The_Dark_Lord
HCA Recording
Aufgrund der immer wiederkehrenden Frage nach studiotauglichen Kopfhörern im Preisbereich von 100-200 € habe ich mich entschlossen, eine kleine Liste empfehlenswerter Kopfhörer aus dieser Sparte zusammenzustellen.
Vorab ein paar grundsätzliche Informationen, die bei der Suche nach Kopfhörern von Relevanz sind:
1. Offene oder geschlossene Kopfhörer
Der im Studio relevanteste Unterschied ist ob die Kopfhörer „offen“ oder „geschlossen“ sind.
Technisch gesehen bezieht sich das darauf, ob das Rückvolumen der Kopfhörer luftdicht von der „Außenwelt“ abgeschlossen ist“, oder nicht.
Daraus ergeben sich für den Konstrukteur einige Besonderheiten, auf die ich aber nicht näher eingehen will; für den Gebrauch im (Home)Studio ist dabei folgendes relevant
Geschlossene Kopfhörer bieten eine große Abschottung gegenüber Außengeräuschen. Was für den Live-Tontechniker noch sehr wichtig ist, ist im Studio besonders für Schlagzeuger wichtig, die ohne Gehörschutz sehr schnell Gehörschäden davontragen können.
Die Schallisolierung funktioniert aber auch in die andere Richtung - das ist besonders bei Gesangsaufnahmen wichtig. Schließlich soll auf dem Gesangsmikrofon nur die Stimme der SängerIn zu hören sein, und nicht der Backingtrack.
Offene Kopfhörer hingegen verhindern die Schallübertragung weder von außen nach innen noch von innen nach außen. Dies ermöglicht ermüdungsfreies langes Arbeiten da man sich nie „isoliert“ fühlt. Das Tragen von offenen Kopfhörern fühlt sich „natürlicher“ an, und der Klang kommt einem subjektiv „echter“ vor als bei geschlossenen Kopfhörern, auch wenn die Kopfhörer ansonsten ident wären. Wenn es um kritisches Hören geht und man die Isolation nicht benötigt, ist diese Bauart zu bevorzugen.
Als Beispiel hier eine Messung, wie stark ein Geräusch von außen durch die Kopfhörer durch zum Ohr dringt (gemessen mit rosa Rauschen).
Die beiden Kopfhörer sind ident bis auf das Gehäuse, der DT770 ist geschlossen, während der DT990 offen ist.
(Je tiefer die Linie, desto stärker isoliert der Kopfhörer)
Man sieht deutlich, dass der geschlossene D770 Außengeräusche nur sehr leise ans Ohr dringen lässt, während der offene DT990 Außengeräusche nur in den Höhen etwas bedämpft.
2. Ohraufliegend oder ohrumschließend
Ohraufliegend (supra-aural) nennt man die Bauart, wo der Kopfhörer am Ohr aufliegt, dieses aber nicht umschließt. Besonders beliebt ist diese Bauart wenn das Gesamtkonstrukt möglichst leicht und klein sein soll um es einfach transportieren zu können. Viele DJ-Kopfhörer sind so gestaltet, damit sie wenig Platz verbrauchen.
Ohrumschließend (circumaural) nennt man eine Bauart, wo der Kopfhörer groß genug ist, um das Ohr vollständig zu umschließen. Damit lässt sich natürlich potentiell eine höhere Isolation erreichen. Im Studio aber besonders relevant ist, dass diese Bauart wenig/kaum Druck auf die Ohrmuschel ausübt, wodurch man die Kopfhörer sehr lange tragen kann ohne Schmerzen zu empfinden. Meines Erachtens nach ist Komfort beim Studioeinsatz absolut oberste Priorität - weder kann der Toningenieur lange konzentriert auf einen Mix hören, wenn ihm die Ohrmuscheln weh tun, noch wird die SängerIn in Stimmung kommen wenn die Kopfhörer unangenehm anliegen.
Besonders aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, in diese Liste nur ohrumschließende Exemplare aufzunehmen.
