Hallo Tastenknecht,
ich habe vor ca. 6 Wochen eine (New-) BX-3 aufgrund des "Auslaufmodel-Preises" angeschafft. Vorher habe ich LANGE Zeit eine Roland VK-7 (zeitweise auch eine VK-8) und davor die (old) BX-3 gespielt, bin zu jedem Band-Termin mit dem Sound einer Oberheim OB-3 konfrontiert, und habe viel mit Nord Electro, CLS-(2)22, DLS-300 und Rotosphere zu tun gehabt.
Die new BX-3 ist leider ein ganzes Stück schwerer als die old BX-3. aber sie ist gegenüber den elektromagnetischen Hammonds weitaus transportabler. Verglichen mit der XK-3 (und Zusatzmanual) ist sie um ein ganzes Stück kompakter (kein Preset-"Manual"), aber vom Interface her extrem ähnlich der traditionellen Auslegung - es gibt sogar eine Art Mini-"Preset" Sektion links neben den Manualen! Über Midi lässt sich die BX-3 sehr gut als vollwertiges Einspielkeyboard für den Rechner (NI B-4 oder EVB-3) hernehmen, und durch die Controller kann man auch noch einigermassen vollwertig Synthis fernsteuern.
Jetzt aber zum Wichtigsten: Der Sound der Korg BX-3/CX-3 ist ja bekanntermassen gut - ich finde ihn im Grundklang ausgewogener als den der VK7/8, aber weniger schlank als was ich von den besten Hammonds her zu kennen glaube, also etwas mehr Verwandtschaft zum Nord Electro und Oberheim OB-3. Was den Vergleich mit "echten" B-3's angeht, so wurde hier im Forum ja schon des öfteren darauf hingewiesen, dass da die Exemplarstreuungen einen gösseren Bereich abdecken als die Unterschiede zwischen den clones!
Der Chorus/Vibrato-Effekt ist um ein ganzes Stück anders als bei der VK-7/8, viel weniger tief - vor allem weniger Amplitudenmodulation. Das hat mich erst etwas genervt, weil damit der Effekt z.B. von Larry Youngs B-3 auf der Santana/McLaughlin-Scheibe "Love, Devotion, Surrender" nicht hinzukriegen war ........... aber ich war deutlich besänftigt, als klar wurde, dass der C/V-Effekt dem von Gregg Rolie's B-3 auf den ersten 3 Santana Scheiben richtig gut entspricht! Siehe oben: Exemplarstreuungen bei B-3's!!
Sehr schön ist der "shallow-trigger" der keyboards: sie reagieren sehr schnell, und die Waterfall-tastatur ist halt schon schön!
Die Leslie-Emulation ist ganz hervorragend und aus meiner Sicht die Messlatte - ich kenne schlichtweg nichts besseres bei gleichzeitig hoher Variabilität. Der Nord Electro kommt da für meinen Geschmack nicht dran, auch wenn das DLS-300 (gut editiert - was nicht so einfach ist!!) schon auch so gut sein kann, und das CLS-(2)22 ein Klassiker mit seinem ganz eigenen Sound ist. Übrigens scheint in der BX-3 konzeptionell ein Fehler in der Leslie-Emulation zu sein (der Horn-Simulator hat zuviele Bass-Anteile), aber wenn der Leslie-Effekt insgesamt so eingestellt ist, wie er gut klingt, hört man dies nicht mehr - keinerlei wirkliches Problem!
Als einziger Wermutstropfen bei der BX-3 bleibt da der Overdrive - der war bei der VK7/8 noch etwas mehr nach meinem Geschmack.......... andererseits ist der Overdrive immer noch weitaus besser als z.B. der in der OB-3, sodass es der Freude an der BX-3 keinen Abbruch tut!
Das Beste an der BX-3 ist das Gesamtpaket: Klasse-Sound, 2 Manuale, Interface Layout passt total, als Master/Einspiel-Keyboard sehr tauglich (wenn man eine piano-action braucht), und ............ UNSCHLAGBAR (m.E. besser als bei der XK-3): das Ding sieht einfach gut aus und ist ein physisches Statement: es steht vor einem und wackelt nicht und weicht nicht aus und gibt einen vollen Wohlfühleffekt (und taugt zudem perfekt als Basis für kleinen Moog obendrauf!).
Ich war schon drauf und dran, mir die Viscount DB-5 zu besorgen - aber die ist incl. Holz-Ständer nicht billiger und m.E. zumindest von Leslie-Emulation/Overdrive her wesentlich weniger gut, ganz zu schweigen von den Controller-Wheels und einer Menge netter Editiermöglichkeiten.
Insgesamt: auch als Auslaufmodell ist die BX-3 immer noch teuer, aber im Vergleich ausgesprochen preis-WERT. Ein Klasse-Teil - da reut mich kein einziger Euro.
Vielleicht hilf Dir diese Beuteilung ein wenig.