Korken-Sprechübungen sinnvoll?

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Plasticdoll
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Hey Leute! Ich bin weiblich 26 Jahre jung und leider übelst selbstkritisch und habe einen Hang zu Perfektionismus, das steht mir beides total im Weg. Deshalb hatte ich nun gut 2 Jahre gar nicht mehr gesungen, einfach aus (unnötiger und unsinniger) Frustration über mich selbst. Vom Singen komme ich aber anscheinend trotzdem einfach nicht weg.

Jedenfalls ist eines meiner Probleme, dass ich viel zu undeutlich spreche. Ich bekomme den Mund nicht gescheit auf, verschlucke teils Buchstaben am Ende eines Wortes (ist beim Sprechen aber auch nicht anders, dass ich zu schnell, zu leise, zu undeutlich, zu...was auch immer, spreche)

Mein letzter Gesangsunterricht war vor..uff..müsste 3-4 Jahre her sein, habe also momentan keinen Ansprechpartner oder die Möglichkeit, im Unterricht an meinem Problem zu feilen.

Vom hörensagen meine ich zu wissen, dass Schauspieler damals oft mittels einem Korken im Mund eine deutliche Aussprache geübt haben, weiß aber a) nicht ob das stimmt oder ein Märchen ist und b) weiß ich nicht, ob auch mir das nützen würde.

Hat jemand von euch zufällig eine Ahnung (oder sogar Erfahrung aus eigener Anwendung) ob Korken-Sprechübungen für deutliche Gesangs-Aussprache wirklich was nutzen? Vor allem auch ohne fachmännische Anleitung anwendbar sind?

Gruß und danke schonmal, was auch immer gleich für Antworten auf mich zukommen werden.
Plasticdoll.
 
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Huhu! :)

Hatte die Korkenübung bei meiner ersten Lehrerin kennengelernt, da ich manchmal echt brutal den Lindenberg mache. Es soll wohl wirklich der saubereren Artikulation dienen bzw erstmal dabei helfen, überhaupt die Schnüss aufzubekommen.
Da Korken (für mich) in unmittelbarer Nähe zur Luftröhre allerdings nur bedingt was zu suchen haben, sind wir dann auf Zeige-, Mittel- und Ringfinger umgestiegen.

Ist jetzt nur rein subjektiv, aber ich fand diese "externe Maulsperre" (mal salopp bezeichnet) recht unangenehm, da extrem unnatürlich und würde erstmal schauen, ob du da nicht evtl zu stark verkrampfst und der Mund deswegen nicht aufgeht. Wenn der Korken nämlich zum Beißholz wird, ist das Problem auch nicht gelöst.

Ohne Schmarrn, jetzt wirds noch 'ne Nummer subjektiver (und philosophischer ;p), aber hol dir beim nächsten Einkauf so ne dämliche Kaugummirolle und beiß einfach mal rein. Nicht ordentlich abrollen, sondern reinbeißen, kauen und dann merken, dass dein Kiefer problemlos so weit öffnen kann (und dabei sogar locker und beweglich bleibt) – du darfst ihn nur nicht festhalten bzw. musst dafür sorgen, dass er entspannt genug bleibt, dass das möglich ist. Das ist deine Aufgabe: die Bedingungen schaffen und erhalten, in denen deine Stimme einwandfrei funktionieren kann.
Deswegen bringt Perfektionismus auch gerade nur bedingt was: Das Endergebnis, das du hörst und kritisierst, ist nicht deine „Stimme“ (die kann nicht mehr machen als sie sonst auch macht - funktionieren), sondern das Zusammenspiel deiner Stimme und deines Körpers und je mehr du dich auf den äußeren Klang fixierst und nur danach gehst, desto weniger kriegst du mit was im Inneren deines Instruments (sprich: Dir ;P) gerade abgeht und BÄM - Zusammenspiel fürn Bobbes.