Sowohl ohraufliegende als auch ohrumschließende Kopfhörer können übrigens „offen“ oder „geschlossen“ gebaut sein, die beiden Eigenschaften schließen sich nicht gegenseitig aus.
Die Empfehlungen folgen in den nächsten beiden Beiträgen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
1. Geschlossene Kopfhörer
Satter Bass. Kein übertriebenes Monster wie die abscheulichen Beats By Dr. Dre, aber schon etwas mehr Bass um noch als „neutral“ zu gelten.
Insgesamt ein etwas „HiFi“-lastiger Klang, das heißt etwas zurückhaltende Mitten, leicht angehobene Höhen und Bässe.
Als Monitoring-Kopfhörer für zB Gesangsaufnahmen sind sie durch den leicht schönfärbenden Klang ideal geeignet. Mit etwas Erfahrung lassen sie sich auch zu Mischen verwenden, aber dafür gibt es bessere.
Nicht zu Unrecht ist der DT770 seit mehreren Jahrzehnten ein Standardtipp.
Diesen Kopfhörer hat man auf Jahrzehnte, jedes einzelne Teil ist ohne Probleme beim Hersteller als Ersatzteil erhältlich. Für professionelle Anwender kann das ein entscheidender Punkt sein.
Sehr sauberer Klang, sehr flacher Frequenzgang.
Nicht unähnlich zum DT770, aber etwas neutralere Höhen.
Sehr sauberer Klang mit etwas drückenderen Tiefmitten.
Was mich persönlich an den SRH840 immer ein wenig gestört hat ist das „klappernde“ Plastik. Ich habe keine Zweifel daran, dass diese Kopfhörer lange überleben werden - schließlich ist Shure ein Qualitätshersteller - aber haptisch fühlen sie sich etwas billig an.
Im Vergleich zu den anderen aus der Liste viel dezenter in der Basswiedergabe und sehr mittenbetont, gut um die kritischen Punkte einer Aufnahme zu beurteilen.
Typischer AKG-Vorteil: Automatisch einstellendes Kopfband - einfach Aufsetzen und fertig, kein Herumfummeln bei der Größeneinstellung wie bei den anderen hier.
Als Anhaltspunkt zum Klang, hier die Frequenzgänge.
Für die Experten: Achtung, das sind Kuppler-Messungen auf einem KEMAR-Kopf, die mit der mitgelieferten HRTF entzerrt wurden.
Für die Nicht-Experten: Diese Messungen dürfen NICHT als absolute Ergebnisse betrachtet werden.
Sie ermöglichen aber RELATIVE Vergleiche. zB.: „Die DT770 sind zwischen 2-5 kHz weniger bissig als die SRH840“.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
2. Offene Kopfhörer
Offener Kopfhörer, sehr natürlicher und sauberer Klang. Mein absoluter Favorit aus der Liste wenn es um Klang geht. Ich müsste schon deutlich mehr Geld ausgeben wollen um einen besseren Kopfhörer als diesen zu finden.
(Ich habe den K601, das ist der Vorgänger der sich zwar in puncto Konstruktion etwas unterscheidet, der Klang und die Treiber sind jedoch ident)
Typischer AKG-Vorteil: Automatisch einstellendes Kopfband - einfach Aufsetzen und fertig, kein Herumfummeln bei der Größeneinstellung wie bei den anderen hier.
Dem K612 vom Klang nicht unähnlich. Ziemlich akkurat, bedingt auch für Mastering geeignet.
Die offene Variante des DT770 (verwendet die selben Lautsprecher), demnach auch etwas angehobene Bässe und Tiefmitten gegenüber neutralen Kopfhörern.
Als Anhaltspunkt zum Klang, hier die Frequenzgänge.
Für die Experten: Achtung, das sind Kuppler-Messungen auf einem KEMAR-Kopf, die mit der mitgelieferten HRTF entzerrt wurden.
Für die Nicht-Experten: Diese Messungen dürfen NICHT als absolute Ergebnisse betrachtet werden.
