Korrekte Akkordanalyse "Kleine Studie" Schumann

emanuel
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Betreff: Akkordanalyse "Kleine Studie" Schumann

Grüezi mitenand

Ich bin auf der Suche nach der korrekten Akkordbezifferung aller gebrochenen Akkorde,
damit ich sie mit meiner Analyse vergleichen und berichtigen kann.

Wäre super, wenn mir jemand weiterhelfen kann.

Ein herzliches Dankeschön schon mal für eure Bemühungen.
Sonnige Grüsse aus der Schweiz
Emanuel

Bemerkung:
"Aural Skills Guru -Analysis Little Study" und "Chordify" sind mir bekannt.
 
Ich will mal einen Anfang machen und ein paar Zeilen bezeichnen, vielleicht hilft dir das ja schon etwas weiter.

T1 G-Dur / T2 C-Dur (Quartsextakkord) / T3 verkürzter D79 über G als Pedalton / T4 G-Dur / T5 G-Dur / T6 G-Dur mit übermäßiger Quinte (G#5) / T7 C-Dur / T8 C-Dur mit chromatischer Wendung mit Vorhalts-H auf Zählzeit 1 / T9 A-Moll / T10 C-Dur (Quartsextakkord) / T11 D7 mit Terz im Bass (Quintsexakkord) / T12 vollverminderter Akkord auf G# im Bass (Zwischen-Dv zu A-Moll) / T13 A-Moll / T14 Vorhalts-Akkord zu T15 / T15 D-Dur Septakkord / T16 D-Dur mit übermäßiger Quinte (D#5) / T17 G-Dur / usw.

Tonika ist G-Dur, C-Dur Subdominante, D-Dur Dominante, A-Moll Subdominantparallele (Sp), usw., alles in allem lassen sich alle Akkorde auf das tonale Zentrum G-Dur beziehen, nebst einigen Zwischendominanten. Interessant und klanglich besonders anreichernd sind die eingestreuten "verkürzten und verminderten Dominantseptnonenakkorde" respektive "vollverminderte" (Dv bzw. X°), wie der schon erwähnte in T12, aber auch T28, T38, T44.

Meine Notenvorlage aus IMSLP habe ich als Anlage begefügt.
 

Anhänge

  • IMSLP133484-WIMA.6097-Schumann_Op.68_14_Kleine_Studie.pdf
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Salü LoboMix

Super!

Herzlichen Dank für deine perfekte, detaillierte Lösungsaufzeigung und deine Zeit,
die du mir geschenkt hast.

Damit kann ich nun das Ganze nachvollziehen und verstehen.
Ich hatte bei mir manchmal pro Takt 2 verschiedene Akkordbezeichnungen notiert.

So macht lernen Spass!

Danke vielmals
Freundlichen Gruss
Emanuel
 
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T14 Vorhalts-Akkord zu T15
In einer "harmonischen Analyse" könnte man den doch durchaus als C6 (Subdominant-Quintsextakkord, Sixte ajoutee) oder auch als Am7 mit C im Bass bezeichnen, oder spricht da was dagegen?

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Das kann man natürlich machen und den Akkord in T. 14 als Cadd6 bzw. S65 (6 und 5 hochgestellt, 6 über der 5), also als "Subdominante sixte ajoutée" bezeichnen. Aber mit deinem alternativen Vorschlag, ihn als Am7 mit Terz (C) im Bass zu benennen, weist du selber schon ganz deutlich auf den changierenden Charakter dieses recht fragilen Akkordklangs hin. Schon Rameau deutete ihn mal subdominantisch (wenn er der 1.Stufe voraus geht), mal dominantisch (wenn er der 5. Stufe voraus geht). Hier geht er der Dominante voraus, und ich höre ihn auch aufgrund der Lage mit dem Beginn der ´offenen´ Quinte als vage, offen und unschlüssig, so dass ich ihn klanglich als typischen Vorhaltsakkord höre, der sozusagen seine "Offenheit" schließen will. Hier, indem er in die Dominante weiter schreitet, was für mich den Vorhalts-Charakter klanglich auflöst. Von Takt 12 ab: Zwischendominante (Dv) zu T. 13 A-Moll (= Subdominantparallele), dann T. 14 dieser "vagabundierende" S65 mit seinem Vorhalts-Charakter, also eine vorgehaltene Dominante die schließlich in T. 15 erreicht wird.
 