Fang doch erstmal an deine Stücke gründlich durchzusprechen. Erst jeden Buchstaben, dann das Wort und alles schön (über-)deutlich, als würdest du mit Omma Gertrude telefonieren – und die hört doch nimma so jut! ;p. Schau vor allem erstmal, dass es sich gut anfühlt und schau was die Stimme so macht. Ganz ohne Ansprüche oder Eingreifen, denn wenn du wie ein Adler nach jedem Fehler suchst, dann kanns ja auch nur zu Verkrampfungen kommen. Vertrau deiner Stimme mal, die macht das schon 'ne Weile (; .

Meh, du wirst nachher bestimmt noch bessere Antworten bekommen zur Technik, aber fands nur so schade, dass dich deine Frustration schon mal vom Singen weggebracht hat - und wäre doch nicht so pralle, würde das jetzt wieder passieren, denn dir liegt ja augenscheinlich was dran.

Wünsch' dir nen schönen Abend!
 
Die Korkenübung ist auf jeden Fall kein Märchen.

Jedenfalls ist eines meiner Probleme, dass ich viel zu undeutlich spreche. Ich bekomme den Mund nicht gescheit auf, verschlucke teils Buchstaben am Ende eines Wortes (ist beim Sprechen aber auch nicht anders, dass ich zu schnell, zu leise, zu undeutlich, zu...was auch immer, spreche)

Du schreibst übers Sprechen. Hast du das Problem beim Singen auch? Zu schnell singen kann man ja eigentlich nicht.
 
Hallo Plasticdoll,

... dass Schauspieler damals oft mittels einem Korken im Mund eine deutliche Aussprache geübt haben...

ich habe auch eine Zeitlang mit Korken trainiert. Ich finde, es ist ein gutes Trainingsgerät.
(Es kann ja alles mögliche sein. Der Korken hat sich eingebürgert, weil er leicht zu beschaffen und wieder zu entsorgen ist)

Nach meiner Erfahrung geht es aber eher darum, daß der Korken absichtlich die Artikulation stört.
Und Du mußt bewußt üben, an diesem Korken vorbeizusprechen.
Klar ist das nicht wirklich angenehm, aber es kann helfen, Dir bewußt zu machen, was genau zu tun ist, um verstehbar zu sein.
Lang aushalten kann man das nicht, zumindest nicht am Stück.

Den Mund aufmachen mußt Du schon selbst, da kann der Korken nicht wirklich helfen.
Denn, es geht ja nicht darum, den Mund offenzulassen. Er muß ja auf und zugehen ;-)

In meinem Fall ging es darum, bei Moderationen oder Ansagen in schwierigen akustischen Umgebungen möglichst immer verständlich zu sein. Dazu muß man manchmal extrem überartikulieren. Das konnte ich mit dem Korken üben (nicht ausschließlich, aber manchmal)

Beim Singen hilft es mir insoweit, als ich auch deutsche Texte singe und auch bei verzerrten Gitarren wenigstens ein wenig verständlich sein will. Inzwischen habe ich meinen Spaß beim Artikulieren und muß mich beim Singen eher bremsen, damit es nicht unnatürlich wird.

Gruß, der Omnimusicus

PS: Üben mit "Störungen" gibt's auch anderswo. Z.B. hat Glenn Gould manchmal bei laufendem Staubsauger Klavier geübt.
Damit wollte er überprüfen, ob seine Phrasierungen deutlich genug sind ... schräge Idee, aber er war ja selbst auch schräg.
 
Denn, es geht ja nicht darum, den Mund offenzulassen. Er muß ja auf und zugehen ;-)
Doch! Bei dieser Übung geht es tatsächlich genau darum, so seltsam es auf den ersten Blick scheint. Der geöffnete Mund bewirkt, dass die Vokale weiter hinten im Mundraum mit dem Zungenrücken gebildet werden müssen und sorgt zudem für ein leichtes Absenken des Kehlkopfes, der teilweise mit dem Kiefer gekoppelt ist. Das Bilden der Vokale mit dem Zungenrücken im Bereich des weichen Gaumens sorgt für den sog. "neccessary twang" und erhöht die Klarheit der Aussprache. Das Absenken des Kehlkopfes verbessert in Kombination damit die Resonanz und damit die Klangfülle.