Sie ermöglichen aber RELATIVE Vergleiche. zB.: „Die DT990 sind unter 300 Hz etwas basslastiger als die DT880“.
Vorab ein paar grundsätzliche Informationen, die bei der Suche nach Kopfhörern von Relevanz sind:
1. Offene oder geschlossene Kopfhörer
Der im Studio relevanteste Unterschied ist ob die Kopfhörer „offen“ oder „geschlossen“ sind.
Technisch gesehen bezieht sich das darauf, ob das Rückvolumen der Kopfhörer luftdicht von der „Außenwelt“ abgeschlossen ist“, oder nicht.
Daraus ergeben sich für den Konstrukteur einige Besonderheiten, auf die ich aber nicht näher eingehen will; für den Gebrauch im (Home)Studio ist dabei folgendes relevant
Geschlossene Kopfhörer bieten eine große Abschottung gegenüber Außengeräuschen. Was für den Live-Tontechniker noch sehr wichtig ist, ist im Studio besonders für Schlagzeuger wichtig, die ohne Gehörschutz sehr schnell Gehörschäden davontragen können.
Die Schallisolierung funktioniert aber auch in die andere Richtung - das ist besonders bei Gesangsaufnahmen wichtig. Schließlich soll auf dem Gesangsmikrofon nur die Stimme der SängerIn zu hören sein, und nicht der Backingtrack.
Offene Kopfhörer hingegen verhindern die Schallübertragung weder von außen nach innen noch von innen nach außen. Dies ermöglicht ermüdungsfreies langes Arbeiten da man sich nie „isoliert“ fühlt. Das Tragen von offenen Kopfhörern fühlt sich „natürlicher“ an, und der Klang kommt einem subjektiv „echter“ vor als bei geschlossenen Kopfhörern, auch wenn die Kopfhörer ansonsten ident wären. Wenn es um kritisches Hören geht und man die Isolation nicht benötigt, ist diese Bauart zu bevorzugen.
Als Beispiel hier eine Messung, wie stark ein Geräusch von außen durch die Kopfhörer durch zum Ohr dringt (gemessen mit rosa Rauschen).
Die beiden Kopfhörer sind ident bis auf das Gehäuse, der DT770 ist geschlossen, während der DT990 offen ist.
(Je tiefer die Linie, desto stärker isoliert der Kopfhörer)
Man sieht deutlich, dass der geschlossene D770 Außengeräusche nur sehr leise ans Ohr dringen lässt, während der offene DT990 Außengeräusche nur in den Höhen etwas bedämpft.
2. Ohraufliegend oder ohrumschließend
Ohraufliegend (supra-aural) nennt man die Bauart, wo der Kopfhörer am Ohr aufliegt, dieses aber nicht umschließt. Besonders beliebt ist diese Bauart wenn das Gesamtkonstrukt möglichst leicht und klein sein soll um es einfach transportieren zu können. Viele DJ-Kopfhörer sind so gestaltet, damit sie wenig Platz verbrauchen.
Ohrumschließend (circumaural) nennt man eine Bauart, wo der Kopfhörer groß genug ist, um das Ohr vollständig zu umschließen. Damit lässt sich natürlich potentiell eine höhere Isolation erreichen. Im Studio aber besonders relevant ist, dass diese Bauart wenig/kaum Druck auf die Ohrmuschel ausübt, wodurch man die Kopfhörer sehr lange tragen kann ohne Schmerzen zu empfinden. Meines Erachtens nach ist Komfort beim Studioeinsatz absolut oberste Priorität - weder kann der Toningenieur lange konzentriert auf einen Mix hören, wenn ihm die Ohrmuscheln weh tun, noch wird die SängerIn in Stimmung kommen wenn die Kopfhörer unangenehm anliegen.
Besonders aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, in diese Liste nur ohrumschließende Exemplare aufzunehmen.
Sowohl ohraufliegende als auch ohrumschließende Kopfhörer können übrigens „offen“ oder „geschlossen“ gebaut sein, die beiden Eigenschaften schließen sich nicht gegenseitig aus.
