KONTRAPUNKT - Dissonanzbehandlung und mehr

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Hallo
dieses Thema könnte vielleicht nicht nur für mich sondern auch für viele andere eine große Hilfe sein
. ich wäre SEHR SEHR dankbar über eure antworten ...Ich übe mich zur Zeit an allen möglichen kontrapunktischen Formen und mir fällt es schwer mit der Dissonanzbehandlung , ich glaube irgendetwas falsch zu machen. Hier eben eine Auflistung wie ich Dissonanzen auflöse (klassisch)

kleine Septimen - in Oktave oder Sexte (wobei ich mir hier nicht sicher bin ob in große oder kleine Sexte da entscheidet mein Gehör wie finde ich raus ob groß oder klein ? )

große Septime - Oktave

große Sekunden - Terz oder Prime (große kleine Terz ? )

Quarte - in Terz ..( und hier bin ich mir nicht sicher in Quinte dann Sexte bevor die 2te Stimme schreitet)

Tritonus - Oberstimme Halbtonschritt tiefer unterstimme Halbtonschritt höher (große Terz) also wie ein typischer D7 Akord gibt es nciht noch mehr möglichkeiten ?

jetzt kommt noch folgendes Problem hinzu ... wenn ich harmoniefremde Terzen oder Sexten spiele also dort wo eigentlich eine kleine Terz gespielt werden sollte eine große spiele (klingt ja nicht besonders) gelten diese Intervalle auch als Dissonanzen man kann ja schließlich nicht IMMER große Terzen spielen aber wie finde ich nun raus ah hier müsste eine kleine da eine grße Terz hin .. klar was jeder weiß ist kleine Terz moll große Terz dur kleine Sexte dur große sexte moll aber wenn ich nun eine fuge improvisiere kann ich ja nicht soffort sagen da muss eine große dor eine kleine Sexte hin wie finde ich es schneller raus ich hatte noch nie Unterricht also wundert euch nicht :D . Im prinzip wird ja im doppeltem Kontrapunkt fast jedes Intervall irgendwie (besonders) behandelt außer der Terz und der Sexte wobei diese auch nicht öfter als 3 mal hintereinander vorkommen sollten.
hier kurz aufgelistet was mit einzelnen Intervallen zu tuen ist (doppelterkp in Oktavlage)

Prime - es sollte darauf geachtet werden dass beide Stimmen sich weiterhin schrittweise bewegen und zb in einer Terz landen und es sollte am besten keine vollkommene Konssonanz darauf folgen also auf die Prime.

kleine Sekunde - sollte eigentlich soffort in die Prime geführt werden

große Sekunde - Muss in die Terz oder Prime grführt werden

kleine Terz - nicht öfter als 3 mal sollen Terzen aufeinander folgen
große Terz - nicht öfter als 3 mal sollen Terzen aufeinander folgen

Quarte - DISSONANZ wird in die Terz aufgelöst auch wenn gewisse Leute die Quarte als konsonant auffassen ist und nicht aflösen darf die Quarte trotzdem nicht Parallel laufen im doppelten Kontrapunkt.

Quinte - keine Parallelen in Sexte führen bevor die 2te Stimme schreitet

Sexte - gilt dass selbe wie für die Terz

kleine Septime - in die Sexte oder Oktave auflösen

große Septime - soffort in Oktave auflösen

Jetzt bin ich mir nie sicher ob die jeweiligen Intervalle in das nächtste konsonante Intervall gefürt oder aufgelöst werden müssen ... also mit der 2ten Stimme oder während die 2te Stimme noch ihren alten Ton hällt ?

und jetzt noch mehr :p
VORHALTE - heisst ja Dissonanz auf schwerer Zeit .. darf ich nutzen aber was gilt hier jetzt als Dissonanz ???und was habe ich genau zutun ??bisher war mir egal zu unterscheiden ob es jetzt ein Vorhalt oder sonstwas ist ich habe einfach aufgelöst muss ich da noch was beachten ?

verdeckte Parallelen ,Antiparallelen
ist es wichtig darauf zu achten ??? war mir bisher total egal außer diese Antiparalelen die in die Prime laufen die kann man aber auch hören..
Vielen dank jetzt schonmal auf eure Antworten!! :great:
 
Eigenschaft
 
Das Thema Dissonanzbehandlung im Kontrapunkt (16. Jh.) lässt sich nicht über eine Intervallstruktur klären, sondern nur über die Stimmführung.
Vorweg: Kontrapunkt orientiert sich in horizontal melodischer Dimension und vertikal harmonischer Dimension sinnvoll an der Konsonanz. Man kann sagen, dass es eigentlich nur eine konsonante Struktur gibt, die durch dissonante Konstellationen spannender und farbenreicher gestaltet werden kann, sich aber immer an der konsonanten Struktur orientiert.

Folgende dissonante "Verlaufsformen" gibt es (Auswahl):
1. Vorhalt (auf schwerer Zeit) - eine Stimme ist Agens (handelnde Stimme), die andere Patiens (reagierende Stimme)
2. anspringende Nebennote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
2a. (selten) abspringende Nebennote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
3. Wechselnote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
4. Antizipation/Vorausnahme (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
5. Durchgang (auf leichter Zeit zwischen 2 Konsonanzen, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)

Man schreibt einen Kontrapunktsatz am besten, wenn man eine konsonanten Satz verfasst und ihn in einem zweiten Arbeitsgang mit Vorhalten, Wechslern, Nebennoten, Antizipationen und Durchgängen verfeinert.
So wird ein Schuh draus.
Der geübte Tonsetzer sieht die Chancen für Dissonanzen auf Anhieb, dennoch orientiert er sich an der Konsonanz.