Damit schlägt man sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Insbesondere die geschlossenen Vokale "i", "u" und manchmal "o" werden gerne mit zu kleiner Mundöffnung gebildete und werden dann "nuschelig" oder unbalanciert, was den Kehlkopf angeht. Selbst die offenen Vokale wie "a" oder "ä" werden intuitiv häufig mit zu kleiner Mundöffnung gebildet. Dadurch können die o.g. Mechanismen nicht greifen und die Sprache/der Gesang hat zu wenig Resonanz und Klarheit.

Ziel ist es deshalb sich auf die Größe der Mundöffnung zu konditionieren, die mit dem Korken entsteht und diese dann beim Singen/Sprechen einzusetzen. Mit weiterem Üben ist es sogar möglich, die getriggerten Vorgänge (Twang und Senken des Kehlkopfes) direkt zu erlernen. Dann kann man den Mund wieder etwas weiter geschlossen lassen, ohne dabei die Klarheit und Resonanz zu verlieren.
 
Von Übungen mit Korken im Mund wird häufig abgeraten. Nicht nur wegen der Verschluckgefahr; z.B. schreibt Michael Rossié im Buch Sprechertraining:
[Der Korken kann] zu einem S-Fehler führen, da die Zunge nur ungenügend eingesetzt werden kann, und vor allem kann er den starren Unterkiefer zur Folge haben.

Darüber hinaus lassen sich mit dem Korken nur bestimmte Dinge trainieren. Die (über-) deutliche Artikulation isolierter Laute ist ja nicht das einzige Merkmal guter Sprecher. Plasticdolls Problembeschreibung zu schnell, zu leise, zu undeutlich weist zudem daraufhin, dass ihr Problem nicht (nur) in der Beherrschung von Zunge oder Kiefer liegt.

@Plasticdoll:
1) Ich würde über einen Besuch beim Logopäden nachdenken. Vielleicht könnte dir auch eine etwas 'ganzheitlichere' Sprechschulung helfen, bei der auch an deinem Auftreten gearbeitet wird. Du scheinst ja ziemlich unzufrieden mit deiner Stimme beim Singen wie auch beim Sprechen zu sein, da wird eine einzelne Übung nicht helfen.
2) Dir geht's ja eigentlich ums Singen. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand mit undeutlicher Sprechstimme auch schlecht verständlich singt. Ich kenne z.B. jemanden, der eine deutlich wahrnehmbare Sprechstörung hat, aber sehr gut und völlig klar rappen kann. Vielleicht nimmst du mal eine Hörprobe auf?
 
Ach ja, der gute alte Korken :rolleyes:
Inzwischen halte ich persönlich nichts mehr davon. Zum Glück gibt es genügend Alternativen, um eine deutliche Artikulation, genügend Öffnung und einen möglichst lockeren Unterkiefer zu erreichen. Er sollte doch besser möglichst beweglich bleiben und nicht so starr, wie das mit dem Korken leider oft der Fall ist. Aber beim Singen die Zähne auseinander zu kriegen (und vor allem zu lassen!) ist schon sehr wichtig. Da kann der Korken durchaus eine Hilfe sein, um erstmal ein Gefühl dafür zu kriegen - wenn man´s mag und damit zurechkommt. Ansonsten gibt es, wie gesagt, auch andere Möglichkeiten.
 
Es wird zu einigem geraten und von vielem abgeraten in unserer Beratungsgesellschaft. Mal von extremen Sprachfehlern abgesehen glaube ich, dass jemand, der gut zuhören kann, auch gut umsetzen kann. Also einfach genauer hinhören und den richtigen Leuten zuhören.
 
