Eben Frequenzen ist das Stichwort ... Eine HiFi-Box ist ja auch in der Regel so designed ein gleichmäßiges Frequenzspektrum abzugeben ...Eine Gitarrenbox ist das nicht und der Speaker da drin schon gar nicht ..Im Gegenteil ..Bei der Gitarre will man ja auch bewusst gewisse Frequenzen stärker betont haben als andere ... In der Regel sind das die Mitten und Hochmitten.
Die Mitten bzw. vor allem die Hochmitten alleine klingen meist recht besch...eiden, wenn das Tiefton-Spektrum wegbricht. eine Gitarrenbox überträgt zwar auch Frequenzen unterhalb der 150/200 Hz, aber das auch nicht besonders weit. Da fehlt einfach die Art von Schalldruck den wir ja eigentlich mehr über die Vibration wahrnehmen als direkt über das Ohr. Bei einer HiFi- oder PA-Anlage wird das dann eben durch Subwoofer ausgeglichen, die man in der Gitarrenbox nicht zusätzlich hat. Deswegen übernimmt diesen Sound ja auch in der Regel der Bassist einer Band um die fehlenden (bzw. sehr schnell verloren gehenden) Frequenzen wiederzugeben, um den Gesamtsound wieder für das menschliche Empfinden harmonischer zu machen.
Je nach Gitarrenbox hat man nach 2-4m in der Regel fast gar kein Tieftonspektrum mehr, weswegen man dann nur noch diesen "Beam" wahrnimmt. Für den Gesamtbandkontext ist das aber auch wieder hilfreich und sicher vor 70 Jahren bewusst so gemacht worden, da zu viele Frequenzüberlagerungen von unterschiedlichen Instrumenten auch ganz schnell zu Soundbrei führen kann. Auch bei einer abgenommen Band auf der Bühne, wo das Publikum größtenteils nur den PA-Sound mitbekommt, wird bei der Mikro-Abnahme der Gitarre am FoH ganz gerne am Mischpult ganz schnell mal ein LowCut gesetzt, sprich die Frequenzen unter 100-150 Hz "weggeschnitten". Sonst gäbe es zwischen Bass und Gitarre auch nur Klampfenmatsch aber keinen differenzierter Bandsound mehr.
Wenn du das nur für dich beim alleine spielen als unangenehm empfindest, wenn du dich weiter weg bewegst, kann man auch anderweitig die Reichweite der tiefen Frequenzen verlängern. Dazu muss nur die Auflagefläche der Box am Boden beispielsweise vergrößert werden, damit mehr Tieftonschwingung übertragen wird (was meint ihr wohl warum Gitarrenboxen immer auf so verhältnismäßig kleinen Füßchen oder Rollen mit wenig Auflagefläche stehen?). Sprich: Rollen/Füßchen wegschrauben und die Box mit der kompletten Unterseite direkt auf den Boden stellen. Dadurch erreicht man schon einiges mehr an Reichweite für die tiefen Frequenzen. Boxen für (E-)Bässe haben deswegen auch in der Regel keine Füße, damit eben die Auflagefläche vergrößert wird und der Basston möglichst weit getragen wird.
Eine weitere Option wäre natürlich eine Bassreflexöffnung in die Gitarrenbox zu basteln ... Wird aber wahrscheinlich weniger bringen, als die Auflagefläche zu vergrößern und wer schneidet schon gerne ein Loch in seine geliebte Box? Aber Vorsicht! Durch mehr Fläche kann es auch ganz schnell passieren, dass einem dann der Sound zu "mumpfig" wird ... Kann man dann zwar mit dem EQ am Amp etwas ausgleichen, aber das verändert natürlich auch den Gesamtsound.
Und warum die alten "Gitarrenhelden" das nicht gestört hat?
Weil A) wie bereits gesagt, vermutlich eh schon ein Hörschaden vorliegt
und B) oft zusätzlich auf den großen Bühnen ja nochmal Bodenmonitore (in der Zeit vor InEar) vor einem waren, die natürlich wie eine PA-Box wieder ordentlich Tiefenschub dazu geben kann, um eben diesen Mittenbeam auszugleichen.