Die Empfehlungen folgen in den nächsten beiden Beiträgen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
1. Geschlossene Kopfhörer
Satter Bass. Kein übertriebenes Monster wie die abscheulichen Beats By Dr. Dre, aber schon etwas mehr Bass um noch als „neutral“ zu gelten.
Insgesamt ein etwas „HiFi“-lastiger Klang, das heißt etwas zurückhaltende Mitten, leicht angehobene Höhen und Bässe.
Als Monitoring-Kopfhörer für zB Gesangsaufnahmen sind sie durch den leicht schönfärbenden Klang ideal geeignet. Mit etwas Erfahrung lassen sie sich auch zu Mischen verwenden, aber dafür gibt es bessere.
Nicht zu Unrecht ist der DT770 seit mehreren Jahrzehnten ein Standardtipp.
Diesen Kopfhörer hat man auf Jahrzehnte, jedes einzelne Teil ist ohne Probleme beim Hersteller als Ersatzteil erhältlich. Für professionelle Anwender kann das ein entscheidender Punkt sein.
Sehr sauberer Klang, sehr flacher Frequenzgang.
Nicht unähnlich zum DT770, aber etwas neutralere Höhen.
Sehr sauberer Klang mit etwas drückenderen Tiefmitten.
Was mich persönlich an den SRH840 immer ein wenig gestört hat ist das „klappernde“ Plastik. Ich habe keine Zweifel daran, dass diese Kopfhörer lange überleben werden - schließlich ist Shure ein Qualitätshersteller - aber haptisch fühlen sie sich etwas billig an.
Im Vergleich zu den anderen aus der Liste viel dezenter in der Basswiedergabe und sehr mittenbetont, gut um die kritischen Punkte einer Aufnahme zu beurteilen.
Typischer AKG-Vorteil: Automatisch einstellendes Kopfband - einfach Aufsetzen und fertig, kein Herumfummeln bei der Größeneinstellung wie bei den anderen hier.
Als Anhaltspunkt zum Klang, hier die Frequenzgänge.
Für die Experten: Achtung, das sind Kuppler-Messungen auf einem KEMAR-Kopf, die mit der mitgelieferten HRTF entzerrt wurden.
Für die Nicht-Experten: Diese Messungen dürfen NICHT als absolute Ergebnisse betrachtet werden.
Sie ermöglichen aber RELATIVE Vergleiche. zB.: „Die DT770 sind zwischen 2-5 kHz weniger bissig als die SRH840“.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
2. Offene Kopfhörer
Offener Kopfhörer, sehr natürlicher und sauberer Klang. Mein absoluter Favorit aus der Liste wenn es um Klang geht. Ich müsste schon deutlich mehr Geld ausgeben wollen um einen besseren Kopfhörer als diesen zu finden.
(Ich habe den K601, das ist der Vorgänger der sich zwar in puncto Konstruktion etwas unterscheidet, der Klang und die Treiber sind jedoch ident)
Typischer AKG-Vorteil: Automatisch einstellendes Kopfband - einfach Aufsetzen und fertig, kein Herumfummeln bei der Größeneinstellung wie bei den anderen hier.
Dem K612 vom Klang nicht unähnlich. Ziemlich akkurat, bedingt auch für Mastering geeignet.
Die offene Variante des DT770 (verwendet die selben Lautsprecher), demnach auch etwas angehobene Bässe und Tiefmitten gegenüber neutralen Kopfhörern.
Als Anhaltspunkt zum Klang, hier die Frequenzgänge.
Für die Experten: Achtung, das sind Kuppler-Messungen auf einem KEMAR-Kopf, die mit der mitgelieferten HRTF entzerrt wurden.
Für die Nicht-Experten: Diese Messungen dürfen NICHT als absolute Ergebnisse betrachtet werden.
Sie ermöglichen aber RELATIVE Vergleiche. zB.: „Die DT990 sind unter 300 Hz etwas basslastiger als die DT880“.
- Eigenschaft
Grund: Textpassagen auf Userwunsch überarbeitet
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: