Lieder oder Liebeslieder haben mir nie wirklich gelegen, also war das auch keine wirkliche Inspiration für mich.
Kaum war sie weg und ich in einem langweilenden und daher um so entspannteren Zivi, ging es wieder los. Im ersten Monat habe ich gut und gerne 15 Songs angefangen und nicht viel später auch fertiggestellt. In den Monaten danach ging es fast so weiter, ich hatte sogar ausnahmsweise eine Band, in der wir die Stücke tatsächlich umsetzen konnten, die ich bis dahin geschrieben hatte.
Es galt sozusagen: Pech in der Liebe, Glück im Spiel, auch wenn mein Pech nur darin bestand, dass meine Freundin auf der anderen Seite vom großen See war.
Dann kam das Wiedersehen und damit verbunden der Beginn des Studiums. Neue Stadt, neue Lebenssituation. Ich habe noch nicht lange hier gewohnt und hatte schon eine ganze Reihe Zettel ausgehangen auf der Suche nach einer Band. Aber finde mal jemand eine Band für Rock und/oder Metal in einer Stadt, in der selbst die Stadtverwaltung Trommelkreise bildet und Weltfrieden predigt (nichts gegen Weltfrieden, nur Hippies kommen mir nicht unter!).
Mit Band war also nichts. Meine Kommilitonen waren entweder schon in Bands, oder eher an Blaskapellen für Dorffeste interessiert.
Das war auch der Punkt, an dem ich in das kreative Loch gefallen bin, aus dem ich seither nicht wieder herausgekommen bin. In den letzten drei Jahren meines Studiums habe ich vielleicht insgesamt 10 fertige Stücke geschrieben, zwar noch viele Ideen gesammelt, aber keine davon erscheint mir ausarbeitenswert.
Ich bin sogar zeitweise ein wenig aus der Übung gekommen, weil ich in dieser etwas... unangenehmen Studiensituation kaum mehr Lust auf Gitarrespielen hatte. Das habe ich zum Glück wieder ausgebügelt, aber die Kreativität ist nicht wiedergekommen.
Ich würde mich jetzt nicht als eigentlich 'kreativ' bezeichnen, da gibt es viele viele, die freier und kreativer arbeiten als ich, denen die Riffs nur so aus dem Kopf fallen, denen sofort ein zweites Riff zu einem ersten einfällt, etc..
Aber früher hatte ich wenigstens noch Antrieb, Musik 'umzusetzen', zu schreiben, zu sammeln.
Jetzt habe ich aber definitiv genug gejammert und versuche mal, zum Punkt zu kommen:
Kennt ihr das? Dass ihr bis zu einem bestimmten Punkt in eurem Leben kreativ geschrieben, oder wenigstens überhaupt geschrieben habt und ab da nicht mehr?
Seid ihr da wieder herausgekommen? Wie lange hat es bei euch gebraucht und wie seid ihr da wieder rausgekommen? Habt ihr etwas bestimmtes dazu gebraucht oder getan? Kennt ihr Strategien um die augenscheinlich verlorengegangene Kreativität zu fördern? - Ich weiß aus der Germanistik, dass es genug Übungen und Anregungen gibt, wie man seine kreative Schreibader (diesmal in literarischer und nicht in musikalischer Weise) trainieren und fördern kann.
Ich würde mich sehr freuen, eure Erfahrungen zu lesen!
Um meine Frage zu untermauern erzähle ich mal etwas aus meinem persönlichen Näh- und Strickkästchen:
Vor vier Jahren habe ich mein Abitur mit ohne Bravour hingelegt, mich in eine sehr entspannte Zivizeit gestürzt und im Jahr drauf mein Studium angefangen (Deutsch und Geschichte auf Lehramt, wen's interessiert).
Mit fünfzehn Jahren habe ich seinerzeit angefangen Gitarre zu spielen. Nach kaum ein paar Monaten ohne Lehrer, aber mit einem unerschöpflichen Vorrat an Tabs, habe ich auch angefangen Unterricht zu nehmen, fast fünf schöne, aber zu kurze, Jahre lang.
Ich habe einen guten Start hingelegt, mich auch nicht wenig talentiert gezeigt, so dass ich nach diesen fünf Jahren Unterricht auch garnicht mal so schlecht war.
Nach knapp einem halben Jahr mit der Gitarre habe ich meinen ersten kleinen Auftritt gehabt, keine drei Wochen später mit zwei Freunden unsere erste Band gegründet und nachdem noch ein Schlagzeuger dazugekommen war hatte ich schon einen kleinen Fundus nicht sonderlich komplexer, aber doch ganz brauchbarer Stücke geschrieben. Klassischer Powerchord- und Riffmetal für Anfänger eben.
Im Laufe der Zeit wurden die Stücke dann versierter und ich habe viel geschrieben. Um mich nebenbei zu beschäftigen habe ich mir den Laptop geschnappt und in Guitarpro (3 damals noch) angefangen zu schreiben, habe Stücke vollständig auskomponiert für alle beteiligten Instrumente, Ideen gesammelt, einzelne Passagen auskomponiert, einfache Riffs abgetippt, etc.
Also hatte ich nach knapp vier Jahren Gitarrenspiel schon einen ganz erklecklichen Fundus an einigermaßen brauchbaren Stücken, die nur noch von anderen Bandmitgliedern hätten überarbeitet werden müssen. (Schließlich schreibt ein Gitarrist eine Bass- oder Keyboardspur z.B. doch nur so, wie er sich das vorstellt und nicht, wie es sich umsetzen lässt oder wie jemand, der die anderen Instrument wirklich gelernt hat)
Aber, die schöne Schulzeit geht irgendwann vorbei, in der man sich völlig gedankenlos allen Spielereien hingeben kann und sich kaum Gedanken um die Zukunft machen muss.
Meine Freundin setzte sich nach der Schulzeit ab und verbrachte ein FSJ in Mexiko (also weit weit weg), während ich meinen Zivi ableistete. Wie das so ist, wenn man glücklich und zufrieden und einigermaßen beschäftigt ist, hatte ich in der Zeit davor kaum noch viel geschrieben. Es gab nicht genug Wut in mir für Metal-Riffs, für süße Pattern nicht genug Traurigkeit, man kennt das wahrscheinlich ja. 'Glückliche' Lieder oder Liebeslieder haben mir nie wirklich gelegen, also war das auch keine wirkliche Inspiration für mich.
Kaum war sie weg und ich in einem langweilenden und daher um so entspannteren Zivi, ging es wieder los. Im ersten Monat habe ich gut und gerne 15 Songs angefangen und nicht viel später auch fertiggestellt. In den Monaten danach ging es fast so weiter, ich hatte sogar ausnahmsweise eine Band, in der wir die Stücke tatsächlich umsetzen konnten, die ich bis dahin geschrieben hatte.
Es galt sozusagen: Pech in der Liebe, Glück im Spiel, auch wenn mein Pech nur darin bestand, dass meine Freundin auf der anderen Seite vom großen See war.
Dann kam das Wiedersehen und damit verbunden der Beginn des Studiums. Neue Stadt, neue Lebenssituation. Ich habe noch nicht lange hier gewohnt und hatte schon eine ganze Reihe Zettel ausgehangen auf der Suche nach einer Band. Aber finde mal jemand eine Band für Rock und/oder Metal in einer Stadt, in der selbst die Stadtverwaltung Trommelkreise bildet und Weltfrieden predigt (nichts gegen Weltfrieden, nur Hippies kommen mir nicht unter!).
Mit Band war also nichts. Meine Kommilitonen waren entweder schon in Bands, oder eher an Blaskapellen für Dorffeste interessiert.
Das war auch der Punkt, an dem ich in das kreative Loch gefallen bin, aus dem ich seither nicht wieder herausgekommen bin. In den letzten drei Jahren meines Studiums habe ich vielleicht insgesamt 10 fertige Stücke geschrieben, zwar noch viele Ideen gesammelt, aber keine davon erscheint mir ausarbeitenswert.
Ich bin sogar zeitweise ein wenig aus der Übung gekommen, weil ich in dieser etwas... unangenehmen Studiensituation kaum mehr Lust auf Gitarrespielen hatte. Das habe ich zum Glück wieder ausgebügelt, aber die Kreativität ist nicht wiedergekommen.
Ich würde mich jetzt nicht als eigentlich 'kreativ' bezeichnen, da gibt es viele viele, die freier und kreativer arbeiten als ich, denen die Riffs nur so aus dem Kopf fallen, denen sofort ein zweites Riff zu einem ersten einfällt, etc..
Aber früher hatte ich wenigstens noch Antrieb, Musik 'umzusetzen', zu schreiben, zu sammeln.
Jetzt habe ich aber definitiv genug gejammert und versuche mal, zum Punkt zu kommen:
Kennt ihr das? Dass ihr bis zu einem bestimmten Punkt in eurem Leben kreativ geschrieben, oder wenigstens überhaupt geschrieben habt und ab da nicht mehr?
Seid ihr da wieder herausgekommen? Wie lange hat es bei euch gebraucht und wie seid ihr da wieder rausgekommen? Habt ihr etwas bestimmtes dazu gebraucht oder getan? Kennt ihr Strategien um die augenscheinlich verlorengegangene Kreativität zu fördern? - Ich weiß aus der Germanistik, dass es genug Übungen und Anregungen gibt, wie man seine kreative Schreibader (diesmal in literarischer und nicht in musikalischer Weise) trainieren und fördern kann.
Ich würde mich sehr freuen, eure Erfahrungen zu lesen!
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