Die Spitzfindigkeit liegt ganz bei mir. "Vorhaltsakkord" ist auch keine offizielle Bezeichnung. Der von die erwähnte 4-3 Vorhalt, also Quartvorhalt, ist eine ganz typische Vorhaltswendung wie du auch schreibst. Der 6-4/5-3 heißt hingegen sogar ganz offiziell "Vorhaltsquartsextakkord", und der ist ja ein prototypischer "Vorhaltsakkord" par exzellence und die 6-4/5-3 Wendung ist sozusagen eine Art Standard schlechthin.
Den Akkord in T. 14 als "Subdominante sixte ajoutée" zu bezeichnen ist möglich und ich möchte dem auch gar nicht widersprechen (ein Einwand findet sich aber weiter unten).
Die Bezeichnung
"Vorhalts-Akkord zu T15" habe ich gewählt, um damit auszudrücken, dass ich ihn wie gesagt offen und in sich instabil empfinde, als einen wenig selbständigen Klang, einen Klang, der sich erst zu einem stabilen Klang, einem definierten Akkord entwickeln möchte. In dem Sinne ist der Dominantseptakkord - der hier ja im nächsten Takt folgt - im Gegensatz dazu ein
in sich stabiler Klang. Als Akkord vollständig und klar, aber gerade deswegen als
Spannungsklang zielgerichtet, denn er will sich ja in die Tonika auflösen.
"Vorhaltsklang" = in sich instabil, muss erst zum stabilen Klang werden vs. "Spannungsklang" = in sich stabil, aber mit einer Strebewirkung hin zu einem Auflösungsklang.
Der noch ´offene´ und ´unschlüssige´ Klang in T. 14 schließt sich zu einem schlüssigen Dominantseptakkord in T. 15
Aber wie gesagt schmeiße ich hier mit eigenen Begrifflichkeiten um mich, um meinem Klangempfinden Ausdruck zu geben
.
Um die Spitzfindigkeit noch etwas auszuweiten: In der "Harmonielehre" von Chr. Hempel findet sich auf der Seite 219 eine Differenzierung zwischen der "Subdominante mit sixte ajoutée" und dem "Subdominant-Quintsextakkord". Bei ersterem wäre die Sexte die Dissonanz (hier A), diese würde dann aufwärts aufgelöst. Bei letzterem wäre die Quinte die Dissonanz (hier G), diese müsste sich abwärts auflösen.
Und so findet es sich in T. 14 tatsächlich: Das G (im Bassschlüssel) geht abwärts zum Fis, demnach müsste der Akkord korrekt als "Subdominant-Quintsextakkord" bezeichnet werden und nicht als "sixte ajoutée".
Das C geht im Übrigen aufwärts zum D, dem Grundton des D7. Zusammen mit dem G dass sich zum Fis, also der Terz des D7, hin bewegt, entsteht bei mir vor allem durch diese Tonschritte C-D/G-Fis und dem etwas schwebenden Klangeindruck dieser Vorhalts-artige Charakter des Akkords in T. 14