Wichtig für die richtige Dissonanzbehandlung ist die Frage nach der Auflösung in eine konsonante Struktur. Dafür muss klar sein, um welche der 5 Dissonanzen es sich handelt und ggf. welche der beiden Stimmen Agens oder Patiens ist.
Deine Intervall-Liste mit etwaigen Auflösung ist daher größtenteils falsch. Vor allem deshalb, weil sie nicht berücksichtigt, welche Dissonanz vorliegt und welche Stimme welche Funktion hat. Es ist im KP immer so, dass eine Stimme agiert, eine Spannung aufbaut und die dann entweder in ihrer weiteren Stimmführung selber löst (für alle Diss. auf leichter Zeit) oder die Zweitstimme reagiert als Patiens und löst diese Spannung.
 
Die funktionen der Stimmen ? wie finde ich raus welche Stimme Agens oder Patiens ist ??? Habe ich bis jetzt noch nie gehört :gruebel:
 
Folgende dissonante "Verlaufsformen" gibt es (Auswahl):
1. Vorhalt (auf schwerer Zeit) - eine Stimme ist Agens (handelnde Stimme), die andere Patiens (reagierende Stimme)
2. anspringende Nebennote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
2a. (selten) abspringende Nebennote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
3. Wechselnote (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
4. Antizipation/Vorausnahme (auf leichter Zeit, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)
5. Durchgang (auf leichter Zeit zwischen 2 Konsonanzen, zu einem liegenden Ton in der Zweitstimme)

Kann vielleicht jemand 2 - 5 noch etwas deutlicher erklären ich habe versucht die Begriffe zu googlen ... und vielleicht erklären was dann genau zutun ist
 
Anhand simpler Beispiele sei's erhellt. Baß, Tenor und Alt halten die Töne G,d,h, während der Sopran sich bewegt:

2. Sopran geht von g' nach a' nach d'. Das a' ist akkordfremder, also dissonanter Ton, der zum Akkordton d' abspringt; das nennt man eine abspringende Nebennote. Abspringende Nebennoten werden schrittweise erreicht und springen in Gegenrichtung in einen Akkordton.

2a. Sopran geht von d' nach a' nach g'. Das a' ist eine anspringende Nebennote (eigentlich eine angesprungene). Sie wird sprungweise erreicht und schreitet in Gegenrichtung in einen Akkordton.

3. Sopran geht von g' nach a' nach g'. Das a' ist eine Wechselnote. Wechselnoten werden schrittweise erreicht und gehen schrittweise zurück in den Akkordton. Möglich wäre hier auch g' nach fis' nach g'.

5. Sopran geht von g' nach fis' nach e' nach d', beginnt und endet also mit einem Akkordton und durchschreitet den Raum zwischen zwei Akkordtönen in Sekunden. Das nennt man einen Durchgang.

Alle diese Dissonanzen erscheinen auf leichter Zeit, und ihre Auflösung kann auch erst beim nächsten Akkordwechsel erfolgen. Beispielsweise kann der Sopran von g' nach fis' nach e' gehen (Durchgang), während unter g' und fis' ein G-dur-Klang steht, unter dem e' ein C-dur-Klang. Zwingend erforderlich ist der Akkordwechsel, um von Vorausnahmen sprechen zu können:

4. Der Sopran geht über einem G-dur-Klang von g' nach fis', danach bleibt der Sopran auf fis', unter dem ein D-dur-Klang erscheint. Es wird also ein Akkordton in einer Stimme vorausgenommen. Wenn man so will, ist das das Gegenstück zum Vorhalt, bei dem ein akkordfremder Ton auf schwerer Zeit erscheint und der akkordeigene auf leichter Zeit nachgereicht wird. Bei der Vorausnahme wird der Akkordton auf leichter Zeit vorausgenommen und der Akkord auf schwerer Zeit nachgereicht.

Das war nicht streng nach Palestrina-Kontrapunkt erklärt, aber die Behandlung solcher Dissonanzen geht auch später noch aus gutem Grund genauso vor sich. Ich empfehle Bach-Partituren zu studieren; da ist mindestens jeder zweite Ton eine Dissonanz, die sich immer als Durchgang, Wechselnote, Nebennote, Vorausnahme oder Vorhalt einsortieren läßt; und oft genug tritt mehreres davon in verschiedenen Stimmen gleichzeitig auf.

Gibt über sowas aber auch Bücher ...
 
Danke für deine Antwort ... es gibt doch noch die sogenannte abspringende Wechselnoten oder auch sprungweise eingeführte Wechselnoten nicht ? In meinem Buch wird zwar geschrieben Wechselnoten kehren wieder zu ihrem Grundton zurück aber bei den beiden Varianten war es nicht der fall. Die Antizipation hättest du noch etwas leichter erklären können im wesentlichen ist es ja nur das vorzeitige erscheinen einer Akkordtones der im vorherigen Akkord als Dissonant galt so weit ich verstanden habe.

Kann ich all diese Arten von Dissonanzen unbedenkt erscheinen lassen ohne Rücksicht auf die Intervalle zu nehmen ? Darf dabei zwischen Stimmen eine Dissonanz entstehen ?
Und noch was also soweit ich jetzt verstanden habe anspringende Nebennote heisst erst erscheint ein Akkordton welcher sich in Richtung eines anderen Akorddtones bewegt und schließlich zu ihm wird ,
und abspringende Nebennote sozusagen das Gegenteil erst Akkordton danach Dissonanz in entgegengesetzte Richtung zum nächsten Akkordton
 
An dieser Stelle zu empfehlen ist das Buch "Kontrapunkt - Ein Lese- und Arbeitsbuch" von Diether de la Motte.
 

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