Aber mit deinem alternativen Vorschlag, ihn als Am7 mit Terz (C) im Bass zu benennen
Ich würde ihn bei Schumann zu 99,9% als Subdominantakkord mit Sixte ajoutee hinschreiben ;) nur weil im Takt vorher Am ist, könnte man das vielleicht noch ein bisschen so empfinden.
Aber die 6 ist ja der typische Subdominant-Ton.

klanglich als typischen Vorhaltsakkord höre, der sozusagen seine "Offenheit" schließen will.
Jetzt muss ich mal fragen, was Du unter "Vorhaltsakkord" verstehst ...

Ich kenne den Begriff Vorhalt eigentlich nur für einzelne Töne, in der Klassik vohl meistens 4 vor 3, oder auch chromatisch von unten zur Terz.

Nach der Beschreibung - "offen", nach Schluss strebend, wäre ja auch jeder Dominant(sept)akkord ein Vorhaltsakkord.
Oder bei einem typischen Schluss Quartsextakkord - Dominante - Tonika ... da wäre der 46 ein Vorhaltsakkord?

Du hast natürlich mehr Ahnung als ich von dem Thema .. und vielleich tist das auch "spitzfindig"
:dizzy: ... Bin aber offen für Aufklärung diesbezüglich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Spitzfindigkeit liegt ganz bei mir. "Vorhaltsakkord" ist auch keine offizielle Bezeichnung. Der von die erwähnte 4-3 Vorhalt, also Quartvorhalt, ist eine ganz typische Vorhaltswendung wie du auch schreibst. Der 6-4/5-3 heißt hingegen sogar ganz offiziell "Vorhaltsquartsextakkord", und der ist ja ein prototypischer "Vorhaltsakkord" par exzellence und die 6-4/5-3 Wendung ist sozusagen eine Art Standard schlechthin.

Den Akkord in T. 14 als "Subdominante sixte ajoutée" zu bezeichnen ist möglich und ich möchte dem auch gar nicht widersprechen (ein Einwand findet sich aber weiter unten).
Die Bezeichnung "Vorhalts-Akkord zu T15" habe ich gewählt, um damit auszudrücken, dass ich ihn wie gesagt offen und in sich instabil empfinde, als einen wenig selbständigen Klang, einen Klang, der sich erst zu einem stabilen Klang, einem definierten Akkord entwickeln möchte. In dem Sinne ist der Dominantseptakkord - der hier ja im nächsten Takt folgt - im Gegensatz dazu ein in sich stabiler Klang. Als Akkord vollständig und klar, aber gerade deswegen als Spannungsklang zielgerichtet, denn er will sich ja in die Tonika auflösen.
"Vorhaltsklang" = in sich instabil, muss erst zum stabilen Klang werden vs. "Spannungsklang" = in sich stabil, aber mit einer Strebewirkung hin zu einem Auflösungsklang.
Der noch ´offene´ und ´unschlüssige´ Klang in T. 14 schließt sich zu einem schlüssigen Dominantseptakkord in T. 15
Aber wie gesagt schmeiße ich hier mit eigenen Begrifflichkeiten um mich, um meinem Klangempfinden Ausdruck zu geben :redface:.

Um die Spitzfindigkeit noch etwas auszuweiten: In der "Harmonielehre" von Chr. Hempel findet sich auf der Seite 219 eine Differenzierung zwischen der "Subdominante mit sixte ajoutée" und dem "Subdominant-Quintsextakkord". Bei ersterem wäre die Sexte die Dissonanz (hier A), diese würde dann aufwärts aufgelöst. Bei letzterem wäre die Quinte die Dissonanz (hier G), diese müsste sich abwärts auflösen.
Und so findet es sich in T. 14 tatsächlich: Das G (im Bassschlüssel) geht abwärts zum Fis, demnach müsste der Akkord korrekt als "Subdominant-Quintsextakkord" bezeichnet werden und nicht als "sixte ajoutée".
Das C geht im Übrigen aufwärts zum D, dem Grundton des D7. Zusammen mit dem G dass sich zum Fis, also der Terz des D7, hin bewegt, entsteht bei mir vor allem durch diese Tonschritte C-D/G-Fis und dem etwas schwebenden Klangeindruck dieser Vorhalts-artige Charakter des Akkords in T. 14
 
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