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Kurz und knapp, die Korkenübung kann helfen, muß aber nicht. Ich sehe kein Problem darin, es zumindest zu probieren. Allerdings empfehle ich anstatt dem Korken den Daumen zu verwenden. Dann verkrampft man den Kiefer nicht oder wenigstens viel weniger, da man eben nicht draufbeißen kann bzw. es dann schmerzt. Verschlucken kann man ihn auch nicht und das Zungenproblem löst man, indem man den Korken/Daumen nicht bis zum Anschlag reinschiebt. Einfach nur bis zu den Zähnen, dann hat die Zunge genug Platz.
 
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Bis jetzt krieg ich früher oder später noch jeden dazu den Unterkiefer zu öffnen. da brauch ich weder Korken noch Daumen ;-) und für die Artikulation gibt es gute Übungen, bei denen mir ein Korken auch nur hinderlich erscheinen würde.
 
Im Unterricht hab ich's auch erst sehr selten benutzt - und dann auch nur zum Ausprobieren. Ich erwähne es aber der Vollständigkeit halber meinen Schülern gegenüber, wenn Mundöffnung gerade dran ist. "Es gibt da übrigens noch die Übung mit dem Korken…..". Bestandteil des Unterrichts ist es nicht. Aber es kann nicht schaden, sie zu kennen und wer will, kann ja mal experimentieren. Ich erwähne auch das "Kerzenflamme ansingen" z.B. :)
Ich könnte mir vorstellen, daß die Korkenübung bei den notorischen Mitzusammengebissenenzähnensprechern durchaus hilfreich ist, aber so einen hatte ich noch nie im Unterricht...
 
Ich könnte mir vorstellen, daß die Korkenübung bei den notorischen Mitzusammengebissenenzähnensprechern durchaus hilfreich ist, aber so einen hatte ich noch nie im Unterricht...


Das Thema Unterkieferöffnung ist ja ein Dauerthema. Dennoch stelle ich mir diese Korkensache gerade bei denen schwierig vor, die den Unterkiefer festhalten. Denn der Korken stellt ja den Unterkiefer erst recht fest. Der Mund ist dann zwar weiter offen, aber das allein ist ja nicht das Ziel. Das Ziel ist eine flexible Unterkieferöffnung, also mit Bewegungs-, und Öffnungsspielraum zu den Höhen hin.
 
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Das Thema Unterkieferöffnung ist ja ein Dauerthema. Dennoch stelle ich mir diese Korkensache gerade bei denen schwierig vor, die den Unterkiefer festhalten. Denn der Korken stellt ja den Unterkiefer erst recht fest. Der Mund ist dann zwar weiter offen, aber das allein ist ja nicht das Ziel. Das Ziel ist eine flexible Unterkieferöffnung, also mit Bewegungs-, und Öffnungsspielraum zu den Höhen hin.

Bin mal wieder völlig einer Meinung mit dir, Shana :)
Flexibilität ist ja überhaupt das Zauberwort.... alles, was starr und festgehalten ist, und das kann durchaus auch die Öffnung betreffen, ist für guten Gesang eher hinderlich...
 
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... Das Ziel ist eine flexible Unterkieferöffnung, also mit Bewegungs-, und Öffnungsspielraum zu den Höhen hin.

Genau.
Für einen offeneren Mund halte ich den Korken auch für ausgesprochen ungeeignet.
Ich hatte es - damals - auch nur zum Üben von bestimmten Konsonanten verwendet, für eine - Zauberwort! - flexiblere Mundpartie.

Wenn der Mund zu weit zu ist, hilft - denke ich - nur eins: Mund aufmachen ... ;-)

der Omnimusicus
 
Keine Ahnung wie viele Wege hier nach Rom führen und wie gesagt, kriege ich die Schülermünder auch ohne weiter auf. Aber wenn man statt Korken den Daumen verwendet, ist das so unflexibel gar nicht, denn man merkt sofort, wenn man zubeißt oder sich verkrampft. Ich halte diese Übung also für eventuell nützlich. Wirklich notwendig ist sie nicht, aber zum Experimentieren, warum nicht? Daß man sie mit Bedacht ausführen sollte, braucht man wohl nicht erst zu sagen, trifft ja eigentlich sowieso auf alle Übungen zu...
 

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